Aus 8tadt und l<reis Lalw

Drumherum und geradezu

Freunde gehen miteinander. Feinde Men­einander. und Gelellichaitsmenschen innnei Nur umeinander herum. Damit sehen wir schon war hinter diesen Bewegungsunterschie- üen steckt Nun ist aber das Lehen kurz, gewiß nicht lang genug kür alles, was unser a» Lebensauigaben harrt; so können wir eS uns auch nickt le > sten. viele Nmwcge zu Inacheu oder auszuweichen, selbst dann nicht, wenn es- reibungsloser ginge, schnell einmal mit einer kleinen Wendung um eine beson­ders scharfkantige Sache herumzukommen.

Also daun ger^eznl Wenn nicht ans Ver­anlagung, so doch mit dem tapseren Willen; denn auch mutig sein, kann immer wieder geübt werden. Manche Frau entdeckt da aisi einmal ihre allerschönsten Kräste. steigert sich ln Haltung und Wesen so sehr, daß sie schliess­lich nur noch Zuversicht zu vergeben hat Denn nichts braucht so viel Güte und tiei imserliches Dabeisein wie das Geradezu, und wenn es beim Mann der Weg zum Kämpfe­rischen ist zur schnellsten Ncberwindnna der Hindernisse, dann bei der Frau doch die sicherste Brücke zum Du; wom Erkennen zum Verstehen und auch gleich zum Einsatz.

Zum Einsatz ganz ohne Umwege. Denn jede Stunde ist kostbar, und immer wartet jemand auf mühseligen Strassen, der fragt dann nicht nach deiner gewinnenden Ge­schmeidigkeit, sondern ist dankbar für das schnelle Zu-ihm-kommen auf ganz geradem Weg. 1'- 8.

Werdet NSV-Klndergärtnerinl

nsx. Unter den sozialen Frauenberufen der NS.-Volkswohlfahrt ist einer der schönsten der der Kinderpflegerin oder Landkinder­gärtnerin. Die NSV. - Landkindergärtnerin­nenschulen Göppingen und Serach und die NSV.-Kinderpflegerinnenschule Tübiiigen bil­den Volksschülerinnen nach dem vollendeten 16. Lebensjahr nach einem für den Beruf der Kinderpflegerinnen vorgeschriebenen staatlichen Lehrplan aus. Die Schülerinnen legen nach- eineinhalbjähriger Ausbildung eine Abschluß­prüfung ab und leisten dann noch ein Probe­jahr in NSV.-Kindertagesstätten ab bis zu ihrer staatlichen Anerkennung als Kinder­pflegerin. Näheres durch die Dienststellen der NS.-Volkswohlfahrt.

Appell der Kriegerkameradschast Gültlingen

Vergangenen Sonntag hielt die Kriegerkame­radschaft Gültlingen im Gasthaus z.Hirsch" den ersten Appell im Jahre 1943. Mit Wor­ten des Führers eröffnete Kameradschaftsfüh­rer Haug den Appell. In einer Totenehrung wurde der Toten des Weltkrieges, der Bewe­gung und der Gefallenen des jetzigen Krieges sowie von 2 Kameraden der Kameradschaft weihevoll gedacht. In Wort und Zahl wurde dann Aufschluß über die Arbeit der Kamerad­schaft im verflossenen Jahre gegeben. Ein VortragDer ewige Soldat" zeugte vom Mut des deutschen Soldaten und fand das Interesse der Kameraden. Kamerad Christof Gacken- heimer berichtete über den Vertrag zwischen Gültlingen und Holzbronn von 1792, welcher für die Gemeinden von besonderer Bedeutung ist und jetzt vom Archiv beschafft werden konnte.

