-4us Stadt und Kreis Calw
Pate* /rat „Ja" HEsaAt
„Schwester willst du werden? Weitzt du auch, was Schwester sein heißt?" Auf die bejahende Antwort seiner Tochter meinte der Vater: „Gut! Aber zuvor noch eine Bedingung. Du besuchst ja öfters Onkel Karl im Reservelazarett. Schau dir mal dort die Arbeit der Schwestern genau an und frage auch, ob sie von ihrem Beruf befriedigt sind."
Und die Tochter machte auf väterlichen Wunsch eine kleine Rundfrage bei den NS.- Reichsbundschwestern, die Onkel Karl und die anderen Verwundeten im Lazarett pflegten. — „Ob ich befriedigt bin? Warum sollte ich es auch nicht sein?! Ich habe es nie bereut, Schwester geworden zu fein, und könnte mir auch gar nicht vorstellen, daß es ein junges, gesund und mütterlich empfindendes Mädel geben könnte, das vom Schwesternberuf nicht befriedigt wäre." Das war Schwester Elses Meinung. Und Schwester Irene? „Wenn ich heute nochmals zu wählen hätte, so würde ich mich wieder für den Schwesternberuf entscheiden. Freilich, es muß schon in einem liegen und ohne ein gut Teil Verantwortungsgefühl geht es nicht Aber das sind Dinge, die in unserer heutigen Zeit ja eigentlich bei jedem Mädel vorhanden sein sollten."
Schwester Erika meinte auf die Anfrage des jungen Mädchens: „Es hat sich mir alles das erfüllt, was ich mir von meinem Beruf erhofft hatte: aber darüber hinaus habe ich noch etwas gefunden, das ich vorher nicht kannte. Das ist die prachtvolle Kameradschaft, die unter uns Schwestern herrscht. Das möchte ich nie mehr missen." — Während die andern nur vom Beruf und oder Arbeit gesprochen hatten, erzählte Schwester Helga von der Freizeitgestaltung, vom gemeinsamen Sport und den frohen Singstunden, von Wanderungen, Heimabenden und besinnlichen Abendspaziergängen.
Wenn der Vater geglaubt hatte, sein Mädel würde ihre Meinung, ändern, so hatte er sich getäuscht. Es hatte Wohl gesehen, daß die Schwestern fest zupacken müssen, daß sie keine Zeit um unnützen Herumstehen haben, aber sie hatte es auch empfunden, wie gerade der Schwesternberuf eine Frau ganz ausfül- l e n kann. Und sie hatte auch gesehen, daß man hier helfen kann, daß man als Schwester dem Volksganzen dienen und mitschaffen kann am Aufbau. TaS alles und noch mehr hat das Mädel zu Haufe erzählt und darauf konnte der Vater nicht anders, als zu dem Wunsch seiner Tochter, den Schwesternberuf zu ergreifen, ,La" zu sagen!
Konzert des Landesorchesters
Gau Württemberg-Hohrnzollern in Calw Auf Einladung der NS.-Gemeinsckaft „Kraft durch Freude" gab das LandeSorchester gestern einen ebenso erfolgreichen wie beglückenden Konzertabend in Calw. Unter der Leitung von Gerhard Maas; spielte das bekannte, sich durch Gewissenhaftigkeit, Disziplin und intensives Mitgehen auszeichnende Orchester <in anregendes Programm klassischer deutscher Musik. Mozarts Ouvertüre zu „Figaros Hochzeit" wurde zum Klangerlebnis von Heller Klarheit der Gestalt und hoher Schönheit im Sinnlichen. Eine sehr feine Wiedergabe, reich an Leucht- und Spannkraft und schwebend leicht an Gewicht, erfuhr die Ballettmusik aus „Rosamunde" von Fr. Schubert. Günther Schulz-Fürstenberg, der Solist des Abends, hatte mit dem Konzert für Violoncello und Orchester von Jos. Haydn einen vollen Erfolg. Ein großer, schön gerundeter und warm ansprechender Ton sowie eine virtuose Beherrschung der technischen Anforderungen werden durch diesen ausgezeichneten Meister seines Instruments in den Dienst eines dem musikalischen Ausdruck und der weitgefaßten lebensbejahenden Weltanschauung Haydns sehr entgegenkommenden Vortrages gestellt. Ausgeglichen die gleichmäßig mit Ausdruck erfüllte Begleitung. Von Gerhard Maasz, dem lebendig und überzeugend nachgestaltenden Dirigenten, hörte man eine eigene Tonschöpfung, eine „Märchenmusik", reich an Klang, Farbe und heiterer Kraft der Fantasie, welche mit großem Interesse ausgenommen wurde. Der „Kaiserwalzer" von Joh. Strauß und zwei der „Ungarischen Tänze" von Johs. Brahms beschlossen die Konzertfolge. Dirigent, Solist und Orchester wurden mrt überaus herzlichem Beifall gefeiert. kr. Naos Scllesl«.
