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?^US Stadt und Kreis Calw
Mehr Weißbrot und Mehl
Tic neuen Lebensmittelkarten
c^n diesen Tagen werden die Lebensmittelkarten r die 42. Zuteilungsperiodc vom ib Lktaber bis 15. November mit den verbe,- serten Rationen verteilt. Die Brotration vor dem 0. April, dieses Jahres wird ausnahmslos in vollen Umfange wiederherge' stellt. Den Normalverbrauchern über 20 Jahre stehen also wöchentlich 250 Gramm und den Kindern bi?- zu drei Jahren wvcheirtlich 200 Gramm Brot mehr zur Verfügung Die Kruder von drei bis sechs Jahren behalten ihre seit dem 6. April um 100 Gramm erhöhten Brotrationen. Unverändert bleiben ferner die Brotrationen der Kinder und jugendlichen von 6 bis 20 Jahren, sowie die Brotzulagen der Schwer-, Schwürst-, Lang- und Nachtarbeiter. Die Fleischrationen werden m allen Altersstufe,r um 50 Gramm wöchentlich, die der Schwer-, Schwerst-. Lang- und Nachtarbeiter um 100 Gramm erhöht. Dr.e Wochenrationen betragen daher künftig für Kinder bis zu 6 Fahren 200 Gramm, für Kinder und Jugendliche von 6 bis 18 Jahren 400 Gramm und für Normalverbraucher über 18 Jahre S50 Gramm. Die Schwerarbeiter erhalten 700 Gramm, die Schwerstarberter 950 Gramm und die Lang- und Nachtarbeiter 550 Gramm.
Die Versorgungslage macht es möglich, in größerem Umfange Kartoffelstärke- erzeugnisse an Stelle von Getreidenährmitteln auszugeben. Die unveränderte Vier- Wöchentliche Nährmittelration von 600 Gramm gelangt daher in Höhe von 125 Gramm m Kartoffelstärkeerzeugnisten (bisher 50 Grammund in Höhe von 475 Gramm ,n Getreidenährmitteln zur Verteilung. Die Möglichkeit, auf Nährmittelkarten auch Weizenmehl. Hül- senfrttchte oder Reis zu beziehen, entfallt. Im übrigen bleiben die Rationen unverändert. Entsprechend der Erhöhung der Brotration erfolgt jedoch auch eine Erhöhung des Anteils, der auf die Brotkarte S, die sogenannte Kuchenkarte, abgegeben wird. Auf diese Karte entfallen in Zukunft zweitausend Gramm Brot oder eintausendfunfhundert Gramm Mehl statt bisher eintausendsechshundert Gramm Brot oder eintausendzweihundert Gramm Mehl. Die Regelung, nach der die Abschnitte der Fleischkarten sämtlich erst mit Ablauf der Zuteilungsperiode verfallen, gilt von der neuen Kartenperiode ab auch für die Abschnitte der Reichsbrotkarten, soweit sie bisher nur für eine Woche galten. Gültig werden diese Abschnitte wie bisher zu Beginn der einzelnen Zuteilungs- Wochen. Der Vorgriff auf noch nicht fällige Abschnitte bleibt weiterhin verboten.
Die weiterhin günstige Erzeugungslage ermöglicht eine zusätzliche Zuteilung von 62,5 Gramm Käse auch in der 42. Zuteilungsperiode, die am.19. Oktober beginnt. Nach dem Erlast des Reichsernährungsministers erfolgt die Abgabe wieder auf den I'-Äbschnitt der Reichsfettkarten für alle Altersstufen sowie auf den Abschnitt IV 1 der Wochenkarten für ausländische Zivilarbeiter. Die Abschnitte berechtigen bis zum 15. Novein- - her zum Käsevezug.
