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Roosevelt versucht sich weiß zu waschen

Die Solle von Leningrad

Von unserer berliner 8 evr>t!tei»unr>

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Kv. Stockholm, 4. Januar. Ausgerechnet drei Tage vor dem Zusammentritt des ame­rikanischen Kongresses hat Roosevelt seinen Außenminister Hüll einWeißbuch" mit dem JanustitrlFrieden und Krieg" zusammcn- stellen lassen, das den Präsidenten der USA. von dem Verdacht systematischer Kriegsanstif- tungspolitik reinwaschen und der heftigen .Kri­tik weiter amerikanischer Kreise an den trau­rigen Ergebnissen der Roosevcltschrn Politik entgrgrntreten soll. Das Buch, zu dem Hall selbst das Vorwort schrieb, bemüht sich, die Anstrengung der amerikanischen Außenpolitik zur Erhaltung des Friedens in der entschei­denden Periode zwischen 1931 und 1911 zu schildern, enthüllt jedoch nur klar und deut­lich die Weltbeherrschnngsabfichten Roosevelts, des Kriegshetzers Nr. 1.

In seinem Vorwort sagt Hüll nämlich: Wenn die Grundsätze der Vereinigten Staa­ten angenommen und von den Völkern der Welt angewendct worden wären, dann hätten alle berechtigten Anlässe zu Mißstimmung und Zwistigkeiten mit friedlichen Mitteln ge­regelt werden können. Das hätte uns die Greuel des jetzigen Weltkrieges ersparen können."

Diese Ausführungen enthalten den An­spruch daraus, daß sich alle Völkerder Welt eigentlich ohne weiteres der Welt­beherrschungspolitik Roosevelts und dem von ihm getragenen USA.-Jmperia- lismus hätten unterwerfen sollen. Sie sind aber auch zugleich ein Eingeständnis, daß in Roosevelts eigenem Land Zweifel an seiner Weltbeglückungstätigkeit umgehen. Das wird noch unterstrichen durch den Zusatz Hulls, ein Studium des Weißbuches werde hoffentlich seinen Landsleuten zu klarerem Verständnis nämlich der verworrenen Poli­tik des Weißen Hauses verhelfen.

Zwischen Heuchelei und Hetze

Das ganze Buch strotzt nur so von Wider­sprüchen und zeigt vor allem den verbreche­rischen Zwiespalt zwischen dem vermessenen Anspruch, allein den Frieden erhalten zu wollen, und der s Y ste m a t i s ch e n K r i e g s- hetze Roosevelts und seiner Konsorten. Die Außenpolitik der Vereinigten Staaten von 1933 his 1939 maßt sich an, die Politik der »guten Nachbarschaft" (I) auf der ganzen west­lichen Halbkugel und in der ganzen Welt empfohlen und selber angewandt zu haben. Gleichzeitig aber wird eingestanden, daß die USA. in eineachtunggebietende Wehrfähig­keit" versetzt worden sei: Ein zynisches Ein­geständnis der systematischen Aufrüstung-, die in Wirklichkeit bekanntlich schon seit vielen Jahren vor dem Kriege mit vollem Bedacht betrieben wurde.

An einer weiteren Stelle wird versucht, die Notwendigkeit der unaufhörlichen Steigerung dieses Aufrüstungsprogramms mit dem Auf­treten deutscher Truppen an den Küsten West­europas zu begründen. Der heuchlerische Cha­rakter der Rooseveltschen Kriegspolitik, die das eigene Volk fortlaufend betrog und unter arglistiger Vorspiegelung umfassender Neu­tralitätsabsichten auf den Weg zum offenen Konflikt lockte, wird mit folgendem Satz zu­gegeben:Die Politik der Vereinigten Staa­ten mußte sich von der Jsolierungsidee der Neutralitätsgesetze weg in Richtung auf die Einsicht bewegen, daß die Achse auf die Wclt- erobcrung zielte." Während Roosevelt selber mit allen Mitteln Wcltbcherrschungs- und Eroberungspolitik betrieb, täuscht er die öffentliche Meinung seines eigenen Volkes, indem er der Achse seine eigenen imperialisti­schen Ziele andichtet. Er versucht auf diese Weise, sich selber gegen künftige Anklagen zu sichern.

