Freundes, und ohne die mindeste Hoffnung ihn retten zu können, schickte Barras sich an, den Berg hinunterzusteigcn und da wo möglich den Leichnam seines Freundes zu retten, als der erste^Alick, den er in die Tieft warf, ihm seinen Freund zeigte, wie derselbe mit den Kleidungsstücken an den Zweigen eines Busches hängen geblieben war. Es .war keim leichte Aufgabe den Freund aus dieser gefährlicben Lage zu befreien. Mit Hilfe der längen Gürtel, 'welche die Bergbewohner gewöhnlich tragen bewirkte er die Rettung und zog den Freund auf die Erhöhung hinauf. Der Bär hatte ihn gräßlich zerkratzt; aber er stand kaum auf den Beinen, als er die Hoffnung aussprach, der Bär müsse den Tod durch den Sturz gefunden haben, und den Vorschlag machte, in den Abgrund hinunter ? zu klettern, um sich zu überzeugen. Dieß thatcn sie mit vieler Anstrengung, und sie fanden das Thier wirklich auf dem Boden in den letzten Zügen. Den nächsten Morgen kehrte Barras mit mehreren Landstcuten zu dem Kampfplätze zurück, und trug mit ihnen triumphircud die Beute nach Hause.
Ein Schauspiel unter freiem Himmel.
Wir empfehlen allen Reisenden, die sich von Paris nach Straßbnrg begeben, einen Nebenweg über Coulonnniers auf einer neu gebauten Straße cinzuschlagen,,denn die Chaussee ist trefflich und die WirthStafel in jenem Städtchen ausgezeichnet wie alle, deren Daseyn sich nur auf wenige Monate hinaus beschränkt. Wir rathcn jedoch dem Reisenden, vor dcw Abfahrt der Diligence auf eine Viertelstunde vorauszugehen. Nahe bei dem Weiler Mvn- tapeine wird nämlich eine Abgabe neuer Art. von. ihm erhoben; allein wegen der Gewandtheit^ womit man auf feinen Beutel speculirt, witzd er diesen gewiß ohne Widerstreben öffnen. Es.handelt sich nämlich um eine ungewöhnliche,. künstlerische Darstellung. Zuerst vcr- «MMt der Reisende Hundegebell. Ein schwarzer Schäferhund ist als Schildwache aufgestcllt, und> leitet die Aufmerksamkeit. des Fremden asif seinen Herren., einen armen blinden In-' vallhen, dez am ChausseeGraben sitzt. Man muß zahlen, denn der Hund hartnäckigen Temperaments, laßt die Vorüberreisenden nicht
eher in Ruhe. Man mag sich jedoch trösten, denn die Abgabe ist nur der Preis eines Vil- lets für ein Schauspiel, welches' unter freiem Himmel und ohne Privilegium der Ortsbe- hördcn dargcstellt wird.
Als Vorspiel vernimmt man einen Militärmarsch, den der Blinde auf einer Vogel Orgel spielt; kaum hat cr.gccndct, so setzt eine Elster sich auf sein Haupt, und ruft mit deutlichen Stimme: ..„Bataillon, stellt Euch auf!" Sechs gefleckte Pudel bilden eine Schlacht-Ordnung. „Gewehr auf Schulter!" ruft die Elster. Die Pudel bewaffnet mit kleinen hölzernen Flinten, führen den Befehl mit bewunderungswürdiger Genauigkeit aus. „Präsentirt's Gewehr!" ruft die Elster, und findet auf der Stelle Ge- - horsam. Es folgt ein Bajonetten- Angriff.'. Die Gewehre werden geladen, angelegt, Feuer! ein Opfer fällt zu Boden, den ein Papagei spielt den Todtcn mit solcher Geschicklichkeit, als wäre er bereits vor sechs Tagen verstorben.
Nie wird man Mängel in dieser kleinen dramatischen Vorstellung wahrnehmen, so daß die Controlc des blinden Regisseurs durchaus unnöthig bleibt. Man frage die Hirten dieser Thaler von Brie, und wird nur das Lob jener Künstler der Heerstraße vernehmen.
Verschwindet die Abendsonne hinter den Pappeln der. Chaussee und den gewundenen Fluten des Morin, fo besteigt der arme Blin- > de einen kleinen plumpen Wagen, mit un-chr elliptischen, als runden Rädern; der Schäferhund mit der kleinen Pudelarmce wird vorgespannt; eine Ziege, die wahrscheinlich bcO außerordentlichen Vorstellungen als Ballettänzerin auftritt, vereint sich mit diesen Wa- gengcspann;' der Papagei wiegt sich auf dem Strohhut seines Herrn, und die Elster seht' sich auf das Kreuz des Schäferhundes. In guter Ordnung rückt die Caravanc vor, und hält ungestört ihren Einzug in das Städtchen, wo man sie als eine philanthropische Gesellschaft aufnimmt. Dort hat man den armen Freunden des Blinden das Verdienst ihres Eifers noch nicht abgesprochcn; überhaupt werden Kritiken gegen Hunde, Papageien und Elstern bisher noch nirgends geschrieben.