Aus 8ladl und Kreis Calw
AnverandLLie Rationen
in der neuen Lebensmittelkartenperrobe
Für die kommende neue Zutcilungsperiode vom l-t. Dezember bis zum 10. Januar gelten unverändert die Lebensmittelratio- nen der laufenden Periode. Es erhalten also in der kommenden 44. Zuteilungsperiode - alle Verbraucher die folgenden Erzeugnisse in der gleichen Menge wie in der 43.: Brot, Mehl, Fleisch, Butter, Margarine, Ka,c. Quark, Getreidenährmittel, Teigwaren, Kar- toffelstärieerzeugnisse, Kaffeemittel. Vollmilch. Zucker. Marmelade, Kunsthonig und Kakaopulver. Die Ausgabe der Sonderzuteilungen aus Anlass des Weihnachtsfestes „t bereits bekannt gegeben worden. In Erweiterung der bisherigen Bestimmungen zur Durchführung des Kartensystems für Lebensmittel sind die Ernährnngsämter nunmehr ermächtigt worden, bei der Vorlage von Neise- und Gaststättenmarken über Nährmittel. Lebensmittelmarken. Lebensmittelmarken über Nährmittel, Nährmittelabschmttten der Sieich-- karten für Urlauber usw. durch eine entsprechende Ausfertigung von Bezugicheinen den Handel in die Lage zu sehen, auch-^eig- waren. andere Nährmittel und Kartoffelstarkeerzeugnisse im jeweilig gebietlich festgesetzten Verhältnis auf diese Nahrmittelberechtigungen abzugeben. Die Wochenkarten für ausländische Zivilarbeiter enthalten von der 44. Zutei- lungsperiode ab auch Bezugsabschnitte für Kartoffeln, die betreffenden Ansländer brauchen daher nicht mehr besondere Bezugsaus- weise hierfür. Die Verbraucher geben die Bestellscheine einschließlich des Bestellscheins 4, der Reichseierkarte und der Neichskarte für Marmelade in der Woche vom 7. bis 12. Dezember 1942 bei den Verteilern ab, sofern nicht die Ernährungsämter die Abgabe > auf bestimmte Tage dieser Woche beschrän.en.
Neue Raucherkarte
Mit den neuen Lebensmittelkarten wird in diesen Tagen auch eine neue Raucherkarte verteilt. da die geltende mit dem Dezember ab- läukt Die neue Rancherkarte gilt kur kechs Monate, also bis Juni 1943. Aus Gründen der Papierersparnis ist das Format bedeutend verkleinert worden. Es ist künftig nicht mehr für jeden Tag ein Einzelabschnitt vorgesehen, sondern es gibt nur noch Doppelabschnitte für jeweils zwei Tage. An den grundsätzlichen Bestimmun- über die Raucherkarte hat sich nichts ge-
noert.
Mit dem Motorrad verunglückt
Mittwoch früh gegen 7 Uhr stieß auf der Straße Calw-Hirsau ein Motorradfahrer mit einem Radfahrer zusammen, sodaß beide zu Boden stürzten. Hiebei zog sich der Motorradfahrer eine Gehirnerschütterung zu. Der Verunglückte mußte in das Kreiskrankenhaus ein- geliefcrt werden.
Wie Borpostenboote Kämpfen
Ueber dieses Thema sprach im Festsaal der Spöhrerschule ein junger Offizier der Kriegsmarine vor Handelsschülern und Schülern der Deutschen Volksschule Calw. Der Vortrag wurde den Schülern zum Erlebnis, wuchs er doch aus dem unmittelbaren Erleben des Kampfes selbst heraus. „Der Kampf gegen Seemächte kann nur zur See ausgesuchten werden!" Ein scheinbar selbstverständlicher Gedanke, dem aber tiefe Wahrheit zugrunde liegt. Unter diesem Gesichtspunkt erzählte der Offizier von seinen persönlichen Erlebnissen im Kampf und Einsatz der Vorpostenboote.