Der Goldschatz im Keller

Unglaubliches Devisenvergehen in Pforzheim

Die Pforzheimer Strafkammer hatte sich mit einem Fall zu befassen, der. ein Bild des zeit­fremden Egoismus und des Abseitsstehens von der Volksgemeinschaft darbot. Der 1882 gebo­rene Emil Werner, Bankbeamter i. R., war zusammen mit seiner Ehefrau wegen Devisen- vergchens angeklagt, weil er einen Besitz von ausländischen und inländischen Goldmünzen lange Jahre im Keller verborgen hielt, ohne ihn der Reichsbank anzubieten, wie es seine Pflicht gewesen wäre. Der Angeklagte lebt seit 1933 im Ruhestand. Außer seiner Pension ver­fügt er über ein beträchtliches Vermögen in Wertpapieren und über ein bebautes Grund­stück. Unter den teils noch in Kurs stehenden ausländischen Münzen befanden sich tschechi­sche und schwedische Kronen, holländische Gul­den, Franken u. dergl. Die außer Kurs gesetz­ten deutschen Goldmünzen waren 10- und 20- Markstücke, sie allein erreichten: den Wert von nicht ganz 10 000 Mk. Insgesamt waren es rd. 691 Münzen, davon 570 deutsche.

Der Angeklagte gestattete seiner (Mitange­klagten) Frau, die mit ihm in Ehescheidung lebt, keinen Einblick in seine Wertpapiere und Finanzmanöver. Er war mehr als geizig; z.B. gab er dem WHW. nie mehr als 30 Pfa.-l Der Goldschatz, der jahrelang zwischen Kohwn und Kartoffeln verborgen war, läge vielleicht noch immer dort, wenn die Ehescheidung nicht da­zwischen gekommen wäre. Die Wohnung wurde jedoch geteilt; Frau und Tochter bezogen eine neue Küche, in der ein Gasherd angeschlossen werden mußte. Dies hatte das Wegrücken des Küchenschrankes zur Folge, unter dem sich ein Paket mit einem Teil der Goldmünzen fand. Die Ehefrau beharrte auf ihrer Aussage, erst jetzt von dem Vorhandensein des Goldes ge­wußt zu haben, obgleich der Angeklagte sie be­lastete, sie sei schon immer Mitwisserin gewe­sen. Auf alle Fälle hatte sie den Fund zur Po­lizei gebracht, die anschließend den Goldschatz im Keller aufdeckte.

Der Angeklagte ist nicht vorbestraft. Haft­befehl gegen ihn bestand seit Anfang Oktober 1942. Das Gericht betonte ausdrücklich, daß

er seiner Gesinnung gemäß ins Zuchthaus ge­höre. Milderungsgründe verdanke er nur dem Umstand, daß die inländischen Goldmünzen nicht den Wertbetrag von 10 000 Mark erreich­ten. Das Urteil lautete auf eine Gefängnis­strafe von einem Jahr, weiterhin Einziehung der aekamten Münzen und einer Geldstrafe von 20 000 Mark. Drei Monate und zehn Tage der Untersuchungshaft werden denk Angeklagten angerechnet. Die Mitangeklagte Ehefrau wurde wegen mangelnder Beweise freigesprochen.

Organisierte Wäsrheausbrsserung

Im Hinblick auf die Notwendigkeit einer möglichst weitgehenden Werterhaltung von Kleidungs- und Wäschestücken ist die Wirt- schaftsgruppe Bekleidungsindustrie darange­gangen, bestimmte Betriebe für Nepara- turarbeitey zur Verfügung zu stellen. Den Anfang macht die Wäscheindu st r i e, die in Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel in diesen Tagen Reparaturarbeiteu aufnimmt. Der Verbraucher gibt die auszubcssernden Stücke in bestimmten Einzelhandelsgeschäfteu ab. Diese sammeln sie und leiten sie an eine begrenzte Zahl von Reparatnrbctrieben der Wäschru'dnstrie »veiler. Für eine große An­zahl von Firmen in allen Teilen des Reiches ist nach der vorgesehenen Planung die Aus­führung von Reparaturen obligatorisch An­dere Firmen können sich freiwillig beteiligen. Vorerst werden Herrenoberhemden und Sporthemden angenommen. Die Ausdeh­nung auf weitere Wäschestücke ist geplant. Um eine möglichst kurze Arbeitszeit zu erzielen, wird den anfallenden Mengen durch ..Re­paraturkarten" gesteuert. Die einzelne Re­paratur soll in längstens vier Wochen fertig- gestellt sein.