Vorbeugen verhütet Schaden
Die Frostschäden erreichen jährlich eins Höhe, die in der heutigen Zeit — vor allem bei dem Mangel an Facharbeitern — zu den« ken geben. Rechtzeitig getroffene Frostichny- Maßnahmen verhüten mit Sicherheit das Eiru frieren von Wasserleitungsanlagen. Bei strengem Frost gefriert das Wasser m den Leitungen und Behältern, die im Erdboden oder iM Freien liegen oder in ungeheizten Räumen verlegt sind. Das gefrorene Wasser zerstört die Leitungsanlagen und verursacht teure Reparaturen. Der dadurch bedingte Wassermangel bringt lästige Störungen im Haushalt und im Betrieb mit sich. Frostschäden können nur durch das Abdecken von Leitungen im Erdboden oder in frost- jefährdeten Räumen vermieden werden. Fenier. Türen und undichte Stellen sind in die» en gut abzudecken. Frostgesährdete Wasserlei. tungen sind bei strengem Frost des Nachts zu entleeren bzw. frostgefährdete Räume, ,n denen Wasserleitungen verlegt sind, aus Heiztemperaturen von 8 bis 10 Grad Celsius zu halten. Frostschäden bringen bei ihrer Beseitigung auch Brandschäden, und das können wir uns heute nicht leisten. Darum Vorsicht bei.Austauarbeiten. Schadenverhütung ist Pflicht!
Verbesserung der Leistungen in der landwirtschaftlichen Unfallversicherung Der Ncichsarbeitsminister hat zu dem sechsten Gesetz über Aenderungen in der Unfall- versicherung vom 9. März 1942 eine zweite briings- und Ergänzungsverordnung erlas,eee. Diese Verordnung verbeffert die Lei- stungen in der landwirtschaftlichen Unfallversicherung. Wahrend die Renten in der allgemeinen Unfallversicherung sich grundsätzlich nach dem tatsächlichen Arbeitsentgelt beniesten, das der Verletzte während des letzten Jahres vor dem Unfall bezogen hat. er- UtU die Renteiiberechnung in der landwirtschaftlichen Unfallversicherung nach durchschnittlichen Jahresarbeitsverdiensten. Diese entsprechen schon seit langem nicht mehr den tat,achlichcn Lohnverhältnissen in der Land- E- Er Höhung und damit eine Aufbesterung der Renten ist daher aus Gründen,des Arbeitseinsatzes in der Land- und Forstwirtschaft vordringlich, zumal infolge «er zunehmenden Verwendung von Maschi
nen und Traktoren der Schutz der Unfallversicherung aus dem Lande eine immer größere Nolle svielt.
Nach der neuen Verordnung werden mit Wirkung vom 1. Mai 1943 die Jahresarbeits- Verdienste von bei jeder landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft neu gebildeten Ausschüssen, zu denen Betriebssichrer und Versicherte gehören, bezirklich und gruppenweise neu festgesetzt werden. Bei dieser Festsetzung sind die für die Versicherten geltenden Tariflöhne sowie die Art der Beschäftigung, das Geschlecht, das Alter und der Familienstand der Versicherten zu berücksichtigen. Da in den Tarifordnungen die Löhne für Ledige und Verheiratete verschieden bemessen werden, bestimmt die neue Verordnung, daß die Entschädigung der zur Zeit des Unfalls ledigen Versicherten nach der Eheschließung auf den Durchschnittssatz für Verheiratete zu erhöhen ist. Von besonderer Bedeutung ist die Bestimmung der Verordnung, daß die erhöhten Renten nicht nur für Unfälle nach dem 39. April 1943 gezahlt werden, sondern daß auch die Renten für alle Unfälle seit dem 31. Dezember 1932 umgerechnet werden und daß die höheren Leistungen mit dem 1. Mai 1943 beginnen.
