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?4us 8tadt und Kreis Calw

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Wie man praktischer Landwirt wird

Niemals waren die Berufsaussichten des praktischen Landwirts günstiger als jetzt. Die meisten und tüchtigsten Menschen werden inner­halb der gesamten landwirtschaftlichen Wertste gerade für die praktische Tätigkeit gebraucht und das oberste Ziel dieses Berufsweges ist der Neubauer im Olten. Für dessen An­setzung sind großzügige Maßnahmen zu erwar­ten, die auch den Unbemittelten voll einbeziehen. Aber auch die Verwaltungstätigkeit für große 'landwirtschaftliche Betriebe und Flächen auf Neuland wie im Altreich erfordert tüchtige, praktische Landwirte als Inspektoren, Ober­inspektoren und Administratoren.

Der Ausbildungsgang des praktischen Land­wirts ist kurz folgender: die zweijährige Land­arbeitslehre führt den Lehrling in die Land­arbeit ein, bringt ihm die praktischen Hand­fertigkeiten, den Urngang mit Vieh, Maschinen und Gerätschaften bei. Während dieser Zeit besucht der Lehrling die Landwirtschaftliche Berufsschule. In weiteren zwei Diahren Land- Wirtschaftslehre wird dem Lehrling die Füh­rung eines landwirt gastlichen Betriebes in allen ihren Teilen verständlich gemacht. In den Winterhalbjahren die er Lehrzeit kann er die LanhwirtschaftSschule besuchen. Nach Ablegung der Landwirtschaftsprüfung kann sich der Land- Wirtschaftsgehilfe in der elterlichen oder in fremder Praxis in Kenntnissen und Können vervollkommnen. Er kann durch Besuch der einjährigen Höheren Landbaufchule seine Prak­tischen Kenntnisse wissenschaftlich untermauern, um zur Leitung größerer Betriebe fähig zu werden. Die Abschlußprüfung dieser Schule macht ihn zumstaatlich geprüften Landwirt".

Die Kosten der Ausbildung zum .praktischen Landwirt sind geringe. In der

Landarbeitslehre erhält der Lehrling freie Ver­pflegung, Unterkunft und ein tariflich festgeleg­tes Taschengeld, von dem er für den Besuch der Landwirtschaftsschule sparen kann. Die Land­wirtschaftslehre wird zumindest ohne gegensei­tige Vergütung durchgeführt. Meist wird ein Taschengeld wie in der Landarbeitslehre ge­geben. Die Landwirtschaftsschule erfordert höchstens 100 Mark an Kosten je Halbjahr. Verpflegung und Unterkunft sind Sache des Schülers. Tie beste Regelung ist deshalb der Besuch der Schule vom Lehrbetrieb aus. Wo dem Schwierigkeiten entgegenstehen, kann bei entsprechenden Leistungen (Prüfungen, Ar­beitsgemeinschaften bäuerlicher Berufsertüch­tigung, Berufsschule, Reichsberufswettkampf) Antrag auf Beihilfen bei der Förderungs­gemeinschaft für die Landjugend gestellt wer­den.

Nach der Landwirtschaftsprüfung erhält der angehende Landwirt schon einen tariflichen Mindestlohn. Die Kosten des Besuchs einer Höheren Landbauschule betragen ca. 200 RM. ^§r Schulgeld und ebensoviel für Lehrmittel »'id sonstiges. Verpflegung und Unterkunft er­fordern monatlich 60 bis 100 Mark, Ermäßi­gung oder Erlaß des Schulgeldes ist möglich. Im zweiten Halbjahr kann unter Umständen ein Darlehen des Reichsstudentenwerkes be­antragt werden, auch gibt die genannte Förde­rungsgemeinschaft entsprechende Beihilfen. Für besonders begabte Jugendliche können die Ko­sten für den Besuch der Höheren Landbauschule durch das Langemarckstudium übernommen werden.

Ein starkes Bauerntum ist der erste und beste Garant unserer Zukunft. Mögen sich recht viele Jugendliche auch aus den Städten zu dieser wiedergewonnenen Erkenntnis durch die Tat bekennen.

