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den der Junker von Tcmpclseld mir als den Ort bezeichnen.', wo i» der vorgesrrigcn Nacht, der je­tzige Stallmeister von Oels, sein Schatzgräberwcsen getrieben, ließ ich, in der Hoffnung, vielleicht eini­ge Spur zu entdecke» , nachgraben, und man fand diese beiden Sachen, die der Dieb verloren, und bei feiner Eile wahischcinlich nicht bald ver­mißt hat. Er legie das .kieuz und Ohrgchenke bei diesen Worten auf den Tisch. Erstaunt, ja fast bestürzt schaute Kach.ari.na beide Siücke an.

Was ist nun eure Meinung, gnädige Herzogin? fräste der Qberrichter mit einem lauernd,« Blicke.

Diese Sachen," erwicderie die Fürstin,sind mir allerdings wohlbekannt. Das Ohcgehenk ge­hörte zu meinem iLchmucke. und daeKreuz empfing Franz einst von meinem Gemahl. Deswegen aber ist des Jünglings Schuld »och nicht völlig erwie­sen. Bcsondre Zufälle, oder schlau verdeckte Ab­scheulichkeiten eines Andern können vielleicht auch hier im Spiele gewesen scyn. Noch verdamme ich nicht. Aber ich will sogleich an Len Herzog schrei­ben und ihn bitten, daß cr den neuen Stallmeister sogleich hierher sende, damit dieser sich vertheidlge», und wie ich hoffe, auch rechtfertigen kann."

Nach einer Stunde ritt ein Eilbote mit dem Briese nach Oels ab, und kam am nächste» Mor­gen mit der Antwort wieder: daß wohl ei» Mann aus Breslau, der bald wieder ve-schwunden wäre, einen Brief von der Herzogin zu Brieg gebracht habe, der erwartete Stallmeister aber nicht erschie­nen sey, weßhalb man sich sehr wundre.

Der Dieb Hai seine Sachen schlau gemacht," rief der Oberlichter, der bei der eingchenden Nach­richt grade zugegen war,und ist glücklich ent­wischt, Nun aber, gnädige Frau Herzogin, glau­bet Ihr doch selbst an seine Schuld t"

Aller Schein ist wider den arme» Franz, erwic- berte die edle Katharina nicht ohne Bestürzung, benn eine solche Boil,chafr hatte sie nicht erwar­tet. Jcd vermag ihn nicht zu vcrldeidige»; aber in de» Tiefen meiner Seele spricht »hngcachiet al­ter dieser Bewe>,e für seine «chuld dennoch eine Stimme für ihn, welche mir zmust: dieser. Jüng­ling kann kein schlechter Mensch seyn!

Bald 'verbreitete sich im Schlage und in der Stadl die Kunde: daß Franz der Dieb sey, welcher ben Schmuck der Herzogin gestohlen habe. Jeder­mann gerieih darüber in die g> ößle Verwunderung; denn Niemand haue dem sanften liebenswürdige» Pagen einen so nichkswürdigen heuchlerischen Cha­rakter zugetraur Man sandte Leute nach ihm aus, um ihn, falls man seiner irgendwo noch habhaft würde, gefangen zu nehmen und in Ketten zurück zu bringen. Aber alle Reiter, die ausgeschicktwor­ben waren, kehricn am nächsten Tage leer zurück. Keiner war dem Flüchtigen aus di« ,r«cht« Spur

-<k»MMkN.

(Fortsetzung folgt.)

Nach G ö t h e.

E« war einmal ein König,

Der halt' einen großen Floh,

Den liebt er gar nicht wenig.

Als wie seinen cig'nen Sohn. (:)

Da rief er einen Schneider,

Der Schneider kam heran:

Da miß dem Junker Kleider Und Uniformen an. (:)

Und ward sogleich Minister Und hakt' einen großen Stern;

Da warden seine Geschwister Bei Hof auch große Herrn.

Er lag dem König in Ohren Mit Kindern und Enkeln zugleich;

Wenn einer ihm ward geboren.

War cr gleich ein Meister im Reich. (:)

Soldat, Student und Bürger,

Die waren sehr geplagt.

Und alles von dem Würger Gestochen und vernagt. (:)

Und sollen sich nicht jucken.

Und weg ihn drücken nicht!

Sie werde» ihn ersticken.

Wenn die Geduld einst bricht. (:)

Anstatt daß in dem alten Europa jeder Staat seine Sklaven in seiner eigenen Mitte hatte, hat sich das neuere dagegen eine ei­gene Sklavenwelt auswärts geschaffen. Wel­cher Fortschritt des eivilisirten christlichen Europas!

R <rthsel.

Mein Geschlecht ist älter, als Adam» Geschlecht, ich war mit Noah in der Arche» und spielte bei der Passion eine thatige Rolle. Ich war ungeachtet der Vi elweiberei noch nie verhcirathet. Mein Rock ist nicht von Wolle, nicht von Seide, nicht von Lein» wand od«r Baumwolle, ich ging jederzeit barfuß, trage weder Hut noch Haube uyßl doch ist mein Haupt bedeckt.