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Aus dem Führer-Hauptquartier, 8. Oktober. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Kaukasus gebiet wurden feindliche Angriffe abgewiesen und die eigenen Angriffskeile gegen verbissenen Widerstand weiter Vorgetrieben. Auch in Stalingrad mußte der Feind in schwerem Kampf weiteres Gelände aufgeben. Nordwestlich der Stadt werden die eingeschlossenen, in zwei Teile aufgespalteten Kräfte nunmehr vernichtet. Starke deutsche Luftstreitkräfte und rumänische Kampfflugzeuge sowie Flakartillerie der Luftwaffe griffen mit guter Wirkung in die Kämpfe des Heeres ein. Andere Kampfflieger- Verbände bombardierten wiederum bei Tag und Nacht wichtige Verkehrsknotenpunkte und Nachschnbverkehr an der unteren Wolga und am Kaspischen Meer. Im Abschnitt westlich Kaluga nahmen deutsche Truppen in überraschendem Angriff eine Höhenstellung der Sowjets und richteten sich dort zur Verteidigung ein. Bei örtlichen Unternehmungen wurden zahlreiche Kampfanlagen zerstört. Südlich des Ladogasees wurde der Feind aus gut ausgebauten Waldstellungen geworfen. Gegenangriffe gegen die neugewonnene Stellung scheiterten. Uebersetzversuche des Feindes über die Newa wurden durch wirksames Artilleriefeuer vereitelt und die Luftangriffe auf wichtige sowjetische Bahnstrecken im nördlichen Frontabschnitt mit guter Trefferwirkung fortgesetzt. Westlich der Kanda- lakscha-Bucht und an der Lappland-Front wurden bei Angriffsunternehmungen mehrere starke Stützpunkte des Feindes im Nahkampf genommen.
In der Nacht zum 7. Oktober stießen Schnellboote gegen die britische Küste vor, griffen an mehreren Punkten den feindlichen Geleitverkehr an, versenkten vier Handelsschiffe von zusammen 11500 BRT. sowie einen Bewacher und beschädigten durch Torpedotreffer zwei weitere Dampfer, deren Untergang wegen starker Abwehr nicht mehr beobachtet werden konnte.
An der Südküste Englands bekämpften leichte Kampfflugzeuge bei Tage militärische Ziele und kriegswichtige Anlagen.
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grausam belehrt, als der Führer in seiner Rede vom 4. September 1940 sagte: „Sie werden es verstehen, daß wir jetzt Nacht für Nacht die Antwort geben, und zwar in steigendem Maße." Am 7. September meldete der OKW-- Bericht, daß die deutsche Luftwaffe dazu übergegangen sei. nunmehr auch London mit starken Kräften anzugreifen. Die Geschichte dieser deutschen Vergeltungsschläge ist bekannt. Sie waren für London wie für andere wehrwirtschaftlich wichtige Städte Englands eine Katastrophe, mit dem Erfolg, daß die britischen Nachtangriffe auf deutsche Städte stark abgestoppt wurden.
Erst als Deutschland sich mit seiner ganzen Kraft auf den bolschewistischen Gegner im Osten werfen mußte, hielt Churchill die Stunde für feine Terrorangriffe von neuem gekommen. In Nord- und Westdeutschland haben unsere Volksgenossen schwer zu leiden gehabt. Sein Ziel freilich, uns in unserem Kampf im Osten zu stören und die deutsche Moral zu schwächen, hat Churchill nicht erreicht. Was er erreicht hat, ist die sinnloseste Grausamkeit und die letzte Verwilderung des Krieges. Das Wort „Gnade Gott" schwebt heute als düstere Drohung über England. Eines Tages wird es keine Drohung mehr, sondern Wirklichkeit sein. Die Schuldfrage für diesen Fall ist seit langem eindeutig geklärt und vor aller Welt scstgelegt. Für die Vergeßlichen haben wir heute noch einmal daran erinnert.
Kurt Teege, einer der bekanntesten Auslandsjournalisten der Parteipresse, der als Freiwilliger bei der Luftwaffe im Osten kämpfte, ist von einem Feindflug nicht zurückgekehrt.