Gemeinnutz im Mietrecht

. Volksnahe Entscheidungen der Gerichte

> Die Entscheidungen der deutschen Gerichte, die den Zeitverhältnissen Rechnung tragen, sollen auch erzieherisch wirken. Das gilt namentlich auch für das Miet- und Wohnrecht. So hatte ein Bäckermeister kur seine fünfköpfige Familie, zwei Gesellen und ein Hausmädchen nur ein größeres, ein klei­neres Zimmer und zwei Dachkammern seines eigenen Hauses zur Verfügung. Ein kinder­loses Ehepaar, das im gleichen Hause eine Dreizimmerwohnung hatte, wollte ihm kein Zimmer abtreten. Das Amtsgericht verur­teilte es aber zur Abtretung des Zimmers. Ein anderer Hausbesitzer wollte nicht zulassen. daß die Inhaberin einer Vierzimmerwohnniig. die drei minderjährige Kinder hat, aus wirt­schaftlicken Gründen ein Zimmer unterver­miete. Das Gericht entschied gegen ihn. Wie­der ein anderer Mieter hatte in seine Drei­zimmerwohnung eine Frau ans einem lust- gefährdeten Gebiet mit ihrem kleinen Kind genommen. Der Hausbesitzer wollte nur kin­derlose Untermieter dulden. Auch >n diesem Fall entschied das Gericht gegen ihn.

Verkauf an Kriegsgefangene

keinesfalls dann zugenanven werden, wenn sie einer im Leistungslohn arbeitenden Gruppe zugeteilt sind.

in itiirLv

Nnndfunkein zelteile und Rund- funk röhren dürfen nur gegen Rück­gabe gebrauchter Stücke gleicher Sorte und Zahl abgegeben und nur zu Er­satz- oder Neparaturzwecken verwendet wer­den. Eine Abgabe au Bastler ist daher verboten.

Im Großdentfchen Reick gibt es bereits 3 5 Heimschulcn. darunter zwei in Würt­temberg. während 5!> weitere Schulen der Be­treuung der deutschen Heimschulen unter­stellt sind. -

Der Reichserz,iebilngcdiiiiiister bat die Aus­bildung von F n ch s ch n l p r a k t i k a n t e n für die Ingenieurschulen und Bauschulen neu geordnet. Diese erstmalige Neichsrcgeiuug sichert für die Fachschnlingenieure einheitlich die erforderliche Praxis, damit sie frühzeitig und umfassend Fühlung bekommen mit Ar­beitern. Betrieb und Werkstoff.

Oer Sport am Wochenende

Fnbball: Ttädtelviel Hrankkurt Stutlaart in 8rn»ks»rt. Mcillcrichaitslvicle der (Äauklalle: SvB. Heuerbuch STB. Neiitlinacn. Union iltök- kinacu MR. Heilbronn. TLG. 1848 Ulm gcarn MB. Hriedrichsbaicn. Meisterschaftsspiele der ikreiSklalle.

Handball: Meisterschaftsspiele der Gauklasse: Slat- fel Slutlaart: s> Stultaarl TB. Bad üniiii'tntt. ML. Stamm beim - TG. Stuttgart. Stattet Göv- viuacii: TGB. Solzbeim - TSB. Eklinaen. LG. Ebliiioen striichant Göppingen. TV. WaNcral- ttiiacii s> Ellwangen. - Meisterschaftsspiele der KrciSklasse. Zweites Hallen-Handbatl-Turnicr tu IllUl.

Hocke«: Nreundschastsrunde der Münncr: Reichs- dadii dlH. MB. Nachwuchs. Reichsbahn Nach­wuchs Lndwiaslmra Nachwuchs KickcrS AH gegen Kickers Nachwuchs.

Ringe»: Nm die wOrUembcrgische Mgiinlchatts- uieistcrschast: TSB. Bvinana TSV. Münster.

Dem Box-DrcilSndertresscn tu Berlin folgt nun gm Samstag in Budapest baS s e ch ll e Turn L ä » ü e r l r e t t c n zwischen Ungarn und Deutschland. Um Radsport ist das grobe H a I l c » > p o r t s cll in Mitnchcn-GIaddach hervor zuliebe», an dem alle deutsche» Meister im !!uns>. sabrcn sowie die RcichSIleaer und ReichSsicacrinnen teiliicbuien werden. Auch beste RadbaUklasle ist ver- trete», Hm Schwimmsport kommt es ui Straliburg zu einem Beralcichskamv» zwilchen GNab »nd Württemberg, im Boxsport gibt cS reichS- oslcne Amateurkämpse In Nürnberg und tnlernativ- nale BcriifSborkäuipse in Berlin lmit Lder Seid- lcr. Krciv usw.i. Bon den Veranstaltungen der Ringer wäre das Ländertreklen zwilchen Htaiien und Slowakei i» Horli zu nennen. Die Sitter- Jugend kübrt unter anderem einen Vergleichs, kanips im Hechten zwischen Molelland und Württem­berg in Bad Kreuznach durch.

