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rem Führer blindlings durch wildoerwachscncs Gestrüpp gefolgt. Gedankenvoll stand sie jetzt noch vor dem Stein, welcher ihr zum Ruhesitz gedient halte, Und schwankte hin u. her, nach welcher Gegend sic ihren Lauf nehmen solle. Da wurde ihr auf einmal von der Nothwcndigkcit eine Richtung bestimmt. Den» plbtzlick liest sich ein starkes Geräusch hören und die erschrockene Manuele erblickte in einiger Entfernung durch die Bäume einige große Affen, die aufgericl.tct und mit langen Knitteln in de» ober» Pfoten, durch das Dickicht des Waldes auf sie zuschritten. Die Furcht vor diesen Ungestaltet! gab der Schwankenden schnelle Entschlossenheit. Sie floh, um nur der augenblicklichen Gefahr zu entgehen, auf der entgegengesetzten Seite eiligst von dannen. Die Angst gab ihr Kraft und Behendigkeit, durch die dicksten Gesträuche wand ste sich Pfeilgeschwind. Fast eine halbe Stunde setzte ße ihre Flucht ununterbrochen i» geradertzRichtung fort; da geboten ihr Erschöpfung und gänzliche Athemlssigkeit still zu stehen. Sie sah sich scheu um, und bemerkte, daß die gräulichen Verfolger ihr nlcht mehr nahe waren. Nun wurde ihr etwas rvohler um'S Herz und sie fing an, die Gegenstände um sich her mit mehr Ruhe zu betrachten. Die Gegend, in der sic sich jetzt befand, hatte eine ganz andere Gestalt, als die vorige. Der dichte große Wald von Gummi-Bäumen und Bambus lag hinter ihr und vorwärts breitete sich eine Ebene aus, die hier und da mit Sennes- und Saflorsträuchern bedeckt war,
Obgleich Manuele froh war, auS der düstern Wildniß gekommen zu seyn, so machte ihr doch der Gedanke: daß sie nun vom Senegal sich weit entfern: und eine ganz entgegengesetzte Richtung eingeschlagen haben müsse, nicht ge> ingen Kummer. Denn sic hatte gehört, daß die Ufer dieses Flusses bis zu den Wasserfällen des Fclou ununterbrochen mit dunkeln Wäldern besetzt seyen.
Rückwärts wollte sie indessen nicht mehr gehen; denn die Furcht: im Dickicht der Gehölze sich zu verirren und dort noch eine Nacht zubringen zu müssen, überwog alle andern Rücksichten. Daher beschloß sie, obgleich die Gegend vor ihr keine der freundlichsten war, sie dennoch zu durchwandern; «eil sie hoffic, vielleicht nach Sonnenuntergang auf
ein Ncgcrdorf zu stoßen. Dort wollte sie durch Zeichen und einige Worte, die sic von der Negcr- sprache wnßte, sich verständlich zu machen, und die Menschheit der Wilden in Ansvruch zu nehmen suchen, damit man ihr über Nacht ein Obdach gewähre, wo sic vor wilden Thlercn gesichert sey. Dort hoffte sie auch Erkundigung cinzichcn zu können: ob cS nicht einen Weg gäbe, der durch freundlichere Gegenden, als die Wälder am User des Senegal, nach St. Louis führe. Es war ihr zwar cinigcrmaaßen vor dem Anblick der wilden schwarzen Menschen, die ihr begegnen würden, bange, denn sie mußte befürchten, von ihn.cn vielleicht bar. barisch behandelt zu werden, — aber lag es denn in der Wahrscheinlichkeit, daß sie nach der weit entfernten französischen Niederlassung zurückkommen konnte, ohne vorher auf Bewohner deS großen Landstriches, den sie durchziehen mußte, zu stoßen.
S „Dein Schicksal liegt in der Hand eines weisen Vaters; darum nur getrost vorwärts. Es kann dir ja nichts begegnen, was nicht von ihm käme zu deinem Heil." So sagte Manuele, sich selbst ermuthigcnd, und begann, nachdem sie durch eine kurze Rast sich von ihren vorigen Erschöpfung erholt batte, ihre Wanderung durch die vor ihr sich ausbrcitende Ebene.
Anfangs gewährten die Scnncssträucher, a» : denen entlang sie vorwärts schritt, einigen Schatten, f aber nach ein paar Srniidc» verschwanden diese und S mit ihnen die wohlthätige Kühle. Die Gegend ! wurde nu» sehr dürre und cs war gerade jetzt uni k die Mittagszeit, wo die Sonne ibre glühende Sirah- t len fast senkrecht auf den Scheitel der arme» Pil- - gen» fallen ließ. Von erquickendem Grün war r keine Spur zu sehen, die Oberfläche der Erde schien k wie vom Feuer ausgebrannt zu sey».
i (Fortsetzung folgt.)
Auflösung deS RäthselS kn Nro. zr. Nichts.