Landwirtschaftliche Berufsschullehrerin

Die bisherige hauswirtschaftliche Berufs­schule, in der die Bauerntöchter ersaßt wur­den, wird in den nächsten Monaten zurLand­wirtschaftlichen Berufsschule" umgestaltet. das beißt ihr Unterrichtsstoff wird sich künftig ganz dem Aufgabengebiet der Bäuerin an­passen. Diese Umstellung der hauswirtschast- lichen Berufsschule erfordert aber auch eine bäuerlich ausgerichtete Fachausbildung der dort tätigen Lehrerinnen.

e die^er^ Umbildung wurde deshalb

auch die Ausbildung der Lehrerin­nen an landwirtschaftlichen Berufsschulen neu geordnet, sie ist zweijährig und setzt sich zusammen aus einem einsährigen wissen­schaftlich-pädagogischen Jahrgang an einem Staatsinstitut für den landwirtschaftlichen Unterricht und einer einjährigen praktisch- pädagogischen Ausbildung an einer landwirt­schaftlichen Berufsschule. Die Voraussetzun­gen für die Zulassung sind je nach der vorauf­gegangenen Schulbildung verschieden. Nähere Auskunft durch die Landesbauernschast Würt­temberg, Abteilung Berufsfragen, Stutt- gart-W, Marienstraße 33.

ü» Küi r«

Zur Aktivierung der Leistungen im deut­en Handwerk müssen im Jahre lv-13 ie Sozialgewerke folgende Probleme in Angriff nehmen: 1. Einführung des Lei­stungslohnes; 2. Betriebseinsatz fremdländi­scher Arbeitskräfte; 3. Gesundheitsdienst; 4. LeistungSertüchtigung. Dieses Programm soll dazu beitragen, die Produktion zu er­höhen da noch viele Reserven im Handwerk mobilisiert werden können. Der Gewerke- Gedanke muß in Form von Fertigungs­ringen mit festen Auflagen für die Produk­tion seine Vertiefung auch auf der wirtschaft­lichen Seite finden.

Die stillgelegten Handwerksbe­trieb- die eine Beihilfe ans der Gemem- schaftshilfe erhalten, werden aus Antrag in der Handwerksrolle nicht gelöscht, sondern es wird lediglich ein Ruhensvermerk eingetra­gen. Nach einem Erlaß des Neichswirtschafts- ministers gilt dies auch für Handwerker, die durch Bombenschäden gezwungen sind ihren Betrieb bis zur Wiedererrichtung stillznlegcn.

Im

nd

Bereich der Wirtschastsgrnppe Grosi- und Außenhandel ist ein neuer Aule r n b e- ruf Handelssachvacker geschaffen wor­den. Dieser Anlernberuf soll in den Betrie­ben des Großhandels zur Anwendung kom­men, in denen von de» Packern besondere Fachkenntnisse verlangt werden. Es ist eine Ausbildungszeit von zwei Jahren vorgesehen.

Oer Rundfunk am Oonnerotag

Relchsvrogramm: 13.25 diS 15.55 Ilbr: Dculsiii- italienisches Austauschkonzert: 14.15 bis 15 Ubr: Klassische Overciienmusik: 15 bis 16 Ubr: Volks­tümliche Unterhaltung: 18 bis 17 Ubr: Aus Over und Operette: 17.15 bis 18.80 Ubr:Frober Fnnk für alt und jung": 19.45 bis 26 Ubr: Professor Carl Frölich: Ein Leben ttir de» deutschen Film: 20.15 bis 21 Ubr: BrabmS-Viölinkonzert: 21 bis 22 Ubr: Puccini. Richard Straus-. lOvcrnsendunal. Dentschlandieudcr: 17.15 bis 18.80 Ubr: Haudn. Mozart. Gluck: 26.15 bis 21 Ubr: Unterballnngs- mnsik: 21 bis 22 Ubr: Tänzerische Musik unterer Zeit.

/4us cke/l (Vac/rbak'Femer/rcke/l

Neuenbürg. Der Turnverein ehrte in seiner HV. eine Anzahl verdienter Mitglieder. Eine künstlerisch ausgeführte Plakette wurde über­geben den Hinterbliebenen des Ehrenvorstan­des Franz Vogt für dessen 70jährige Mitglied­schaft; an Ehrenmitglied Fritz Röck sen., Fritz Gorgus und Wilhelm Gremmer für je 60jäh- rig-e Mitgliedschaft; an Ehrenmitglied Karl Jörger für 50jährige Mitgliedschaft und an Frau Rosa Kienzle für 20jährige Mitglied­schaft. Zuni Ehrenmitglied des Vereins wurde Konrad Beutler, ^Oberlehrer i. R., ernannt.