xki eeswi biDLkm bsisvvklrx

Dicnstnachrichten. Zum Reichsbahnrat er­nannt wurde Neichsbahnamtmann Beinhauer, Vorstand des Reichsbahn-Betriebsamts Calw. Zum Bezirks-Oberleutnant der Gendarmerie befördert wurde Bcz.-Leutnant Rupert Bam- mert in Calw; Bezirksoberwachtmeister Anton Naun in Nagold ist zum Hauptwachtmeister der Gendarmerie ernannt worden.

Oer Rundfunk am Freitag

Ncichspraoramm: 13.30 bis 18 Uhr: Klassische Solistciimusik: 18 bis 17 Ubr: Acltere und neuere Drchester- und Kammermusik: 17.15 bis 18.80 Uhr: Beliebte UnterbaltunaSmulik: 18.80 bis 10 Uhr: Ter Zeiispicael: iv.iS bis 19.45 Ubr: Rundfunk. Botschaften der Aubcniiniiistcr Deutschlands, Ita­liens lind HavanS anlühlich des Kricascintrttts der USA.: 19.45 bis SO Ubr: Dr.-GocbbclS-Artikcl: Der Appell der Ungcborcnen": 20.15 bis Li Ubr: Spuk ii» Berliner Zimmer": 21 bis 22 Uhr: Ovcreitciistunde von Millöcker bis Grothc: 22.20 bis 22.80 Ubr: Sportnachrichten. Deutfchlanbsender: 17.15 bis 18.80 Ubr: Gluck. Mozart, Reger: 20.15 bis 21 Ubr: Musik im Heide stehender Komponisten: 21 bis 22 Ubr:Marksteine Berliner Musikgeschichte".

Miitierdienft-Arbeit muß lebensnah sein

^ejirlci'Zfte cies Mültercjien8te8 im pr3icti8Lken I^3iiäejn83t2

Oefter erscheinen in Einzelhandelsge,chaf- ten Kriegsgefangene, die Waren einkauien wollen, ohne daß der Kaufmann oder seine Angestellten sich klar darüber sind, wie sie sich in diesen Fällen zu verhalten haben. Daher sei aus folgende Regelung hinaew'.esen: Kriegsgefangene erhalten alles für ihren per­sönlichen Bedarf Notwendige grundsätzlich nur in den Lagerkantinen oder in den außer­halb der Lager eingerichteten Kantinen. Wenn in Ansnahmefällen die Einrichtung einer Kriegsgefangencnkantlne nicht möglich oder unzweckmäßig ist, können von der Lagcrkom- mandantur zusammen mit der zuständigen Ortsbehörde einzelne Geschäfte für den Ein­kauf der Kriegsgefangenen bestimmt werden. Allen anderen Geschäften ist die Abgabe von Waren an die Kriegsgefangenen verboten. Die für den Verkauf an Kriegsgefangene zu-

elasfenen Einzelhandelsgeschäfte erhalten von

er Lagerkommandaiitur eine schriftlich? Be­stätigung. die sie berechtigt, das Lagergeld Kriegsgefangene dürfen kein deutsches Geld besitzen anzunebmen. Kursfähiges deutsches Geld darf nicht als Wechselgeld an Gefangene ausgegeben werden.

Oie Streupflicht bei Glatteis

Das Oberlandesgericht Karlsruhe hat in einer Entscheidung zur Streupflicht bei Glatt­eis ausgeführt, daß auch in einer lebhaften städtischen Verkehrsstraße nicht die ganze Breite des Gehwegs gestreut zu werden braucht. Insbesondere gelte'das für die jetzi­gen Kriegszeiten. Es sei ausreichend, wenn der gestreute Streifen so breit ist. daß zwei Personen aneinander vorbeikommen kön­nen.