Sparsam kochen!
Ein Handgriff schon hilft viel Gas sparen
Wir stehen heute auch auf dem Gebiete der Haushalttechnik wesentlich günstiger da als im Weltkrieg, und die fortschrittliche Hausfrau wird froh darüber sein, daß sie den Fragen der Arbeitserleichterung durch die Technik genügend Aufmerksamkeit geschenkt hat, als es noch Zeit war. Tenn darauf kömmt es heute mehr an als je: mit möglichst geringer Anstrengung viel zu erreichen. Allein Millionen von modernen Gasgeräten sind vor dem Krieg von den deutschen Haushalten erworben worden. Das wirkt sich bei der täglichen Hausarbeit sehr angenehm aus, — aber um der vom Neichsmar- schall geforderten Sparsamkeit willen muß nun die Hausfrau auch in dieser Hinsicht alle Vorteile der Gasgerätc nutzen.
Die straffe Gasflamme mit dem blau-violetten Flammenrand läßt sich — wie wir täglich erfahren — jeder Topfform anpassen, und warum sollte man, wenn man wenig kochen will, einen großen Kochtopf nehmen, wenn man auch mit einem kleinen Topf auskommt, unter dem die kleingestellte Gasflamme brennt. Die kleine Flamme verbraucht nur den achten Teil der großen Flamme. Wenn die Hausfrau
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diesen Vorteil regelmäßig ausnutzt (die klein« Flamme muß auch immer nach dem Ankochen der Speisen das Fortkochen übernehmen), so läßt sich dadurch ohne Mühe eine Ersparnis von 1—2 Kubikmeter Gas im Monat erzielen. Das lohnt sich schon, denn wenn 12 Millionen Haushalte in Deutschland, die an das Gasrohr- nctz angeschlossen sind, nur diese eine Sparregel befolgen, können schon mehr als 200 Millionen Kubikmeter Gas im Jahr erübrigt werden, di« der Rüstungsindustrie zugute kommen und dort z. B. 40000 schwere Panzer schaffen helfen.
Vlvustplsi» m.
HI. Gefolgschaft 1/401. Mittwoch: 20 Uhr Antreten der Scharen 2 und 3 (Calw) in Uniform am Dtenstzimmer. Bastelzeug mitbringen. — Donnerstag: 20 Uhr Freiw. Sportdienst der Gef. 20 Uhr Basteln für den Führerzug im Dienstzimmer. — Freitag: 19.45 Uhr Antreten der Scharen 4 bis 7 vor Bau 6 der Handelsschule (Uniform und Bastelzeug!).
Lin /komnn ai» risn Le-ssn
Soldalenwünsche für das Weihnachlspückchen
Kleine ^nreZunZen tlir äie in Uer tteimst — >Vs8 selienken wir äer k^ront?
„Was wünschst Du Dir im Weihnachtspäckchen?" Dieser Frage begegnen die Soldaten jetzt in vielen Briefen der Heimat. Deshalb ,oll der erste weihnachtliche Feldpostgruß für alle, die ihrem Soldaten mit kleinen Gaben Freude bereiten wollen, einige kleine Nat- ichläge enthalten. Was soll ins Weihnachtspäckchen? Die erste Bitte: Gebt die Päckchen rechtzeitig (bis 30. November) auf und denkt immer an die Schwierigkeiten des Postversandes. Der Soldat ist auf die praktischen und nützlichen Dinge des Alltags angewiesen. Ein wohlgemeinter Festtagskuchen hat! nach einer Dreiwochenreise die Härte eines Pflastersteines.
