ihm gethancn Allsspruche nur noch ein einziges Wort verlor. Es wurde dciher gehandelt, wie er befohlen hatte. Man fällte einige Bäume, bereitete den Lagerplatz und- zündete ein großes Feuer an. Es war auch noch keine Stunde vergangen, <o erschien der Kapital» schon wieder, ,,Tiefer im Walde." sagte er: ,,spürt man von dem Sturme, der uns aus dem Wasser in Furcht setzte, fast gar nichts. „Und," zu Manuele» sich wendend, fuhr er fort: „wenn Du ein Nest voll junger, schöner und seltner Vogel sehen willst, so komm mit: der Weg dahin ist weder weil »och gefahrvoll."
Nicht im geringsten ahnend, was der Abscheuliche mit ihr vorhabe, folgte ihm die Arglose. „Bereitet indessen- die Abendmahlzeit, wir werden nicht allzulange seyn!" rief Brüssiere feinen sich lagernden G-esührfenczu und verschwand im Dunkel des VambüsGehölzes.
Er ging freundlich sprechend mit Manuelen das von Gest.äuchen und Bambuöibhrcn überhängtc Waldwegchen dahin, und kam endlich an den Plaz, wo wirklich sich ein Nest mit lungcn, durch ihre b.undcn Federn allzuschbne Vögelchen, befanden. Manuele darüber hoch erfreut, wollte nun da sie Mattigkeit i» ihren zarten Gliedern sühlte, zum Lagerplatz zurückrchrcn, der heuchlerische Brüssiere aber sagte daß er nicht weit von da entfernt ein mir schönen Zweigen umflochtenes Plätzchen zuvor besucht habe, sie wollen dcßhalb zuerst noch dahin gehen und einige Zeit ausruhcn, und ungcstört, ein Schläfchen machen; nichts Böses ahnend folgte Manuele weiter ins Dickicht ihrem schändlichen Gatten, der Sie wirklich auf ei» Plätzchen, das zum Ruhen ganz, geeignet schien, brachte. Sic setzten sich nieder und voll Schein der Zärtlichkeit reichte er die kleine Flasche nochmals um zuerst zur Er- quikung einige Züge zu trinken, sie that cs, und dem Scheine »ach er auch, worauf ec dem Schlaf sich.zu überlassen schien welcher alsbald auch bei Manuelen einlrat, denn i» der Flasche hatte der Böscwicht Opium.
Als sie fest schlummerte, zog er eine Hand voll Goldstücke aus der Tasche legte sic ihr behutsam i» den Schoos, und dem harten Schicksal sie überlassend rennte er wie ein Verstockter davon. Seine Schtsfsleiite forderte er zum plötzlichen Ausbruch auf, und siegelte, da sein verruchter Erreich gelungen, den Senegal hinauf.
Das Dunkel stritt mit dem Lichte eben um Kr Herrschaft, als Manuele aus ihrem Schlummer
erwachte, der sie noch nicht gleich aus seinen Armen ließ. Nicht ohne Anstrengung schlug sie die »och müden Angenliedcr aus und sah ein mattes Roth durch die Bäume schimmern. Alles war still um sie her, die Natur schien wie ausgestorben zu seyn.
,,Brüssiere! wo bist Du L" rief sic ängstlich: ,,sieh doch, die Sonne geht schon unter, Finstcrniß sängt an sich über die Erde zu lagern, und noch sind wir fern von dem Schisse. Warum hast Du mich den» nicht früher geweckt."
Keine Antwort erfolgte. Noch einigemal rief sie den Namen Brüssiere mit verstärkter Stimme, abcr.es blicb still. „Gott wo ist er Hin s" sprach sic zu sich selbst und ihre Angst stieg mit jedem Augenblicke. Jetzt wurde es immer heller und Heller; glühendroth schwebte der majestätische Fcuer- ball empor und sandte seine erwärmende Strählen durch die dichten Zweige des Waldes. „Was seh' ich's" ries Manuele erstaunt, ,,cs wird ja Tag, und ich glaubte bei meinem Erwachen stakt der Morgendämmerung die Abcndröche zu sehen. So habe ich die ganze Nacht hindurch geschlafen; warum aber hat Brüssiere" — da fiel ihr Blick auf die Goldstücke, die der Elende ihr in de» Schvoß geworfen hatte, und eine gräßliche Ahnung flog durch ihren Sinn.
,,Er hat mich verlassen, der Schändliche!" sprach sic in ihrem gerechten Schmerze. „Dieses Sündengeld ließ er mir zurück, zum Zeichen, daß er sich von mir losgckauft habe und nun nichts mehr von mir wisse» wolle. Ha! nun sehe ich alles in schrecklicher Klarheit. Absichtlich lockte er mich in drese Wildniß, absichtlich redete er mir zu : ich solle eine halbe Stunde schlummern. O er hat diese» Schlummer benutzt. — Aber woher der lange Schlaf, ich ruhe ja sonst nicht —ha, es wird licht, fürchterlich licht — in jene» Weine, den er mir zur Erfrischung reichte, war ein Schlaftrunk enthalten; darum also diese unerklärliche Mattigkeit, daher diese Ohnmacht des Körpers, der unwiderstehliche Reitz zum Schlummer. Ja cs ist kein Zweifel mehr, der Abscheuliche hat ein teuflisches Spiel mit mir getrieben. Ach, was that ich dem Grausamen, dag er mich hier verließ in diescrschauerlichen Wildniß und mich dem Hungerlode preis gab? — Wehe, wehe! was soll aus mir werden. Hier stehe ich «klein in einem fremden, unbekannten Lande, in einer fürchterlichen, menschenleeren Ernöde, wo alle Schrecken der Natur mir nahe sind. O ewiger Vater! womit Hab'ich mich versündigt, daß ich