Krieg gegen Japan provoziert

Geradezu absurd und selbst für amerikl Nische Begriffe unglaubhaft wird die Dai kollung in der Schilderung des Verhältnis,'! der USA. zu Iapa n. Hier behauptet Roos, velt, er sei schon am 27. Januar 1941 vo

Oe Gaulle tu LtSA unerwünscht

Sein Besuch bei Roosevelt abgesagt

Genf, 8. Januar.Daily Expreß" läßt sich von seinem Amerika-Korrespondenten in Washington melden, man sei sich an amtlicher Stelle in Washington nach nicht darüber klar, ob de Gaulle General Giraud als Leitkr der vereinigten gegen die Achsenmächte gerich­teten Front" anerkenne. Solange man hier­über in Washington keine Gewißheit habe, fei ein de-Gaulle-Besuch unerwünscht und »tragt nur zur weiteren Verwirrung der Lage bei"

seinem Botschafter in Tokio über japanische Pläne für einen plötzlichen Masscnauarifs auf Pearl Harbour unterrichtet worden, also beinahe ein Jahr vor der wirklichen Schlacht. Was liegt näher als die Frage, warum dann dieses angeblich sogar noch öfter vorhergesagte Ereignis nicht verhindert wurde? Hüll fabelt, die Vereinigten Staaten hätten Japan gegenüber jede Haltung vermeiden wollen, die geeignet gewesen wäre, Feindseligkeiten nach sich zu ziehen. 1941 sei sich Roosevelt aber dann darüber klar geworden, daß man Japan doch nicht stoppen könne. In Wahrheit bewies der Bericht des USA.-Botschafters vom 3. November 1941, der die Washingtoner Hoff- 'nuiig, Japans wirtschaftliche und finanzielle Reserven seien geschwächt und bald erschöpft, zunichte machte, daß keinerlei Voraussetzungen für einen Zusammenbruch Japans gegeben waren. Durch wirtschaftlichen Druck war Ja­pan also nicht aus die Knie zu zwingen. Diese Erkenntnis ließ Roosevelt den Krieg gegen Japan vom Zaune brechen.

Das Weißbuch gibt weiterhin klar und offen die Einmischung Washingtons.in die politischen Verhältnisse Euro­pas zu, indem es jene Bemühungen des USA.-Außenministers anführt, durch die er

der Weltöffentlichkeit den Glauben an die Ehrlichkeit der Münchener Besprechungen zu raüben versuchte. Mit der Behauptung Hulls, die damaligen Abmachungen seien nicht ge­troffen worden, um den Frieden zu sichern, waren die kriegssnchtigen Einmischungsver- snchc Roosevelts in die europäische Politik enthüllt. Das Weißbuch hütet sich natürlich, etwas über die Aufputfchung Frankreichs zu veröffentlichen, das durch Roosevelts Nn- terstützungsversprcchungen zum Krieg förmlich gedobbt" wurde. Wie Roosevelt Frankreich in den letzten Jahren für seine eigene Kriegs-

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fünfzehn Briien abqefchossen Bei Tageseinflügen über Westfrankreich Berlin, 4. Januar. Britische Luftstreit­kräfte erlitten im Laufe des Sonntagnachmit­tags bei Unternehmungen an der französischen Westküste eine schwere Niederlage. Aus einem mit Jagdschutz anfliegenden Bombcrverband wurdcn von Focke-Wulf-Jägern nach bisher vorliegenden Meldungen 15 mehrmotorige Flugzeuge in heftige» Luftkämpfen abge- schoffen.