Natürlich muß Gebäck ins Päckchen. Süßigkeiten sind immer dankenswerte Abwechslungen im Landserdasein. Der Weihnachtsstollen in kleiner Dose kommt wohlbehalten an. Päckchenlücken nehmen alles Rauchbare, Tabak und Zigaretten, auf. Und dann die notwendigen Dinge des feldgrauen Alltags: Die alten Rasierklingen sind abgestumpft, ein verlorenes Taschenmesser schlummert irgendwo im fremden Lande und die Borsten des Rasierpinsels haben sich längst aus allen Angeln gehoben. Auf dem Vormarsch gibt es nur schwer Ersatz für gewindelahme Bartschaber. Ihr glaubt nicht, wieviel
Freude ihr ^mit solch nützlichem Solinger Allerlei bereiten könnt! Oder das Feuerzeug zündet nicht mehr, die Skatkarte hat Eselsohren, die Schachspieler haben Turm und Dame verloren, der Fußpuder stäubt nur noch spärlich aus schmaler Streudose und die Zahnpaste ist ausgequetscht. Der Füllhalter spuckt aus allen Oeffnungen; die Bleistifte sind zu Däumlingen geworden. Dazu etwas Briefpapier, ein paar Ergänzungen fürs Nähzeug, ein Dutzend Knöpfe und eine kleine Schere. Wie oft hat uns die Mundharmonika über schwere Stunden yinweggeholfen!
Fast alle Kameraden lieben guten Lesestoff im Taschenformat. Denkt an die neuen Taschenkalender, an wärmende Socken und vielseitig verwendungssähige Taschentücher. Ein Fläschchen Tinte, ein handfestes Eßbesteck, Butterdose, Trinkbecher, Handbürsten, oder habt ihr gar einen Rollsilm übrig? Auch das Senfglas ist längst leer. Um das Ganze bindet den traditionellen Weihnachtsbogen. Einej Weihnachtskerze hat im kleinsten Päckchen Platz. Ganz obenan? darf der Tannenzweig als sinnvoller Gruß der Heimat nicht fehlen.
Das sind ein paar Wünsche eurer Soldaten. Praktische Kleinigkeiten heben die Stimmung, wenn in Kürze die ersten Feldpostzüge anrollen.
Volker macht Besuch
Frisch gewaschen, den Zornwisch, der sonst immer wie ein Fähnchen von seinem Blondkopf wehte, sorgfältig gebändigt, so sah ich heute morgen Volker mit einem kleinen Strauß in der Hand eilig über die Straße sausen. Geradezu festlich sah der Wildfang aus. Da mußte etwas Besonderes los sein. Als ich deshalb seine Mutter sah, fragte ich sie: „Sag mal, Grete, wo ist denn der Volker heute morgen so eilig hingerannt? Hatte denn jemand Geburtstag?" „Das nicht", antwortete meine Schwester. „Er ging zu Tante Helene. Die will er nämlich mindestens einmal im Monat besuchen. Er läßt mir da allemal so lange keine Ruhe, bis ich bei ihr angefragt habe, wo sie gerade ist. Wenn er es dann weih, und ich ihm das Haus gezeigt habe, dann ist ulrser Volker nicht mehr zu halten." — „Ja, haben wir denn eine Tante Helene in der Verwandtschaft?" fragte ich erstaunt, und ich erfuhr, daß diese Tante Helene eine NS V.-Haushalthilfe war, die vor zwei Monaten bei meiner Schwester gewesen war. Der Volker hatte sie damals so lieb gewonnen und so sehr in sein Herz geschloffen, daß es viele Tränen gab, als sie ging. Man hatte ihm auch versprechen müssen, daß er seine Tante Helene immer einmal besuchen dürfe und das war also heute der Fall aewesen. >
Uebrigeus erfuhr ich bei dieser Gelegenheit auch gleich manches Interessante auS dem Beruf der NSV.-Haushalthilfe und zwar, daß sie zur selbständigen Vertretung von
