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Benalva, um Pulver und Blei, und was ihm an Kleidung abging, einzukaufen, und die Felle der von ihm erlegten Thicre an den Mann zu bringen. So war das Leben Llon- diriens, und aller Nachforschungen der Justiz zum Trotze konnte nichts aufgcfunden werden, das ihm zum Vorwurf gereichte.
Auf einem seiner Ausflüge nach Campillo de Arenas lernte er Catalina Azabache kennen, die ein schönes Mädchen war. Sie war die Tochter rechtlicher Acltern, insofern man solche Benennung sehr armen Leuten zutheilen kann. Er hielt um ihre Hand an, und bald wurde Catalina seine eingcsegnete Frau*). Nur kurze Zeit brachte sie jedoch Secgen in die Hütte. Kaum war ein Jahr verstrichen, so wurde er eifersüchtig und zwar ohne Grund, denn Catalina hatte nichts gethan, was ihn beunruhigen konnte. Er sagte sich, daß ein so schönes Weib unmöglich ihn allein lieben konnte. Oftmals gab er vor, auf die Jagd zu gehen, und schwärmte mehrere Tage lang um sein Haus, um seinem Argwohn auf die Spur zu kommen; dann kehrte er auch wohl plötzlich zurück, allein stets fand er die gute Catalina mit dem unbefangenen Lächeln auf den Lippen ihm heiter Willkommen zurufend.
Während der ersten Tage des Oktobers 1836 war Gonzalez seit frühem Morgen auf die Jagd gegangen; die Nacht war schon angebrochen und er war noch immer nicht zu Hause. Der Wind blies heftig und der Regen goß in Strömen herab. Catalina beunruhigte sich nicht über die Abwesenheit ihres Mannes, denn gar oft schon hatte er die Nacht in den Hütten der Ziegenhirten zugebracht. Sie setzte sich an ihren Tisch, um ihr Nachtmahl cinzunehmeu, als plötzlich an die Thürc geklopft wurde. Ein Greis und eine alte Frau, die ganz erschöpft schienen, baten um ein Obdach. „Gomcz bedrängt Cordova," sagten sic, „und seit zwei Tagen irren wir umher, ohne zu wissen, wohin. Mögt Ihr nun Carlisten seyn oder die Ca- chucha**) tragen, so habet Mitleid mit uns
7) Die Spanier nennen mnjcr äs beneäicion, nijo, <te kenc-üieioit rechtmäßige Frauen und Kinder.
**) Man nennt Cackucha eine Art Kappe, welche 1624 von den National-Freiwilligen und den eifrigsten Anhängern der Constitution getragen wurde.
und nehmet uns auf." Catalina hatte stets von ihrem Manne gehört, man solle Gutes thun und es nachher vergessen.
Sie zauderte nicht, schürte den Brasero an und vertauschte die nassen Kleider der Alten mit andern von den ihrigen und denen ihres Gatten. „Hier," sagte sie zum Greise, „nehmt dieses Kleid von Fell; Ihr habt ganz die Statur meines Gonzalez.. Sein Pellico paßt Euch herrlich." — „Ach," sagten die Alten, „auch wir hatten einen Sohn Namens Gonzalez, allein er hat uns verlassen und seit acht Jahren haben wir nichts von ihm erfahren." — „Der böse Sohn kann unmöglich mein Gonzalez seyn," sprach die junge Frau, „denn kein Tag vergeht, ohne daß er für seinen Vater Don Vincente Llondiricn und für seine Mutter Donna Dolores dc.Arurzun betet."
Bei diesen Namen entfuhr den beiden Alten ein Schrei der Ucberraschung. „Mein Sohn! mein Sohn!" riefen Beide.
Es wurde ihnen nicht schwer, ihrer Schwiegertochter zu beweisen, daß sie wirklich die Acltern ihres Mannes scycn. Diese weinte vor Freuden und bedeckte ihre Hände mit Küssen. Sie verlangte, daß sie sich zu Bette legten und da nur ein Bett in der Hütte war, so sprach sie: „Ich werde doch vor Freuden nicht schlafen können, laßt mich dafür der heiligen Jungfrau für unser Glück danken." Und mit diesen Worten lief sie in die Kapelle am Ende des Gartens, die ihr Mann gebaut hatte.
Während dieser Zeit lauerte Gonzalez in einem Hohlwege, mehr als jemals von Eifersucht gefoltert. Beim Verhör gestand er später dem Corregidor, daß cs ihm wie mit glühenden Eisen in die Brust geschnitten habe, wobei ihm eine höllische Stimme in die Ohren getönt, daß Catalina ihn entehre. Nachdem der Regen etwas aufgehört hatte, machte er sich auf den Heimweg, fest entschlossen, die Beleidigung zu rächen, welche ihm die Hölle beständig vorspicgelte.
Unweit von seiner Hütte schüttete er frisches Pulver auf die Pfanne, weil das alte naß geworden war.
So wie er die Thüre öffnete, waren die ersten Gegenstände, welche er erblickte, einige Männerkleidcr, hie und da im Zimmer zcr-