Stalin läßt Marschall Timoschenko fallen

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tt. Gcnf, 4. Januar. Eine Moskauer Nach­richt von -er Ersetzung des Leiters -er bol­schewistischen Winteroffensive 1942/48, Mar­schall Timoschenko, durch General Schukow, hr»t in nnö

der britischen Hauptstadt sichtlich große Ncbcr- raschung hervorgerufen und reichlich Stoff zu Kommentaren geliefert. Dies um so mehr, als bis jetzt über Las weitere Schicksal Timo- schenkos Dunkel herrscht.

In London war es natürlich bekannt, welch ungeheure Hoffnungen und Erwartungen die sowjetischen Machthaber in Moskau auf die diesjährige Wintcroffensive gesetzt hatten, mit deren Organisation und Durch­führung der nach bolschewistischer Ansichter­folgreichste" militärisch? Sowjctaeneral Timo­schenko betraut worden war. Bei aller Dis­kretion gegenüber den westöstlichen Verbün­deten verhehlt man in London sichtlich nicht, daß der Wechsel im Oberbefehl der Front von Woronesch bis Stalingrad, die Timoschenko unterstand, also der Brennpunkt der bisheri­gen verzweifelten bolschewistischen Anstrengun­gen darauf zurückzuführen ist, daß die Er- "wartungen in Moskau wieder einmal ent­täuscht wurden.

Hatte Timoschenko die von Moskau unter dem Druck der bittersten Notwendigkeiten ge­steckten Ziele erreicht, so würde niemand mehr

Grund gehabt haben, sich zu beglückwünschen als Großbritannien, so unterstreicht man in London mit einer Verbeugung gegen Moskau. Es bleibe nun London angesichts der heik­len Lage nichts anderes übrig, als abzu- wartcn, ob Schnkow mehr Glück beschicken ist.

Reue Botschafter in Madrid und Tokio

Gesandtenwechscl in Stockholm

Berlin, 3. Januar. Im Zuge eines allgemei­nen Revirements im politischen Außendienst des Reiches hat der Führer auf Vorschlag des Neichsministers des Auswärtigen von Nibben- trop den Botschafter von Stohrer in Madrid, den Botschafter Ott in Tokio und den Gesandten Prinz zu Wied in Stock­holm znm 1. Januar 1943 zur anderweitigen Verwendung in das Auswärtige Amt beru­fen. Znm deutschen Botschafter, in Madrid wurde Botschafter von Moltke, zuletzt im Auswärtigen Amt. zum deutschen Botschafter in Tokio Botschafter Stahmer, bisher deutscher Botschafter in Nanking, und zum deutschen Gesandten in Stockholm der Ge­sandte Thomsen, zuletzt deutscher Geschäfts­träger in Washington, ernannt. Die Leitung der deutschen Botschaft in Nanking übernimmt als Geschäftsträger bis zur Bestellung eines neuen Botschafters der Gesandte Erich Kordt, bisher Botschaftsrat bei der deutschen Botschaft in Tokio.

Neue große panzerverlufle der Sowjets

Oie ^bveürlräwpke inr Don Oebiet ciausrn an - Inerterer Oelänckelle^vlnn in Tunesien

Ans den« Führer-Hauptquartier, 8. Januar. Das Oberkommando der Wehr­macht gibt bekannt:

Im Don gebiet dauern die schweren Ab- wehrkämpfc an. Der Feind wurde auf der gesamten Front zurückgeschlagen und verlor 38 Panzer. Bei diesen Kämpfen zeichnete sich die 6. Panzer-Division besonders aus. Unga­rische Truppen schlugen einen von starker Artillerie unterstützten Angriff der Sowjets ab. Bei einem eigenen erfolgreichen Nngriffs- nnteruehmen westlich Kaluga wurde ein feindliches Bataillon aufgerieben, 95 Kampf­stände und Bunker zerstört und Gefangene cingcbracht. Erneute Angriffe des Feindes gegen den Stützpunkt WelikijeLuki schei­terten an dem hartnäckigen Widerstand der Besatzung. Unter Einsatz zahlreicher Panzer wiederholten die Sowjets südöstlich des Jl- mensees ihre vergeblichen Angriffe. 26 Panzer wurden abgeschossen.

