keine Schuld, Du bist ein edler Mensch. Fern sey von mir, durch solche Opfer mein trübes Da- scy» zu erkalten, welches doch lange schon den fin­stern Schicksalemächten verfallen ist. Habei Dank für Eure Freundschaft und Liebe, Jbr Tkcuren! Füget Euch, so wie ick, mit standhafter Seele in die unabänderliche Nothwcndigkcit; gegen den Wil­le» Allahs, der die Siunden der Sterblichen zählt, hilft und ziemt kein Widerstreben. Nur eine ganz kurze Frist vergönne mir, Lapfin! Laß mich das «»gefangene Spiel, welches bei Deinem Eintritt unterbrochen ward, mit Deinem Oheim vollends zu Ende spielen. Sieh her, auf meiner Seite steht Alles schlecht. Nur noch ein paar Züge und ich bi» verloren. Nun, ich will auch hier verlie­rend endigen; war doch mein ganzes Leben nur eine Reihe schwerer Verluste!"

Er setzte fick mit Abu Melek zu dem kleinen Tische, worauf das Schachspiel stand; Tapst» stellte sich zu ihnen und bewunderte in stummer Ehrfurcht die Seelenruhe Juwfs, de» die Nähe dcS Schre- ckcnsiodeö gar nicht zu kümmern schien. Mirza aber lag mit ihrem Angesicht auf den kostbaren Teppichen des Fußbodens an ihres Vaters Seite, benetzte die prächtigen Goldstickereien mit ihren Thränen, rang die Hände, und flehte voll Inbrunst zu Allah: daß er ein Wunder thu» möge, in dieser verhängnißvvlle» Stunde.Rett' ihn, reit' ihn, Ewiger!" so rief sie leise in der Angst ihres Her­zens.Noch ist er ja nicht verloren, »och kann ihn ja Deine allmächtige Hand schützen'. Dir ist ein Augenblick genug, um eine Welt zu zertrüm­mern, und eine neue Schöpfung entstehen zu lasten, warum solltest Du in Minuten nicht ein Menschen- schicksal umzuwandcln vermögen!"

Unterdessen spielte der Alkaide, dessen Schach­figuren im größte» Voriheil gegen die des Gegners gestanden Hamen, mit so sichtlicher Verwirrung, daß ihn Juzef mehrercmale auf seine Fehler auf­merksam machte. Doch fruchteten diese Erinnerun­gen nichts; der Alte gab immer größere Blößen, s» daß der Prinz endlich mit einem kühnen Zuge das Spiel gewann. Er stand sogleich aus, nahm seinen Freund und den Ritter bei der Hand und sagte lächcld: ,,Wer abergläubisch wäre, der müßte wahrlich meyncn, ich würde heut nicht sterben. Doch laßt uns jetzt zum ernsten Werke schreiten!"

Da hörte man plötzlich ein starkes Trompcten- geschmetter und die, wie in einer Art von Begei­sterung aufspringende und an's Fenster eilende Mirza sah zwei von Staub bedeckte granadische Ritter in den inner» Schlvßhof sprengen.Ist der Prinz «och am Leben's" rief der Eine fast athemlos, aber doch Mit vernehmlicher Stimme. Die im Hofe versammelten Kriegslcutc sahen den Frager verwun­dert an, denn Keiner von ihnen wußte etwas da­von, baß den hohen Gefangenen eine Todesgefahr »rdrohe. Mirza aber riß in Eil das Fenster auf «Md rief hinunter: Ja, er lebt noch; wenn Ihr idm Rettung bringt, so seyd willkommen! (Fortsetzung folgt.)

Glossen.

Die Ehre ist eine blos erdichtete Gattun, der Ehrlichkeit, ein Papiergeld, welches, im Handel und Wandel angenommen wird, weil nicht genug Gold vorhanden ist.

o 2 ^

Auch die Weider sind entschlossen und beherzt. Wir urtheilen nur anders, weil sie ihre Schüchternheit offen zeigen, und die Männer ihre Furcht zu verbergen wtffen.

Wenn alle Menschen redlich waren, stände cs besser um die Weits aber wenn alle rück­sichtslos dachten, schlimmer.

Die PortraitS der Maler sind gewöhn­lich schöner, und die der Sittenmaler häß­licher, als die Originale.

6 s *

Ein gesunder Verstand gleicht dem haus­backenen Bcode; eS nährt durchs ganze Le­ben und wird einem nie zuwider. ^

er 2 ^

Der Hunger und die Liebe sind keine Untherthanen des Willens. Es schwöre da­her Niemand eine ewige Liebe.

*

Mit dem Geiz verhält es sich, wie mit dem Feuer, dessen Heftigkeit nach dem Maaße vermehrt wird, als es verbrennliche Sachen, die ihm zur Nahrung dienen, vorfindet.

A ^ A

Der Wollüstige ist der größte Selbst­

peiniger. Je armer an Kräften er wird, desto hungriger er ist.

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Einem Schurken Dank schuldig sepn, ist

ein großes Unglück.

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Größe gleicht dem Wvhlgeruch, wer ihn an sich trägt, empfindet ihn nicht mehr.

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