heftigsten KrLmpfe» verschied. Sie fand ihr Grab i» dem glühenden Sande der Sahara. Manuele trauerte um ihre ehemalige Beschützerin mehr als deren Söhne und Anverwandten, und sie war die Einzige, welche der Verstorbene» Thräncn der Erinnerung weihte. Aber mit denselben vermischten sich auch Zähren dem eigenen Schicksal geweint. ^Auch du wirst wohl in dieser öden, unermeßlichen Steppe deine Schlummcrstätte finden und kein liebendes Wesen wird hier um dich trauern." So sagte die arme Gefangene zu sich selbst, als die reiche der Alten mit dürrer Erde bedeckt wurde.
Mit manchen Mühseligkeiten und Beschwerden kämpfend war die Horde bereits acht Tage lang i» die Wüste hincingezvgen, und halte bisweilen einen etwas fruchtbaren Lagerplatz grhßtcntheils aber nur llnwtrkhbarc und keinen erfreulichen Anblick dar- dmende Gegenden gesunden. Auch war dem Zuge bisher kein menschliches Wesen begegnet. Endlich am neunten Morgen der anstrengenden Wanderung > erblickte man in der Ferne Kamcelc und vermmheic § nicht mit Unrecht, auf eine Karavane zu stoßen.
Einige Laobes wurden schnell vorausgesandt und kamen mit der Nachricht zurück, daß ein maurischer Stamm hier sein Lager aufgeseblagen habe. Bald erblickte man auch ein paar stattlich gekleidete Mauren, die auf berberischen Pferden heranspreng- tcn und bei de» Führern der Horde anfrage» ließen : ob sic Sklaven zum Verkauf mit sich führten ?
,,Nur ein weißes Weib!" wurde den Fragern zur Antwort und Manuele erschrack und schnudcnc, den» nun sah sie ihr Schicksal entschieden. Sic wurde den Mauren vorgestellt, welche sie mit lüsternen Blicken betrachteten und sogleich den Laobes das geforderte Kaufgcld bewilligten. Die Unglückliche mußte nun ihren neuen Gebietern zur Kara- vanc folgen. Alles was sie dort sah, zeigte von Reichthum und Wohlstand. Mehr als zwanzig schöne geräumige Zelle von prächtiger Leinwand standen ausgcschlagen und in den zierlichsten derselben lagen damastene Decken und Ruhcpolster aus dem Boden. Die Mauren waren alle gut gekleidet, sogar die Knechte, welche sich um die Kameele und Pferde, deren es eine Menge gab, beschäftigten, hatten reinliche Gewänder an. lleberhaupl herrschte zwischen diesem Lager und dem der Laobes ei» gewaltiger Abstand. Aber Manuele wäre, obgleich sie in der letzten Zeit bei der elenden Horde keine gute Behandlung erfahren hatte, gern zu derselben wieder zurückgekchrt, denn der neue Wechsel ihrer Lage schien ihr noch unheilbringender zu scyn, und nur zu bald bewies cs sich, daß diese trübe Ahnung keine trügerische scy.
Manuele war »och keine Viertelstunde bei der Karavane, so geriethcn die beiden Maure», welche sic von den Laobes gekauft hatte», über ihren Besitz in einen heftigen Streit. Jeder wollte die schöne Sklavin als alleiniges Eigenthum für sich behalten und dem andern die Hälfte der ÄaufSumme wieder erstatten. Trotz aller gütlichen Vorstellun
gen der übrigen Männer, welche als Vermittler auftraien, wich keiner der Streitenden von seinem Vorsatze ad und beide erhitzten sich nach und »ach so sehr, daß sie endlich die Dolche zogen und einander feindlich ansiclen
Manuele schauderte bei diesem schrecklichen Auftritte; er mochte enden wie er wollte, ihr fiel doch ein Loos, vor dem ihre Tugend erbebte. „O ich Unglückliche! " seufzte sie still für sich, ,,so bin ich auch noch bestimmt, blutigen Zwist unter fremde Mensche» zu säen, der für mich nur böse Früchte bringen kann. Ä ewige Vorsicht, wache über mir, denn nahe bin ich dem Verderben!"
Während sie in der Angst ihres Herzens also betete, halten die Kämpfer sich gegenseitig schon einige leichte Wunden beigebracht und drangen, dadurch nur noch mehr gereizt, immer wüthender widereinander ei». Da erschien plötzlich auf einem milchweiße» arabischen Roste ei» höher Mann in prächtiger türkischer Kleidung, den Kopf mit einem kostbaren Turban voll schöner Steine und Strauß, federn geziert, und sprengte, den Kämpfern ein donnerndes Halt zuhcrrschend, auf den Kampfplatz. „Haffun, unser Oberhaupt l" riefen Alle ehrerbietig und stoben wie Spreu auseinander.
Manuele schaute empor und erblickte eine her- rerischc Mannsgesialt von edlem Wüchse und majestätischem Ansehen, auch das Gesicht wäre schön zu nennen gewesen, wenn aus den Zügen desselben nicht eine wilde Lcidenschafilichkeit nur zu deullsch hcrvorgeleuchtct hätte.
,,Was giebt es hier?" fragte der Häuptling des Maurenstammes, der mit seinem Gefolge von einem Jagdriir zur Karavane eben zurückgekchrt war, und schon in einiger Weite de» Kamps bemerkt hatte. ,,Warum zerfleischt Ihr Luch so wülhcnd, Rasende?"
,,Um dieser Sklavin willen!" antwortete ei» Dritter. ,,Beide habe» dieselbe vorhin von jener dort lagernde» LaobesHvrde gekauft und Jeder will sie nun allein besitzen, keiner dem andern sic gutwillig überlassen."
Haffun warf jetzt einen SatyrBlick aus die bebende Manuele. .,Ein schönes Weil»!" sagte er und ans seine» Auge» blitzte ei» wollüstiges Feuer. ,,§ührwahr ich muß Euch verzeihen!" fuhr er zu den Streitern sich wendend fort: ,,dieser Preis ist schon des Ringens werlh. Doch damit der Kampf ein Ende hat und sich keiner von Euch eines Vorzugs vor dem andern rühmen, keiner de» andern beneiden und hassen darf, so will ich die Sklavin für mich behalte» und Euch den Kaufpreis doppelt ersetzen."
Murrend fügten die beiden Mauren sich in den Ausspruch doch sah man es ihnen an, baß sic die Beute lieber einem Dritten gönnten als dem Nebenbuhler.
(Fortsetzung folgt.)