Vorpostenboote gibt es nur im Krieg; meist sind cs umgebaute Fischdampfer. Obwohl es sich bei den Erlebnissen des Vortragenden, die von den Zuhörern mit gespannter Aufmerksamkeit ausgenommen wurden, meist um sehr ernste, gefährliche und im Kriegsglück wechselvolle Situationen handelte, sparte der Redner nicht an richtigem Seemannshumor. Vom Zerstörer als Obersteuermann auf ein Vorpostenboot kommandiert, wußte der Seeoffizier vom gefahrvollen Kampf gegen Treibminen, feindliche U-Boote und Kampfflieger lebendige Schilderungen zu geben. Ferner berichtete er über seinen Dienst im Küstenschutz an der Kanalküste und auf Seenotfahrzeugen sowie über eine spannende Geleitdienstsahrt durch den Kanal in die Biskaha. Höhepunkte des Vortrages waren die Erlebnis-Schilderungen kühner Fahrten im Einsatz gegen England.
Wie solche Erlebnisberichte die Herzen der nach Abenteuern hungernden Jungen höher schlagen lassen! Wenn man doch selbst einmal mit dabei sein könnte, so mag sich mancher im Stillen gewünscht haben. Ein voller Dank wurde dem Redner durch den Leiter der Spöh- rcrschule ausgesprochen. Die beste Anerkennung für den Sprecher war indessen das Leuchten in den Augen der jungen Zuhörer. Hier hatte jemand gesprochen, der mit dabei War!
Das Landdienstlager Liebelsberg besuchte verwundete Soldaten
Schon vor einigen Wochen luden die Mädel des Landdicnstlagers Liebelsberg ihre Bauern und Bäuerinnen sowie die ganze Einwohnerschaft zu einem Dorfabend ein. Zum Abschluß des unterhaltsamen Singens und Spiesens forderte die tatenfrohe Führerin die Zuschauer zu einer Spende für unsere Soldaten auf, worauf sie etwas tiefer in den Beutel griffen. Mit den hohen Einkünften des Dorfabends kauften die Mädel in nah und fern allerlei kleine Geschenke. An einem freien Nachmittag wurden noch aus den von den Bäuerinnen gespendeten Zutaten knusperige Hefen
kränze gebacken. Für die Soldaten gabs auch noch Aepfel aus der spärlichen Ernte. So zog die vergnügte Schar letzten Sonntag reich beladen ins Teinachtal. Im Reserve-Lazarett schmückten sie den Saal mit frischem Grün, gestalteten eine vorweihnachtliche Lichtfeier und verbrachten frohe Stunden bei den verwundeten Soldaten. Beglückt über die Freude, die sie den tapferen Kämpfern bereiten durften, kehrten die Mädel am Abend ins Lager zurück.
Untergestellte Personenkraftwagen und Krafträder melden! Alle Hauseigentümer und Garagenbesitzer, bei denen Kraftfahrzeuge untergestellt sind, sind verpflichtet, Personenkraftwagen und Krafträder unverzüglich der Wehrersatzinspektion Stuttgart zu meiden. Wir machen hicmit auf die diesbezügliche Bekanntmachung iln Anzeigenteil dieser Ausgabe aufmerksam.
Oer Rundfunk am Oonner^iq
Ne'ichsvrogramm: 18 bis 17 Ul>r: LandlLailUcbe Kimitinnlik von Beetbovcn bis Johann Strand: 17.15 bis 18.30 Ubr: Lurcmbnra lvielt aut: 20.15 b!S 21 Ubr: Mozarts L-Uur-Violinkonzert: 21 bis 22 Ubr: Szenen aus ..Aida". — Dcutichlandlender: 17.15 bis 18.80 Ubr: Svmvbonische und rbavivdische Musik von BocLerint bis Casella: 20.15 bis 2t Ubr: Bekannte UnterbaltunaLwcisen: 21 bis 22 Ubr: „Eine Stunde kür Dich".
FVickliAe» ii» Itürr«
Für die st euerliche Behandlung der Zuwendungen, die die Betriebssichrer ihren Gesolgschaftsmitgliedern zu Weihnachten Weihnachtszuwen dünge ni oder zu Neujahr iNeujahrszuwendungenI machen, gelten in diesem Jahr die gleichen Grundsätze wie im vorigen Jahr. Die WeihnachtSzuwendnn- gen und die Nenjahrszuwendungen sind danach bei der Lohnsteuer nur insoweit begünstigt, als He eisern gespart werden.
