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Erzählung von Fallstaff.

In England mags vor einigen hundert Jahren toll zugegangcn sehn, denn damals haben sich nicht blos gemeine Leute, sondern sehr vornehme Herren mit dem Straßenraub abgegeben, insbesondere wie die Geschichte erzählt auch ein Prinz unter dem Namen Hall, der später als Heinrich der Vlll. den englischen Thron bestieg. Der sonderbarste dieser säubern Bande von großen Herren, war unstreitig Fallslaff, dessen Erzählungen eben so sehr von der Wahrheit abwichen, als seine Handlungen Von der Sittlichkeit. Einst Morgens von einem Streifzuge heim­gekehrt begann er: Ihr wißt Kameraden, wie dunkel die letzte Nacht war; ich wenig­stens konnte meine eigene Hand nimmer sehen. Wie ich nun den Wald entlang gehe, bemerke ich in einer Entfernung von 50 Schritten vor mir zwei Männer, die ich an ihren grünen steifleinenen Nöcken mit

gesponnenen Knöpfen sogleich für Krämer

aus Newhvrk erkannte.

Lidlet 0 n. Hort! hört!

Fall sc aff. Jetzt galt es mich zusam- menzunehmcn, denn es war keine Kleinig­keit mich mit sechs wohl bewaffneten Kerls zu raufen.

Hall. Was? sechs? Anfangs sagtest du ja nur von zwei.

Fallstaff. Setze keinen Zweifel in

meinen Mukh! das dulde ich nicht.

Green Hill. Nein! Vier waren es,

so erzählte er gleich von Anfang.

Hall. Nun ja! also vier. Was mach­test du mit diesen?

Fallslaff. Die Kerl zischelten zusam­men; ich aber säumte nicht im rechten Au­genblick versteht sich meines Siegs ge­wiß sie anzugreife». Das muß ich auf­richtig gestehen, sie hackten teufelmaßig auf mich los; allein ich wußte mich so geschickt zu vertheidigen, daß von den eilf auf mich gezückten Degen sieben an meinem Schilde absprangen. Weiter konnte Faklstaff nicht an den Mann bringen, denn das ob seiner Kunst zu addiren entstandene Gelächter ließ

ihn nimmer zum Wort kommen. Bald darauf gelangte Prinz Heinrich zur Königs» würde und nun meinte Fvllstaff jWunder, welche Rolle er spielen werde. Als er dieß Ereigniß erfuhr, schrie er, daß die Wände hatten bersten mögen: geschwind! die Stie­fel geschmiert und die Plcrde gesattelt, ich muß an daS königliche Hoslagcr reiten; die Gesetze jsind jetzt in meiner Hand! Aber der Freudetrunkene irrte sich sehr. Heinrich gab sich nach seiner Thronbesteigung mit ei- nein Menschen, dessen Kopf der Schlupf­winkel von tausend Thorheitcn war, nimmer ab. Fallslaff rannte Heinrichs Krönungszuge in den Weg und Verlangte augenblicklich Gehör; allein Heinrich, den England mit Recht unter seine großen Könige zahlt, und dem wegen seiner kraftvollen Regierung Ju­gendstreiche gern verziehen wurden, wieS ihn sehr ernst mit den Worten zurück: Was willst du Halbnarr? Ich kenne dich nicht und verbiete dir, je einmal wieder vor mei­nem Angesicht zu erscheinen. Und nunjgieng der Zug weiter; Fallstaff übrigens fand nicht gerathcn, bei Hofe auch nur ein einziges mal zu erscheinen und den König um Audienz zu bitten.

Martin war eines Morgens betrübt. Sein Bedienter fragte um die Ursache, und als er hörte, daß heute der Todestag der Mut­ter und des Bruders seines Herrn sehe, sag­te e^diesem: sein« holt' nur zfriedcn; wis» senS dann nit, daß der lieb' Herr Gott die braven Lait zu si nimmt, und die Schlanke! da laßt?

Ein Fremder, der Nachts in einem en­gen Gaschen von einem Bettler sehr barsch um ein Allmosen angegangen wurde, ver­wies diesem seine Zudringlichkeit mit den Worten: Wie kann man um diese Zeit die Leute anfallen, und in der Nacht betteln. Entschuldigend antwortete der Bettler. Der- zeihns Ihr Gnodcn, bei Tag bettl i Halter a.