seinem Gebieter endlich, dessen Willen zu fol- gen. Hierüber war TheophiluS dermaßen erbittert, daß er ihm in Schehmets Gegen­wart die heftigsten Vorwürfe machte, weil er deS Vaters Lehren so schnell, um eines zeitlichen Glücke willen, aus den Augen ge­setzt. Schehmct im höchsten Grade ergrimmt über Theophilus, befahl Beiden, an ihre Arbeit zu gehen. Sofort ließ er den Ober­ausseher seiner Ziegelei, einen Renegaten, vor sich kommen, ihn fragend: wenn er den Ofen heitzen würde, um Ziegel zu brennen. Morgen früh, mein Gebieter," crwie- derte der Aufseher.Gut" sagte Scheh- met,wenn ich dir morgen einen Sklaven zusenden und dich fragen lassen werde, ob mein Wille geschehen sey? so ergreif ihn, und wirs ihn in den glühenden Ösen, daß er zu Asche verbrenne.

Des andern Morgens ließ er den Theo­philus rufen.Gehe eilig," so sprach er zu ihm,in meine Aiegclbrennerei und frage den Oberausseher, ob er meinen Befehl voll­zogen habe." Theophilus, sich keine argen Gedanken machend, eilte dahin. Unterwegs aber hörte er^ an der> St. Michaeliökirche vorbeigehend, daß der Gottesdienst darinn beginne. Eingedenk der Lehren des Vaters, gieng er hinein, und bat Gott inbrünstig, daß er seines Herrn Sinn regieren wolle, um ihn bei seinem Glauben zu lassen. Un­ter diesen Betrachtungen, hielt er sich länger in der Kirche auf, als er Anfangs wollte, und als der Geistliche nahe daran war, den Segen zu sprechen, wartete er denselben ebenfalls ab.

Jndeß war dem Schehmct die Zeit zu lang geworden, da kein Bote ihm die Voll­streckung des Befehles überbracht halte. Er sandte also den Crispinus zum Oberaufsehcr, damit er ihn frage, ob der gegebene Befehl Vollstreckt seh. Crispinus eilte, um seines Herrn Befehl auszurichten. Als er an der Kirche vorüber kam, worinn jener noch weilte, peinigte ihn sein Gewissen, daß er des Va­ters Lehren so schnell vergessen hatte, und geängstet von seines Gewissens Vorwürfen, eilte er desto schneller vorwärts. Angelangt

bei der Ziegelbrennerei, that er die bewußte Frage. Der Renegat packle den Jüngling mit nervigten Armen und warf ihn, ungeach- tet alles Schreiens und SträubenS, in den glühenden Oien, dessen Feuer ihn ergriff und zu Asche verbrannte.

Kaum war diese That geschehen, kam TheophiluS eiligst gerannt, um die in der Kirche versäumte Zeit wieder einzuholen, und fragte den Renegaten: ob Schehmets Befehl vollzogen seh. Der Renegat erwi­derte:Gehe und sage deinem Herrn, ich hätte gcthan, waS er besohlen. Obgleich," setzte er hinzu,der Junge sich hartnäckig weigerte und sagte: er sch der rechte nicht, er wolle Mohamedancr werden, so habe ich ihn dennoch nach dem Befehle des Herrn, in den glühenden Ofen geworfen!"

TheophiluS ging mit diesem Bescheide betrübt, zurück, und wußte nicht, wen dies Unglück betroffen hatte.

Als Schehmct ihn lebendig wieder vor sich stehen sah, wußte er nicht wie ihm ge­schah. Erblassend wie eine Leiche, zitterte er am ganzen Leibe und fragte ihn: wo er so lange geblieben und warum er seinen Befehl so langsam ausgerichtet hätte. Theophilus gestand die Wahrheit, daß, da er bei der St. Michaeliskirche vorbei gegangen, er hinein gegangen sep und Gott gebeten habe, daß er seines, Herrn Sinn regieren möge.

Zitternd hörte Schehmct die Rede» an. Endlich rief er aus:Theophilus! Dein Gott ist der allmächtige, wahre Gott, dessen starken Arm und Gewalt ich hierin erkenne. Dernimm'S, Unglücklicher! Dein Bruder der Mohamedancr werden wollte, ist in deiner Stelle in den Ofen geworfen! Du aber, der Du standhaft bliebst, bist gerettet, gerettet durch die Allmacht Deines Gottes! Frei be­kenne ich's von heute an. Deinen Gott über Alles hoch zu achten und ein Christ zu werden !"

TheophiluS konnte sich ob des Verlustes seines Bruders gar nicht fassen. Schehmct tröstete ihn, nahm ihn als Sohn an, ward ein Christ, verkaufte sein Eigenthum, schenkte allen Sklaven die Freiheit, ließ sich in Ve-