Bombenvolltreffer auf fowjetische Ölzüge
Schwere Sckläge cker ckentsckeu Ouktwstte gegen äen keioäliebell eiseobslinverlrekr Z
Berlin, 8. Oktober. Wie das Oberkommando der Wehrmacht mitteilt, unterbrachen deutsche Kampfgeschwader den feindlichen Eisenbahnverkehr im Raum ostwärts von Stalingrad durch Zerstörung der Gleisanlagen und Bahnkörper. Mehrere Oeltransportzüge erhielten Bombenvolltreffer und brannten vom ersten bis zum letzten Wagen aus. Die Brände griffen auf zahlreiche auf Nachüar- gleisen abgestelltc Güterwagen über, die ebenfalls zerstört wurden.
Auf den B a h u l i u i e n n a ch A st racha n fielen fünf lange Güterzüge sowie drei unter Dampf stehende Lokomotiven den gntgezieltcn Bomven unserer Kampfflugzenge zum Opfer. In der Nähe von Ausladestationen stellten die Kampfflieger zahlreiche Ansammlungen von Lastkraftwagen fest, die sofort mit Bomben schweren Kalibers angegriffen wurden. Große Brände zeugten von der Wirkung dieser Angriffe. Auch ein bolschewistischer Feldflugplatz wurde von einem im Tiefflug angreifenden Kampfverband wirkungsvoll bombardiert.
Bei bewaffneter Aufklärung über dem Schwarzen Meer überraschten deutsche Kampf-! flugzeuge südlich der Straße von Kertsch ein dicht über dem Wasser fliegendes bol
schewistisches Flugboot. Sofort schnit- ^ sen unsere Kampfflieger dem mehrmotorigen - femdkchen Flugzeug in einer Art Kesseltrei- - ben ieden Fluchtweg ab und beschossen es hcf- - tlg von allen Seiten. Schon die ersten Feuer- 2 stoße durchschlugen die schwere Panzerung des ^ Flugbootes und beschädigten es. Sekunden - später trafen neue Geschoßgarben die Ben- - zintanks und Motoren. Mit einer hohen - Stichflamme schlug das Flugboot auf dem - Meer auf und versank sofort. ^
Sieben neue Ritterkreuzträger ß
«Int». Berlin, 8. Oktober. Der Führer verlieh ^ das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an - Major Alfons Eckhardt, Bataillonskom- - mandcur in einem Jnf.-Rgt.; Hauptmann - Otto Schwarze r, Bataillonskommandeur ^ in einem Jnf.-Rgt.; Oberleutnant Eugen ^ Selhor st. Bataillonsführer in einem Inf.- ^ Rgt.; Oberleutnant Fritz Schröter, Flug- - zengführer in einem Jagdgeschwader; Ober- - leutnant Fritz Sengschmitt, Flugzeug- - fuhrer in einem Kampfgeschwader; Oberfeld- - webel Helmut Lutze, Zugführer in einem - Kradschutzenbataillon, und Obergefreiter Gust.
2ui>, 35. «ediii-tslsß ckes «Lmpkvrs Horst Kessel
_> Horst Wessels Leben und Sterben ist Gleichnis des Kampfes der jungen Freiwilligen, die die Brücke von den Schlachtfeldern des ersten Weltkrieges schlagen, hinüber über d;e Zeit der Ehrlosigkeit und des Verrats, bis hinein ins neue Reich. Ohne den Marsch der Freiwilligen gäbe es kein neues Deutschland und aus ihrem waffenlosen Kampf im Braunhemd der SA. enstand schließlich im eigentlichen Sinne die neue deutsche Wehrmacht, entstanden die nationalsozMMschen Volksheere, die heute den Sieg erkämpfen! Das wollen und WWdür- scn wir nie vergessen — niemals.
Und dies ist das andere Gleichnis vom Leben und Kämpfen Horst Wessels er war ein Korpsstudent und er wurde ein Arbeiter, vorlebend und mit dem ganzen Einsatz seines jungen Idealismus' verwirklichend, um was es im Kampfe der nationalsozialistischen Bewegung ging, um die Kameradschaft des ganzen deutschen Volkes über alle'Stände und Unterschiede im alten Sinne hiniveg: um die wahre Volksgemeinschaft, die, in den trommclfcuerüberspannten Gräben des ersten Weltkrieges geboren, zuerst in den braunen Kolonnen der SA. Wirklichkeit wurde und die aus der Kraft der national-
Bergmann in einem Jnf.-Rgt. — Major - sozialistischen Idee und in endgültiger Er- Eckhardt fand bei den Kämpfen im Raume ^ füllung von Horst Wessels Vermächtnis für
von Rschew den Heldentod.