Nach den neuen Bestimmungen können die Reichstreuhänder die Zustimmung zur Ausschüttung einmaliger Zuwendungen an Gesolgschaftsmitglieder mit der Auslage verbinden, daß bestimmte Teile der Zuwendung eisern gespart werden. Doch iit die Ausschüttung einer einmaligen Zuwendung nur dann mit einer Auslage zu verbinden, wenn der auszuschütteude Betrag über die Grenzen hinausgehen soll, die für die Entscheidungen der Reichstreuhänder in den Richtlinien zum Lohnstop ausgestellt worden sind.
Wer bei einem Feindslug verschal- len ist, kann iür tot erklärt weiden. Wie das Reichs-iericht in ..Deutsches Recht 1942" aussührt. ist in einem solchen Fall ausschließlich das Amtsgericht Berlin zu- ständig, auch wenn die betreffenden Perwnen ihren Wohnsitz in anderen Teilen des Groß
deutschen Reiches hati-n.
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Die Studierenden der wissenschaftlichen Hochsciuilen haben, soweit sie hieriür überhaupt in Frage kommen, ihre Ausbildung in den Wehrcrtüchtiguugs- lagern während der S e m e st e r s e r i e n durchzufiihre». Während der Studienzeit in ihre Teilnahme am Wehrcrtüchtiguugs.ager untersagt.
Zu einem neuen Anlernberuf wurde der eines Tank, und Garagenwarts erklärt.
/IttZ c/ecr /Vac/r-axZ-emei/ickecr
Freudcnstadt. Landrat Dr. Lauffer in Freudenstadt ist vom Württ. Innenminister mit Wirkung vom 1. Dezember 1942 mit der gleichzeitigen vertretungsweise» Wahrnehmung der Dienstgeschäfte des Landrats in Horb a. N. beauftragt worden.
Dienstplan «üvr m.
BDM. Werkgruppe 1/401. Heute abend 20 Uhr Antreten der ganzen Gruppe mit angefangenen Werkarbeiten. Alles hat zu erscheinen.
Lin komcui oru cts»
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Der Ortsgruppenleiter und seine Mitarbeiter
6e5ULti uuk äer Vien8t8te11e einer Ort8Zruppe <Zer
Was uns beim Betreten des Raumes sofort auffällt, ist die Aufmerksamkeit, mit der die fünf oder sechs Männer am Tisch den Worten des Ortsgruppenleiters lauschen. Das Zimmer selbst ist nicht sehr groß und wirkt trotz der nüchternen Einrichtung irgendwie ansprechend und persönlich auf den Besucher. Auf Befragen erfahren wir, daß aber gegenwärtig der ganze Ortsgruppenstab hier zweimal wöchentlich zusammenkommt, um sich -Anweisungen und Richtlinien für die einzelnen Arbeitsgebiete zu holen und der Arbeit im Dienst der Gemeinschaft nachzugehen.
Vielseitig sind die Arbeitsgebiete. Da ist das Ressort des Geschäftsführers, Kassenleiters, Schriftführers, Propagandaleiters, Schulungs- lciters, Personalamtsleitcrs und Zellenleiters. Weiter gehören zum Ortsgruppen-Stab der Amtsleiter für die Schaden-Verhütung, die Ortsfrauenschaftsleiterin, der Baucrnsührcr und der NSV.-Ortswalter. Wie überall, so hat. jedoch der Krieg auch in den Mitarbeiterstab der Ortsgruppe recht fühlbare Lücken gerissen, mancher Amlsleiter ist ausgefallen — und so wird heute alles gemeinsam beraten und ausgeführt.
Was gehört zur Tätigkeit einer Ortsgruppe? Unser Wissen beschränkt sich meist aus die Arbeit unseres Blockleiters: Beiträge kassieren, Karten verkaufen zu Versammlungen und ab und zu Spenden oder Gegenstände zu einer gerade laufenden Sammlung abholen. Die Tätigkeit einer Ortsgruppe ist noch viel umfangreicher und — tiefer. Denn fje berührt unmit
telbar die Wünsche, Pflichten und Rechte der Volksgenossen. Die „Betreuung der Volksgenossen,, — in diesem Wort liegt die hohe Auffassung, die die Parteidienststellen von ihrer Aufgabe haben. Was immer jemand auf dem Herzen hat, im Leben Passiert — nie ist das Ohr des Ortsgruppenleiters dafür verschlossen. Er freut sich, wenn die Männer und Frauen seiner Ortsgruppe auch in privaten Angelegenheiten zu ihm kommen und er diese Angelegenheiten und Sorgen ordnen und regeln darf. Zu dieser Betreuung der Volksgenossen gesellt sich naturgemäß gegenwärtig in erhöhtem Umfange dis Soldatcnbetreuung — «in Kapitel, das den Männern besonders am Herzen liegt. Ta sind Lazarettbesuche oder persönliche Briefe, die die Verwundeten aufmuntern — und allmonatliche Heimatbriefe werden von unseren Soldaten in Ost und West, Nord und Süd mit froher Erwartung und Ungeduld her- bcigeschnt.