Die Gärtner des Kreises tagten in Calw
Dieser Tage waren die Gärtner der Kreis- bauernschaft Calw zu einer Arbeitstagung unter dem Vorsitz ihres bewährten und rührigen Kreisfachwarts Haas-Hirsau im „Waldhorn" in Calw versammelt. Erfreulicherweise waren fast alle Betriebe vertreten. Nach einem umfassenden Rückblick auf das zurückliegende Arbeitsjahr wurden die einzelnen Punkte der Tagesordnung eingehend erörtert. Die Umstellung der Gartenbaubetriebe auf Gemüsebau erfolgte zu voller Zufriedenheit. Die gärtnerisch genutzten Flächen dienten trotz Schwierigkeiten in allen Betrieben vollständig der Ernährung. Wie die Landwirtschaft ist auch der Berufsgartenbau voll und ganz seiner Pflicht nachgekommen. Im kommenden Jahr soll eine weitere Steigerung der Erzeugung der Gartenbaubetriebe um 10 Prozent angestrebt werden.
Ueber die Obsterfassung und deren Notwendigkeit im Kreis, sowie die Gemüseanbauans- weitung gaben die Kreisbaumwarte Walz und Scheerer Aufschluß, welche im Verein mit dem Kreissachwart den zusätzlichen Gemüseanbau auf dem Sektor der Landwirtschaft betreiben. Im Kreise Calw sind zusätzlich ca. 19 Hektar mit Gemüse aller Art von der Landtvirt- schaft angebaut worden. Die Gemüsesetzlinge hiezu wurden ausschließlich von den Gartenbaubetrieben geliefert. Die Erzeugnisse hieraus
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Aue» impvir vllibi vllliirÄt; -
wurden in den meisten Gemeinden von den Jammelstellen erfaßt und dann über den Handel in Berbranchergebiete geleitet. Ans man- chen Kulturen (z. B. Bohnen) hätten allerdings die Anlieferungen seitens der Anbauer reichlicher sein können.
Eingehend besprochen wurde die Versorgung der Betriebe mit notwendigen Materialien wie Holz, Bretter Düngemittel, Frühbeetfenster, Gla-.-. Traich, Drahtgeflechts Eisen, Binde- und
Baumaterial sowie Sämereien. Die Menge und Qualität der heurigen Gemüscsamenernte verspricht besser zu werden als im Vorjahr und wird den Gartenbaubetrieben bevorzugt zur Verfügung stehen. Auch die Frage der Beschaffung von Bodenfräsen und Treibstoff begegnete lebhaftem Interesse. Schließlich wurde der im Berichtsjahr verstorbenen Berufskameradeil W. Widmann-Calw, Chr. Haas-Hirsau und Lembeck-Wildbad ehrend gedacht. Wz.
Lehrgang der Nachrichten-HI. in Aliensteig
Für die Führer und Sachbearbeiter der Nachrichten-HI. wurde über das Wochenende in Ältensteig ein Lehrgang durchgesührt, den Stammführer Gerdts leitete. Die Jungen, die daran teilnahmen, werden einmal den Nachwuchs für die Nachrichtentruppen und die Nachrichtenverbände des Heeres stellen. Sie legten sich daher tüchtig ins Zeug.
Das Ziel dieser Ausbildung ist die Ablegung der A-, B- und C-Scheine der Nachrichten- HI. Während der A-Schein die Fähigkeiten für eine nachrichtentechnische Ausbildung im allgemeinen unter Beweis stellt, verlangt der B-Schein bereits eine gründliche Kenntnis der Elektrizitätslehre, - im Verwendungszweck der einzelnen Baugeräte und Fernsprecheinrichtungen und stellt außerdem die Forderungen, kleinere Bauaufträge selbständig durchzuführen. Beim C-Schein wird eine Prüfung abgelegt, in der der Junge mit festen und feldmäßigen Nachrichtenmitteln und ihrer Verwendung ge- nauestens Bescheid wissen mutz. Er hat Ausführungen zu machen über die Tätigkeit eines Bautruppführers beim Schul- und seldmäßi- gen Kanalbau, muß Nachrichtengeräte prüfen und instandhalten und messen können: kurz gesagt, er muß die Fähigkeiten haben, Führer einer vollständigen Nachrichteneinheit zu sein. Mit verschiedenen Sonderlehrgängen und Son- derausbildungen konnte die Gebietsführung Württeniberg der HI. recht ordentliche Erfolge erreichen. Die Zahl der abgelegten Scheine ist beachtlich. Auch die 44 Teilnehmer des letzten Lehrganges hatten Gelegenheit, sich ausführlich mit diesen Aufgaben anseinanderzusetzen.
