dem Falle, er gab sich aber nach und nach und er brachte sic zu der Mutter.

Nachdem August ^ o jhr sein Aben­theuer erzählt. nahm die Wittwc die Unbe- kannte liebreich auf. Sie-wieß ihr, so gut es in der Nacht geschehen konnte, in ihrem Kämmerlein ein Lager an, und sorgte auch, daß das beschädigte Knice, durch Umschläge von Wasser mit etwas Essig vermischt, nicht schlimmer werde.

Am folgenden Morgen war es natürlich, daß sich die Wittwe bei dem jungen Mäd­chen naher erkundigte, wer sie sei, woher sie käme, und waS sie so spät ganz allein auf die Landstraße und in das Gehölz,geführt habe, denn einer Unglücklichen hatte sie zwar Beistand geleistet, aber einer Landsirci- cherin wollte sie keine Hülfe angedeihcn las­sen , obschon das ganze Wesen der Unbe­kannten seine Bildung, Unschuld und nichts Verdächtiges verrietst.

Da sagte die Befragte nicht ohne Thrä- nen, aber doch mit Offenheit, die keinen Hinterhalt argwohnen ließ:

Ich könnte sehr glücklich sehn, wenn ich nicht eine böse Stiefmutter hätte, die mich in diese schmähliche hülflose Lage ver­setzt hat.

Ich heiße Friederike Maria N.... Meine verstorbene Mutter war die einzige Tochter eines reichen bürgerlichen Gutsbe­sitzers, und eben das Gut, von welchem ich jetzt verjagt worden bin. erhielt mein Vater als Mitgift. Ich war etwa sieben Jahr alt, da starb meine gute Mutter und nicht lange nach ihrem Tode heirathne mein Va­ter wiederum. So lange meine Stiefmut­ter noch nicht selbst Mutter geworden war, hatte ich ziemlich gute Tage bei ihr;, doch als dieser Fall eintrat, wurde ich ihr täglich verhaßter. Ich suchte Trost und Schutz bei dem Vater, aber auch dessen Herz hatte sich von mir gewandt, deny meine Stief­mutter versäumte keine ölcgenheit, mich bei ihm anzuschwärzen. Die schwerste Ar­beit im Hause ward mir immer übertragen, kaum blieb mir so viel Zeit, mich satt zu essen und hinlänglich zu schlafen. Ich ging

abgerissen und schmutzig, obgleich mir nach dem Lode meiner Mutter als einzigen Toch­ter ihr Vermögen zugesallen war, dahinge, gen waren meine Halbschwestern wie Prin­zessinnen herausgeputzt und behandelten mich wie ihre Magd. Endlich öffnete mir meine alte Amme die Augen. Ach! hätte sie doch geschwiegen!

ES geschieht Ihnen himmelschreiende« Unrecht, sagte sie zu mir: daß Ihr Vater Sie so schlecht hält. Ihnen gehört doch Alles. Das Gut, woraus Ihr Vater wohnt, ist das Ihrige; Alles, was sich im Hause an Silberzeug, Betten und Leinen befindet. Ihr Vater war ein armer Mann, als er Ihre selige Mutter heirathete. Lebte nur noch ihr Bruder, so würd es ganz ander« mit Ihnen sichen, der war bis zu seinem Tode Ihr Vormund.

Jetzt erklärte ich mir den tödlichen Haß meiner Stiefmutter; wahrscheinlich wünschte sie, mich zu Tode zu quälen, um dann durch den Vater in den Besitz der Erbschaft zu gelangen. Dieser Gedanke empörte mich so sehr, daß ich bei der ersten Gelegenheit, als sie mich wieder mißhandelte, ausrief: Mutter! schlagen Sie mich nur lieber gleich todt, dann bi» ich Ihnen nicht mehr im Wege und Sie können Sich mit Ihren Kin­dern in meine Erbschaft theilen."

Diese Worte brachten meine Mutter in die größte Wuth. Ist das der Dank für meine mütterliche Sorgfalt? schrie sie: auf der Stelle sollst Du aus dem Hause!

Sie gieng zu meinem Vater, Gott mag es wissen, was sie dem guten Manne von mir erzählt hatte: genug, er kam sehr auf- gebracht zu mir, nannte mich ein ungera- thencs Kind und drohte, mich bei der ersten Gelegenheit aus dem Hause zu jagen.

(Schluß folgt.)

Berichtigung.

In Nro. iOL und Nro. i, Seite 46g und Seite 2 dieser Blätter, beiGl äu bi- ger-Aufruf, des Friedrich Scha- fer, wurde irrigerweiseRöth," statt: R 0 d t" eingedruckt.