Rus 8radr und Kreis Calw
»ric/it wäre...
Aus meinem Nachhauseweg vom Dienst sand ich neulich eine Kennkarte. Name, Alter, Anschrift der Eigentümerin ersah ich aus der Karte, und weiter las ich daraus, daß sie Witwe und ohne Beruf war. Für mich war es nur ein kleiner Umweg bis zur Wohnung der Verliererin, den ich machte, weil ich gewiß schon in Sorge ob des Verlustes glaubte.
Bald stand ich in einer hübschen kleinen Wohnung Frau Sch-, so hieß die Witwe »ohne Beruf", gegenüber, die sich herzlich bedankte und schnell mit mir ins Plaudern kam.
Sie erzählte mir von ihren d^er Kindern, drei Töchtern und einem Sohn. Sie hatte es nicht leicht gehabt. Als ihr Mann frühzeitig starb, trug ste die Verantwortung kür die vier Kinder allem, was das Leben forderte, dazu. Jetzt waren die Kinder schon verheiratet, und Frau Sch. erfreute sich an ihren Enkeln.
Die Enkel aber lebten bei ihr, denn die beiden verheirateten Töchter standen im Beruf. Und so, wie viele andere „Großmütter", betreute sie nun die Enkelchen, damit deren Mütter Zeit hatten, eine Kriegsarbeit zu übernehmen. Zum zweiten Male gehörte sie damit zur Muttergeneration. War sie wirklich „ohne Beruf"? .
Wie viele Kräfte junger Frauen werden frei für den Rüstungseinsatz, weil die Großmütter sich der Kinder und des Haushalts annehmen. Manche junge Mutter stände trotz Schaffung von Kindergärten und anderer Einrichtungen heute nicht im Arbeitsprozeß, wüßte sie daheim nicht die gute „Oma" als Hüterin der Kinder schalten und walten. Auch unsere Groß
mütter helfen — wenn auch nicht direkt — mit, daß Waffen geschmiedet werden, weil sie schweigend und selbstverständlich erneut Mutterpflichten übernommen haben.
Glaube keiner, die jungen Frauen übernähmen die Obhut über ihr Kostbarstes nicht lieber selbst, aber sie wissen, daß sie durch Berufsarbeit Siegesarbeit leisten, denn je mehr in der Heimat geschafft wird, um so schneller wird der Endsteg errungen seinj der Sieg aber bedeutet Frieden, und Frieden heißt eine glückliche Zukunft für unser Volk. Welche Mutter will sie nicht für ihre Kinder erringen helfen? Sie haben erkannt, daß das kleinste Schräubchen für das Flugzeug, den Panzer, das U-Boot, oder was es immer sein mag, wichtiger ist als das hübscheste Kleid; daß ein Gewehrschaft entscheidender für die Zukunft ist als die schönste Zimmereinrichtung, und daß Soldatenstiefel notwendiger für den Sieg sind als der eigene, neue Schuh. Ohne Murren stellen sie darum ihre persönlichen Wünsche zurück und sagen zum kriegsbedingten Verzicht „Ja", weil sie mit dem Herzen fühlen, daß zugunsten der Rüstung verzichten, für später alles zu gewinnen heißt.
Mütter stehen mitten im Entscheidungskamps, sei es, daß sie als Großmütter die Enkel hüten, damit sie jungen Frauen ihre Kraft zur Berufsarbeit frei haben, oder daß sie selbst noch im Werke stehen. Könnte es da anders sein, als daß di« Heimat sie in ihren besonderen Schutz nimmt, während draußen die Soldaten für sie kämpfen? — Der tapferste Soldat, der fleißigste Arbeiter und die besten Mütter erkämpfen gemeinsam eine freiere und glücklichere Zukunft für ihr Volk.