Kriegsversehrte im Leistungslohn

Der Generalbevollmächtigte für den Lei­stungslohn nimmt in einem Erlaß zur Teil­nahme von Kriegsversehrten, Gebrechlichen und Altersschwachen an der Arbeit im Lei- stuiißslohn Stellung. Wer im Leistungslohn arbeitet, muß nach der Leistung bezahlt wer­den. Es würde daher einer allgemeinen Durch­setzung der Arbeit im Leistungslohn ent- gegenitehen, wenn eine Tariflohngarantie einigen im Leistungslohn arbeitenden Gekolg- sähaftsmitgliedern aus persönlichen Gründen «ingeräumt würde. Für Kriegsversehrte die am vollen Einsatz ihrer Arbeitskraft verhin­dert sind, wird sich in der Regel eine Beschäf­tigung im Zeitlohn bieten. Besteht jedoch ausnahmsweise keine solche Möglichkeit, so kann ihnen mit Zustimmung des Reichstreu- bänders der Tariflohn gezahlt werden. Nichtkricgsversehrte» kann jedoch bei «MlNLkrer Leistung Hne. Tariflohngarantie

Nm Mütterdienstkurse lebendig und in eng­ster Verbindung mit der Arbeitspraxis zu hal­ten, versuchen die Lehrkräfte des Mütterdilenstes immer wieder, den Lebens- und Arbeitsbereich ihrer Lehrgangteilnehmerinncn lennenzulcrnen. Nur so können sie Jahr für Jahr in den Lehr­gängen mit den Frauen und Müttern Fragen besprechen, die die Familie betreffen, die das Leben mit Mann und Kindern mit sich bringt, und nur so zu diesen Fragen Stellung nehmen, daß die Frauen und Mütter in ihrem täglichen Tun Nutzen daraus ziehen.

Neben der eigentlichen Kursusarbeit gehören daher die Hausbesuche als wesentliche Aufgabe zu dem Pflichienkrcis der Mütter­dienstlehrkraft. Hier hat sie Gelegenheit, immer -wieder einen Einblick in das alltägliche Fami­lienleben zu bekommen. Sie sieht, wie das im Lehrgang Vermittelte ausgenommen wurde, wie es verwertet wird »nd ivie es sich bewährt. Manches läßt sich auch in der Zwiesprache zwischen Familienmutter und Lehrkraft im häuslichen Rahmen leichter aussprechen als vor dem größeren Kreis der Lehrgangtcilnehme- rinnen. Für die Mütter bedeuten öiese Haus­besuche eine wirkliche Hilfe, für die Lehrkraft bleibt durch sie die Lebensnähe ihrer Arbeit er­halten. Hierzu gibt ein möglichst mehrwöchiger Aufenthalt der Mütterdienstlehrkraft in einer Familie eine weitere und vertiefte Gelegenheit. Die Lehrkraft hat dann tätigen Anteil am täg­lichen Tun, an Arbeit und Freude der Familie.

Eine dieser Möglichkeiten, einmal längere Zeit in einer Familie zu leben und mitziiarbei- ten bedeutet der freiwillig geleistete Land­einsatz. Diese Zeit der praktischen Hilfe ist für sie neben der eigentlichen Aufgabe, Kräfte für die Land- Feld- und Gartenarbeit freizumachen, lebendiger Ausgleich gegenüber den vorwiegend theoretischen Aufgaben innerhalb der Kursus­arbeit. Die Arbeit des Bauern und der Bäuerin, der Tagesablauf auf dem Hof und ländlicher Brauch werden durch die Teilnahme am bäuer­lichen Familienleben unmittelbar erlebt und können so in der rechten Weise verstanden wer­den. Darum bedeutet dieser Landeinsatz doppel­ten Gewinn. Einmal Hilfe für die Landfrau und zum anderen Bereicherung an Erfahrungen für die Lehrkraft.