In Libyen wurden Vorstöße des Feindes durch Ärtilleriefeucr abgewiesen. In Luft­kämpfen verloren die Briten sechs Flugzeuge.

Eigene Angriffsunternehmnngen inTun e- sieu erbrachten weiteren Geländegewinn. Bei Tag und Nacht setzten deutsche Sturz­kampf- und Kampfflugzeuge die Zerstörungen der Hafenanlagen von Bone fort. Im Hasen wurde ein Handelsschiff von 10 000 BRT ver­senkt. Ferner wurden Bahnanlagen und ein Flugstützpunkt im tunesisch-algerischen Grenz­gebiet wirksam bombardiert. In Luftkämpfen verloren die Briten 15 Flugzeuge. Eigene Ver­luste entstanden nicht. Ein deutsches Unter­

seeboot versenkte aus einem nach Oran ein- lanfenden Geleitzug einen amerikanischen Mn- nitionsdampfer von 6000 BRT.

Die Tagesangriffe schneller deutscher Kampf­flugzeuge gegen das englische Küsten­gebiet wurden auch gestern mit Erfolg fort­gesetzt.

Bomben auf ein Krankenhaus

Der italienische Wehrmachtsbericht

Nom, 3. Januar. Das Hauptquartier der italienischen Wehrmacht gibt bekannt:Feind­liche Panzerkräfte wurden im Gebiet der Syrte wiederholt wirksam unter Artillerie­beschuß genommen. Feindliche Vorstöße im Fezzan scheiterten an dem hartnäckigen Widerstand unserer tapferen, von Sahara- Abteilungen der Luftwaffe unterstützten Be­satzungen. Im Abschnitt von Tunis wur­den von den Achsentruppen in lebhaften Zu­sammenstößen weitere Geländegewinne er­zielt. Dabei wurden zwei Panzer erbeutet und etwa zehn amerikanische Fallschirmjäger gefangen genommen. Der Tag war gekenn­zeichnet durch lebhafte Lufttätigkeit. 22 feind­liche Flugzeuge wurden im Luftkampf abge­schossen. Angriffe englischer und amerikani­scher Flugzeuge auf Orte in Tunis verursach­ten einigen Schaden. Unter den Patienten des Krankenhauses von Gabes wurden sie­ben Tote und zwanzig Verwundete gemeldet»

Nach dem italienischen Wehrmachtsbericht vom Samstag wurden in Tunesien tak­tisch wichtige Stellungen bei einem gelungenen örtlichen Vorstoß erreicht.

W. lt. Berlin, Januar.

Fast eine Million Menschen sollen im Ver­laus des vergangenen Winters in Leningrad umgekommen sein. Diese Zahl ist eine Schät­zung und läßt sich nicht beweisen. Wohlweis­lich haben die Sowjets das Geheimnis ge­hütet, das für die Außenwelt bisher über dem Schicksal der einstigen russischen Hauptstadt lag. Trotzdem sickerten immer wieder Einzel­heiten über die Schreckeriszuslünde durch, unter denen vierundeinhalb Millionen Menschen während eines Winters, wie er seit hundert Jahren nicht mehr gewesen war. gefroren, ge­hungert und gelitten haben. Heute beginnt sich der Schleier vollends zu lüsten, der die Winterhölle von Leningrad bislang vor unseren Augen verbarg.

Im Frühjahr dieses Jahres wurden aus Leningrad eine größere Anzahl Professoren und Wissenschaftler evakuiert. Sie kamen in die Bäder des Kaukasus, wo sie sich größten­teils auch noch heute, im Bereich deutscher Truppen, befinden. Es ist erschütternd und belehrend zugleich, diese Augenzeugen, die -das Leid jenes Leningrader Winters am eigenen Leibe erlebten, persönlich zu hören, zu fragen, sich von ihnen berichten zu lassen. Was ein junger Dozent der Leningrader Universität und ein älterer Wissenschaftler, der zuletzt ebenfalls Lehrer an einer höheren Studien­anstalt in Leningrad war, erzählten, auf­schrieben und aussagten, ist im folgenden Tat­sachenbericht nüchtern und sachlich ausge­zeichnet.

