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Beilage zum JateMgenz-Blatt Neo. 42.

Freitag, den 2. Juni 1837.

Nachricht und Aufforderung,

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Errichtung einer

Klein - Kinder - Schute

in Nagold

betreffend.

In der Ueberzcugung von dem Bedürf- niß und der Nützlichkeit einer Klein Kind er- Schulc für Nagold, haben sich die Unter­schriebene vereinigt, gemeinschaftlich dahin zu wirken, daß die Errichtung einer solchen Anstalt hier in Ausführung gebracht werde. Sie haben sich dcßhalb mit einer Anzahl hiesiger Männer und Jugendfreunde über den Zweck einer solchen Schule und die Mittel und Wege zur Einrichtung einer solchen in hiesiger Stadt besprochen, und da dieselben nicht nur ihre Ansicht über den wohlthatigcn Einfluß derselben auf die hiesige Jugend mit ihnen thciltcn, sondern auch die Sache selbst besonders wenn sic vorerst in bescheidener Ausdehnung ins Leben tritt, für ausführ­bar hielten, so wenden sie sich hicmit auch an ihre übrigen Mitbürger und fordern sie zur Mitwirkung an diesem eben so wohlthä- tigen, als den Bedürfnissen der hiesigen Ju­gend entsprechendem Unternehmen auf.

Da einem Theil des hiesigen Publikums der nähere Zweck und die Einrichtung einer solchen Schule nicht genauer bekannt scyn dürfte, so erlauben wir uns, in Folgendem dieselben kurz zu bezeichnen.

Der Zweck der KleinKinderSchulcn, so wie sie schon seit einer Reihe von Jahren in vielen Städten und Dörfern unscrs Va­terlands (auch in 2 Orten unsers Oberamtes: in Effringen und Schönbronn) beste­hen, ist zunächst der: als BewahrungöStatte 5ur Kinder von 36 Jahren zu dienen, deren Eltern den größten Theil des Tages und

Jahres dem Feldbau oder solchen Gewerben sich widmen, welche ihnen keine anhaltende persönliche Aufsicht über dieselbe erlauben. Es bedarf wohl keiner näheren Auseinander­setzung, um zu zeigen, welche und wie viele Gefahren für Leib und Seele, diesen armen Unmündigen drohen, wenn sie Tage lang in ungesunde Stuben cingcsperrt, oder aus der Straße ganz ohne Aussicht, oder unter den anderen Kindern zubringcn, und wie in diesen unbeaufsichtigten Stunden durch schlimmes Beispiel und Mangel an Zucht der Grund zu so manchem Bösen gelegt wird, das El­tern und Lehrer späterhin kaum wieder aus­zurotten vermögen. Vor solchen Gefahren sollen die KlcinKindcrSchulen die noch nicht schulpflichtigen Kinder bewahren und zugleich den Eltern die Erleichterung gewähren, mit Ruhe ihren: täglichen Erwerb nachgchen zu können. Sie sollen aber nicht allein vor dem Bösen bewahren, sondern die Kinder auch etwas Gutes und Nützliches lehren, gleichsam eine Vorschule bilden. In die empfängliche Herzen der Kinder sollen die ersten Begriffe von Religion eingepflanzt werden; ihre lebhafte Aufmerksamkeit soll aus wisscnswcrthc und nützliche Gegenstände geleitet, ihre Liebe zur Beschäftigung zweck­mäßig genährt und ihre Spiele verständig geleitet und bcaujsichrigt werden. Diese Zwecke wer­den zu erreichen gesucht, durch kurze Kin- dergcbcte, durch Vorsagen, Vorlescn und Er­klären biblischer Geschichten und anderer zweckmäßiger Erzählungen; durch Aus­wendiglernen von kurzen Denksprüchen und Berschen; vorzüglich durch Vorzcigcn und Erklären von Bildern aus der NaturGe- schichte und andern ähnlichen Fachern u. d. Hiebei sollen die Kinder besonders zu einem gesitteten Betragen, Reinlichkeit und Ordnung angehalten werden, so wie auch das Beleh­rende und der Aufenthalt im Zimmer, in der guten Jahreszeit mit Spaziergängen, Bewegung und Spiel im Freien, abwechselt.

Um diese Absichten erreichen zu können, bedürfen wir eines geräumigen, gesunden Zimmers, wo möglich mit einem freien Platze,