Mit MG s gegen Indiens Freiheit
lAiglrsueosaotraL io» britischen liniert,aus sbgeledot - Neues Slutbsck in Msckrss
Von unserem Korrespondenten
bi. Stockholm, 9. Oktober. Selbst in England kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, daß die gegenwärtige Unterhaus tagung nur mit negativen Teilbilanzen -er britischen Kriegsanstrengungen auf allen Gebieten abschlietzt.
Auch Minister A m e r y, der am Donnerstag vor den mißvergnügten Abgeordneten bei der Lesung der „Indien- und Burma-Bill" eine Regierungserklärung über die Lage in Indien abgab, konnte das Fazit dieser Sitzungsperiode nicht positiver gestalten. Er tischte zunächst wieder altbekannte demokratische Phrasen auf und erklärte scheinheilig, die Briten würden das letzte Volk sein, das den Wünschen der Inder nach völliger Unabhängigkeit rein Verständnis entgegenbrächte, jedoch würden und könnten die Engländer Indien niemals verlassen, solange sie wüßten, daß die Zukunft und Freiheit des indischen Volkes gefährdet seien.
Zu der augenblicklichen Lage übergehend, gestand Amery, daß sich die Verhältnisse in Indien noch nicht völlig beruhigt hätten. Täglich liefen noch Berichte über Störungen ein. Bei solchen Zwischenfällen sei oft die einzig wirksame Methode, die Kundgebungen mit Maschinengewehren zu beenden. Die englische Politik befinde sich in Indien nicht auf ernenn erzwungenen Rückzug, sondern sei als „bereitwilliger Vormarsch" zu bezeichnen.
In der Aussprache kamen erneut die Verständnislosigkeit und die eigennützigen Aus- plündernngswünsche voll znm Ausdruck, mit denen London den indischen Fragen aegen- übersteht. Ein konservativer Abgeordneter erklärte, wenn die Unruhen andauerten, müsse man ernsthaft an eine Deportation Gandhis und seiner „Mitschuldigen" denken.
Amery ergriff dann noch einmal das Wort zu einem offensichtlich stark frisierten Eingeständnis über die bisherigen Opfer des britischen Terrorregimes in Indien. Seit der Verhaftung Ga»dhis_,seien 846 Inder getötet und 2024 mehr oder weniger schwer verletzt worden.
Der M i ß t r a u e n s a u t r a g, der im Unterhaus von der unabhängigen Arbeiterpartei
gegen die Jndienpolitik der Regierung eingebracht worden war, wurde mit 360 gegen 17 Stimmen abgelehnt.
Inzwischen geht der britische Terror gegen die Freiheitsbewegung der Inder unvermindert weiter. In Madras sind neue schwere Unruhen ausgebrochen. Die Polizei feuerte in eine Menge von mehr als 2000 Indern, die die Freilassung der bei dem Aufstand im vergangenen Monat verhafteten Nationalisten forderte. Die Zahl der Todesopfer steht noch nicht fest, soll aber beträchtlich sein. Bei Kundgebungen in Bombay bewarf die Menge die gegen sie vorgehende Polizei mit Steinen. In einem Polizeirevier explodierte eine Bombe.