Hausfrauen eingesetzt werden, die krank sind oder in Erholung fort müssen. Vor ihrem Einsatz erhalten sie eine kostenlose Ausbildung in einem Lehrgang der NS-- Franenschaft und zwar werden hier sämtliche Kurse des Reichsmütterdienstes dnrchgemacht. Sie lernen also Kochen und Nähen, städtische und bäuerliche Hauswirtschaft, Gartenbau und Krankenpflege, Erziehungslehre, Säuglinas- nnd Kinderpflege. Wer in allen Fächern besteht, erhält den Ne'ichsm ütter dienst- aus weis und kommt dann in den praktischen Einsatz der NSV-, die auch alle Kosten für ihre zukünftigen Haushalthilfen trägt. Hier müssen sie sich dann noch drei Monate bewähren, bevor sie von der NSV. fest angestellt werden. Die Mädchen wohnen in NSV.-Haushalthilfenstationen mit ein oder zwei Kameradinnen zusammen, da sie fa bei den jeweiligen Familien im Höchstfall sechs Wochen aushelfen und sonst immer wieder ihre Wohnung wechseln müßten. Zu jedem Heim gehört ein Schlafzimmer, ein Bad, eine kleine Küche und ein hübsch eingerichtetes Wohnzimmer. Neben einem schönen Gehalt und freier Kost und der Haushalthilfentracht, die sie zur Verfügung gestellt bekommen, haben sie also auch freie Wohnung. Wie sehr die Arbeit der NSV.-Haushalthilfen geschätzt wird, die ja in den Familien zumeist als ZM- ter in der Not erscheinen, zeigt schon das Beispiel mit Volker, der seine „Tante" über alles liebte. Wer also diesen schönen Beruf ebenfalls ergreifen will und über die Anmeldung noch Näheres wissen möchte, kann dies jederzeit bei einer Ortsgruppe der NSV.
von Dbavsr
2. -ort8et?rin^
In den großen Saal, durch dessen mächtig« Glaswände die von der Sonne übergosscnci« Wände der Kellerspitze hereingrüßten, standen einige Kellnerinnen herum und strichen sich die sauberen weißen Schürzen zurecht. Eine Dame stand vor dem Postschalter am Eingänge des So-ies.
.inruhig trat Herr Lettner von einem Fuß auf de: anderen.
xietzt betrat ein älterer Herr mit einem jungen Mädchen den Saal. Mit einer leichten Verbeugung, einer Mischung zwischen Ehrerbietung und herablassendem Wohlwollen, wurden sie von Herrn Lettner empfangen.
„Zenzi, den Wein für Herrn Doktor Borchen- hardt", rief der Wirt einer Kellnerin zu. Dann rückt» er selbst die Stühle zurecht.
. Wundervoll ... es war wundervoll/ Vater." Ilse Borckenhardt lebnte sich vom Spaziergang wohlig müd; in die Lehne zurück.
„Narzissen, wo man hinsieht... ich bin ja so froh, daß du mich mitgenommen hast, Vater!"
„Na also", sagte Dr. Borchenhardt und goß zuerst Ilse, dann sich von dem Wein ein.
.Herr Lettner zählt seine Schäfchen", lachte Ilse. ,Zch Mächte hier nicht Hausfrau sein."
Sie hielt den Kops leicht in die Hand gestützt, ihr Ellenbogen lehnte weich adgedogen aus der Lehne. Ihr "Haar war blond wie sonnengebleichte Wsizenähren, ihre Augen glichen dem hellblauen Himmel üb»- - der Kell»r»
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frischen Luft ieöce, aber o>e W»,»e
w. .„rn H^uc n.c-.t» a.c.ui«, NU» e»u p..tz«
Sommersprossen saßen aus den rosigen Wangen.
Andere Gäste kamen jetzt an ihrem Tische vorbei. Man sah ihnen die Ansländer von weitem
an. Sie grüßten stumm und nahmen ihre Plätze ein. Ilse mußte nach allen Seiten danke».
,Zu nett, wie du hier die P»-ode abnimmst", sagte Dr. B..chenhardt. Seine Finger trommelten nervös aus dem Tischtuch. Seine Augenbrauen waren weißlichblond. sein Gesicht von der Sonne aufgezogen. Man sah, wie sich seine Stirne schälte.
