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los heftig das Fräulein, bebt die vergeblich fickende Elsagundc durch das Fenster, und wirft stc in das Spinnennetz, das stichfest um sie schlingt, und sie, wie gefesselt, sich nicht regen kann: Rullas aber breitet die Arme aus, die sieb zu Flügeln gestalten, und entflicht. Das Mädchen, vmsvouneu von zau­berischen Fäden, wird auf den Finigen der graust- gen Eule» davon getragen, und Menschensinnmcn, die aus den Uhu'sbrüsten höhnend und kreischend bcrvvrschalicn, gemischt mit dem Angstgeschrei de< Diener ltnd den VerzweifiungsTöuc» des herbcigc- cilic» Vaters der Entführten, der sich die weife» Haare rauft, und sich dann besinnungslos durch das Fenster in den steinige» Abgrund stürzt und sei» greises Haupt zerschmettert, erfülle» gräß­lich die stille Nacht.

Rullas brachte die Geraubte in jenes Thal, wo jetzt die Distel blüht, und fuhr fort, sie mit seiner Liebe zu bestürmen; jedoch Tllagunde blieb kalt und verschlossen, und sann nur daraus sich zu be­freien ; allein jeder Versuch war vergebens, denn die häßliche Spinne die schon an den Mauern der Burg ihr unheilbringendes Gewebe befestigt batte, war auch hier stets bereit, die flüchtigen Füße zu Umgarnen, und außerdem legte der Zauberer rund um das Mädchen, fast hundert Schritte von ihr entfernt, eine» breiten, stets weiß glühende» eiser­nen Ring, den kein Fuß zu überschreiten vermochte; doch die Liebe, die alle Hindernisse bekämpft, er­rang auch hier den Sieg.

Otto wjn, ein schöner Jüngling, der schon lange Elsagundens Zuneigung besaß, erfuhr die unglückselige Entführung und gelobte nicht eher in die Heimath zurückzukehren, nicht eher die Waffen abzulegen, bis er seine Geliebte gefunden, und de» Räuber bestraft habe. Zu diesem Abentheuer ge­rüstet, im blanken Harnische, das gewichtige breite Schweröl an der Lende, den geschärften Speer in der kräftigen Hand, den deckenden Schild in der Linken, bestieg er das gepanzerte Roß und sprengte hinaus in die Ferne. Bald gelang es ihm, die Geliebte zu erspähen, bald sah er sie selbst; aber sein sonst muthiges Pferd wagte es nicht, über den glühenden Ring zu setzen, obgleich der ungeduldige Reiter die Sporen ihm ries in den Leib drückte; es bäumte sich, und sprang, sich sträubend, zurück, daß Schaum und Schweiß auf die Erde tropften. Da glaubte er durch List zu erringen, was durch Gewalt unmöglich schien. Er sprengte zurück an die Hütten des Thales und rief die Landbewohner auf. Diese kamen mit wassergefüllten Kannen und Eimern, und gvße» die Flukh auf den Ring; aber das Wasser dampfte in die Lust, und die Tropfen tanzten, spritzten um sich, wurden zu kochendem, großblastgtem Schaum, und verschwanden. Nun sahen die Bauern die Unmöglichkeit, das Feuer zu löschen, und zogen murrend heim. Darauf ritt Ottowin in die nächste Stadt zu einem Huf- und Waffenschmied; dieser machte ihm eiserne Sohlen und befestigte sie an seine Füße; als er aber wieder zurückgekommen war, sein Roß an einen Baum gebunden hatte und den ersten Schritt auf den Ring

tbat, sah und füblte er schmerzlich, wie sein eiser­ner Schuh zerschmolz, als sei er von leichterhutz- barem Blei; er mußte zurücktietc», und fast ver­schwand ihm jcde Hoffnung. Endlich bot er noch­mals die Landleute auf die ibm nicht eher folgten,

zischte daS glühende Eisen, und der Dampf der sterbenden Gluth und der Rauch von oc>s.ng.c-: Pflanzen und Wurzeln quoll dunkel her vor aus de» Erdrilzcn und erfüllte die Luft mit stinlendcm Geruch; doch das nicht scheuend, ging Onow,, den Odem fest an sich haltend, über den aufgewor­fene» Hügel und eilte in die Arme der rhu sehn­süchtig erwartenden Jungfrau.

Unvorsichtig, im Rausche der Liebe und des Wie- derfindcns, legre Ouowiee den Schild zu den Fü­ßen der Geliebten, um frei bc» Arm um ihren Lrtb

lungenc.. ..

de» Rückweg beginnen, als er plötzlich seure Füße gefesselt füblte, von den unzenicßba.en Fäden der abscdeuwürdige» Spinne umstuckt, und obgleich er, kühnen Mo.ihcs. »lcht verzweifelte und jeinc» Speer gewandt in die kalte Brust des Ungeheuers stieß daß cs rodt dabin sank, kennte er üch den­noch feiner Bande »ich! cnrlrdtgc». Vcrgcb.ns ! rief er die Landicute herbei; sic wagten cs »ich,, z in den Zauberkicis zu ueieu, und entwichen.

i Indem er sich zu befreie» versuchte, kam R I- g las vo» einem neuen Raub zurück, crblickte den z unerschrockenen Jünglingder mit feinem Schwcrdte s die eng anliegende Fessel zu zerschneiden Hegau» z und drang ergrimmt, mit voegebalreiicm Dolche -ans Oltowins cntblösten Hals zielend, ans den x Milchigen ein, der, den heftigen Anlauf des Gräß- r liehen bemerkend, seine» von dem giftigen Blut oder Spinne genäßten Speer rasch erhob, und feines ? Gegners linke, feindliche Hand durchbohrte, daß - der mächtige Zanberstab de» sehnenzcrrisserrc», blut- S bespritzten Fingern entfiel. Da schäumte Rullas, und suchte durch heimliche Lücke feine» Feind zu bekämpfen, der schon mit einem fcffelloscn Fuße frei und fest stand, den Speer in der linken und das Schwcrdt in der rechten Hand schwingend.

Rullas wich zurück, raffte aber unbemerkt eine Hand voll großkörnigen Sandes auf, drang erbit­tert und schnell auf de» halb den Sieg errungenen Kämpfer ein, und füllte mit einem geschickten Wurfe die kühn blitzenden Augen Oltowins, daß sic sich schmerzhaft schloffen und de» hämischen Feind nickt sehe» konnten, der, seinen Vortheil benutzend, dem sich blindlings verteidigenden Ritter mit seinem dreiseitig geschärften Dolche den Hals zerschnitt, so daß der letzte Ledenshauch auf dem gewaltsam geöffneten Wege ausströmte. Da ergriff Verzweif­lung die auf den Knieen liegende und für den Sieg