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Wdchentliche Frucht-, Fleisch- und Brod - Preiße.
In Freudenstadt,
den 19. September i3Z5
Dinkel i Schfl. Kernen i Schfl. Roggen i — Haber i — Gersten — Linsen Sri. Erbsen t —
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Manuele.
(Schluß.)
,.Begebt Euch ohne mich auf den Weg und suchet Euch eine bequeme Nachlherberge," sagte Manuele: ich bleibe noch „in dieser Hütte; an diesem Orte des Jammers sey heut mein Platz, denn dieser Unglückliche, der ein Opfer der unmenschlichsten Willkühr wurde, ist mein Garte. Ich kann ihn nicht in seiner Todesangst verlassen."
Die Mauren entfernten sich mit dem Versprechen: morgen in aller Frühe wicdcrzukommen und anzufragen: ob die Reise fortgesetzt werden solle.
„O du Engel des Himmels!" rief Brüssiere, als er mit Manuelen allein war: „ich habe dich ausgesioßcn in Jammer und Elend, ich habe dich um die schönsten Jahre deines Lebens schändlich betrogen — und du vergilst mir alle meine an dir begangenen Frevel mit so unendlicher Liebe! Wenn eine ewig weise Gerechtigkeit La droben walket — und eine solche ist vorhanden, das fühl' ich an der Grenze meines irdische» Daseyns — so muß dir noch süßer Lohn zu Thcil werben. Wenn du dich bann des verdienten Glückes freust, so deute ohne bittres Gefühl an Brüssiere und bete für seine Seele.
Das will ich, Unglücklicher! erwiedertc schluch- gend Manuele. Ach könnt' ich doch Lein Leben retten, ich würde jetzt, da dein Herz zur Lugend sich gewendet hat, dein glückliches, still zufriedenes Weib seyn.
„Ich aber wäre eines häuslichen Glückes nicht würdig," antwortete Brüssiere: „darum ist cs so besser, daß ich scheide. Wenn du in unser Vaterland kommst, Manuele, so bringe deinem Vaicr meinen letzten Gruß; ich lass' ihm alles Unrecht abdilten, was ich ihm einst in meinem frechen Ue- dermuthe angethan. Auf mein in Bordeaux befindliches Vermögen, wen» solches der Staat nicht cin- gecogcn hat, hast du gültige Ansprüche, denn Lu bist dort als meine rechtmäßige Gattin anerkannt."
Ich will cs der armen Jgnetz mehr entziehen, die vielleicht noch hülfloser ist, als ich, und es außer dem nur noch mehr seyn würde. Was ist nach deiner Schicksalswendung aus ihr geworden ?
„Ich weiß es nicht, aber ich fürchte, baß fle in Noch und Jammer schmachtet. Ach, auch diese Unglückliche Hab' ich ins Verderben gestürzt; o ich Elender! meiner Sünden Zahl ist groß!"
Gottes Gnade ist noch größer! tröstete Manuele den Sterbenden, dcr von jetzt an immer schwächer ward. Ste beietc ihm vor; mit.leiser Stimme wiederholte er ihre Worte, bis der letzte Moment seines Todeskampfs seinen Sinn verwirrte. Noch che die Nacht entschwand, war er verschieden. Mitleidsvoll drückte ihm Manuele die Auge» zu-
Erst ein paar Stunden nach Aufgang dcr Sonne klopften die zurückkehrenden Mauren an tue Thür dcr Hütte. Manuele öffnete. Ihre beide» Reisebegleiter traten ein und ihnen folgte» auf dem Fuße zwei »ach türkischer Sitte gekleidete Männer, deren wildes Ansehen schon auf den erste» Blick Schrecken einfiößtc.
„Sieh' da, der kecke Christenhund ist tvdt!" begann einer der letzter», indem sei» Auge die Leiche Brüssicres gewahrte. „Nun ich Hab' es mir gleich gedacht, daß er die Strafe, die nur im gerechten Zorne über seinen Trotz an ihm übten, nicht übcrstehcn würde!"
Manuele erkannte mit Schauder: daß diese Furcht erweckenden Gestalten die Mörder ihres Mannes scyen. Aber dieser Schauder erhöhte sich bald zum Schreck und Einsetzen, als der wilde Sprecher also fort fuhr: „Der elende Sklave hat sich nicht bezahlt gemacht, ich habe ihn für keinen geringen Preis gekauft; laß sehn, ob ich an seinem Weibe wieder verdiene, was ich durch ihn verliere; sie wird auf dem Sklavenmarkte zu Algier nicht die schlechteste Waare seyn."
Manuele erbebte. Sie traute ihren Ohren kaum und mußte sich besinnen, ob sic wache oder träumc» Doch bald gewann sic die furchtbare Uebcrzeugung: daß man den abscheulichsten Verrath an ihr begehe, als einer dcr Mauren, die ihr Haffun zu schützenden Begleitern mikgegebcn hatte, vortrat und sie mit folgenden Worten anrcdete: „Wir werben von heut au Deine Reisegefährten nicht mehr seyn, schöne Christin. Du wirst jetzt diesen Männer» folgen, d,e Dich von uiM gekauft habe»: Füge Dich geduldig in Dein Schicksal und verschlimmere Dein Loos nicht durch unzeitigen Trotz. Dieser Lodts den Du Deinen Gatten nennst, sey Dir ei» warnendes Beispiel!"
„Elende Verräther!" rief Manuele entrüstet: „ich bin ei» freies Weib durch Eures Herrn Gnade. Mit welchem Rechte könnet Ihr cs wagen, Mich diesen Unmenschen zu verkaufen?"
„Gewalt und List," antwortete der Maure lachend, vertreten bei uns die Stelle des Rechts. Das ist bei den meisten Völkern so gebräuchlich und ihr Europäer machet wohl auch kerne Ausnahme ?"
„O Ihr Nichtswürdigen, wie werdet Ihr Euch erdreisten können, vor Eures Herrn Angesicht zu erscheinen ? Habt Ihr auch bedacht, was Ihr thul?