ehe icb vom Leben scheide, o Geliebter meiner Seele! Ö wie wohl ist mir, daß Deines Athcms Wehe» mich berührt, wie lindernd mild fallen Deine Lbrä- ncn auf meine Wange herab. Hbre mich, süßer, theurcr freund! Meine Minuten sind gezählt, and ach, ich möchte gern noch das schwere Gcheimniß, das auf meinem brechenden Herzen ruht, ganz vor Dir aueschülkc». Ich habe viel gekämpft and viel gelitten, seit ich Dir entrissen wurde. Nicht wahr, D i Thein:'! Du hast mich nicht verdammt, daß ich Dir den Schwur der Treue gebrochen habe, und Deines Bruders Weib geworden Hins"
Iuzef drückte ihre Hand gerührt an seine Brust und sprach: Kann eine wahre Liebe, wie die mei- nige ju Dir gewesen und geblieben ist, wohl je verdammen't Ich wußte es ja, durch welche Mittel Dich Muhamad zu dem verhaßten Bündnis! zwang. Die Kindcspsticht hat Dir den schweren Schritt geboten. Du thatcst Recht und ich ehrte Dein Handeln, obgleich anfangs mein Herz blutete.
„Das mcinige hörte nicht auf zu bluten," fuhr Almuna fort: „und mitten in meinem Glanze weinte ich still um Deinen Verlust. Sv lebte ich, einem heimlichen Grame mich hingebend, während ich meinem Gemahlc Liebe heucheln mußte. Aber dieser Gram stieg zur Verzweiflung, als ich oernahm : daß Dein Leben von dem Grausamen bedroht wurde. Nur mühsam bezwang ich meur Aeus- scrce, während in meinem Innern alle Gefühle im heftigsten Aufruhr waren. Ich wollte Dich retten, Tbeurer, und sollte ich auch im Nothfalle zu einem Frevel schreiten. Und dieser Noihfall trat ein. Die Eile, mit welcher Muhamad seine» abscheulichen Mordplan betrieb, zwang mich, zu einem entsetzlichen Retlungsmittel zu greifen. Mein Herz sträubte sich zwar mächtig dagegen, Glaube und Tugend wollten mich zurückzichen — aber die Liebe zu Dir, die Angst um Dein kheures Leben trieben mich dennoch zu dem Schrecklichen!"
Ha, welch' furchtbare Ahnung steigt in meiner Seele auf! rief Iuzef mit gepreßter Stimme. Weib meiner Liebe — nein, nein, es ist nicht möglich, bis dahin wirst Du nicht gegangen scyn!
„Ich bin's!" antwortete Almuna, und verbarg ihr Antlitz in den Kiffen des Bettes. Doch bald richtete sie sich wieder empor und fuhr mit einem Tone, der eine mühsam erzwungene Festigkeit ver- rieth, also fort: „Nur Muhamad's schneller Tod konnte Dein Leben retten, Geliebter! Er hatte ohncdicß nur wenige Tage noch die irdische Luft zu athmen, denn obgleich die Aerzte ihm Hoffnung gaben, so bereiteten sie mich doch auf sein Sterben vor. Diese nur kärglich ihm noch zugemeffenen Stunden seines Daseynä mußte ich abkürzen, um das Deine zu erhalte». Ich bewahre ein schneit wirkendes Gift bei mir, das mir einst mein Vater, kurz vor seinem Hinschciden, für einen möglichen Fall der äussersten Noch gegeben hatte, damit ich durch dasselbe in den Stand gesetzt werden könnte, den Tod einer mich bedrohenden Schande vorzuzie- hrn. Die Hälfte von diesem schrecklichen Pulver,
welches die Lebcnskeime schnell zerstört, ohne an dem Todesopfer älißereKenazeichc» der Vergiftung hcroorzubrjngen, schüttete ich meinem Gcmahie unter die Arzcneicn, welche ich ihm reichte- Eine Hölleulast ruhte auf miw, als ich den Frevel vollbrachte, aller mich trich die Liebe und eine fürchterliche Kraft bcheelke mich- Kein scheuer Blick, kein Zittern des Armee verrielh die Mörderin. Argwohnlos trank Muhamad in dein Kühluugssane, den ec aus meiner Hand nahm, sich den schnellen Tod, und mcme Seele jubelte »rttlcn unter den Folterqualen des Gewissens: „Glück aut! Dein Freuno tst gerettet!"
O Almuna! rief Iuzef in einer Mischung von Schmeiz, Ltcdc und Schauder, wäbrend er sein Antlitz verhüllte, furchtbare, schreckliche und doch geliebte iheure Almuna — was hast Du für mich gelha»
„Was ich," antwortete sie: „zu jeder ander» Zeit verabscheut habe» würde, was mir aber in jenen fürchterlichen Augenblicken des Herzens Stimme geboc, und was ich nou, nicht bereut habe. Ja, ich rhai Gräßliches, ich griff mit kecken Händen ln die Zügel der Vorsehung und maaßle mir an, den Gang des Schicksals auf kurze Frust anders lenke» zu wollen — aber ich habe auch mein Verbreche» an mir selbst hart geahndet und Dn Geliebter, für den ich bas Ungeheure vollbrachte,— Du wiist mich nicht verdammen! — Ich gehe in die Nacur des Todeshmab ; ich schreite einem strengen Gericht, vielleicht einem schrecklichen Verdam- mungsUrlheil entgegen — doch mein ewiges Loos falle wie es wolle! — ich frevelte ans Liebe und selb» in den banalen der Hölle würde mich der Liebe Kraft cmporhebca. Könntest du mich aber verwerfen, thcurer Freund, müßt' ich Deinen Fluch, Deine Verachtung mit hinüber nehmen— o Iuzef, dann wäre ich letzt die Elcndpsie aller Sterblichen und bald die Werbammicsie aller Verdammten in den Tiefen des Abgrunds!"
(Schluß folgt.)
Jacobmer-Beredtsamkeit.
Im Jacobinerclubb erhob sich in der Hitze Des Streits ein Sprecher von dem Sitze Und rief mit Stentorton: „Ja nur ein Feiger kann
„Den Nacken beugen! — Bleibe eitel „DaS Wirken unsers Bund's, — gewann „Die Despotie den Sieg — o, dann „Trenn' ich — o, hört es — meinen Scheitel „Mit eigner Hand vom Rumpf und spreche:
Sieh, Tyrann!
„So handelte rin freier Mann!" —