Gedankt» eines Profane» über Match. 5, 42. Gib dem, der da bittet lind wende dich nicht von dem, der dir abborgen will!

Wenn die christliche Religion nichts Vor­treffliches hätte, al« diesen Ausspruch, sie wäre schon seinetwegen eine göttliche Reli­gion, d. h. in meinen Augen. Allmosenge- ben ist das Schönste, wozu sich der Mensch erheben kann, adelt ihn, wenn es Nota­bene ans dem edeln Grundtricbc der mensch­lichen Natur entspringt, der sich freut mit den Fröhlichen und weint mit den Weinen­den. aus dem Triebe der Shmpathie. Ge­mein, niedrig, schändlich ist freilich ein All- mosengebcn, das die Eigenliebe zum Grund Und Eigennutz zum Ziel hat, das pharisäi­sche Allmosengeben. Die menschliche Gesell­schaft bringt eS so mit sich, so liegt es in dem Pläne der Weltschöpfung, daß in der­selben einer des Andern bedarf, daß einer mehr Güter des Körpers, der Andere mehr Vorzüge des Geistes besitzt, daß dieser an an beiden arm, jener mit beiden üppig ver sehen ist. So isis recht und so ists gut. Helfen sollt ihr einander, ihr Menschen, da­mit ihr lernet, daß ihr Brüder sehd; die Veränderlichkeit des Glücks sollt ihr erfah­ren, heute sollt ihr auf dem Gipfel der Ehre stehen, und morgen am Bettelstab kriechen; damit ihr lernet: mein Nebenmensch ist, was ich bin, ein Höherer ist, der über uns ver­fügt, daß ihr nicht aufgeblasen euer eigenes Werk zu sehen wähnet, wenn sich ein glück­licher Zufall euch darbietet, wie jene jäm­merliche Gesellschaft die sich mit den sinn­losen Worten brüstet:Hilf dir selbst, so wird dir auch derHimmel helfen". Schande der Menschheit, diese Gesellschaft! Lästerung der Menschheit, der Allmacht des Ewigen! Von der Güte Gottes nehmen und dem Bru­der prunklos geben, das ist Wonne dem Sterblichen, das erhebt ihn über den Wech­sel des Schicksals, über das Unglück, wo­rein auch er gestürzt werden könnte. Denn er weiß dann und denkt: Bin ich jetzt al­lein, verlassen auf dieser Welt? Ist kein Raum mehr, der mich schütze, kein Brod mehr, das mich ernähre? nein, um mich

wimmelks von Brüdern, in ihrem Schoos will ich mich erquicken und mein Unglück vergessen. Wem es aber Seligkeit ist, dem ärmer» Bruder zu ge­be», wird der Anstand nehmen, zu borgen, wenn er cs kann und darum gebeten wird? Nie. Man borgt oft so gerne und. oft hält eS doch wieder s» schwer. Das ist sonderbar! Doch nein, wann borgt man den» so gerne's Nun, wenn man ^saehe Ver­sicherung hat, wenn ma» sich den Weg offen behalt, so bald eS beliebt, vielleicht mit dem ttmcigang des Abbvrgenden, mit Ssrvc. Wucher alles wieder zurück zu erhalte». Das ist eine Unterßützung des Armen! Tuest ist eine Uncigemiützigkeic! da findet man leicht den guten Christen, denn so wirb keiner Anstand nehmen, auch dem Feind zu borgen. Und warum wird denn nun der Arme mit einemNein" abzewicsen, der dort in dein Haus schleicht, mit ängstlicher Miene, und klopfendem Herzen mit fast knechtischer Höflichkeit dich bi.icl, ibm ein Sümiu'- chcn zu leihen's Närrisch, eS ist ihm ja alles versichert, der Kerl hak nicht-!! O, hättest du den Kampf fühlen können, den er mit sich selbst kämpfte, ehe er dich bat; hättest du die Thrünc gesehen, die in seinem Auge glänzte, die langen Seufzer, die dich vor seinem Schöpfer verklage», du hättest ihm geholfen, auf Treue und Glauben ihm geborgt. So merket, ihr Wohlbcgabrc, die ihr nur auf Pfänder leihet, ihr sepd unwerib der menschlichen Gesellschaft, den» der redliche Ar­me ist ein Kind des Höchsten; merket es ihrKorn- banern, die ihr nur gegen baar Geld geben wollt, und in Anderer Unglück eure Schätze suchet, mer­ket es und nchmcts zu Herzen ihr Winhe und rei­chet dem Durstige» ei» Schöpplcin, wenn er auch kein Silber Hai. Nun, das thun wir ja, entgegnet ihr, ja aber was must sich der Arme gefalle» las­se», der dir schuldet's Wie Muster vor dir kriechen, Wucherer s! Wie muß ec dir dienen, reicher Bauer! Wie muß der Durstige, mein lieber Wirih, der in deinem Buche ,stebt, immer mehr bet dir ver­zehren, wen» er nicht i» Ungnade fallen soll, wie verfolgst du ihn mit Brumbriefen, wenn er nickt mehr kommt und auch das noch bringt, was er hätte ersparen sollen, um dich bezahlen zu können.

Sch.

Erziehung.

(Line Fabel.)

Zum Mütterchen kam Franz geflogen:

,,-O steh den Fürst der Schmetterlinge,

Den Hab ich aus dem schwarzen Dinge, Der Schachtelraubc, mir erzogen!" Ja! lacht die Mutter,fein erzogen! Zum allerhöchsten werden lassen!" Mich dünkt für manche Pädagogen Ist in dem Worte viel zu fassen.

fB e r i ch t i g u n g:

Im letzten Blatte iSeite 422, 2ten Spaltein

bpr iSten Linie von oben ließ Schlacht statt Nacht.