Neben all dieser Arbeit und der Sichtung und Instandhaltung der Karteien — ein Geschäft, das sehr viel Zeit erfordert —, führt der Ortsgruppenstab laufend Besprechungen mit den Glicderungsführern und Politischen Leitern durch, schult sie oder bereitet mit ihnen Versammlungen, -Feierstunden usw. vor. Und all diese Arbeit tun die Männer vom Ortsgruppenstab in ihrer freien Zeit nicht um irgendwelcher Vorteile willen. Sie meistern ihre oft heikle Aufgabe in selbstverständlicher Hilfsbereitschaft, rückhaltlosem Zusammenstehen und äußerster Kameradschaft. nsg.
Kultureller Rundblick
Oer LVeihnachtsmonat im Zrieörichsbau
Die Gaben, mit denen das Stuttgarter Friedrichsbau-Theater seine Besucher an den Nachmittagen und Abenden des Weihnachts- mouats beschert, sind eine fein ausgewogene Mischung bester artistischer Darbietungen, kurz gesagt: VarietL im besten Sinne des Wortes. Man feiert Wiedersehen mit guten alten Bekannten, so mit dem lustigen Plauderer Oscar Al brecht, der mit ergötzlichen Reminiszenzen an Schlagern und Modetorheiten von einst auswartet, mit den Fünf Ta los, diesen unübertroffenen Schleuderbrettakrobaten in der lustigen Parodie auf ihre Kollegen vor 50 Jahren, mit den Drei Fratellinis. den weltberühmten italienischen Musikclowns, die nur so von witzigen Einfällen sprudeln, dann mit Schichtl- Nulyans Marionettenspielen und mit dem reizenden Katzenidyll von Margit Großmann u. Co., ganz besonders aber mit Thea Alba, die sich „Das Rätsel des 20. Jahrhunderts" nennt und aufs neue durch die unerhörte Geschicklichkeit in mehrfach gleichzeitigen manuellen und geistigen Tätigkeiten verblüfft. Mit neuen Glanzleistungen machen bekannt die Oresta-Raspini-Truppe auf freistehenden Leitern, Rolet u. Sem- sep auf dem Gebiete des akrobatischen Tanzes und Gaby Marc Ls als Trapezkünstlerin von Format. Die Hauskapelle unter Rolf Miller ist wie immer der bewährte Begleiter dieser reichhaltigen und vorzüglichen Spielfolge. k.-tt. Scbultr
Italienische Gäste in de» Wiirtteinberaischen Staatsthxatern. Im Groben Haus der Würtlem- beraifchcn Staatstücater finden am Donnerstag und Freitag zwei italienische Overngastsvielc statt, an denen unter der musikalischen Leitung von Angelo Qucsta namhafte italienische Overnkrälte beteiligt sind. In der heutigen Aufführung von Verdis ..Nigotetto" singen Attilia Archi. Mario Baliola und Mario Filivveschi. in der Ausführung von
Pucenns „Bovsme" am «reuag ..arm Laurenn. Mario Basiola und Anton> Satvarezza. — Im Kleinen Haus findet am Sonntag. 6. Dezember die fünfte Morgenve-anstaltung ..Euro- vSische Musik und Dich nng" statt, die »«-»mal K l,a n d e r n gewidmet ist.
Neues von der LandesuniverkilSI. Der Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Tübin- gen, Professor Dr. med. Erich Lette rer. hat den an ihn ergangenen Rut an die Universität Frank- furt am Main adgelehnt. — Ebenso bat der Professor der Mathematik. Dr. Hellmuth Kneter der einen lehr ehrenvollen Nu» an die Universität München alS Nachfolger von Professor Earathkodor» erhalten hatte, üch tür Tübingen entschieden.