Herrenberg. Das Deutsche Kreuz in Gold wurde Obcrwachtmeister Theo Wörner, Ge­schütz- und Zugführer in einer Sturmgeschütz- Abteilung verliehen. Theo Wörner ist der Sohn des im Weltkrieg in Nordfrankreich ge­fallenen Theodor Wörner aus Herrenbe-g.

Mein Gegenüber / «

srl kursiert

Beim Zahnarzt war es tm Wartezimmer.! Als ich eintrat, waren natürlich schon wieder eine Menge Leute da Nicht sehr erheiternd, wenn man weiß, daß man als der Dreizehnte an die Reihe kommt Aber ich bin das ge­wohnt. Es ist mir noch selten anders gegan- >wn. Ich bin zwar stets aus die Minute zur stelle, aber meine verehrten Mitmenschen scheinen eben witziger zu sein. Doch weiß ick mich iminer zu trösten. Rein mathematisch betrachtet, ist es nämlich vollständig gleichgül tig, wann ich die unvermeidliche Stunde ab sitze. Ob vorher, ob hernach. Ich finde sogai das Hernach unterhaltsamer. Da hat mar Sann nicht nur tote Wände und ödweiligr Stühle vor sich. Da kann man in lebendig; Gesichter sehen, kann sich dabei Gedankei machen, und die Zeit vergeht dann immer ganz rasch.

Mein genaues Gegenüber war diesmal ein junges Mädel. Nicht gerade eine Filmschön-

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heit, aber sie hatte was Liebes an sich, einen weichen, fast rührenden Zug um den Mund. Sie war in eine Illustrierte vertieft und so

konnte ich sie mir etwas eingehender betrach­ten. Ich überlegte mir eben, was in diesem Gesicht geschrieben stehen könnte, denn wenn man ein wenig Augen hat, kann man aus ledern Gesicht eine Geschichte herauslesen. Wohl, ich überlegte mir das. Doch dann fiel! mein Blick plötzlich auf ihre Beine.

Weiß nicht, ob es anderen Mannsleuten

ähnlich geht: an schönen Beinen kann ick nicht gut vorbeisehen. Ich bin der Ansicht, daß man sich an ihnen freuen darf. Wie man sich an einem blühenden Kirschbaum freut, an der Äbendstrophe eines Waldvogels, an einem Sonnenaufgang. Und wenn das etwa füij eine Sünde gelten sollte? So wüßte ich wahr« lich nicht, wozu sich die liebe Mutter Natur die schier endlose Mühe gemacht hat, solche Frauenbeine hervorzuzaubern. Bin. ich doch

genug, jie hat ^ahrtaujenoe, viele ^ü:,ruiu- lende in Sehnsucht und heißem Verlangen darüber gegrübelt. :

Also die Beine von diesem Mädel. Ich sage; das war schlechthin ein Triumph. Die Fessel, der weiche Ansatz der Wadei Großer Michel­angelo, warum konntest du in diesem Augen­blick nicht hier sein? Ich hätte so gern dein Urteil gehört. Du hattest gewiß ein Glück dabei gefühlt und den brennenden Wunsch, das auf der Stelle in Marmor zu formen. Vielleicht hättest du auch ein Sonett, ein Madrigal dazu gedichtet, so innig, so hin­gehend. wie du sie der einzigen Frau, die dein Herz entflammen konnte, iener Gräfin Vit- loria Colonna, gewidmet hast.