Britische Bomber abge-rängt
Angriff auf Achsen-Gcleitzug mißglückt Berlin, 8. Oktober. An der ägyptischen Front beschränkte sich in den letzten Tagen nach Mitteilung des Oberkommandos der Wehrmacht die Tätigkeit der deutschen Luft- waffenverüände infolge ungünstiger Wetterlage auf die Ueberwachung feindlicher Truppenbewegungen und die Sicherung des Luftraumes über den eigenen Fronten. Als ein britischer Bomberverband nördlich der Kattarasenke das zwischen der deutschen und britischen Front liegende Niemandsland überflog, drängten unsere Jäger die feindlichen Flugzeuge noch weit vor ihrem Angriffsziel nach Osten ab. Flakartillerie nahm gleichzeitig die Britenbomber unter Feuer und brachte mit Wenigen Salven eines der Flugzeuge zum Absturz. Schon beim ersten Angriff unserer Messerschmitt-Jäger warfen die Briten ihre Bomben im Notwurf in die Wüste. Uber der .Alamein-Front wurde im Verlauf eines kurzen Luftgefechtes ein britisches Jagdflugzeug abgeschossen. Einige viermotorige britische Bombenflugzeuge, die einen Angriff auf Versorgungsschiffe im Seegebiet zwischen Kreta und Afrika versuchten, wurden durch die den Geleitzug sichernden deutschen Flugzeuge angegriffen und zumAbdrehen gezwungen. Um ihrer Vernichtung zu entgehen, warfen die britischen Bomber im Notwurf ihre Bombenlasten weit außerhalb des Geleitzuges ins Meer und retteten sich in die schützende dichte Wolkendecke.
alle Zeiten gehärtet wird in den Schlachten
- des neuen, des zweiten Weltkrieges!
- Und dieses begreifen wir heute aus dem
1 Geschehen des Krieges und seiner soldatischen ^ Bewährung in aller Klarheit und im tiefe-
- reu Sinne: Horst Wessel siel als Soldat ^ — als Soldat der Bewegung und, im Jahre ^ 1930, als Soldat für Deutschland! Er fiel s als Soldat wie seine Kameraden, die als ^ Blutopfer der nationalsozialistischen Revolu- ^ tion fielen, und als Soldat wie seine Kame-
2 raden, die heute mit der Waffe in der Hand
^ für Deutschland kämpfen. Und das ist das ^ Schönste und Größte: daß sie alle, die dent- ? schcn Soldaten des neuen Krieges, seine L Kameraden sind, daß jeder von ihnen stolz 2 ihm sagen darf: „Kamerad Hoxst Wes- " sel!" Kurt klaünisnn
Der italienische Wehrmachtsbericht
Rom, 8. Oktober. Das Hauptquartier der italienischen Wehrmacht gibt bekannt: ,,An der ägyptischen Front beschränkte Tätigkeit zu Lande und in der Luft. Bei einem gegen Tobruk unternommenen Luftangriff stürzte ein feindliches, von der Bodenabwehr getroffenes Flugzeug in der Umgebung von Bardia ab."
Politik io ItürLe
Ritterkrcuzträinr Major Georg Hesse fand alS Kommandeur eines Kradschützcnbatnillons in den Kämpfen nördlich Stalinarad den Heldentod.
Kapitän zur See a. D. von Waldcyer-Hartz, der als Marineschriftftcllcr und Vortragender in ganz Deutschland bekannt war. starb in Heidelberg im Alter von üü Jahren.
Aldo VidussonI, der Generalsekretär der Faschistischen Partei, weilte nach Abschlub seiner Srontreise und nach dem Empfang im Führers,auptauartier als Gast des Leiters der Parteikanzlei in München, von wo er den Rückflug nach Italien antrat.
Die Slowakische Valksvartei hat ans einer Führer-, tagung unter dem Vorsitz des Staatspräsidenten den Gescbesantrag über die Einführung des Führer- vrinzips in der Partei beraten.
Rcichsarbeitsführer Hier! besichtigte im Verlaufe seines Besuches beim bulgarischen Arbeitsdienst die Schule der Arbeitsdienstführer in Gorna Bania.
Die Goldvroduktion in den Bereinigten Staate» wirb eingestellt, um Arbeitskräfte und Materialien für die Produktion von kriegswichtigen Metallen sreizumachen.
Der Kaiser von Maudschukuo erlieb gestern eine Amnestie anläblich des zehnten Reichsgründunas- tagcs: mehr als 70 000 znm größten Teil politische Vergehen werden von dieser Amnestie betroffen.
Das NSA.-Marineminifteriunr mutz jetzt, »ach sieben Wochen, unter dem Druck von Beweisen die Versenkung eines britischen Frachidampfers durch ein U-Boot im Karibischen Meer üekanntgeben.