Brötchen gegen Wurst
Zuchthaus wegen Tauschhandels
Eine Verhandlung vor dem Sondergericht Frankfurt a. M. führte die Gefährlichkeit des Tauschhandels mit bezugsbeschränkten Erzeugnissen besonders augenfällig vor Augen. Die Bäckersfrau Else Fritz lieferte ihrer Nachbarin, der Metzgersfran Käthe Steigerwald, seit Kriegsbeginn täglich 12 Brötchen ohne Brotmarken, dafür erhielt sie täglich 150 Gramm Wurst und am Ende der Woche nochmals 150 bis 250 Gramm Wurst ohne Fleischmarken. Durch diese Tauschgeschäfte sicherten sich die beiden Geschäftsfrauen selbst eine reichliche Ver pflegung und entzogen der gerechten Verteilung zwar nur geringe SNengen,' die aber im Laufe von drei Jahren zu der beachtlichen Gesamtmenge von mindestens 250 Kilogramm Backwaren und 110 Kilogramm Wurst anwuchsen! Das Sondergericht verurteilte die bisher unbestraften Frauen, die ihre verantwortungsvolle Aufgabe der Verteilung lebenswichtiger Güter so schwer vernachlässigten, zu Zuchthausstrafen von einem Jahr drei Monaten und erkannte ihnen die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von zwei Jahren ab.
von 24/s^anc/s^v.
7. torrsek/.unix
Nun ergriff Hans Wundt wieder das Wort.
,/v..>e Fürsorge für^Jhre Arbeiter finde ich im böchsten Maße anerkennenswert, Herr Ingenieur Fersen. Wir selbst haben diese Frage schon längst bedacht, und Dr. Borchenhardt wird Ihnen nachher den Vorschlag, wie für Ihre Arbeiter und An- gestellten gesorgt werden soll, unterbreiten. C -i- ben S'e nicht, daß wir dis Absicht haben, J'r o'-es Unternehmen zugrunde zu richten. 1 r wollen hier einer Sache dienen, einer grasen und schönen Seche. Da dürfen n'cht engherzige geschäftliche Motive zu einem Feldzug ausgenützt werden, binter dem nichts ats d'e Angst vor Verlusten steht. Das Bessere war immer der Feind des Guten "
D"nn wandte sich Hans Mundt an dm siin- oen Bergsteiger, der das Projekt so scharf a "e- < .'isfen hatte. Jl'e Barchenhardt wandte kein Auge von Hans. Sie hätte am liebsten selbst d'e- ten L-uten zugeswrien: seid d"ch rncht so ö-"st- Uchl Ssbt ihr nicht, daß bier jemand etwas Grases, Kühnes schaffen will? Laßt doch eure eng- herüaen Standmmkte.
Aber Hans Wundt fiel nicht über feine Gegner her. Cr blieb immer ru' ig, gelassen. Cr schm-t» terte niemand durch die Wucht seiner Worte nieder. Ilse emufand es in ihrem überschäumenden Tem-erament mit Bed-mern.
„Ich möchte den Herren etwas entgegnen, die <-»->„hen, !-°e 5i--^-r-"m d-r B-rakreunde wab-
a>t ittüjs'-.. , f. „.e 5, .»s W»..Z c,.', g. „Weun ich oben auf der Notwand stand und fo über die Berge sah, da dachte ich immer, das müsse dcch jeder sehen und in sich ausmchmen können, der Augen hat und ein Herz für die Schönheit. Ist es nicht ein Unrecht, daß nur der dies alles genießen soll, der einen starken, jungen Körper hat, der durch senkrechte Kamine über steile Wände emporklettern kann? Sehen Sie, meine Herren, als junger Mensch war ich mit meinem längst verstorbenen Vater oft in den Bergen. Und wenn ich dann mit jagendem Atem, in der Brust noch die Gipfelfreudigkeit, zu ihm kam, den ein schweres Leiden an das Tal fesselte, da sah ich den Schmerz und die Sehnsucht in den Augen meines Vaters. Schon damals faßte ich den Entschluß, einmal Bergbahnen zu bauen. Bahnen für die Hunderttausende, die sonst die Sehnsucht nach den ewigen Höhen unstillbar im Herzen tragen mußten. Wir nehmen nicht dem kraftvollen, jungen Menschen seine Wände weg. Nicht einmal die Rotwand und die Kellerspitze. Wenn das Stahlseil einmal über dem