Eine Lehrkraft berichtet aus der Zeit ihres Landeinsatzes: ,^Jch kam zu einem schwäbischen Bauern im Gäu und schon am ersten Morgen löste ich die Bäuerin in der Küche ab. Nach eini­gen wenigen Erklärungen mußte ich für fünf­zehn Menschen das Mittagessen richten. Ta mir diese Aufgabe ich bin Säuglingsschwester nicht ganz so vertraut war wie den Kamera­dinnen von der Hauswirtschaft, fiel sie mir nicht leicht, aber es klappte und hat allen gut geschmeckt. Ein Berg zerrissener Strümpfe mußte gestopft werden, im Garten waren Boh­nen zu pflimen, Hühner und Enten warteten auf ihr Futter. Beim Flachsrupfen, beim Gerste­binden und -anfstetten wurde ich gebraucht. Zu all den Aufgaben kam als schönste Pflicht hinzu, einen kleinen Buben von neun Monaten zu betreuen. Durch diese Arbeit kam ich den stillen verschlossenen Menschen näher, die mit so großer Selbstverständlichkeit ihre Pflichten er­füllen. Und da mein Arbeitsfeld künftig in einem bäuerlichen Kreise liegen wird, war es mir doppelt wertvoll, selbst zu erfahren, welche Aufgaben die Menschen hier haben."

Eine andere schreibt:. . . Es erschien mir zuerst nicht ganz verständlich, daß im Haus so , viel Arbeit rückständig war, und die junge Bäuerin, die doch einen so ordentlichen und sauberen Eindruck machte, sich nicht auch eine entsprechende Umgebung geschaffen hatte. Heute weiß ich, daß es fast unmöglich ist, alles allein zu bewältigen. Alles allein: Mutter sein, er­ziehen, aufräumen, kochen, waschen, Plätten, stopfen für elf Menschen, das Federvieh besor­gen und noch mit aufs Feld gehen. Und gerade das ist oft nötig, da der Bauer neben einer 17- und einer 19jährigen Polin keine weitLre Hilfe hat.

Auch ich war bei dringender Arbeit mit beim Rübenhacken oder beim Abraffen der Winter­gerste. Aber meine Hauptaufgabe war die, der Bäuerin alle häusliche Arbeit abzunehmen, damit sie es in diesen fünf Wochen einmal etwas leichter hätte. Sie war glücklich, in dieser Zeit mir die Betreuung ihrer sieben Kinder zu überlassen, den Frühstückskorb ergrei­fen und ohne Sorge mit zur Feldarbeit gehen zu können."

Ick bitte, gehen Sie", stammelte sie.Gehen Sie.. ,"

Tobias Wundt ging.

In der Stube schlug d'e Ubr zehn Schläge, es war, als jagten sich die Töne durch den Raum. Von draußen rüttelte der Sturm an den Fenstern.

Irgendwo in dem Kar löste sich ein Felsblock und polterte in deen Abgrund. Dann wurde es still ...

7. Kapitel.

Zwei Tage waren seit der Rettung Borchen- hardts und Ilses vergangen.

Die Morgensonne besprühte die Berge mit Goldsiaub und um-eichnete die Grate der Keller- spitze mit Feuerrändern. Strahlend ging der neue Tag auf. lieber der rotglühenden Königswond wölbte sich das Himmelsblau, zitternd in der Glut des neuen Lichtes wie eine riesige Glocke, die In der Ferne auf Gletschern und Firne» aufiaß.

lleber dem Höllenkar, aus dem der Teufels­grat wie eine scharfe, zackige Kulisse hervor» i"-gte, stand weiß angezuckert vom Schneefall der Morgenstunden der lange Kamm, von der Weiß­spitze bis zur Kellerlpitze rundum sich austäu- mend zu gewaltigen scharfen Gipfeln.

Stumme Wut erfüllte Nbilomena vom frühe­sten Morgen an. Mit verbissenem Gesicht rosste sie sich Arbeit ?"'"mmen, sch'eupte schw-re Holz­scheiter aus der Holzlage, eine Arbeit, die sonst Stütz machen mutzte, drückie das harte Holz an die Brust, durchleuchte Treppen und Stuben. Sie stieg in in die Waschküche hinab, zerrackterte sich die Hände, arbeitete, umgeben vom feuchten Dunst der Seife und des heißen Wassers.

Sie scheuerte den Boden, als müßte die letz­ten Spuren des.Besuches vertilgen, den seinen, würzigen Geruch fremder Haare vertreiben. Sie rackerte ohne Unterlaß, beugte sich in die letzte« Winkel, und schließlich kramte sie noch in ihren Laden.

Tief atmete sie den modrigen Geruch alten Papiers. Sie blätterte in vergilbten Briefen, be­trachtete eine alte Photographie, auf der sie als junges Mädchen abgebildet war.