Und dann war ans einmal ein Soldaten­stiefel da. In meiner Verlorenheit war es mir ganz entgangen, daß inzwischen ein Soldat neben dem Mädel Play genommen hatte Sein Stiesel stand letzt dicht neben ihrem Fuß. Und das hatte gerade noch gefehlt Die­ser Klotz von einem Kommißstiefel und dieser 'chlanke Frauenfutz. aus hochgestöckeltem Schuh -mporwachsend; man mußte lächeln über die- es Bild. Als wenn ein Märchenriese, solch .sin klafterbreiter und ein feines, zartes Wald- Iflein sich unvermutet begegnet wären, so sollte es einem Vorkommen. Ein bißchen bang, onnte man glauben, ein bißchen neugierig ind doch wieder mit einem Hauch von Keck- cit blickte das Elflein hin nach dem Riesen:

dem wohl ganz zu trauen wäre?

Ja. ich saß da in einem stillen, säst andäch- gen Schauen und allerlei Phantasien spiel­en mir dabei durch den Kopf. Da war nun -ieser Kommißstiefel und nach dem Band zu chlietzen das der Soldat an seinem Rock trug, war zu vermuten, daß der Stiefel schon ein­mal durch eine Schlacht geschritten war. Viel­leicht stund er bald wieder mitten im Brüllen der Kanonen. Es konnte keinen größeren Gegensatz geben als diesen groben, plumpen Soldatentrittling und daneben diesen göttlich geformten Mädchenfntz. Aber es war mir den­noch, wie wenü sie irgendwie zusammenstimm- ten. Etwas Verwandtes, rührend Nahes, et­was Brüderliches und Schützendes schien sich in dem Soldatenstiefel aussprechen zu wollen. Nur keine Sorge", schien er zu sagen.Nur keine Sorge, wir sind schon noch dal"

Weiß nicht, ob ihn das Elflein verstanden hat. Ich selbst habe es jedenfalls so genom­men. Und ein starkes, stolzes Gefühl überkam mich. Ich wußte es doch schon immer, daß es uns in diesem Krieg nicht nur um die besse­ren Futterplätze ging. Es ging um viel an­dere, viel höhere Dinge. Wollen wir sie nen­nen? Ist es notwendig, sie hier mit Worten auszusprechen? Lasten wir das. Sagen wir nur dies: Die Frauen, unsere Frauen und «lies, was wir an ihnen bewundern und lie­ben, die gehören gewiß auch mit zu diesen hohen und höchsten Gedanke«.

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Ein Onkel vom Ändert hat im Hinterraintäl ein kleines Häusel", sagte das Mädchen.Dort wollen wir hinziehen. Wenn sie erst fort kommt aus dem Dundo-Wald und aus der Jagdhütte, wird die Mutter ruhiger werden. Dort gibt es keine Leute, die sie kennen. Sie ist nicht schlecht, glauben Sie das ... Es war nur zuviel für sie. Sie hat sich in den Haß eingegraben, das ist nicht gut für einen Menschen."

Die Zeit wird ihr Herz heilen", sagte Jnge- borg.Hab keine Sorge, Rosel. Dem Lebenden hilft immer noch die Zeit. Nur die Toten können nicht mehr warten . .

Der Ander! stieg jetzt wieder hinauf in da» Kar. Bald traf er die Hirten, die vorsichtig mit dem Toten herabkamen. Sie hatten den Leichnam in eine Decke gehüllt.

.Wir wollen hier warten", sagte Ändert zu den Sennern.Der Bruder des Herrn kommt über -ms Kar herab."

Die Flocken tanzten um dcn einsamen Mann, der in eine Decke gehüllt aus der Bahre lag. C» schneite gleichmäßig fort, schneite bis zum Teu­felsgrat, bis zu den Wänden. Immer dichter.

Nach langem Warten erschienen zwei Gestal- tum in dem dichten Schneetreiben. Es waren Hans Wundt und Ilse, die ihren Vater oben in der Kellerwandhütte gelosten hatte.

Sie sind es, in Gottes Namen also", sagte einer der älteren Knechte, und nahm den Hut ab. Daun gingen sie auf Hans Wundt zu.

Das Gesicht des Ingenieurs war bleich. Er wußte es schon, daß der Tote sein Bruder war. Er hatte es von einem der Arbeiter erfahren, die er auf die Teufeksstlltze befohlen hatte. Er hatte ihn unterwegs getroffen.

Hans Wundt ließ sich auf die Knie und legte die Hand auf die wächserne Hand des Toten.

