röche und die Thränen zu verbergen, und Anton wich verlege» einige Schritte zurück.

Nun, kommt her, Nachbar!" sagte der Alte; wir wollen friedlich mit einander in klugen Wor­ten sprechen. Seht mein Großvater war Müller, mein Vater auch, und ich treibe das Handwerk schon volle sechs und zwanzig Jahre, und will'S, wcnn's Gott gefällt, bis an mein Lebensende trei­ben. Ich bin nicht arm, könnte wohl sagen, daß ich reich sey, habe aber Niemand, mit dem ich mein Gut theüen könnte, als meine Tochter. Sollte ich da nun mein Mädchen an einen Mann verhei- rathen, der seiner Geschäfte wegen nvthwendig in der Stadt leben muß, und ich hier allein in der klappernder» Mühle bleiben's oder sollte ich, der zwischen Mühlsteinen ausgewachsen, die Mühle ver­kaufen und in die Stadt ziehen, wo mich ein ar- bcitloscs, ungewohntes Leben angähnen würde's Nein! mein Erdam muß ein wackerer Müller seyn der, wenn ich älter werde, redlich mein Gewerbe führt, der bei mir wohnt, damit ich in den Ar­men meiner Lieben einst die Auge» schließen kann."

Meister! rief freudig Anton aus, liegt kein ander Hinderniß zwischen meinen Wünschen, als > das, so nehmt mich in Eure Mühle auf,' lehrt mich das Getreide schütten und das Räderwerk kennen. Eurer Tochter zu Liebe vertausche ich den Doktorhut mit der ledernen Kappe des Müllers, und werfe die Feder in den Winkel, um sie nicht eher zu gebrauchen, als bis ich Mühlenrechnungen schreibe. Eurer Tochter zu Liebe will ich Euer Lehrbursch oder Euer Gesell seyn, so lange bis Ihr sagt: Ihr seyd ein tüchtiger Arbeiter und werdet mein Gewerbe gut bcwirthschaften, nehmt bas Mäd­chen und setzt mir viel fleißige Müllerburschen in die Welt. Nehmt mich aus, Meister Frühling I

Da schob der Alte freudig die Mütze von dem einen Obr auf das andere und sprach:Mein Seel! wenn cs Luch so ernstlich ist und Ihr meine Tochter so liebt, so sollt Ihr sie haben, sobald Ihr rin tüchtiger Gesell seyd. Aber Euer Vater"

Mein Vater, fiel ihm Anton ins Wort, mag Euer Mädchen wohl leiden. Auch spricht er im­mer : jeder Stand sey gleich zu schätzen, der redlich nährt.

Nun," sagte der Meister,wenn Euer Vater das denkt, so will ich bald zu ihm gehen und ihm die Sache verstelle». Ei, ei, Louise, Du bür­stest mir schon den SonntagSrock rein! Soll ich denn jekt schon fort !"

Da 'lief Louischen beschämt aus der Stube, und Anton fiel dem Alten um den Hals; der Alte aber kleidete sich an und ging mit dem hoffenden Jünglinge dem Hause des' alten Traube entgegen. Hoho!" rief oft unterwegs der Müller,lauft nicht so schnell, Anton! Denkt, daß ich alt, und nicht verliebt bin, wie Ihr I"

Als nun die Väter zusammen gekommen waren, und die Sache hinüber und herüber bedachten, be­riechen, erwogen und prüften, wurden sie endlich dabin kinis, daß Anron schon am folgenden Lage

auf die Mühle ziehen und des ehrlichen Meisters Frühling Lehrling und künftiger Schwiegersohn werde» solle; nur Ludwig widcrsetzte sich heftig dem Willen des Vaters und den Wünschen des Bru­ders, als er erfuhr, Anton wolle die mühsam er­rungenen Kenntnisse einer Leidenschaft aufopfern. Trog aller Einwendungen aber folgte Anton sti­llem'Herzen und zog des andern Tages auf die Mühle.

Nach einem Jahre, da Anton schon Alles wußte, was er zu dem neuen Geschäfte wisse» mußte, und er überaus fleißig gearbeitet Halle, sprach eines LageS der Meister zu ihm:Ihr Habt Wort ge­halten, Anton! Ihr seyd ein tüchtiger Müller und werdet mein Gewerbe gut führen; nehmt jetzt mein Mädchen, und setzt mir viele so fleißige Müller­burschen in die Welt, als Ihr seyd."

Da hatte das Glück Antons keine Grenzen; er drückte den Meister ans Freude so ungestüm an das klopfende Herz, daß dieser laut anfschrie, und schnell verkündete er dem treuen Mädchen die lie­bevolle Rede des Vaters.

Nun dachte man an nichts, als an die in vier Wochen zu haltende Hochzeit. Alles aihmetc Freude, und der alte Traube verjüngte sich fast in dem Glück seines Sohnes; nur Ludwig war ernst und finster, und fast feindlich gegen Anton, weil dieser den brüderliche» Rath nicht geachtet hatte; aber Ludwig war zu entschuldigen, denn immerwährende Krankheiten binnen des verflossenen Jahres halten ihn unmuihig und tiefsinnig gemacht.

Endlich nahleder crwünschlc Hochzeitstag. Länd­lich, bunt geschmückt erschien^ daü Brautpaar in der Kirche und cmpfieng den «Lege» des Himmels. Als nun die Verbundenen zurückkchrten in die Mühle, in Begleitung der zahlreichen Hochzeitsgäste, setzten sie sich an die fast überfüllte Tafel, und vielfache Lebehochs erschalllen de» Neuvermählten zu Ehren. So mit Schmausen, Zechen und Singen, und mit fröhlichen, LaS Brautpaar neckenden Gesprächen, verging der ganze Tag, und erst nach Mitternacht raumeltcm in zerstreute» Haufen die Gäste nach Hause. So auch der über alle Erwartung heitere, fast wildlustige Ludwig, der noch beim Scheiden dem neuen Ehepaar scherzend eine feurige Nacht! zurief. Als nun der letzte Gast sein Licht in der Laterne entflammt halte und forlgegangen war, eilte daS Brautpaar in die ihre Geheimnisse be­wahrende Kammer; die Fensterläden wurden ge­schlossen und verriegelt, wie die Thür, damit kein unberufencr Lauscher die Geschenke der Liebe erspähe.

(Schluß folgt.)

Auflösung der Charade in Nro. 64. Zufriedenheit.