NSA.
Berufsfürsorge für Versehrte
Nach den gesetzlichen Vorschriften ist auch eine umfassende Berufsfürsorge für Versehrte Wehrdienst- und Einsatzbeschädigte zu leisten, und zwar insbesondere durch Beschaffung und Erhaltung eines geeigneten Arbeitsplatzes Lzw. Erreichung wirtschaftlicher Selbständigkeit und, erforderlichenfalls, Einschulung in den alten oder einen verwandten Beruf oder Umschulung. Der neue Arbeitsplatz ist nach Möglichkeit so ausz'uwählen, daß der Versehrte mindestens sein früheres Ar- beitseiirkommen erreicht. Der Arbeitseinsatz der Versehrten der Stufe 1 liegt den Arbeitsämtern ob, während Schwerbeschädigte (Versehrte der Stufe 2 und 3) und ihnen Gleichgestellte den Hauptfürsorgestellen zur Betreuung zugewiesen werden. Damit der Versehrte sich auf dem ihm zugewiesenen Arbeitsplatz auch behaupten kann, ist den Sonder- beoürfnissen, die mit seinem Leiden Zusammenhängen, auf dem Arbeitsplatz selbst wie dprcki eine ausreichende Erholungsfür-
sorge, gegevenenfatls vurctz eine Wopnungs- fürsorge und durch andere geeignete Sondermaßnahmen Rechnung zu tragen.
Reisemarken für Urlauber
Die Reichskarten für Urlauber entsprechen Wegen der Rationserhöhungen hei Brot und Fleisch ab 19. Oktober nicht mehr den geltenden Rationen. Beim Brot werden hiervon alle Urlauberkartell betroffen während sich die Rationserhöhnng bei Fleisch nur auf die Karten von 5 bis 7 auswirkt. Auch bei den Nr- lauberkarten muß deshalb ab 19. Oktober eine Neuregelung erfolgen. Da die zetzt gültigen Nrlauberkarten erst vor kurzer Zeit m Kraft getreten sind und sich außerordentlich große Bestände bei den Ausgabestellen befinden, ist es nicht möglich, die fetzigen Urlauberkarten aufzurufen und durch neue zu ersetzen. Nach einem Erlaß des Reichseruäürungsminl- sters sind daher bis auf weiteres die erhöhten Brot- und Fleischratiouen an die Empfänger der Urlauberkartcn in Form von Neise- und G a st st ä t t e n m a r k e n zusätzlich auszugeben.
Vehelfsgeld der Wehrmacht
Soweit in einzelnen Ländern Beschränkungen der Gebührniszahlungen in Landeszahlungsmitteln eingeführt worden sind, ist für den Bereich der Wehrmacht ein Behelfsgeld, gestückelt in 1-, 5-, 10- und 50-Reichspfennig- scheinen, vorgesehen. Mit diesem Geld sollen die Wehrmachtsangehörigen und gleichstehenden Personen sowie die Gefolgschaftsmitglieder der Wehrmacht abgefunden werden. Das Vehelfsgeld kann innerhalb der Truppe verwendet werden, und zwar nur zu Beschaffungen in den Truppenmarketendereien und sonstigen Truppenfürsorgeeinrichtungen, zu Einzahlungen Lei der Truppe zwecks Ueberweisung in die Heimat und zu Einzahlungen für zuge- lassene Sparverfahren. Eine Verwendung des Behelfsgeldes im Verkehr mit den Landeseinwohnern ist verboten. Es handelt sich um kein öffentliches Zahlungsmittel. ImReichs- gebiet wird das Behelfsaeld durch alle Truppenkassen, Reichsbankanstalten und Grenzwechselstellen umgetauscht.