In den letzten Jahren vor dem Kriege waren die Ernährungsverhältnisse in Lenin­grad im allgemeinen befriedigend, da die Hauptstädte der Sowjet-Union mit Lebens­mitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs bevorzugt versorgt wurden.

Die Preise kletterten

Diese an sichnormale" Lage änderte sich jedoch plötzlich, als deutsche Truppen immer näher in den Bereich der Stadt kamen. In der Erwartung des deutschen Angriffs be­gannen die Sowjetbehörden panikartig Le­bensmittelvorräte aus der Stadt zu schaffen, so daß, nachdem auch noch in den sogenann­ten .Medajewschen Lagern" ein Brand ge­wütet hatte, der Bestand an Lebensmitteln zusehends schwand. Die gleichzeitig einsetzende Flucht der Bevölkerung aus der Stadt es handelte sich vor allem um Angehörige von Kommunisten, um Juden und anderewohl­habende" Leute verursachte eine weitere Abnahme der Vorräte, da für die Reise be­deutende Mengen von Lebensmitteln gekauft und gehamstert wurden. Von jetzt ab erfolgte der Verkauf der Lebensmittel nur noch auf Karten. Die Märkte wurden leer, und es setzte ein allgemeiner Tausch- und Schwarzhandel mit Lebensmitteln ein.

Das allmählich immer stärker werdende Umsichgreifen des Tausch- und Schwarzhan­dels hatte auch eine andere Ursache: Die sehr bald darauf erfolgte Herabsetzung der Lebensmittelrationen, und zwar in der Kategorie I (für Arbeiter) auf 200 Gramm, in den Kategorien II und HI (für Angestellte undNichtarbeitende") auf 125 Gramm Brot täglich. Da von diesen Rationen kein Mensch leben konnte, suchte sich ein jeder aus eigene Faust Lebensmittel zu besorgen. Die Preise im Schleichhandel wuchsen im Lause des Win­ters zu gewaltiger Höhe.

Als Verkäufer im Schwarzhandel nahmen auch Militärpersonen teil, besonders Offiziere, die über eine reichliche Zuteilung von Lebens­mitteln verfügten. So kamen Kriegsflieger unter dem Vorwände einer Abkommandierung von außerhalb mit ihren Maschinen nach Leningrad. Sie brachten aber tatsächlich nur Lebensmittel mit, welche sie gegen Stoffe und Wertsachen eintauschten.

Sülze aus Tischlerleim

Reines Brot gab es schon längst nicht mehr, nur mit Surrogaten (zum Beispiel Viehfntter) vermischtes. Auf der Straße vor Er­schöpfung liegen bleibende Men­schen wurden durch die Milizionäre ihrer Lebensmittelkarten beraubt, die dann weiterverkauft wurden. Weil Gemüse so gut wie überhaupt nicht zu erhalten war, herrschte Vitaminmangel. Die Folge war die Verbreitung der Atrophie. Die Bevölkerung trank in großen Masten gekochtes Master als Tee-Ersatz. Aus Tischlerleim, der zu 30 Rubel die Tafel verkauft wurde, kochte manSülze".

Zu Beginn des Krieges waren in den Be­trieben und Fabriken Kantinen eingerichtet worden, in denen die Arbeiter'gegen Abgabe von 25 Gramm Grütze und >0 Gramm But­ter der Lebensmittelkarten eine Suppe aus Kohlblättern sowie einen Hirsebrei erhielten. Jetzt wurde in diesen Diätküchen und Speise­häusern eine .Hefe"-Suppe verabfolgt, die aus Zellulose gewonnen war. Ein Teil der Todesfälle ist zweifellos aus diese Art .,Diät"-Nahrung zurnckzuführen. Besseres Esten gab es nur in verschiedenen bevorzug­ten Speisehäiisern. so im Hanse der Wissen-