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Wie gerührt blickten jetzt die Geretteten zum Himmel, der so gnädig das Unheil von ihnen gewendet hatte. Aber auch dem edlen Araber dankten sie von Herren für seine Geeßmuih, und boren ihm Geschenke dar. Dieser aber wollte nichts anneh- mcn, und nur mit Muhe drangen ibm Franz und Ludwig mehrere Kleinigkeiten auf, die er aber sogleich unter seine Leute vertheilie.
„Wo ziebt Ihr kin't" fragte der Araber.— In die Gegend von Antiocbia, entgegnete Ludwig.
„Nun dann muß ich Euch rachen, diese Straße nicht weiter zu verfolgen, sondern lieber den großen Umweg über Damaskus zu machen; denn in diese» Gebirgen möchtet Ihr leichtlich noch oft in Räubergewalr gerathen, und nicht immer Einen finden, der Erich Dank schuldig ist. Lebt wohl und folgt meinem Rache."
Er >agtc wieder davon, und auch die übrigen Araber zerstreutcu sich. Mit frohem Herze» sahen die Angstbefreite» ihnen nach, und priesen die Vorsehung , welche ihnen diese Gefahr gesandt hatte, um sie einer vielleicht größer» zu entziehen. „Nach Damaskus zurückzukchren," sagte der Herzog, als. über die Wettereise verhandelt wurde: „fühle ich einen Widerwillen; den» immer mehr entfernt mich dieser Rückweg von dem Ziele meiner Sehnsucht. Auch würde der weite Umweg unser» Aufenthalt in Asien zu sehr verzögern, und mir sängt dieser Boden an, unter den Füßen zu brennen. Darum Möchte ich de» Wunsch, meinen lieben treue» Freund Vollrath noch einmal hicnieden zu sehen, wohl aufgeben, so schwer dieser Entschluß mir auch füllt. Doch unsre Sicherheit erfordert, daß wir sobald als möglich die nächste Hafenstadt zu erreichen strebe»; denn so lange wir noch in diesem Lande um- herziehcn, droht unS stets die Gefahr neuer Gefangenschaft. Die alte Stadt Tyrus kan» nur höchstens zwei Tagereisen von hier entfernt seyn, lasset «ns also dahin unscni Weg nehmen. Vielleicht finden wir dort ei» Schiff, das uns an Europas freundliche Gestade trägt."
F ranz fühlte, daß der Herzog Recht hatte, und leistete willig auf das Wiedersehn seines lheuern geliebten Bruders Verzicht. Ec befahl dessen Leute, mit ihren Kameelen über Damaskus heimzukehre», beschenkte sie reichlich, und trug, eben go auch der Herzog und Ignatz, ihnen auf: dem geliebten Vollrath und ferner Saide viele herzliche Grüße und Segenswünsche zu bringen.
Am Abend des folgenden Tages wurde Tyrus erreicht. Fra»; »erkaufte hier sein Kameel, und war Willens, auch die Sklaven zu entlassen, die ihm von Antiochien aus bis jetzt überall hin gefolgt waren. Aber diese treue» Menschen wollten von ihrem neuen Herrn, von denen sie so gütig waren behandelt worden, nicht lassen, und baten fußfällig; den thcuer» Gebietern nach Europa folgen zu dürfen, — sie wären ja gern bereit, sich den dort herrschenden Religionsgebräuchcn und Gesetzen zu unterwerfen. Franz sah den Herzog bewegt und fragend an, und Ludwig, oon der treuen Anhänglich
keit der Asiaten gerührt, nickte freundlich Gewährung zu.—
Eine Woche lang mußte die Reisegesellschaft in Tyrus verweilen; dann aber ging ei» Schiff nach Venedig ab, und brachte sicj nach zwei Monaten stürmischer, aber doch nicht unglücklicher Fährt wohlbehalten ans welsche Land.
(Fortsetzung folgt.)
Die Abgötterei und das (Zeremoniell, das man bei den Fürsten eingesührt hat, ist ein fortwährender Beweis menschlicher Knechtschaft und fördert dWMnkerdrückung.
Derselbe Schriftsteller bemerkt: „Zur Einführung und Befestigung der Willkühr- Herrschaft dienen besonders häufige Anklagen und Beschuldigungen wegen Majestät SVer- letzung." — Es wäre interessant zu wissen, wie viele Schriftsteller und Politiker gerade jetzt in Deutschland des MajestätsverbrechenS angeklagt sind?
Wahrlich, unserer armen Zeit thut ein politischer Messias ebenso noth, als einst der alten Welt ein religiöser. Allein gesetzt, er käme, fände derselbe jetzt wohl eine günstigere Aufnahme, als sein Vorgänger?! — « ^ s
Schade, baß gegenwärtig Glaube und Frömmigkeit, und eben damit die Wunderkraft so selten ist! Wie einst jenem israelitischen Anführer auf seinen Ruf: stehe still! Sonne und Mond gehorchten; mit demselben glücklichen Erfolg könnten dann unsere Fürsten und Staatsmänner jetzt dem bösen, gottlosen Zeitgeist gebieten: siehe still!