Oer Rundfunk am Mittwoch
Neichsprogramm: 12.48 bis 14 Ubr: Bunte Kon- zcrtstmide: IS bis 17 Ubr: Unterbaltsame Sendung neuerer Konzertmusik: 18 bis 18.3V Ubr: Filmmusik: 20.20 bis 21 Ubr: Heimatkläng« verschiedener Gaue. Deutschlandsender: 17.18 bis 18.30 Ubr: Konzert- werke: 20.18 bis 21.18 Ubr: Ausschnitte aus Verdi- Ovcrn: 21.18 bis 22 Ubr: Kurzweilige Klassiker- stnnde.
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Altensteig. Das Wohnhaus mit 27 Ar großem Garten von Bezirksnotar Beck ging durch Kauf auf Verwalter Dönges vom Hof Waldeck bei Stammhcim über. Die Uebernahme erfolgt am 1. November 1942.
Engelsbrand. Unter starker Anteilnahme wurde Oberholzhauer und stellvertretender Revierförster Ernst "Gottschalk von hier zu Grabe geleitet. Volle 38 Jahre stand er im Dienst des Forstamts Langenbrand. Auch betreute er den Engelsbrauder Gemciudewald.
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HI. Standort Calw. Donnerstag 20 Uhr treten der HI.- und der DJ.-Führcrzug in tadelloser Uniform am Dienstzimmer der HI. (Juhc.) an. Es kommt der Bannführer. — Am Freitag tritt die gesamte Gef. 1/401 in tadelloser Uniform um 20 Uhr an der Alten Post an. Schreibzeug ist mitziibringen.
Ueber die Frühgeschichte Altburgs
Vorläufige 2u83mmenk388un§ 3U8 ^unäerZebni88en
von w. IVeiw er, kkorLÜeiin
Die Knltstätte
Hinter dem Plateau der Fliehburg treffen wir auf einen schmalen Querweg. Ihn gehen wir nach Westen. Rechts und links liegt immer wieder eines der Hügelgräber. Nach kurzer Strecke steigt ein von der Blaiche kommender Weg auf. Ihm folgen ivir nach oben. Gär bald erregt ein bis ^ m hoher Wall auf der rechten Seite unsere Aufmerksamkeit. Er kommt von NNW. und zieht nach oben. Eben geht auf ihm die Erde weiter hinüber zu einem zweiten, der mehr von NW. kommt, und auf dessen Höhe geht es hinüber zu einem dritten, von Westen kommenden. Alle laufen nach oben zusammen, wo auch noch Reste eines von Norden kommenden sichtbar werden. Ihr Schnittpunkt liegt leider draußen auf dem Ackerland, auf der Höhe. Der Bauer mußte aber Wälle und Schnittpunkt einebnen, wenn er säen und ernten wollte.
Nun kennt man die gleiche Anlage auch von anderen Gegenden. So ist eine z. B. auf dem Erzkopf bei Pforzheim. Auch dort schneiden sich die eigenartigen Wälle auf der Höhe in einer trapezartigen aus Steinen und Erde ausgerichteten Stätte, einer Knltstätte. Der Dom dieser frühgeschichtlichen Menschen war also der freie Himmel.
Daß der Priester in jener Zeit auch der gelehrte Geometer und Sternkundige war, ergibt sich, wenn man die Wälle mehrerer bekannter Orte auf einer Karte einträgt und sie verlängert. Sie schneiden sich oft in sehr entfernten Punkten, wo bestimmt wieder Reste einer Kultstätte zu finden sind. So treffen sich 4 . B. ein Wall von Pforzheim und einer von Auburg in ihrer Verlängerung in der Hardt. Wir brauchen also nicht erst nach Aegypten Aeheil, um Astronomen des Altertums zu finden. Die Wälle konnten nur nach Sonnenstand und Lternenstand festgelcgt werden, also waren Astronomen auch bei uns zu Hause. Bielleicht
ruhen zwei von ihnen in den beiden Grabhügeln an einem dieser Wälle, der nach der Hardt zeigt.
Von den Hochäckern
Wir verlassen die Kultstätte und gehen den Waldsaumweg nach Westen, um hinüberzu- kominen zur alten Oberreichenbacher Straße. Es ist einer der schönsten Wege Altburgs.
