Wir flehen, hochgeehrte Herrn! Gewähren Sie die Bitte gern.

Sie fließt au» unfern Herzen Ein Maienfest! ein Maienfest!

Wir laden Sie als Freund' und Gast Zu unfern Jugend.Scherzcn.

Die Verschmähte.

Novelle.

Ihr Haupt auf die Hand gestützt und mit thrä- ncnden Augen düster vor sich hinschaucnd, saß Donna Mcnzia i» ihrem Gartenhause, und in Schmerz erregende Gedanken vertieft, wurde sie nicht gewahr, baß die Duenna vor ihr stand und sic schon drei­mal gerufen halte. Endlich fiel ihr Blick auf die ungeduldig werdende Dienerin «und diese meldete: daß Donna Ines schon seit geraumer Zeit im Garten harre, um ihre Freundin nach langer Tren­nung wieder zu umarmen.

,,Führe sie zu mir!" gebot Mcnzia. ,,Ach die werthe Iugendgespiclin kommt zu keiner guten Stunde. Ich werde ihr kein frohes Willkommen entgcgenrufen könne», denn meine Seele ist voll Trauer!"

Die Thürc öffnete sich und beide Freundinnen fielen einander weinend um den Hals. Verliere die Zeit mir keiner Entschuldigung, daß Du mich so und nicht anders empfängst; sagte Ines. Ich kenne schon dein Schicksal, Du arme Gekränkte, weiß, daß der schändliche Herando di Monta- legre Dich treulos verlassen und dem Hohne preis- gegeben hat. Die Kunde von seinem fluchwürdigen Leichtsinn hat mich schon auf der Reise hierher er­reicht, und mein Herz mit Abscheujgcgen ihn erfüllt, Weine Deinen Schmerz an meinem Busen aus, v theure, schwer beleidigte Freundin. Was ich vermag, um Dich zu trösten, will ich freudig thun mit Dir Dein Leid empfinden, mit Dir weinen, mit Dir klagen und dann Dich rächen!

Rächen !" fuhr Menzia erschrocken empor und sah die Iugendgefährtin fragend an.

Ja, Du Arme! Die brennende sWunde der verschmähten Liebe wird durch^Rache nur gekühlt, und Rache soll Dir werden! Mein Gemahl darf sich rühmen, einer der ausgezeichnetsten Lieblinge des jungen Königs zu scyn. Es wird ihm nicht schwer werden, diesen, so wie den Minister gegen den stolzen und treubrüchigen Herando einzunchmen. Schon seh ich im Geiste den Elenden gestürzt und schmachvoll von dem Schauplatze seiner Eitelkeiten

verbannt. Schon hör' ich, wie die neue Geliebte, welcher er Dich aufopfcri, ihn, da er nicht mehr im Glanze des Glücks, sondern als ein Unglückli­cher vor ihr steht, mit höhnenden Worten empfängt, und ihm dann trotz seines Flehens, trotz '«seiner ohnmächtigen Wuth mit empörendem Stolze den Abschied gicdt dann Mcnzia wird ein Tag des Triumphes für Dich erscheinen, der Dich entschä­digen soll für diese Stunden des Grames.

O wie sehr verkennst Du mich, wenn Du wähnst, daß ich eine solche Gcnugihuung wünschen könnte. Meine Liebe zu Herando war keine wilde Leidenschaft, die, wenn sie verschmäht wird, durch Rache sich befriedigen läßt; nein Ines, sie war ein milderes, edleres Gefühl, das unvergänglich ist, und das ich, so hofft mein Herz, Mil hinübertragcn werde in ein besseres Jenseits. Nie, »immer kann ich den Ungetreuen hasse» ach ich werde ihn lie­ben bis zum Grade, obgleich mein Selbstgefühl eS vielleicht nicht zugeben wird, daß ich diese Em­pfindung je gegen ihn noch äußere. Aber Dir, der Freundin, zeige ich mich, wie ich bin; Dir vertraue ich Alles. Willst Du etwas thun, was mich tröstet, so suche Hcrando's Glück, statt seinen Untergang zu befördern. Jede Rache, die Du an ihm nähmest, '«winde mich noch unglücklicher ma­chen."

D Du Edle, .womit hat der Elende eine solche Liebe verdient. Wärest Du so häßlich, als Du schön bist, so würde ihn schon, wenn er Gcdächtniß für empfangene Wohlthalcn hätte, die innigste Dankbarkeit an Dich ketten müssen. Denn als vor achtzehn Monden die große Verschwörung gegen den Staat entdeckt, und er als Mitwisser d.rsclben vor ein strenges Gericht gezogen wurde, warst Du es ja nur allein, die ihm durch einen Fußfall vor dem Könige die Freiheit rettete. Hätte Deine Liebe nicht jenen seltenen Schritt gewagt, so schmachtete der Undankbare noch heut, vielleicht für sein gan­zes Leben in schimpflicher Gefangenschaft, oder in schmachvoller Verbannung. Und welcher Lohn ist Dir von ihm geworden. Nein Menzia, ich muß den Abscheulichen hassen, wenn ich Dich auch nicht an ihm räche» soll. Mein Herz ist leidenschaftli­cher als das Deine, und ich würde, wenn ich die Verschmähte wäre, jetzt nichts empfinden, als Wuth und Rache. Ich bewundrc Dich, Menzia, aber nachahmen könnt' ich Dich nicht."

So sagte Ines und schied für heute von der trauernden Freundin, um nach der Stadt zurück« zueilen; denn schwarze Wolken hatten sich am Ho­rizonte aufgethürmt und verkündeten ein schweres Gewitter.