In A l t e n st a i g ,

" den 16. Jan. 1833.

Dinkel 1 Schfl. 6fl. 6kr. sflkr. zsi. 4M. Hader t 5st-kr.fl-kr.fl.kr. Kernen t Sri. ist. 38kr. ist. aükr.fl.kr. Roggen ifl. 28kr. -fl.kr.fl.kr.

Gersten ifl. >8kr. tfl. I6kr.fl. -kr.

Der Page von Bri eg.

(Fortse tzung.)

Da reifete der Bischof von Breslau vor einem Vierteljahre nach Neiße und sprach bei mir ein. um hier in Brieg euren Rasttag zu halten. Ich vertrante ihm meine «seclenleiden, bcreuete schmerz­lich, mich der von ihm mir auferlegtcn Buße nicht entledigt zu haben und fragte ihn mit wahrer Ge­wissensangst: ob mir nicht dennoch vergeben wer­den könntetArmer Fürst," gab mir der hohe geistliche Herr zur Antwort,Du hast sehr übel gethan! Ein solches Gelübde nicht zu lösen, ist. eine der schwersten Sünden, die ein Mensch nur auf sich laden kann. Doch verzweifle noch nicht, Unglücklicher! Die ewige Barmherzigkeit zeigt Dir durch mich noch ein Mittel, durch welches Du Deine Seele vom Verderbe» retten kannst. Du hast einen wackcrn, frommen Sohn, bestimme ihn, daß er auf sich nimmt und nachholt, was Du versäumtest, dann hoffe ich, Deine Seele wird bald befreit werden aus der Qual des Fegfeuers, und in das Reich der Selige» eingehen können!" Mit diesem Tröste trennte er sich von mir. Damals war eben Deine Vermählung nahe, mein Sohn, und ich wollte Dich nicht aus dem Himmel Deiner Liebe durch ein schwer zu erfüllendes väterliches Begehr aufschrecken. Darum schwieg ich bisher. Aber jetzt, wo der Tod seine Arme nach mir aus- brcitct, jetzt muß ich Dir entdecken, was mein Herz belastet, jetzt muß ich dich flehend beschwören, Dich der Seele Deines armen Vaters zu erbarmen. Ach ich weiß cs wohl, daß ich Hartes von Dir fordre; ich habe ja selbst nicht den Muth gehabt, es zu leisten. Doch Gott schenkt Dir gewiß die Kraft, das Schwere zu vollbringen, damit Du das unsterbliche Theil Deines Erzeugers der Macht des Satans entreißest "

Er schwieg und sah mich mit den Blicken der ängstlichsten Erwartung an. Ich war tief erschüt­tert und konnte mich des Weinens nicht enthalten. Da streckte er verlangend seine Arme nach mir aus; ich sank an seine Brust, und schwur, sei» Gelübde auf mich zu nehmen und zu lösen. Da erheiterte sich sei» Gesteht, und er legte seine Hände auf mein Haupt, um mich zu segnen. Seine Angst war von nun an verschwmoScn, und er blieb ruhig, bis er »ach zwei Tage» sanft entschlief.

Wie es einst mein Vaier gethan, so verschob auch sch die Erfüllung beS schweren Gelübdes von einem Monde jzum andern. Zuerst wollte ich die Niederkunft meiner geliebte» Katharina abwartcn.

Als diese vorüber war, ftssclten mich sanfte Vater- ^ fteudcn, daß ich nickt vermochte, mich loszurcißen, k Vor einem Iakre rcisctc ich zum Kaiser ge» Prag, x Du weißt, Vollrath, daß damals mein rhcurcs ß Gcmabl vor Traurigkeit über die kurze Tieiinung z schier krank wurde. Muß ich nicht fürchten, ihr H zärtliches Herz zu bccchen, wenn ich eine so weile E und gefahrvolle Wanderung wie die nach Palästina ist, unternehmen will. Ach ich zittre vor der Stunde, in, der ich der Geliebten entdecken soll, daß ich auf lange, vielleicht auf immer von ihr scheiden muß; ja ich zittre vor ihr mehr, als vor der Stunde meines Todes. Mit lausend süßen Banden bin ich an dieß Land, an mein thcures Vaterhaus, an meine Lieben gefehlt, ach uns doch muß ich von Allem, was mir so werih ist, mich gewaltsam loswinden, um einem unbekannten, aber gewiß traurigen Geschick entgegen zu gehen. Welcher fühlende Mensch, welcher liebende Gatte, welcher zärtliche Vater wird mich verdammen, daß ich von einer Zeit zur andern zögerte, de» furchtbar schweren Entschluß ausznführcn. Und doch bin ich strafwürdig, so laiche gesäumt zu ha­ben, ohne den Geist meines unglücklichen Vaters durch Lösung^dcs Gelübdes zur selige» Ruhe zu befördern. Schon viermal ist er in de» letzten drei Monden mir im Traume erschienen, und hat mich jedesmal mit ängstlicher», flehender« Geben­den angeblickt- Seitdem habe ich keinen Frieden mehr. Ich will de» «schwur erfüllen, ach uns ich habe nicht den Muth, meiner geliebten Kaiha- rina die SchreckensBotschaft zu verkünde». Da­her meine Schwermuth, daher mein düstres'We­sen. Urchcile nun selbst, mein kheurer Dicücr, oh ich in dieser Lage wohl glücklich sey» kann'!"

Er schwieg und heftete de» trüben Blick auf Vollrath.

Nein, edler Herr, antwortete dieser gerührt: glücklich scyn könnt Ihr jetzt nicht, doch Ihr könnet es in Ankunft wieder werden. Dänin, fasset Muth und thut das Unabänderliche. Dir Herzogin wird wohl erschrecken, aber gewiß bald in frommer Demuth sich in das Unvermeidliche füge», wenn sie cinsieht, daß Ihr als edler Sohn nicht anders zu handeln vermögt. Ich bin versi­chert, sie heißt Euch endlich selbst zur Wallfahrt schreiten, um Euch den Seelenfrieden zu retten. Gott wird Kraft verleihen, die bittere Trennung zu übersiehe», und ihr dann auch einst dafür die selige Freude des Wiedersehens bereiten. Darum muthig ans Werk, edler Herzog, denn Zaudern bringt selten Gewinn. Ich begleite Euch mit freu­digem Herzen in Noch und Gefahrl (Fortsetzung folgt.)

Logogryph. -

Ich brenn' und verletze durch eure Hand,

Ich fördre manchen in's Schattenland;

Zwei Lettern weg, so wurd ich verbrannt.