Oer Zreiheitsheld des Kaukasus
Vom Oeben unck Lnmpk ckes Imams 8ci»amy1
Eines der ersten politischen Ziele Peters des Großen war der Vorstoß nach Süden. Üeber Asow den Zutritt znm Schwarzen Meer zu erhalten, hier eine starke russische Flotte zu bauen, mit ihr die Türken niederzuringen und Konstantinopel zu erobern — Las waren die ersten außenpolitischen Träume des jungen Zaren und Wohl auch geheime Wünsche des russischen Volkes. Zwar begrub der Frieden von Ädrianopel, der 1713, mitten im Nordischen Krieg, den Kriegszustand mit der Türkei beendigte, noch einmal diese Hoffnungen; wie weit aber Peters des großen Pläne schon gingen, zeiqt ein letzter Feldzug, den er 1722 gegen das zerfallende persische Kaisertum unternahm und der an territorialem Gewinn vor allem das Gebiet von Der- bent mit Baku und seinen reichen Oelfeldern brachte. Seitdem hat der Expansionsdrang der Moskowiter nach dieser Richtung keine Grenzen mehr gekannt. 1783 annektierte Katharina II. auf eigene Faust das gesamte Gebiet der Krimtataren, Taurien und die Halbinsel Krim. 1801 wurde Georgien erobert, und nach hartnäckigen, schonungslosen Kämpfen gegen die kaukasische" Bevölkerung hatte das Zarenreich bis 1830 fast alle Gebiete Transkaukasiens in seiner Hand.
Unabhängig geblieben aber waren die freiheitsliebenden Bergvölker des gesamten Kaukasusrückens, die Kawkaskije Gorzy. Gegen sie begann 1816 der zum Oberbefehlshaber ernannte russische General Jermolow den Kampf. Er glaubte, mit ihnen um so leichteres Spiel zu haben, als sie noch ohne Gemeinschaft mit ihren Nachbarn lebten und oft in Fehde miteinander lagen. Das wurde erst anders mit dem Auftreten des Muridismus. einer religiösen Bewegung, deren Ziel die ^ :r mystischen mohammedani- tzm aber die Uchen
Eindringlinge war. Unter Führung der „Munden", der Geistlichen, die den Schwur gelastet hatten, bis zum letzten Atemzuge gegen die Ungläubigen zu kämpfen, schlossen sich die Bergstämme enger zusammen.
Mit Kasi Mullah Mahomed, dem Schöpfer des Muridismus, hatte auch der aus dem nördlichen Daghestan stammende Tscherkessen- häuptling Schamyl an den ersten Aufständen gegen die russischen Unterdrücker teilgenommen. In ihm fand nach dem Tode Kasi Mullah Mahomeds die Freiheitsbewegung der kaukasischen Bergvölker den Führer, der in seiner Person als Imam die Macht eines weltlichen und geistlichen Herrschers vereinigte.
Seit die Russen 1839 mit stärkeren Streitkräften den Krieg gegen Schamyl und seine Anhänger begonnen hatten, führte der Imam zwanzig Jahre hindurch einen heldenmütigen Kampf gegen das Heer des Zaren. Teils in regelrechten Schlachten, teils in einem den Geländeverhältnissen ihres Landes angepaw ten Kleinkrieg leisteten die Gorzy erbitterte Widerstand gegen die russische Uebermacht. Als der zaristische General Grabbe am 22. August 1839 die Bergfeste Achulgo nach verzweifelter Gegenwehr eroberte, entkam Schamyl auf unbegreifliche Weise. Dasselbe glückte ihm, als dieselbe Feste nach elfmonatiger Belagerung am 29. August 1849 abermals von den Russen genommen wurde. Schamyl War nicht zu entmutigen. Er kämpfte weiter bis zum bitteren Ende. 1850 nahm er am Terek und Kuban erneut den Kampf gegen die Russen auf und wurde während des Krimkrieges von den Gegnern Rußlands mit Geld und Waffen unterstützt. Aber gerade während des Krimkrieges unternahm Schamyl nichts Entscheidendes. Das Schicksal war nicht mehr aufzuhalten. Der letzte Zufluchtsort Schamyls war der Berg Ghunib in Daghestan. Am 4. September 1859 begannen die Russen mit den Angriffsarbeiten; am 6. September 1859 mußte sich Schamyl der russischen Uebermacht unter dem Fürsten Barjiatinskij ergeben.
