versehende Nachricht. Die Sterbende bat mich: ich solle, um ihrer Rübe willen und aus Liebe für meinen schon in die Ewigkeit gegangenen Vater, mich des unglücklichen verstoßene» Knaben nach allen Kräften annekmen und vor allen Dingen sein jekiges Schicksal zu erforschen suchen. Mit Freuden erfüllte ich ihren Willen, ritt auf der Stelle nach Töppliwoda und erfuhr dort: daß ein vornehmer Herr sich des kleinen Franz angenommen und ihn nach Strehlen in das Kloster der Augustiner gebracht habe. Ich begab mich ohne Verzug dorthin, fand meinen Bruder und entdeckte ihm Alles. Meine Mutter, die ich bei meiner Rückkehr nach Pogrell noch am Leben fand, wurde durch meine Botschaften sehr beruhigt, und starb bald darauf in meinen Armen ; ich aber kehrte nach ihrer Beisetzung di Euren Dienst, mein gnädiger Gebieter, nach Brieg zurück- Zweifelt Ihr nun noch an der Wahrheit meiner Worte und seyd Ihr noch des Glaubens, daß ich mich unterstehe, scherzhafte Kurzweil mir Euch zu treiben 's S
„Wie kbnnt ich das l" rief der Herzog, den? Stallmeister mit einem huldvollen Blicke ansehend: I „Dein Rede» und Handeln ist ja bisber immer ! treu und wahr gewesen. — Doch warum soll ich Le» bis zum Jünglinge herangereifte» Franz einem heiligen Berufe Entziehen, zu dem er Neigung fühlt und Anlagen besitzt, um ihm eine neue Laufbahn anzuweise», die seinem Geiste weniger Zusagen wird's"
Ich bin nur zu sehr vom Gcgentheil überzeugt, mein Fürst, antwortete VollrathJ denn als ich jüngst auf Eure» Befehl gen Schweidnitz ritt, machte ich im Augustinerkloster zu Strehlen Nacht- Herberge, und erfuhr von meinem Bruder: daß ihm das stille einsame Leben in den öden Mauern gar nicht mehr behagen wolle, daß er sich hinaus- sehnc in die freie Natur, und gern wieder die harte Behandlung seines Vetters in Töpptiwoda ertragen »volle, wenn er wie sonst umherschweifen könne, auf Feldern und Fluren, und nicht mehr einge- schloffen sitzen dürfe in der dumpfen Zelle. Ich fragte ihn, ob er wohl Lust hätte, an den Hof des Herzogs zu kommen, und dort einen Dienst zu übernehmen? — Da fiel er mir freudig um den s Hals und rief unter Thränen: ich sollte ihm doch ein solches Glück bereiten, er würde gern der mühseligsten Pflicht mit Liebe und Treue sich unterziehen, wenn er sich nur freier bewegen und manchmal die Freuden der Natur genießen könne. „Hier im Kloster," so schloß er, würde ich doch nur ein gelehrter Heuchler werden, und ich wollte doch lieber ein einfacher, aber wahrhafter Mensch scyn."
„Und warum," fragte Ludwig, „hast Du mir des .Jünglings Wunsch nicht schon früher mitgetheilt?"
-Weil cs schwer hielt, Euch allein zu sprechen, awrwortete Vollrath, und weil die düstre Laune, in der Ihr Euch seit einigen Wochen stets befandet, mich zurückschrcckte, ein vertrauliches Wort an Euch zu wagen.
,,Du redest offen und ohne Scheu," sagte lä- ? chelnd der Herzog; „doch eben Ließ ist es, wasii
mir vorzüglich an Dir gefallt. Ich will Deinen Vorschlag reiflich erwägen. — Auf jeden Fall soll Franz das Kloster verlaffcn, wenn er sich dort unglücklich fühlt. Ich will ihm nicht ein Leben voll Mißmuth und Trauer bereiten, statt sein Glück zu gründen. Du kannst ihn nächstens holen; er mag als Page in den Dienst der Herzogin treten, und sehe ich, daß er das erfüllen kan», was wir von ihm erwarten, — dann wackrer Vollrath, sollst Du mich auf der Wallfahrt nach dem heiligen Lande begleiten, die ich nun nicht lange mehr auf- schicben will."
Unter diesen Gesprächen waren sie samt dem Iagdgefolgc bis an das Thor von Brieg gekommen, und ritten, als eben vom Scbloßthuimc die Glocke zur Abcndmctte läutete, über die lange Oderbrücke, durch den finstern stark gewölbten Mauerbogen in die belebte Stadt ein.
( F ortsetzung folg t.) ^
Nichts und Etwas.
Wem» ich ein Liedchen mach' auf Nichts,
So mach' ich denn doch immer Etwas;
So manch' Gedicht enthalt ja Nichts,
Und doch giebt man es aus für Etwas,
Von Andern wieder sagt man Nichts, Obgleich daraus zu lernen Etwas;
Drum gilt mir Lob und Tadel Nichts,
Und alle Tage dicht' ich Etwas.
Das Beispiel lehrt, der Taugenichts,
Der plötzlich kommt von Nichts zu Etwas — Der Eine macht aus Etwas Nichts,
Der Andere aus Nichts schnell Etwas.
Man ärgert oft sich über Nichts,
Wird wieder gut, auch ohne Etwas Gott schuf die ganze Welt aus Nichts.
Und Mensch, Du glaubst, Du seiest Etwas? Bist arm Du und besitzest Nichts,
So gibt Dir keine Seele Etwas;
Im Gcgentheil, bedarfst Du Nichts,
Dann bietet alle Weit Dir Etwas'
Druin hoffe von den Menschen Nichts,
Und lege Dir bei Seite Etwas;
Ich meine Geld nicht, das ist Nichts,
Doch Wissenschaften, die sind Etwas!
Wer alles Andre halt für Nichts,
Die Tugend nur allein für Etwas,
Den kümmert und den sorget Nicht-,
In seinein Busen flüstert Etwas:
Du thatest hier des Bösen Nichts,
Doch thatest Du des Guten Etwas,
Und wirst Du einstens hier zu Nicht-,
So hoffe, jenseits ist ein Etwas!