menschlich genug gewesen, dem Prinzen die letzte Bitte nicht zu verweigern, und ihm zur Beendigung des Spiels eine kurze Frist zu gönnen — welche durch sonderbare Fügung der Vorsehung zur Retiuugsfrist geworden war.
,,Abcr wie hat sich denn Alles so geschwind zu meinem Glücke gewendet -:" fragte jetzt Juzcf seine Jttgcudfreundc. Und Aden Ismail crzäblke ihm: wie Mubamad in der letzten Zeit seiner Regierrinz durch Tyrannei den Haß der Großen und des Volks erregt hake, wie die allgemeine Unzusriedcnhcit durch den schimpflichen Ausgang des voreilig an- gcsangenen Feldzugs gegen die Christen gestiegen, und endlich, da man erfahren, der Usurpator sey tdttlich krank und seine Gewalt würde bald ihr Atel erreicht haben — zum lauten Ausbruche gekommen sey. . Gestern uni die Zeit des Nachmittags- Gebets," so schloß der Erzähler seinen Bericht! sahen Viele von dem Adel Granada's, worunter auch ich und Aden Zerag befindlich waren, am Thore von Albayein, wo wir »ns in den Waffe» ilbten, den Ri:«» Taxft'n i» großer Erle zur Stadt tlnaussv, engen und den escg nach Zbalndania cin- schlagcii. Wir Alle oermu-belen: der Äönia sey LrSnker geworden, und fülle jetzt, von der Nähe des Todes du-chschauerk, Reue über sein an d-.in Prinzen Jnzef begangenes Unrecht; darum mäße Tarn» nun auch wohl zu dem Derbnnnien eilen, :-m ihn »ach Granada zue Versöhnung zurück-nwo- tcn. sDrcse und ähnliche Vermiiihnngeu war.» La wir die ritterlichen Ucbungen unrer br ocherr dar scn, noch der Gegenstand unsrer Gespräche, als "Plötzlich von dem Minarei der großen Mo>chce die Todtenglocke ertdruc und fast gleicher Zeit Boten ans der ZLeneralife kamen, die uns im Namen Zer Königin Älniuna cinludcn, schlennigst in den Jürstenpallast zu kommen. Wir leisteten diesem Begehr sogleich Folge und fanden den König todt i» seinem Bene; ein schneller Schlagfluß harte sein Leben, das doch nur um wenige Tage hätte gefristet werden können, abgekürzt. Ale wir den Leichnam Muhamads mit dem schauer lichen Gefühle der Nichtigkeit alles Irdischen betrachteten, erschien Almuna. — „Euer Herrscher ist nicht mehr, Ihr Edel» von Granadai" sagte stc ernst und feierlich. ,,Allah hat ihn schnell vom Schauplatze weltlicher Hoheit abgcrufen. Es geht das Gerücht: daß Ihr »och bei Lebzeiten dieses Verblichenen den von ihm verbannten Bruder desselben auf den Thron gewünscht habt. Nun können diese Wünsche auf die rechtmäßigste Art in Erfüllung gehen; denn mein und Muhamads Kind ist noch im zarteste» Alter und kann in vielen Jahren erst die Zügel der Regierung ergreife». Ich stimme jetzt Eurem Verlangen aufrichtig bei und darum habe ich Euch so schleunig hierher berufen lassen. Wenn Ihr den edlen Jnzef wirklich zu Eurem Könige erheben wollt, so eilt gen Talubania und rettet ihn, denn Muhamad hak vor einer Stunde den Ritter Taxfin dorthin gesandt, daß er dem Änglücklichcn das Leben nehme. Ls war die letzte böse Lhat, die mein
z Gemal-I vollbringen wollte, er sollte nicht das Ende z derselben erleben:" — Wir standen vor Schreck ? erstarrt, als wir diese Nachricht hörten. Doch s bald wurde ein schneller Beschluß gefaßt. Ich und z Aden Zerag wa.feu uns aus unsre flüchtigen ara« ^ bisüien Hengste und jagien in der wildesten Hast ^ dem Ritter nach, um ihn wo möglich noch einzu, r holen Immer bänger schlug uns das Herz, je nS- E her wir dieser Veste kamen, und den, welchem wir z iiacheilteii, noch immer nicht erreicht hatten. Wir - machten uns schon auf das Traurigste gefaßt — ^ aber Dank dem göttlichen Propheten, wir sind noch e eben zu rechter Zeit gekommen, um das Schreek- ^ liehe zu verhindern!"
^ Ehe noch Ismail seine Erzählung schloß, hört« ^ man unken in den Hosen eine fröhliche Musik. Dir ß Tboee der Vestung öffneten sich und eine zahlreich« ^ Gesandtschaft, aus den vornehmsten Personen de- x grauadischen Adels bestehend, zog in Lalubani« z ein- Sic brachte dem Prinzen die Bestäcigung r dessen, was seine Jugcndsreiliidc ihm schon bcrich- kiel hatten, und lud ihn ehrerbietig ei», sogleich nach k Granada im Triumphzuge zurückzukehrcn um »ach ^ dem allgemeine» Wunsche der edlen Geschlechter ß und des Volks, den Thron der maurischen König« s zu besteigen.
z Mi- gerührtem Herzen nahm Juzcf von seinem z würdtgen Freunde Abu Melck und der liebenSwür- s digeu Mirza Abschied, ihnen versichernd, daß er s die Tage ,einer Verbannung und Gefangenschaft g gewiß mch! zu den verlorenen, sondern vielmehr z zu den werthvollsten seines Lebens zähle. Von den I Segenswünschen der Bewohner Talubanias beglei- S rct zog er mil seinem stattlichen Gcsolge der Haupt- k stadi zu, und an jedem Orte, durch welchen er kam, z empfing er die unzweideutigsten Beweise der Lieb« z seiner Unierchancn.
z Als Juzcf in Granada angekommen und von ? dem Volke mit lautem Jabelruf begrüßt worden Z war, eilte er, den Gefühlen seines Herzens folgend, j zu der Wittwe seines Bruders, der ihm immer »och ß theure» Almuna. Zu seiner großen Bestürzung t mußte er erfahren: auch sie sey plötzlich schwer er- z krankt und sehe ihrem Tode entgegen. „So mü- s ßcn auch in meine» Freudenbecher bittre Wermuths- tropfen fallen!" sagte er betrübt und begab sich in das Krankenzimmer seiner geliebte» Jugendfreundin, welche Befehl gegeben hatte, ihn zu ihr zu führen. — Welch ei» Wicderiehen nach so langer schmerzlicher Trennung l Was hatte sich seitdem alles ereignet, seit die Liebenden zum letztenmale mit einander gesprochen, und weinend Brust an Brust geruht hatten! Wie viel Hoffnungen waren ihnen zerstört, wie viel Freuden geraubt worden!- Almuna gab, als Juzcf sich an ihrem Ruhcla- ger mederließ, ihren Sklavinnen und Wärterinnen einen gebietenden Wink, worauf sich Alle entfernten.
„Mein letzter heißer Wunsch ist erfüllt," so begann sie hierauf. „Ich darf Dich noch einmal sehen, noch einmal ohne Zeugen mit Dir sprechen,