In dem schmalen Waldstück zwischen Weg und Schweinbachtal sehen wir immer wieder flachere und höhere Grabhügel. Teils liegen sie einzeln, teils zu zweien, teils liegen 3 bis 5 in der heiligen Mittagsrichtung hintereinander. So geht es bis zum Oberreichenbacher Sträßchen und auch noch vereinzelt rechts und links diesem entlang.
Haben wir auf diesem Sträßchen den Wald stark zur Hälfte durchschritten, so finden wir gleich über dem Straßengraben ackerbreite, hohe Erdbänke. Sie haben auch die Länge großer Aecker, jedoch sind sie durch etwa ^ m tiefe Gräben von einander getrennt. Im übrigen Wald finden wir die schon erwähnte, unfruchtbare Tonschicht, die das Wasser nicht versickern und so den Boden vermooren läßt. Hier haben wir eine schöne krümelige Erde vor uns: Wir stehen aus mühsam ausgeschütteien, einst gut gepflegten Hochäckcrn! Welche Erdmenge mußte dazu beigeführt werden! Nur tüchtige Bauern nahinen eine solche Mühe aus sich. In zuvor noch unberührten Gräbern anderwärts fand man denn auch die Erträgnisse dieser Hochäcker als Beigaben. Es waren Weiz-en- und Gerstenkörner, Rettiche, Rübett, Flachs, Aepfel und Birnen. Letztere unterschieden sich von ihren Wildformen allerdings noch wenig.
Als wir auf den Hochäckern standen, da überkam uns doch eine große Achtung vor diesem alten Bauernvölkchen mit dem einfachen Haken- Pflug, und mit Ehrfurcht schritten wir an weiteren Gräbern vorbei nach Süden gegen die Würzbacher Straße. (Schluß folgt.)
Ass vpjfer ckes Leuinsnrs Zerglioff
Roman von Gustel Medenbach. i7. Fortsetzung'
..Kommen S:e jetzt. In Sen nächsten -Lagen! können Tie hinausreiten und sich das alles aus! der Nähe ansehen."
Berghoff zögerte. Vor ihm stieg Maria Pan-, lowna schon die Treppe hinauf. An der Tür wandte sie sich nach ihm um. „So kommen Sie! doch. Ich habe Hunger. Wir wollen essen."
Verghoff wurde leicht verlegen. „Wissen Sie, Mariä Panlowna, ich glaube nicht, daß das> so ohne weiteres geht. Wenigstens ohne vorherige Genehmigung nicht. Ich bin nicht allein."
Sie verstand sofort. „Läuse?"
Verghoff nickte. „Leider. Eisenbahnwagen, das ganze Lager, alles ist verlaust."
Maria Paulowna rief dem jungen Burschen, der gerade den Steppcngaul in den Stall führen wollte, und befahl ihm sofort, ein heißes Bad zu richten und sich dann bei ihr saubere Kleider zu holen. „In einer Stunde erwarte ich Sie dann, Borodin Sarnoff."
„M heiße Verghoff. Maria Paulowna."
„In einer Stunde werden Sie Borodin Sarnoff heißen", lächelte sw .^tir
gefällt dieser Name - m.o 0:: >e : :n sich ebenfalls daran gewöhnen."
Ohne seine Entgegnung abzuwarteu, verschwand sie schnell im Haus und überließ ihn denl jungen Burschen, der ihn über den Hof nach einer Art Waschküche führte» die aber anscheinend auch als Laderaum für di« Hofleute diente.
Verghoff fühlte sich nach dem Bade wie neugeboren. Dann brachte der Bursche saubere Wäsche, einen Anzug, der ihm nur ein« Kleinigkeit zu eng war, und trug dann seine eigene schmutzige Wäsche mitsamt der Uniform hinaus.
Mitten auf dem Hof brannte ein kleines Feuer. Davor stand der Bursche und warf etwas in die hochaufzüngelndcn Flammen. Eben griff er wieder in einen alten Korb. Berghoff sah undeutlich ein bekanntes Tuch, silberne Achselstücke. Mit einem Ruck flog alles in die Flammen.