Butterschmalz statt Margarine
Unveränderte Lebensmittelrationen
In der neuen Lebensmittel-ZuteilungS- periode, die vom 16. November bis 13. Dezember läuft, gelten die gleichen Rationen wie in der gegenwärtig laufenden. Bei der Fett» Verteilung treten einige Umlagerungen ein. Die Normalverbraucher und Selbstversorger mit Butter aller Altersstufen erhalten, mit «usnahme der Kinder bis zum 14. Lebensjahr, je hundert Gramm Butterschmalz an Stelle von je 125 Gramm Margarine. Eine Aenderung der Gesamtfettration der einzelnen Verbraucher tritt jedoch hierdurch wegen des höheren Fettgehaltes des Butterschmalzes nicht ein. Die Butter- ration der Kinder von sechs bis vierzehn Jahren wird von 750 auf 812,5 Gramm erhöht. Zum Ausgleich dafür wird die Margarineration von 312F auf 250 Gramm herabgesetzt, so daß sich auch hier die Gesamtfettration nicht ändert.
Es erhalten also alle Verbraucher die folgenden Erzeugnisse in der gleichenMengs wie in der jetzt laufenden Zuteilun-speriode: Brot, Mehl, Fleisch, Käse .(abgesehen von der in der gegenwärtigen Periode erfolgten Sonderzuteilung an Käse) Quark, Getreidenährmittel, Teigwaren, Kartoffelstarkeerzeugmffe, Kaffeemittel, Vollmilch, Zucker, Marmelade. Kunsthonig und Kakaopulver. Die Reichs- karte für Marmelade (wahlweise Zuk- ker), die Reichszuckerkarte und die Reichserer- karte verlieren mit Ablauf des 15. November ihre Gültigkeit. Die Karten werden daher für die 43. bis 46. Zuteilungsperiode, vom 16. November 1942 bis 7. März 1943 nerk ausgegeben und berechtigen wie bisher mit der Maßgabe zum Warenbezug, daß d,e Möglichkeit, den wahlweise zu beziehenden Zucker vorweg zu beziehen, entfällt, weil, wahrend der Wintermonate hierfür ein Bedürfnis nicht besteht. Die Verbraucher haben die B e- ste lisch eine in der Woche vom 9. bis 14. November abzugeben, sofern örtlich nichts anderes bestimmt wird.
Klärung zur Berufsschulpflicht
Für solche Jugendliche, die zwar nock schulpflichtig sind, die aber für den Rest des Schuljahres von dem Besuch der Volksschule beurlaubt sind, um zumeist bereits in der Wirtschaft tätig zu sein, besteht keine Verpflichtung zum Besuch der Berufsschule. Die Berufsschulpflicht beginnt vielmehr erst mit dem Ende der Volksschulpflicht, diese Schüler find jedoch an sich noch volksschulpflichtig, nur einstweilen beurlaubt. Es bestehen keine Bedenken dagegen, daß diese Jugendlichen im allgemeinen erst zu Beginn des neuen Schuljahres von der Berufsschule erfaßt werben.
IVickÄKes in Itiirrv
Zur Kenntlichmachung des aktiven und Kriegsoffiziernachwuchses wird für die Dauer des Krieges ein besonderes Abzeichen eingeführt. Es besteht aus zwei Nebeneinanderliegenden aneinandergenähten Schlaufen aus Unteroffiziersborte am unteren Ende jeder Schulterklappe und wird bis zur Beförderung zum Leutnant getragen.
Unter den Lohnstop fallen auch solche Zuschüsse, die jetzt vielfach für die Ver-
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fbrgung der Gefolgschastsmitglieder mit Kartoffeln und Winterkohlen gewährt werden, wenn eS sich dabei nicht um rückzahlbare Darlehen handelt.
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Den Bahnhofswirtschaften wird an fleischfreien Tagen gestattet, gegen Vorzeigung einer Fernfahrkarte am Wartesaalbüfett und auf den Fernbahnsteigen mit Fleisch oder Fleischwartzn belegte Brote als Reiseproviant gegen Abgabe entsprechender Lebensmittelkarten zu verkaufen.