Habe Dank. Tobias", sagte er leise.Ich bin so arm, Tobias, ich kann nichts mehr für dich tun. Wie immer ... Du warst stets der Gebende . .

Dann stand er auf, sein Gesicht wurde hart.

Wie ist es geschehen. Ändert?" fragte er den jungen Hirten.

Der Statz hat die Bolzen gelockert", berichtete der Hirte.Egger hat gekämpft mit ihm, oben au^ dsr Stütze. Ist aber selbst mit abqestürzt."

Ist Egger tot?"

Nein, er blieb an den eisernen Balken hän­gen und verfing sich im Turmgerüst. Auf allen Vieren ist er weiter gekrochen, die Wand herab, hat er sich zim Hütte aeschleppt. Mit dem Schrau­benschlüssel. Dann ist der Herr Tobias hinauf auf die Stütze. Mehr weiß ich nicht. Später ha­ben wir den Herrn gefunden, im-Kar."

Es ist gut, Ändert", sagte Hans Wundt.Du bist ein braver Bursche, ich will an dich denken. Lauf jetzt voraus in die Hütte. Wir wollen unse­ren Toten zu Tal tragen ..."

Während Ander! zu Tale lief, stand Hans Wundt noch lange neben dem Toten. Ilses Hand in der seinen.

Lautlos sielen die Flocken, dicht und weiß, ohne Unterbrechung. Sie hüllten das Kar bis zum Wald hinunter in ihr Winterkleid.

Sie kommen!"

Ander! hatte leise in die Hütte gerufen, um den schlafenden Egger nicht zu wecken.

Jngeborg trat vor die Tür, um den Herrn de» Hauses zuni letzten Male zu grüßen.

Sennhirtcn trugen die Bahre, die sie aus Bergstöcken verfertigt hatten. Daraus lag unter der Decke Tobias Wundt. Hinter der Bahre schritt Hans, der die weinende Ilse am Arme führte.

Knapp vor der Hütte stellten sie die Bahre auf den Boden, auf die Erde seines Dundo- Waldes. aus der Tobias Wundt so viel Kraft ge­schöpft hatte, um sein Leid zu tragen. Sein Leid und seinen Haß. Beides ebenso vergänglich w^- das Leben.

Die Männer nahmen stumm die Hüte ab. Kein Vogel ließ niehr eine Stimme erschallen, ei war Schweigen im Dunda Wald

Jngeborg neigte sich zu dem Toten, sie streij:.'

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L>L8 8ILOL8. »LRLL ch« I)ch8 VOLSIIiv 0L8 8vi-r>chrL«,

die Decke zurück. Sie sah nicht, wie Hans Wunit die weinende Ilse an sich zog und stützte. Sie sah nur die starren, feierlichen Züge des Toten.

Tobias Wundt schien zu schlafen. Seine Häiid- waren über der Brust gekreuzt, sein Kops war unverletzt geblieben.

Ich habe alles getan, was ich konnte, schienen diese ehernen Züge zu sagen. Jetzt tut ihr da- Eure ... ich kann nicht mehr . . .

Nun nahm auch Hans von seinem Brud- Abschied. Lange ließ er seine Hand auf der Stiri > des Toten liegen. Dann richtete er sich auf uu > gab den Sennern einen Wink. Sie schlugen t Decke wieder über den Leichnam und nahmen ö Bahre auf.

Ilse zog Jngeborg an sich.

Ich. danke Ihnen, liebe, liebe Ingebon , schluchzte sie.Hans und ich haben uns gefu». . in all dem Leid. Unser Leben, das Tobias u gerettet hat, wollen wir einander weihen. Ui > Sie, Jngeborg? Wie kann ich Ihnen Gutes tu i in Ihrer Einsamkeit?"

Einsamkeit macht stark", sagte Jngeborg lei . Sie wandte sich ab und warf einige weiße Blum. > auf die Bahre.

Edelweiß . . .

Die Träger zündeten setzt Laternen lin, es w dunkel geworden. Auch Jngeborg rüstete sich zu > Gehen.

Ich will ihm das Geleit geben", sagte sie u, Hans.Den letzten Weg durch seinen Wald soll er nicht allein antreten . . ."

(Schluß svlgt.)