Kurze Sensation um einen Leonardo
Versteigerung cker ,Msckn»»a vor ckein tissteU"
Mit größter Spannung wurde am vergangenen Dienstag die große Knnstauktion im Wiener Dorotheum erwartet. Eine Reihe von Gemälden war zur Versteigerung bestimmt; die berühmtesten Namen, die iir der Geschichte der Malerei verzeichnet stehen, waren mit Werken vertreten. Als Glanzpunkt der Auktion wurde ein Werk Leonardo da Bin-, cis in den Vordergrund gerückt, die „Madonna vor dem Castell". Der amtliche Schätzwert des Gemäldes wurde mit zweieinhalb Millionen Reichsmark beziffert, als Ausrufungspreis waren 500 000 Reichsmark ange-
^Neben diesem Leonardo zog ein Werk Tizians, das vermutlich ein Mitglied der venezianischen Patrizierfamilie Morosini darstellt, die Aufmerksamkeit der Kunstkreise auf sich. Dann gab es noch eine Landschaft von Peter Paul Rubens, eine Madonna von Jan van Brueghel, dann den Honigdieb von Lukas Cr an ach, dem Aelteren, einen Pieter Hooch, Soldaten vor dem Aufbruch, das Bildnis eines jungen Mannes von Härmen Hals und eine stattliche Anzahl weiterer wertvoller Schöpfungen der alten und neueren Malerei. Kein Wunder daher, daß nicht nur innerhalb des Deutschen Reiches, sondern auch seitens des europäischen Auslandes sowohl bei Museen, wie bei privaten Sammlern die Teilnahme an dieser interessanten Veranstaltung schon seit geraumer- Zeit sestsiand. ., .. .
Die Versteigerung, die in dem weiträumigen Franz-Josef-Saal des Dorotheums vor sich ging, stand demnach im Zeichen einer richtigen Sensation. Der zum Bersten volle Saal, von ernsten Interessenten und den unvermeidlichen Mitläufern bis aufs letzte Plätzchen gefüllt, bot ein fesselndes Bild. Gleich zu Beginn der Auktion knisterte es förmlich und die Hast, mit der die Angebote vor sich
ngen, steigerte die Erwartung von Bild zu ilo. Kanin eine Minute brauchte es, um den onigdieb von Lukas Cranach dem Aelteren in zehntausend Reichsmark auf fünfzehntau- nd Reichsmark hinaufzutreiben. Eine Toten- nzstudie von Egger-Lienz mit 2000 Mark lsgerusen, brachte es im Handumdrehen auf iOO Mark. Aber das alles wurde gewiyer- aßen nur als Vorspiel betrachtet.
Dann kamen Lenbach-Bilder an die Reihe, ie wurden schnell an den Mann gebracht, jne daß es irgendwelchen starken Eindruck 'macht hätte. Endlich War es so weit, der nUtabe „L" des Auktionskataloges war, eracht, auf Lenbach folgte Leonardo da Vinci, on selbst schaltete sich eine kurze Pause ein. llgemeines Stühlerücken und Halsestrecken, äe Saaldiener hoben die Leonardo-Madonna if die Staffelei, der Auktionsleiter räusperte ch ein wenig, um dem feierlichen Augenblick, :r nun bevorstand, mit dem vollen Glanz ines Organs begegnen zu können. Es ge- ört ja tatsächlich nicht zu Len Alltäglichkeiten, iß ein Leonardo-Bild an den Meistbietenden ^steigert wird.
Die Erregung war au; das höchste gestiegen, zahl nur den Bruchteil einer Sekunde inerte es, bis sich eine bietende Hand erhob nd doch schien diese winzige Zeitspanne end- ,s zu währen. 550 000, wer bietet mehr? Die lugen des Auktionärs mustern scharf den -aal um den zweiten, den dritten Bieter zu cspähcn: aber diese Augen wandern vergeb- ch durch die. dichtgrdrängten Reihen. Dieser veite Bieter -findet sich nicht. Zögernd und veifelnd wiederholt der Auktionator das An - ebot und enttäuscht läßt er das übliche 50 000 zum zweiten und zum drittenmal laut ,erden. Der Saal sinkt förmlich in sich zu- rmmen, die Sensickion ist ausgeblieben, oder ielmehr, sie hat sich unerwarteterweise m ine solche mit negativen Vorzeichen verwan- elt. In dem Gemurmel, das nun anhebt, eht es fast unter, daß das Gemälde Tizians