Ihre zitternden Finger ergriffen Stück um Stück. Photographien, die längst verblaßt waren. Tobias Wundt als Student, als junger Arzt beim Militär, als Jäger mit Gewehr, als Rei­ter bei einem Nennen. Die Schneidezähne über ihre kalten Lippen geharkt, schauerte sie zurück, als sie die alten Bilder fand. Mit einer raschen Bewegung, als könnt« sie jemand beobachten, legte sie die Photographien wieder in das Käst­chen zurück.

Dann nahm sie andere Bilder zur Hand. Ein kleines Mädchen mit langen blonden Zöp­fen, mit zarten Armen, Rosel als Schulkind mit anderen Kindern aus einem Frühlingsaussluz. Und wieder ein anderes Bild. Jngebvrg Karen- horst. die Tänzerein. Sah sie nicht dieser Ilse ähnlich, die nach jener Nacht am frühen Morgen in Begleitung ihres Vaters und des Andreas zu Tal gewandert war?

Wut entbrannte in Philomena, das Bild entflammte sie von neuem in Glut. Sie schrie -auf und preßte die unschuldige Photographie in die Schocktel zurück, sie begann zu toben. Sie hielt sich die Obren zu. sie konnte ihre eigenen Schreie nicht hören.

Hast wieder deinen sck'echten Tag", schrie Statz von der Treppe hinauf.

Da verstummte Philomena, sie hockte sich nie­der in den Winkel neben ihrer Kommode. Schwer und regungslos saß sie da. wie so oft. den Mund zusammengebissen, wie gedörrt durch die Hitze, den Rock eng um die langen Beine gewunden.

War das nicht ein Ruf? Klangen nicht Tritte im Eröll?

Philomena iah aus dem Fenster. Dort drü­ben stand die Könlaswand, klotzig und senkrecht, wie eifersüchtig auf die Höllenwand daneben, die ihr ins trotzige Antlitz starrte.

Ging dort jemand?

Nichts, kein Ruf, nur der heisere Schrei" eines Raubvogels hoch über den Tannen, der mit weit ausgespreizten Flügeln im Blauen schwamm.

Da ging Philomena zu Ihrem Kleiderichronk. Ich muß ein Helles Kleid anziehen, dachte sie. Dunkel macht alt. Aber nur dunkle Kleider waren da. Sie fuhr mit den mageren Händen über die Röcke, daß die Kleider Falten schlugen, hin und her wogten.

Sie suchte, suchte nach einem Hellen Kleid. Heißer pulsierte ihr Blut durch sie hin. Sie ver­spürte irgend eine Macht, die sie hinelndröngen wollte in die dunkle Höhlung des Schrankes.

Margen muß mir der Statz einen roten <^tosf aus Weißenbach bringen, überlegte sie. Nein, hente nochl Nachmittags mußte der Statz schon ins Tal laufen.

,Was gibts?" Sie fuhr aus ihrer gebückten Ste'i'iiig auf, und sah ans dem Fenster.

Ein Mann näberte sich dem Iagdbaus. Cr trug eins zerschnndene Lederhose, die die brau­nen und behaarten Knie frei ließ, während die Beine in derben, weit gebauchten Wadenstutzen steckten. Den Oberkörper bekleidete ein Rock aus grünem Loden mit Knöpfen aus Hirschgeweih., Das Eichenlaub am Kragen war einmal ver­goldet gewesen. Das verriet, daß der Mann ein­mal ^"->er ae» :'-n sein mußte.

He Stotzl Ist die Philomena zu Haus"? fragte der Fremde den Verwachsenen, der vor der Hütte stand.

Freilich Wie muß man jetzt Euer Gnaden anreden? Seilbahnmeister oder so?" höhnte ihn Statz.

Dann rief er in die Stube zurück.

Besuch ist kommen. Ganz ein feiner, Philo- mena. Magst dich nicht fertig mache»?"

Schau, daß du ins Tal kommst", schrie Phi­lomena von oben herunter.Bringst mir vier Pjeter rotes Tuch mit. Vom feinsten. Mach, daß du weiter kommst..."

Statz ließ sich das nicht zweimal sagen. Er setzte seinen Jägershut mit dem Gamsbart auf und schlua sich in den dunklen Wald.Empfehle