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sogleich eine Stelle. Wo? sagt AuSge- ber dieß Blatts.

Den LL. Mai 18 ZZ.

Wöchentliche Frucht-, Fleisch- und Brod- Preiße.

In Nagold, den i. June lgZZ.

Dinkel i Sei,ff. Sfl- 6kr. -fl. 56kr. -fl. -Skr- Verkauft wurden-. . . . 60 Scheffel.

Hader - 5fl. -kr. -fl. -3kr. -st. -kr Verkauft wurden: . . . ü Scheffel.

Gersten 6st- Zrkr. gst. t6kr. 8fl. -kr.

Verkauft wurden: ... - Scheffel.

Roggen - 8fl. ZÄr. 8st- tSkr. -fl. -kr.

Verkauft wurden: . . - T Scheffel.

F leisch-Preiße.

Ochsenfleisch t Pfund.8kr.

Rindfleisch 1 Pfund.6kr.

Schweinefleisch mit Speck .9k>r.

ohne Er.

Kalbfleisch i Pfund ...... 6kr.

Brod-Taxe.

Kernenbrod 8 Pfund 2 vkr.

1 Krcuzerweck schwer . . . . . 3'/^ Loth.

Die Geisterseherin in Orlach.

(Schluß.)

Wir stoßen überall in der Schöpfung auf die seltsamsten Anomalien, auf Mißgeburten. Auswüchse u. s. w. Wir wollen, auch diese Beißererschei- riungen als einzelne dunkle, uns unerklärliche Ano­malien , als verirrte Nachzügler oder Ueberläufer einer uns unbekannten Gristerwelt betrachten, ohne wegstreiten zu wollen , was die Sinne sehen, aber deßwcgen a» kein Zwischcnreicd halbseliger, halb­unseliger Geister glaube», welches weit ärger wäre, als daS Fegfeuer, das doch schneller wirkt und einen vernünftigen Zweck hat. Wir wollene allen möglichen Respekt haben vor diesem Laivenianz der Geister, wie ihn Eschcnmaier nennt, vor diesen schwarzen, grauen und weißen Gcstaltenso wie vor den Visionen unsrer Somnambülen, aber unsere Professoren sollen sie nicht seyn, denn das merkt man schon, ste wissen selbst nicht vielmehr als wir, und haben oft viel sonderbarere Ideen, als unsere Philosophen. So auffallend auch immerhin die Aufschlüsse lind, welche unsere Geister und Som- «ambilen schon gegeben haben, so ist es hoch.nur Sternenlicht das zwar aus einer höhern geheim- nißvollern Welt flammt, aber mit dem klaren Son­nenlichte der reinen gesunden Vernunft nicht vergli­

chen werden kan». Alle diese Geister, welche UNS durch ihre übernatürlichen Einsichten und Wirkun­gen in Ei staune» setzen, haben dennoch auch nicht eine große, segensreiche Wahrheit, auch nicht eine wichtige Entdeckung der Messschheit gebracht, und selbst die Maschinen, die ste cifundc» haben. kom­men nicht einmal unserem Pflug oder Spinnrad gleich. Nie werde» sie unser,, großen Geistern mit natüilichem Verstände an die Seile gestellt werden können, sie waren nur «Seltenheiten, welche Er­staunen erregte», aber keinen bleibenden Gewinn brachten. Wir wollen diesen Geistern alle Auf­merksamkeit schenken, welche sie allerdings verdie­nen, aber uns unsere gesunde Vernunft , die müh­sam erworbenen Schäfte der Wissenschaft und Er­fahrung, nicht rauben lassen. Den» wahrlich wir könnten nichts besseres thun, als das Wort Aberglauben aus unser» Wörterbücher» strei­chen, und unsere Vernunft an den Nagel hängen, wenn wir Alles glauben sollten, was uns die Geister und Somnambülen schon vorgcsagt haben, und was man aus diesen,Erscheinungen hat schlies- sen wollen. Es. gibt keine Art von Aberglauben, keine Albernheit, kein Ammcnmährchcn, welches nicht in diesem System feine «Sanktion findet. Da­rum ist es unsere heiligste Pflicht mit unserem Ur- thcil zurückzl,Hallen. um nicht durch voreilige Schlüsse uns um die tbeuersten, höchsten Wahrhei­ten z» berrüHn. Daß unser Verstand so manches Räihsel der Naiur und des Menschenlebens nicht zu lösen vermag, das brauchen wir ja nicht erst von den Geistern und Somnambülen zu lernen , das lehrt uns jeder Grashalm, jeder Traum, jeder Schrill, den wir in daS Gebiet der Scelenlchre thun, ohne daß wir uns bis jekk dadurch zum Aber­glauben hätten verleiten lassen.' Könnten wir denn diese unerklärlichen Erscheinungen aus der Geister- wclt nicht eben so auf sich beruhen lassen, wie wir alle jene Räihsel auf sich beruhen lassen müssen 's Es ist ein wahrhaft wohlihuender, beruhigender Gedanke, daß der weiseste der Weisen, der die Tie­fen der Gottheit durchschaute, und aus dem Reiche des Todes zmückkehrie, uns nichts von solchen Sonderbarkeiten aus dem unbekannten Jenseits mit httiübcrbrachte, sondern nur klares beglückendes Sonnenlicht. In diesem Strahl zu glaube» , zu wandeln und-zu sterben^ wird weit seliger seyn, als auf die verworrenen Stimmen einer trübe» Gei­sterwelt zu hören. Es ist daher sehr traurig, daß die Geschichte in Orlach dem Aberglauben des Landvolks so sehr zur Nahrung dient und sich wie eine ansteckende Krankheit verbreitet, da bereits von mehreren anderen Lhnlichen Geschichten in der Ge­gend erzählt wird. Hoffentlich wird der Herr vr. Kerner, welcher den besten Aufschluß über die­ses Märchen geben kann, uns seine Ansicht über diesen merkwürdigen Fall miktheilen, welcher wir mit dem größten Verlangen entgegen sehe».

Gerber.