Die Veranlagung zur Wandergewerbe st euer für das Kalenderjahr 1943 unterbleibt bis auf weiteres. Es werden lediglich Vorauszahlungen auf die voraussichtliche Steuerschuld für das Kalenderjahr 1943 erhoben.
Insanterie-Oiviswn Großdeutschland
stellt laufend Freiwillig« ein
Freiwillige im Alter von 17 bis 25 Jahren, mit einer Mindestgröße von 170 Zentimeter, für Panzer- und Sturmgeschütze 168 Zentimeter, können sich jederzeit zur Infanteriedivision Großdeutschland melden. Brillenträger werden nicht angenommen. Auskunft
erteilen: Sämtliche Wevrersatzvienststellen und die Ersatzbrigade (mot.) Großdeutschland. siKottbus.
Anterosfizierschüler der Luftwaffe
Demnächst finden Einstellungen statt Im ersten Halbjahr 1943 finden Einstellungen in die Nnteroffizierschulen der Luftwaffe statt. Für die Einstellung, kommen Freiwillige in Frage, die zwischen dem 1. September 1924 und dem 30. Juni 1926 geboren worden sind. Die besten Nnteroffizierschnlcr können in die Offizierlaufbahn übergeführt werden. Bewerbungen sind bis spätestens 1. Dezember an das zuständige Wehrbezirkskommando zu richten. Merkblätter über die Einstellung in eine Unteroffizierschule der Luftwaffe können bei allen Wehrbezirks- und Wehrmeldeämtern angefordert werden.
Oer Rundfunk am Mittwoch
Neilhsvrograium: 12.45 bis 14 Ubr: SKlobkonzert a»s Hannover: 14.18 bis 14.8b Uhr: Tänzerische Musik: 18 bis 17 Ubr: Unterhaltungsmusik: 20.20 bis 21 Ubr: Tanzmusik unserer Tonfebcr i», Was- feurock: ab 28.15 Ubr: Unterhaltungsmusik. — Deutschlanssender: 17.15 bis 18.30 Ubr: Die Wiener Svmvboniker Wielen: 20.16 bis 21 Ubr: Kammermusik finnischer Komponisten: 21 bis 22 Uhr: Kvn- zcrtstunde.
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Nagold. Die freiw. Feuerwehr führte in Anwesenheit von Kreisfeuerwehrführer Köbele, Altensteig ihre Schlußübung durch. Bgm. Maier gab anschließend Neuerungen im Feuerlöschwesen und einige Ernennungen durch den Landrat bekannt. So wurden Wehrführer Kaupp vom Haupttruppführer zum Zugführer und der stellt). Wehrsührer Hespeler vom Obertruppführer zum Haupttruppführer ernannt.
Wildbad. In erfreulicher Rüstigkeit konnte Stadtschultheiß i. R. Carl Bätzner den 75. Geburtstag begehen. Mehrere Jahrzehnte hindurch, und zwar vom Jahre 1905 bis 1933, leitete der Altersjubilar mit Energie und Tatkraft die Geschicke unserer Stadt. Er wurde seinerzeit mit großer Stimmenmehrheit zum Stadtschultheißen gewählt, und zwar als Nachfolger seines verstorbenen Vaters.
Freudenstadt. Im DRK.-Heim fand die Vereidigung von 66 Anwärterinnen des Deutschen Roten Krepzes statt. Landrat und DRK.-Kreis- führer Dr. Lauffer dankte den DRK.-Aerzten und sonstigen Ausbildungskräften für die an den Anwärterinnen geleistete Erziehungsarbeit. Den jungen Helferinnen, die teilweise schon seit längerer Zeit im praktischen Einsatz stehen, wurden in eindringlichen Worten ihre verantwortungsreichen Aufgaben vor Augen geführt.
Pforzheim. Der neue Polizeidirektor Dr. Ernst Schneider hat sein Amt als Nachfolger des nach München versetzten Polizeidirektors Webrle übernommen.
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BDM. Mädelgruppe 1/401. Der Dienst für die Scharen 1—3 fällt aus. Am Freitag tritt die ganze Gruppe (einschl. Spielschar) um 20 Uhr in der Turnhalle (Brühl) an. Zivil.