blauen Himmel hängt, hoch über Kare und Wände, wird es kaum mehr zu sehen sein als ein schwarzer Zwirnsfaden in einem Zimmer. Und wenn dann mein Aluminiumwagen auf seinen Stahlrädern lautlos an dem silberglitzernden Seil zur Höhe klettert, dann möchte ich mir und allen sagen: für diese Menschen habe ich gelebt und gearbeitet. Für diese habe ich meine Turmstütze konstruiert. Sie alle, die Sehnsuchtshungrigen, die Alien und Schwachen und die ganz Jungen, die sollen mit dieser Bahn hinauf zur Höhe fahren, die Arbeiter in den Fabriken und die Angestellten in den Büros. Glauben Sie nicht, meine Herren, die Sie sich Bergfreunde nennen, daß jene Menschen nicht auch im Herzen fühlen, was die Einsamkeit der Höhen und die Weite der leuchtenden Firnfelder bedeutet? Glauben Sie nicht, daß der alte Arbeiter, der sich die Fahrt auf die Kellerjpitze ab- gespnrt bat, und nun voller G'-stnrcbt dort oben steht und in die Unendl ichkei t schaut^ viel näh er den Wundern der Seele und dem Glücksgefuhl der Höhenfreude kommt als so mancher, der mit Mauerhaken und Hammer, Seilen und Kletterschuhen glatte Wände bezwingt? Wobei ich nicht sagen will, daß es unter unseren tollkühnen Kletterern nicht ebenso empfindsame und fchönheits- durstige Männer gibt. Aber gerade diese werden mich am besten verstehen. Ich baue die Bahn für jene, die müde und matt geworden sind in der harten Arbeit der großen Städte. Die in die Berge gehen, um ihre Seele gesunden zu lassen. Und nicht für jene, die Rekorden nachjage».
Wir werden diese Menschen so billig auf den Berg führen, wie es nur irgendwie zu machen ist. Das hat mir Herr Doktor Borchenhardt versprochen. Nur unter dieser Voraussetzung baue ich mit ihm die Bahn auf die Kellerspitze."
Als nach jeinen Worten Stille eintrat, hatte Ilse die Augen einer Erwachenden. Es war ihr, als hätte Hans Wundt nur zu ihr gesprochen. Sie empfand bald ein unbeschreibliches Glücksgefühl, bald wieder eine unbestimmte Angst. Und jetzt, als Hans Wundt in seinem Schweigen verdorrte und ruhig auf die Versammlung sah, sprang sie plötzlich auf, wie erlöst.
„Aber Ilse", ermahnte sie Dr. Borchenhardt leise. „Wir sind noch nicht zu Ende. Der Kampf ist noch nicht gewonnen. Die Zahnradbahn."
Mit hochroten Wangen setzte sich Ilse hin.
Nun trat Dr. Borchenhardt auf das Podium. Die meisten der graubehaarten oder blanken Köpfe hatten sich gesenkt, sie drehten ihre Notizbücher zwischen den Händen oder blätterten in dem Exposee, das ein Diener inzwischen verteilt hatte. Sie achteten nicht darauf, daß die Asche ihrer Zmarren die Anzüge beschmutzte.
' „Es sind hier Worte gefallen, die ich bedaure", sagte Dr. Borchenhardt. „Von Konkurrenz, von B.rnichtung anderer Interessen, von Arbeitern, die geschützt werden müssen. Sie alle haben gehört, meine Herren, warum Ingenieur Wundt ">e Bahn bauen will. Auch ich will Ihnen sagcn, daß eine kühne, technische Idee mehr wert ist, als aller Gewinn. Immer hat noch die Idee über das Geld gesiegt. Ich sehe ein, daß für die Zahnradbahn auf das Alexhorn schwere Zeiten kommen werden. Daß ihr Betrieb mit unseren Preisen nicht konkurrieren kann. Ich schlage daher vor: Die Proponenten der Seilbahn auf die Kellerspitze übernehmen den gesamten Ausfall, der sich für die Zahnradbahn ergibt. Damit ist zugleich jede Sicherheit für die Arbeiter und Angestellten der Alexhorn-Bahn gegeben. Sie sind nichts anderes als unsere eigenen Arbeiter. Wir legen die beiden Gesellschaften zusammen, soweit es im Rahmen unseres kommerziellen Projekte»