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kaute daran. Die andern folgten dem Bei­spiel. In der nächsten Nacht halte Brown die Wache und das Steucramk. Er erin nerte sich, gelesen zu haben, daß Seeleute in ähnlicher Lage ihre Schuhe gegessen hät­ten ; er schnitt daher ein Stück von seinen Schuhen ab, fand es aber dermaßen vom Seewasser durchdrungen, daß cS ganz unge­nießbar war. Er nahm, dann etwas von dem Innern Leder zu sich, theilte auch seinen Unglücksgesährten davyn mit; aber cS stillte den Hunger nicht. Bald darauf fing man glücklicherweise einen Fisch. Alle fielen auf ihre Kniee. und dankten Gott für seine Güte. Man riß den Fisch aus­einander und hing ihn zum Trocknen auf. ! Nachmittags man einen Theil davon und erquickte sich. Aber der Fisch hielt, bei der mäßigsten Eintheilung, nur vier Tage vor. Neue Noth brach ein. Parr, Brighousc, Conwap und Brown thatcn den Vorschlag, das Boot zu durch­löchern, damit ihre Qual geendigt sein möchte; aber Ma rquin und Makinno >v wollten nicht einwilligen.

Am nächsten Tage trug Mac quin aber darauf, an, durch das Loos zu entschei­den, wer von ihnen sterben sollte, damit er den Andern zur Nahrung dienen, und sie dadurch am Leben erhalten möchte. Alle waren seiner Meinung, Parr war schon seit zwei Tagen am Flcckfieber krank: man ließ ihn daher am Loosen nicht Theil neh men; aber er schrieb die Loose und that sie in einen Hut. Jeder zog sein Loos mit zugemachten Augen, und steckte es in die Tasche. Nun fragte Parr, wer das To- deSlvS gezogen habe. Man war vorher über- ringekommen, Nro. 5 als den Todescandi- daten zu betrachten. Makinn 0 w war der Bezeichnete. Man hatte einen Nagel aus dem Boot gezv'.n; denn nach ebensall- siger Uebercinkuntt sollte der Sterbende ver­bluten. Makinnow spitzte den Nagel, ritzte sich am Handgelenke, am Arm und am Fuße die Adern auf, bat Gott um Ver­zeihung seiner Sünde», und starb in einer Viertelstunde. Noch ehe er kalt war, schnitt Brighouse mit dem Nagel ein Stück aus dem Schenkel des Entseelten, .

und hing es zum Trocknen auf. Der Körper i blieb im Boote. Nach etwa drei Stunden aßen sie, obwohl nur sehr wenig, von dem ' Stücke, welches bis zum dritten Tage aus- reichte. Man tauchle den Körper alle zwei Stunden in's Meer, damit er conftrvi'rt würde. Parr fand ein Stück Schiefer im Boote, das er schärfte, und schnitt damit ein anderes Stück ans Makinnvws Schenkel. Brown, der in der folgenden Nacht die Wache halte, bemerkte eine veränderte Farbe des Meerwassers, und schloß davon aus die Nähe eines Landes. Wirtlich sah man dieses auch bei Tagesanbruch deutlich und sieuerle darauf zu. Früh gegen g Uhr war man schon ganz nahe; aber eine furchtbare Bran- düng machte das Landen fast unmöglich. Nun wollte man mir aller Anstrengung durch­drungen; aber das Boot schlug um. Brown. Conwap und Parr erreichten das User; Macquin und Brighouse ertranken.

Am Strande stand eine kleine Hülte, deren Bewohner portugiesisch sprachen. Brown, dieser Sprache kundig, hörte, daß drei Meilen weit ein Dorf, Belmont genannt, läge und daß nian in Brasilien wäre. Da man aber die Ankömmlinge für Franzosen ge­halten, so erschien bald daraus der Gouver­neur und ein Geistlicher, in Begleitung ei- Niger Mannschaft, und machten die ver­meinten Feinde zu Gefangenen. Conwap und Parr wurden an einen Bambusstab gekoppelt und abgesührt. Brown war so schwach, daß man ihn in der Hütte zurück- lassen mußte; doch ward Befehl gegeben, ihn nachzubringen. Sobald aber der Gouverneur von seinen Gefangenen hörte, daß sie Eng­länder wären, ließ er sie frei, gab ihnen in seinem Hause drei Hängematten zum Dchla- fen und ließ sie mit Speise und Trank ver» sehen- Da sie lange nichts gegessen, verhindere sie Anfangs die Mundklcmme, etwas zu sich zu nehmen. Sie genasen aber bald, und wurden dann »ach Sr. Salvador gcschaffc, wo die Einwohner eine Sub­skription für sie erdffnelen, die sehr bald über 6nn Pfd. Sterling betrug. Na-Kher schickte man sie nach Rio Janeiro, von wo Conway und Darr nach Lissabon segelten; Brvwn aber nach man­cherlei Umwegen wieder nach St. Helena ziinick- kam, wo er seine Lcidensgcschtchre, der Besatzung vor einem ähnlichen Waagfracke, aukjctchneii ließ.