Erzieher der Jugend im Betrieb
Die betrieblicken /Vusbilclun^sleiter der l)^?. tagten in ööblin^en
In Böblingen fand dieser Tage eine wichtige Arbeitstagung der di« Kreise Böblingen, Leonberg und Calw umfassenden Arbeitsgemeinschaft der betrieblichen Ausbildungsleiter der DAF. statt, in welcher Gauberufswalter Pg. Schofer über das Thema „Die berufliche Erziehung der Lehrgesellen, Lehrmeister und Ausbildungsleiter" sprach. Anwesend waren 11 Betriebsführer, 22 Ausbildungsleiter und Ausbilder sowie Vertreterinnen der Kreis- jugendwaltung. Pg. Schofer führte aus: Die Tatsache, daß die Jugenderziehung eine politische Aufgabe darstellt, bei welcher 1. das Elternhaus, 2. die Schule, 3. der Betrieb und 4. die Formationen, in diesem Falle die HI., je einen getrennten Erziehungsauftrag seitens der Partei erhalten haben, verpflichtet zur einwandfreien Durchführung derselben. An dritter Stelle steht der Betrieb. Hier muß der Junge in 3 bis 3K jähriger Lehrzeit fachlich auf das beste ausgebildet und gleichzeitig zu einem ganzen Kerl erzogen werden. Dazu ist in erster Linie «in Ausbildungskorps erforderlich, das selbst alle die Eigenschaften besitzt, die dann von dem Jungen verlangt werden. Der Ausbilder, insbesondere der Ausbildungsleiter muß in wahrstem Sinne des Wortes „Füh- r e r" sein.
Die Ausrichtung der Ausbilder geschieht richtunggebend auf den Reichs- und Gailschulen, daneben muß aber eine fortlaufende Weiter- schulung durchgeführt werden. Diese letztere Aufgabe ist nun 13 der Gaiiberilfswaltung direkt unterstellten Arbeitsgemeinschaften übertragen worden. Zu diesem Zweck werden die seither bestehenden Arbeitsgemeinschaften in Lehrgemeinschaften und Lehrkameradschaften aufgegliedert. Für den Arbeitsbereich Böblingen, Leonberg und Calw werden 3 Lehrgemeinschaften mit der entsprechenden Ilnter- gliederung von Lehrkameradschaften niit je einem selbständigen Leiter geschaffen. Die Haupt- jchnlung findet achtmal im Jahr 1k tägig, Samstags und Sonntags, möglichst in einem Schulraum der angeschlossenen Betriebsqemein- schaften statt.
Hier soll nun die für die Jugenderziehung notwendige und richtunggebende Arbeit inner- halb der Lehrgemeinschaft geleistet werden. Als Auszeichnung kann der Betriebsführer für solche Ausbilder, die ihre Aufgabe voll und ganz erfüllen, das von der Ganberufswaltnng
für Württemberg und Hohenzollern neu geschaffene Leistungsbuch beantragen. In diesem werden die Leistungen der Betreffenden in 4 verschiedenen Stufen eingetragen. Der Ausbilder joll wissen, daß seine Leistungen nicht nur eine Anerkennung seines Betriebsführers erfahren, sondern auch seitens der Gauberufswaltung der DAF.
Der Besitz des Leistungsbuches verpflichtet ihn aber auch, seine ganze Kraft einzusetzen, um in engem Zusammenwirken mit der Gauberufswaltung ein Ausbilderkorps im Gau Württemberg-Hohenzollern zu schaffen, das in der Lage ist, alle an es herantretenden Fragen und Probleme beispielhaft zu lösen. So wie der Ausbilder als Persönlichkeit und Vorbild vor der Jugend steht, so wird die kommende Generation aussehen. Nach Beendigung seines Vortrages verlieh Pg. Schofer dem seit vielen Jahren in der Berufserziehung tätigen Pg. Fritz Eitel (Daimler-Benz) mit Worten der Anerkennung und weiteren Verpflichtung das Leistungsbuch der Stufe I.