Einen Augenblick stand Berghoff starr und gelähmt. Dann stürzte er mit einem heiseren Wutschref über den Hof auf den Burschen zu.
„Wer hckt dir das befohlen", keuchte er. „Wer?" Er hob die Faust, um ste dem Burschen ins Gesicht zu schlagen.
„Die Herrin hat es mir vorhin befohlen, daß ich alles verbrennen soll."
Berghoffs Faust sank schlaff herab.
„Maria Paulowna", stammelte er ungläubig. „Du lügst.'^ '
„Nein, Herr, ich lüge nicht."
Verghoff beugte sich vor und griff mitten in die Flammen. Er fühlte kaum, daß sich die Glut an seinen Händen festsaugte und dicke Blasen trieb.
Dann hielt er die Achselstücke in seinen Händen. An einigen Stellen waren ste schon schwarz und leicht verkohlt.
Eine ganz große Trauer raste über ihn hinweg. Di« schoß ihm jäh in die Augen.
Die Uniform, die Brief«, die ihm Maria ins sseld geschrieben hatte, das alles hatte ihn bis »ierher begleitet. Nun verbrannte alles zu Ksche.
Er vergaß, daß Makia Paulowna ihn sicher längst zum Essen erwartete. Das schien ihm »nwesentlich. Er dachte überhaupt nicht mehr »aran.
Der Hof lag still und ausgestorben. Aus einem Stall klang ein Rasseln von Ketten.
Hinter ihm rauscht ein Kleid. Er wandte sich nicht um.
„Borodin Sarnoff?"
„Warum haben Sie das getan, Maria Paulowna?" fragte er vor sich hin. Seine Stimme hatte alle Kraft verloren. Dann rafft« er sich aus. „Es ist gut, daß Sie eine Frau sind. Maria Paulowna. Darum durften Sie es ungestraft tun. Sie sind grausam, noch grausamer als die Kosaken —."
Er sagte ihr alle seine Anklagen in das weiße Gesicht, das ihm aus der Nacht entgegenwuchs.
Wie ein schimmernder Traum aus zarten, duftigen Mondschleiern, Spitzen und einer Flamme roten Blutes stand sie vor ihm. Unwirtlich schön, und doch wieder so ganz erdennab
„Hat es sehr weh getan?" fragte sie plötzlich Sie bekam keine Antwort.
„Dann ist es gut. Borodin Sarnoff", hörte er ihre Stimme, „in einem großen Schmerz ver> glüht alles. Sonst wären Sie nie darüber hin- -tvcagskommen."
„Hier. Das ist mir trotzdem geblieben." Er schrie es ihr fast ins Gesicht. „Das hier." iA hob ihr di« silbernen Achselstücke entgegen. „Daran hängt mein Glaube und meine Sehnsucht."
„Kommen Sie jetzt", befahl Maria Paulowna hart.
Er ging neben ihr her in das Haus Er mß ihr an einem weiß gedeckten Tisch gegenüber und würgte Speisen herunter, die er nicht kannte. Schweigsam und finster.
Draußen flüsterte der Nachtwind über die weite Taiga. Irgendwo in der Nacht, auf dem Hof oder auf sein Feld saugen Mädchen ein schwermütiges Lied.
Die ganze Nacht war erfüllt von diesen Moll-Klangen.
Undeutlich sah Berghoff in einer Ecke des großen Kamins Maria Paulowna in ihrem Sessel sitzen. Er wußte auf einmal ihren Na- men nicht mehr. Er sah nur die Frau. So, wie sie in all seinen Träumen zu ihm gekommen war.
„Maria", sagte er leise.
„Sie heißt auch Maria — wie ich?»
„Ja. Aber sie ist stärker als Sie, Maria Paulowna —
-M käme darauf an. Borodin Sarnoff.«
Ein Mädchen brachte Licht.
Maria Paulowna erhob sich und kam auf ihn zu. Aus der Nacht gelöst, stand sie jetzt dicht chor ihm und war voll Licht, Wärme unq Lackeln