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schlechte That gelang. Wohlweislich verbarg er de» Raub a» einer Stätte, ans der ei» gewisser Fluch rubte, und die Mitzer sehr gemiedci, wurde. Dort durfte er. besonders bei nächtlicher Weile hoffen, vor Ueberraschung gesichert zu scyn, und ein Juwel nach dem andern, wenn er es brauchte, aus der Erde hcrvorzuholcn. Die ihm jetzt unnü­tze,i Schlüssel hatte er, damit sie ihn nicht verra- then möchten, gleich nach geschehenem Diebstahl ln die Oder geworfen. Dieser war schon seil meh­reren Lagen verübt, als ihn die Herzogin erst ent­deckte. Bei der gerichtliche» Untersuchung bewies Seyfried eine so große Unbefangenheit und Ruhe, daß kein Verdacht auf ihn fiel.

Von Jei! zu Zeit kam der in das Geheimniß verflochtene breslanischc Jude nach Vricg und dann wollte Seyfried, so war sein Plan, jedesmal ei» Stück von dem geraubten Schatze an Scn vel schwic- gcnen und verschmitzten Hebräer veräußern. Dieß war auch der Fall gewesen, als Franz zufällig den Diebstahl entdeckte. An allen Gliedern zitternd, von Schweiß triefend war der von Gespensterfurcht und Lodesschrecken geängstete Seyfried in seinem Gemache angelangt, und »alte sich, hier etwas freier «khmend, auf sein Bett niedecgeworfen. SSine aufgeregte Fantasie ließ ihm nicht Jett zu ruhigen Betrachtungen, und zog ihm winen FicderAnfall zu, so daß er, als Franz vom ihm Abschied nehmen wollte, wirklich krank war, und erst am zweiten Lage sein Ruhelagcr verlassen konnte. Während dieser Zeit aber hatte er seine Fassung wieder ge­wonnen und mit kühlerem Blute über jenen nächt­lichen Vorfall naehgedachi. Da ward es ihm doch nach und nach immer wahrscheinlicher, daß Alles dort Vergangene aus natürlichen Ursachen, und ohne irgend eine Geistercinmischung entsprungen scyn könne. Er fing an, sich seiner abergläubischen Furcht zu schämen, wünschte aber doch, lene dumpfe schauerliche Stimme mochte lieber die ernes Ge­spenstes, als eine menschliche gewesen scyn; denn von Geistern hatte er nach seliier Meinung weit weniger Verrach zu befürchten, als von einem Menschen. Nun wurde ihm erst recht bange ums Herz. Doch der Tag verstrich, ohne daß etwas gegen ihn unternommen ward. Da schöpfte er wieder einige Hoffnung,Die Justiz pflegt/' sagte rr zu sich selbst,sonst immer schnell zu gehen, wenn sie einem Verdächtigen auf die Spur kommt folglich muß ich noch nicht verrakhon seyn." Da aber fiel ihm zu seinem großen Schrecken ein: daß der, welcher ihn in jener Nacht belauscht, ihm auch heimlich den Raub abgcnommcn haben könne. Eine neue Angst bemächtigte sich seiner. Kaum konnte er den Anbruch der nächste» Nacht erwar­ten, um sich beruhigende oder schreckende Gewiß­heit zu verschaffen. Er holte sich dir letztere und stand wie illcdergedoitnert vor der aufgegrabenen Öesfnung, als er keinen Schatz mehr darin fand. Ec schlug sich zu wiedcrholcenmalen vor tue Stlrn und schalt sich einen unvorsichnge» Buben. Aber seine ohnmächtige Wuch half zu nichts und brachte

ihm das Verlorene nicht wieder. Weinend und knirschend vor Ingrimm begab sich der bestohlene Dieb auf den Rückweg. Als er eben die Mauer überklettern wollte, erblickte er daü goldene mit Steinen besetzte Kreuz am Boden, welches Franz verloren hatte. Er hob es ans und erkannte es auf der Stelle.Ha, nun wird es Libi!" murmelte er wüthcnd in sich hinein.So bin ich also ge­rade von dem betröge,,, den ich unter Allen am meisten Haffe. Scheinheiliger Bube, so war cs nicht genug, daß du mich durch heuchlerische Treue aus der Gunst der Gebieterin verdrängtest, mußtest du mir auch noch diese» Streich spielen! Aber warre nur, vermaledeiter Tugendglcisncr! du sollst bald zu Schande und Spott wcrdew. Nicht um­sonst hat mir das Schicksal ein Pfand von dir i» die Hände gespielt. Dieses vcrlorcne Kreuz soll gegen dich zeuge» und dein Verderben herbeifüh- ren. Betrogen bin ich zwar um meinen Raub, er ist nun unwiderbringlich für mich verloren aber die volle Besricdiguttg langgcnährtcr Rache soll mich für den Verlust entschädigen. Aus mir ruht kelii Verdacht, aus ihm hat er schon geruht; um so leichter wird meine Anklaar Glauben finden!"

Er vergrub das und eins von

den zu dem gestohlenen Schmück gehörigen Ohrge- henken, das er in jener Nacht geholt hatte, und >ekt bei sich trug, aus dieselbe Stelle, wo das Schmuckkästlcii, vorher geruht hatte, trat dann sei­nen Rückweg an und erwartete in seinem Gemache voll Ungeduld den Morgen, Kaum war dieser an­gebrochen, so eilte er zum Obcrrichlcr, der erst g.stern Abend von einer kurzen Reise zurückgekehrt war.Ich bringe Euch, würdiger Herr," sagte der freche Lügner zu diesem:eine höchst wichtige Nachricht, die Euch gewißlich auf die Spur des Diebes führen wird, den Ihr veigeblieb auszmnit- teln getrachtet habt. In der vorgestrigen Nacht sah ich den Pagen Franz, kurz vor dessen Abgänge nach Oels, in den Burggarten schleichen und über die Mauer springe». Ich ging ihm, von Neugier getrieben, leise nach, uno bemerkte, daß er auf dein wüsten Platze, wo der Bauschutt liegt, in einem Winkel emsig grub. Ob er etwas ein- oder aus­scharrte, konnte ich nicht sehen. Genug, er war bald fertig, und ich, um nicht von ihm entdeckt zu werden, lief von dannen. Ich hatte mir eine starke Erkältung zugezoge» und konnte früh mor­gens das Beit nicht gleich verlasse». Als ich auf- stand, war Franz schon fort. Ich wußte, daß die Herzogin auf das Land geritten war, Ihr aber, würdiger Herr, eine kleine Reise gemacht battet; einem Dritten wollte ich mein Geheimniß nicht anvcrfraucn, und so schwieg ich, bis zu Eurer Zu­rückkunft."

(Fortsetzung folgt.)

Berichtigung.

In Nro. 2 Z dieß Blatts, Seite tZi. Spalte 2, in der 7ie» Zeile von unten ließ Sonntag den 24, Merz, statt Samstag den 24- Merz.