Anschließend gab der Leiter der Arbeitsgemeinschaft zum N«uaufbau noch nähere Erläuterungen. Nachdem im gegenseitigen Erfahrungsaustausch eine Reihe von Fragen vom Gauberufswalter beantwortet bzw. klargestellt und noch verschiedene geschäftliche Mitteilungen bekannt gegeben waren, konnte nach 3k- stündiger Dauer die erfolgreiche Arbeitstagung beendet werden.
Die vorausgehende Feiergestaltung mit Begrüßung durch den Leiter der Arbeitsgemeinschaft X, Pg. Aschbacher und Betriebsfüh- führer Pg. Dr.Jng. Hanns Klem m, in dessen Lehrlingsheim die Tagung stattfand, wurde von den Lehrlingen der Klemmwerke unter Leitung ihres Betriebsjugendwalters Pg. Haller durchgeführt.
Die Arbeitstagung hat den Weg aufgezeigt, eine einheitliche Auffassung der Berufserziehung herbeizuführen und ein leistungsbereitcs Ausbilderkorps zu entwickeln, dessen hoher Leistungsstand dazu beitragen dürfte, die vielfältigen beruflichen Aufgaben zu erfüllen. Es liegt nun an den Ausbildern, sich mit aller Kraft für die Verwirklichung der ihnen auf- gezeigten Aufgaben einzusetzen und ihr Wissen und Können der Gemeinschaft zugänglich zu machen. A.
Leutnsnks Zergkoff
Roman von Eustel Medenbach.
31. ',>ortsekung
Berghoff nimmt einen Cocktail mit sehr viel Whisky. „Ich muß Ihnen leider noch einmal erwidern, daß ich Traskaja heiße."
Der Helle Schein der Tischlampe beleuchtet sein hartes, erfrorenes Gesicht. Wie eine steinerne Maske hebt es sich aus Rauch und mattem Licht Doktor Werner entgegen.
Nach einer Weile beginnt Werner wieder abgehackt zu sprechen. „Mein Freund Vcrghoff ist tot. Seit 1916 hat man nichts mehr von ihm gehört. Zuletzt sah ich ihn in einem verschlammten und zusammengeschossenen Graben. Am Hellen Tage kroch er in das Gelände zu den weit vorgeschobenen Posten hinaus. Er kam nicht wieder zurück. Am selben Abend griffen die Russen an. Ich betrauerte ihn, denn wir waren die besten Freunde. Vor zwei Jahren wurde mein Freund für tot erklärt. Es bestand nicht der geringste Zweifel, daß er es wirklich war. Nicht der allergeringste —. Uzid nun sitzen Sie da. Verstehen Sie jetzt meine Aufregung — "
Werner beugte sich weit über den Tisch. „Berghoff — du bist es doch. Warum willst du es mir nicht sagen, daß du es bist."
Eben beginnt die Kapelle eine jener Verrücktheiten zu spielen, an denen 1923 so überaus reich war. Man beginnt mitzusingen.
„Was singen die Leute da?"
Werner muß sich erst richtig besinnen, weni diese tieforgelnde Stimme gehört. „Einen grossen Blödsinn", sagte er dann. „Aber Sie wissen es wobl selbst nicht, daß es so etwas ist." Gleichsam entschuldigend: „Es ist so vieles an- Vers geworden."
»Ja", sagt die tiefe Stimme ihm gegenüber.
Lauter kicherte das Saxophon. Immer lauter, rüttelnder, und doch voll gewollter Miß« töne. In wilden Verrenkungen zuckten dfl Paare hin und her.
Werner steckt sich eine Zigarette an. Sein« Hand zittert leicht.
Plötzlich kommt ihm ein Gedanke. Der reißt ihn aus seiner Wut und aus all seinen Zweifeln. Er springt auf und beugt sich weit über den Tisch.