„Ich habe Ingenieur Wundt zum Mittagessen eingeladen", sagte er. „Wo er nur bleiben mag. Es gibt noch eine Unmenge zu tun."
„Warum wohnt Wundt eigentlich im Gasthof Zum wilden Jäger?" fragte Ilse.
„Dort lall die Bauführung eingemietet werden. Außerdem liegt der Gasthof an der Straße, die nach Weißenbach führt. Das erleichtert die Arbeit."
„Ich bewundere ihn", sagte Ilse. „Eine Bahn über diese Wand in den Himmel zu bauen, das ist kühn?
„So." Dr. Borchenhardt nickte nachdenklich. „Eigentlich baue die Bahn da.', ich, Ilse."
„Freilich." Ilse streichelte seine Hand. ,Hch bewundere dich doch auch. Las weißt du aber schon."
„Ach herrje! Du Schmeichlerin, du", spottete Dr. Borchardt.
Ilse war wirklich stolz au ihren Vater. Er hatte sein halbes Jahrhundert auf den Schultern, trüg es aber elastisch wie »>n junger Mann. Ob sein H» weißblond cder silberweiß war, konnte man kaum unterscheide!..
„Dort kommt der Autobus von der Bahnstation." Ilse stand auf und schritt zur Glaswand. Ihre Figur war zierlich und doch kräftig, ihr Gang elo>:> ck, man erkannte beim e^en Sck-'tt die--
Gage or,c
anoa unü oem Hotettmro. Mit ihren bleichen Stadtgesichtern stachen sie auffallend gegen die von der Sonne verbrannten Frühlingsgäste a^ Ein Hausdiener schleppte einige Paar Ski vo.G Wagen in da» Hotel.
„Weiter c ven gibt es noch viel Schnee", hörte Dr. Borchenhardt den Hoteldirektor sagen. Herr Lentner, eine schmale, längliche Zimmerliste in d,r Hand, c'ar von aufgeregte., Damen und älteren Herren umgeben.
Nach wenigen Minuten war in dem Speisesaal kein Platz mehr frei. Herr Lettner schwamm in seinem Element. Das Bild der Gäste, die teils in Sportanzügen und Kostümen, teils in duftigen Frühjahrskleidern an den Tischen saßen, wirkte farbenfroh und fröhlich. In der breit hereinflutenden Sonne leuchteten blonde, braune, dunkle Haare auf, von allen Tischen hörte man heiteres Geplauder. Lachen... Einige Kinder trieben sich zwischen den Tischen herum, ein Hund wurde energisch in eine Ecke verwiesen.
„Ich bitte vielmals um Verzeihung, ich konnte aber wirklich nicht früher kommen."
Ingenieur Hans Wundt schüttelte Ilse kameradschaftlich die Hand, dann reichte er seine gebräunte Rechte Herrn Dr. Borch.nhardt.
Ilse hatte wieder Platz genommen und lehnte sich ein wenig zurück. Ihre Stimme hatte einen leichten Beiklang.
,Zch habe auf der Raintalbrücke gewartet, wie verabredet, dann dauerte es aber zu lange."
„Natürlich. Es war unverzeihlich von mir",: unterbrach sie Hans Wundt. Selbst im Sitzen überragte er alle Anwesenden um Kopfeslänge. Seine Augen waren von jenem tiefdunklen Blau, das man nur an stillen Bergseen findet. Ruhige, ernste Augen, der bartlose Mund war etwas weich geschwungen.
Hans Wundt sieht immer so aus, als träume er, dockt» "-N-- B->, Bläuen und i'chnen Bauten. Ho>!» äch
„Wmuic oemeu >s>e?." frotzle Ilse.
Er wani.e sciucn Blick vo. d.m Bergen auf das Mädchen ihm gegenüber.
,Hch bin lange nicht in dieser Gegend gewesen", sagte er. „Sie birgt keine schöne Erinnerungen für mich."
„Ein Erlebnis also?" Es log etwas in seinem Blick und Ton, das sie leickt zu beunrcckigen begann.
„Wenn Sie es so nennen wollen. Gleich danach bin ich in die Welt hinaasgezogen, ganz weit fort, nach Amerika und nock weiter. Um M ar»