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Bordeaux erhaltenen Nachrichten zufolge, ihr alter wackrer Vater noch lebe, und daß cs ihm. den äußern Umständen nach, wohlgebe.
Ein Meer von Wonne und Entzücken umwogte jetzt die Glückliche, die noch am heutigen Morgen sich in düstrer Verzweiflung de» Tod gewünscht hatte. Alle die ausgestandene» Leide» lagen nun wie ein langer böser Traum hinter ihr, aus dem sie in den Armen des Geliebten erwacht zu seyn
s^An"'ihrcs Raimond's und dessen Oheims Seite, der sie hocherfreut als seine künftige Tochter willkommen hieß, verließ sie in der Frühe,des nächsten Tages den Welikheilj, welchen sie einst mit gram- erfüllter Seele begrüßt, und wo sie so viele harte Prüfungen erduldet hatte, und schiffte von den Segenswünschen JffuffS begleitet dem theuren Vater-
*""Einer »blhigcn Ausbesserung wegen mußte das Schiff in den portugiesischen Hafen von Setuval Einlaufen. Als Manuele an's europäische Land stieg, näherte sich ihr ein armes Weid und bat um eine milde Gabe. Raimond warf derselben ein Goldstück zu, i» diesem iAugcnblickc aber that die Bettlerin einen lauten Schrei und stürzte zu den Füßen der erschrockenen Manuele nieder. Diese warf eine» Blick auf die Hinsinkende und erkannte in ihr die leichtsinnige Ignetz, Brüssieres erste Gattin- Nach ein paar Minute» erholte sich die Letztere und erzählte auf Befragen: daß ihres Mannes Vermögen in St. LouiS von dem Gouvernement, als dem Staate verfallen, eingczogcn worden, und ihr nichts als der Wandcrstab übrig geblieben sey. Ein spanisches Fahrzeug habe sic nach Europa mitgenommen, und an dem Cap Vincent an's Land gesetzt. Von dort sey sie nach Setuval, ihrer Vaterstadt, gewandert und führe hier ein trauriges Lebe», indem ihr Vater, ein vormals nicht unbemittelter SeeKapitain, rheils durch einen Schiffbruch, thcils durch Verschwendung um all' sein Vermögen gekommen und im Elende gestorben sey.
Manuele erkannte die Hand der strafenden Nemesis; aber weit entfernt, sich dieser Genugkhuung ru freuen, fühlte sie vielmehr inniges Mitleid mit her unglücklichen Jgnetz. und schenkte ihr eine volle Börse. Die Portugiesin bedeckte die Hand der edelmüthigcn Wohlthäterin mit Thränen des Dankes und der aufrichtigen Reue, und gelobte: nie dieser Stunde zu vergessen.
Nach einer vierzchniägigen sehr glücklichen Fahrt» landete das französische Schiff an seinem Bestimmungsorte in Bajonnc. Von hier aus machte Manuele, Raimond und dessen Onkel die Reise nach Bordeaux zu Lande und die treue Tochter genoß für so manche schwere Prüfung das süße Glück, nach Jahre langer Trennung wieder an dem Herzen des biedern Vaters zu ruhen. Der alte Peroult
ward fast kindisch für Freude, und ließ in mehreren Tagen die geliebte Tochter, die um der kindlichen Pflicht willen so große Ovfer gebracht, und so vieles ausgcstanden hatte, nicht vvn seiner Seite.
Nach einigen Monaten reichte Manuele ihrem . Raimond die Hand vor dem Altäre Und folgte ihm nach Paris. Auch Vater Peroult, der sich nicht mehr von seinem einzigen Kinde trennen wollte, * zog, nachdem er seinen Handel mit Ehre» und Vor- thcil niedcrgelegt hatte, zu seinem braven Eidam und alle bildeten nun eine höchst zufriedene Fami- milie, die das ihr gewordene späte Glück um so höher schätzte, jals cs durch Tugend, Glauben und Verdienst errungen worden war.
Manuele beschenkte ihren Gatten mit zwei herrliche» blühenden Knabe», welchen sie die Namen Ianko und Henri gab, zum immerwährenden heiligen Andenken an jene Edeln, die ihre Treue und Freundschaft mit dem Lode besiegelt hatten.
Antwort
auf die Klage eines Ehemannes
in Nro. 75.
Als Panegyricon zu Wielands ,,Was uns von jeher zum Bösen.versucht"
WaS^lächelnd von jeher den Gram betrog. Das enge Herz zur Freude erweitert,
Die schwarz umwölkte Stirn' erheitert. Wann Furche sich drauf in Furche zog;
Die Krone der Schöpfung das liebliche Wesen, Vor dessen Dascpn das männliche Herz Ein Fahrzeug ohne Compas gewesen;
Die Hand, die besänftigend jeden Schmerz, Des Himmels Wonne auf Erden verteilet, DeS Schicksals blutende Wunden heilet; Das, ohne welches die ErdenSphäre Nur wüste und leer, das Leben die Hölle, Ein Dornpfad ohne Rosen wäre.
Das Weib ist der Freuden, des Trostes
Quelle.
K. Ohnehalstuch! Erscheine! ES! Weine!
X. Y.