„Berghosf, begreifst du denn nicht mein« Aufregung? Stzenn Sie aber wirtlich der russische Oberst Traskaja sein sollten — nicht nur sein wollen, aus irgendeinem Grunde heraus, den ich vielleicht verstehen könnte — dann lä- cheln Sie, bitte, nicht über den unbeherrschten Deutschen, finden Sie nicht meine Aufregung grundlos und verrückt —."
Traskaja lächelt, nicht.
Schon hetzt Werner weiter. „Das alles entspringt einem Gefühl, das ich jahrelang pflegte, das vor den Stacheldrähten erhärtet wurde —." Seine Stimme will sich in einem großen Schmerz auflösen.
„Ich werde mich Ihrer Person und dieser Minuten immer gern erinnern, wenn ich auch nicht um die tieferen Gründe weiß, die Sie an meinen Tisch geführt haben", spricht Traskaja weiter.
Werners Augen suchen den linken Arm Traf- kajas. „Ich möchte Sie bitten, den Rockärmel von Ihrem linken Arm ein wenig in die Höh«
schieben. Mein Kamerad hatte einen Streif- Duß am liiken Arm, der eine breite, lang« Narbe zurückließ."
Er wartet.
Traskaja bewegt sich nicht. Klobig und schwer liegen seine Hände auf dem Tisch. Ietzi zieht er sie langsam zurück.
»Ich glaube, Ihre Dame wird ungeduldig/ Nach einem ganz kurzen Zögern: „Ich dank« ^hnen für Ihr, meiner Person bewiesenes In- teresie, wenn es auch Ihrem, mir leider unbe- kannten gefallenen Kameraden gilt."
„Das soll wohl heißen, daß ich jetzt gehen kann. Daß Sie mir nicht antworten wollen." Werner setzt sich mit einem Ruck steil in di^ Hohe. „Sie sind mir ausgewichen, wo Sie mit einer kleinen Bewegung all meine Zweifel hinwegraumen Können. Jetzt muß ich erst recht wissen, woran ich bin." und noch einmal sagt er ganz leise und bittend: „Du bist Berghosf."
Aber er wartet vergebens auf eine Antworte
Druden geht eben Lissy mit einem jungen» Menschen zum Tanz. Anscheinend ist ihr die Zeit zu lange geworden.
Werner steht ihr wütend nach. „Meinetwegen- Er beißt einen stluch.
„Sehen Sie, man darf die Frauen nicht war- ten lassensagt der Fremde. „Das ist nie gut?
„Schon. Aber ich kann warten", erwidert Werner wütend, und nimmt eine neu« Zigg« r^cht Traskaja das Etui hinüber/ besser, als die, die wir zuletzt in Rugland zusammen ,m Graben rauchtest/ Als Gymnasiasten allerdings wären uns beide' ? .bekommen. Weißt du noch, Berg-
Ich erinnere mich noch sehr genau."
Er laßt Traskaja nicht los. Eine inner« Bewegung scheint für eine Sekunde die Härte die- stt kSesichts zu mildern, als er mit einem schmalen Lächeln antwortet.
Schweigend raucht er und stößt langsam die Asche seiner Zigarette in die bunte Schale. Dann steht er langsam auf und reicht Werner die Hand.
„Und er ist es doch", sagt Werner vor sich hin und sieht ihm nach. Sein Händedruck hat alles geklärt und ausgesprochen, und die sieben Jahre Vergangenheit überbrllckt.
Er. sieht Lissy nach ihren- Tisch zurückkommen.
>>L,ssy" sagt er hastig, „für den Rest des Abends tröstest du dich wohl." Es wird ihr incht schwerfallc». denkt er dumpf, und sieht schon wieder den Jüngling, mit dem sie vorhin getanzt hat, auf den Tisch ztifteuern Ich kalt« schadlos^" übermorgen für diesen Abend
L Lnx L
^ schiebt er die schwere Por- ibn? kühler Luftzug drängt an
' den Varraum hinein.
Rücksichtslos genug arbeitet sich Werner dem Ausgang zu, und achtet nicht der empörten