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Das Wiedersehn im Grabe.

(Fortsetzung.)

Laß noch nicht alle Hoffnung sinken, mein süßes Mädchen! entgegnet« ich ihr:ich will noch ein­mal mit Deinem Vater reden ; ich werde alle meine Beredsamkeit ausbieicn, um ihm zum Herzen zu sprechen.

Und wenn es Dir nicht gelingt," fiel Fclicie ein: -.seinen Sinn zu beugen?"

Dann ries ich gepreßt, und drückte, während Thränen über meine Wangen rollten, das zitternde Mädchen an meine von wildem Schmerze durch­wühlte Brust: dann bleibt Dir nichts übrig, als dem elterlichen Willen zu gehorchen; denn kein Vaterfiuch soll auf unserer schuldlosen Liebe ruh». Ich aber will dann meine Heimaih verlas­sen, und irgendwo in einem verborgenen Winkel der Erde mein trübes gehaltloses Dascy» still und unbe­merkt dahinschleppen, denn es wäre mir nicht mög­lich, Dich als das Weid eines Ander» zu sch»!

Weinend schieden wir von einander. Am näch­sten Tage ging ich zu Derbois, und ließ kein Mit­tel unversucht, ihn zu rühren. Ich weckte in ihm die Erinnerung an meinen Vater, seinen treusten Freund, auf, ich malte ihm mit grellen Farben die traurigsten Folgen zu weit ausgedehnter väter­licher Gewalt, ich beschwor ihn, das Glück und die Lebcnsruhe zweier liebenden Herzen nicht grau­sam zu zerstören, und stellte ihm vor, daß Felicie mit mir, wenn ich auch kein Vermögen besäße, sondern nur so viel erwerben könne, um ihr ein an­ständiges Auskommen zu sichern, doch tausendmal glücklicher und zufriedener seyn werde, als mit dem reichen Dillen, zu dem sie niemals Neigung füh­len werde. Schon wurde der Alte bewegt, und fing an zu wanken, da erschien seine Frau, und mein halb gewonnenes Spiel war mit einem Schlage verloren.

Am folgenden Tage erhielt ich einen Brief von Derbois, worin er mir aus feine, aber doch be­stimmte Art zu verstehen gab: ich möge sein Haus künftig meiden, und mich nicht mehr um seine Fa- MilienAngelegenheiten bekümmern. Mein Ehrge­fühl war aufs Höchste dadurch beleidigt. So sehr ich auch Felicien liebte, so nahe ihr Schicksal auch meinem Herzen ging, Selbstwürdigung gebot mir jetzt, ihr zu entsagen. Aber ich kämpfte einen schweren Kampf, und nach jeder in bitterer Seelen»

quäl durchwachten Nacht fühlte ich immer deutli­cher, daß nur Entfernung von dem Orte, wo tau­send Erinnerungen mir neuen Schmerz aufregten, den Zwiespalt in meiner Brust endlich zu beruhi­gen im Stande seyn konnte.

Dieser Gedanke ward zum festen Vorsatze, als ich nach einigen Wochen erfuhr: FeUcie sey wider ihre» Willen und durch halbe Zwangsmittel mit Dillon verlobt worden. Nun litt eS mich nicht mehr in Paris ach, ich hätte aus der Welt flie­hen möge»! Ich theilte meiner Mutter den nun unabänderliche» Entschluß mit. Sie ward von det Wahrheit meiner Gründe überzeugt, und willigte bald, obwohl mit schwerem Herze», ein. Noch einmal ward mir, am Tage vor meiner Abreise, bas bittersüße Entzücken, Felicien zu sehen und Abschied von ihr zu nehmen. Ach, Freund Gre- goire, erlaß mir die Schilderung, dieser schmerz­lichen Trennung! Begehre nicht, daß ich Dir be­schreiben soll, wie ich wohl zehnmal von der Ge­liebte» mich losriß, und auf's Neue in ihre Arme stürzte, wie wir uns gegenseitig gelobten, durch Tugend einander werth zu bleiben, um uns einst im bessern Jenseits, in der Hcimath der Liebe und Wonne, wiedcrzufinden.

(Fortsetzung folgt.)

Kämpfer mit Amors Geschoß Schon Hab ich es schröcklich empfunden; Seit du erobert das Schloß Riechen auch Andre den Lunten O! kehre, doch wieder zurück;

Den brennenden Kuß zu empfangen,

Du bringst mir sehnendes Glück,

Und stillst auch zugleich mein Verlangen.

O kehre noch einmal hiehcr

Die Stürmer der Burg zu verjagen,

Glaub nur, es wird mir jetzt schwer,

Allein mich mit ihnen zu schlagen.

L . . . . .