/WS Stadt und Kreis Calw
Biel ist von den Dingen daheim zu berichten. Für mnge Monate ist der Feldpostbrief für den Lieben an der Front die einzige Möglichkeit, mit den grasten und kleinen Geschehnissen daheim Verbindung zu halten. Und wie sehr verlangt den Soldaten danach, über alles das Bescheid zu wissen, was die Frau bewegt, wie es den Kindern geht und was die Verwandten machen! Für ihn sind diese Dinge, so einfach und selbstverständlich sie cr,cheinen.
Liueiren oer Kraft. Denk daran, junge Frau, wenn du deinem Mann, Mutter, wenn Lu deinem Sohn schreibst. Laß nicht nach in der Treue des Berichts!
In kurzer Marschpause vielleicht, nach heiß durchkämpftem Tag wird dein Brief draußen gelesen, und die Gedanken des Soldaten kehren dann für wenige Minuten heim. Gib deshalb auch etwas von deinem Innersten mit! Laß dein Herz sprechen, es wird dir sagen, Laß du dem Lieben draußen nicht mit kleinlichen Sorgen kommen darfst, da doch er von dir erwartet, daß du ihm etwas von der geliebten Heimat mit hinaussendest, wie er sie sich in seiner Brust bewahrt bis zum Wiedersehen. Ein einfaches Stück Papier bloß ist der Feldpostbrief, und wieviel vermag er zu sein, wieviel vermag er zu sagen!
Elne wichtige Oelquelle
Anordnungen zur Erfassung von Bucheckern
Eine aussichtsreiche Ernte an Bucheckern steht in diesem Jahr bevor. Aus diesen Früchten wird bekanntlich ein wertvolles Speiseöl gewonnen. Damit nun diese zusätzliche inländische Fettguelle restlos für die Fett- Versorgung im 4. Kriegsjahr ausgenutzt wird, hat Gauleiter Reichsstatthalter Murr Anordnungen für die Erfassung erlassen, die wie einige zusätzliche Weisungen des Obergebietsführers der Hitler-Jugend, des Gauamtslei- rers für das Landvolk, sowie des württember- gischen Kultusministers und des württember- gischen Innenministers den zuständigen Dienststellen zuaegangen sind. Das Sammeln der Bucheckern soll durch Private Hand, wie auch durch Sammelgemeinschaften erfolgen, aber grundsätzlich darf nur mit Erlaubnisscheinen. welche Sammelzeit und Sammelgebiet festlegen, gesammelt werden. Diese Erlaubnisscheine werden von den zuständigen Forst- und Bürgermeisterämtern, sowie von privaten Forstverwaltungen ansgestellt. Weitere Einzelheiten für die Sammelzeit vom 15. Oktober bis 15. Dezember werden noch ausaegeben. Die restlose Erfassung der Bucheckernernte ist durch die Einteilung von Sammelgemeinschaften der Hitler-Jugend und der Schulen sichergestcllt.
Pilzlehrgang im Calwer Wald
Wieder einmal war eine Pilzführung von der Gaustelle der NS.-Frauenschaft Stuttgart angekündigt. Und pünktlich war eine stattliche Anzahl von Frauen und jungen Mädchen bereit, mit dem Leiter des Lehrgangs, Herrn Haas aus Stuttgart (einem Sohn des Kammersängers Haas, der einige Jahre in unserer Heimatstadt Calw weilte), in den Wald zu ziehen. Obwohl infolge Trockenheit keine große Ausbeute an Pilzen zu erwarten war, so konnten doch, der Jahreszeit entsprechend, manche noch wenig bekannte Arten guter Speisepilze gesammelt werden, so verschiedene Arten des Täublings, der Bratling (der nur gedünstet werden darf) und das ausgiebige Schweinsohr.
Mittelschullehrer Beck, unser ansässiger Pilzfachmann, übernahm die Durchsicht der gesammelten Pilze, die anschließend unter Leitung von Hauswirtschaftslehrerin Frl. Roy zu schmackhaften Gerichten verarbeitet wurden.
Wiederum sei darauf hingewiesen, daß ohne sichere Kenntnis keine Pilze verzehrt werden sollen. Mittclschullehrer Beck ist jederzeit gerne bereit, Pilze zu bestimmen und Auskunft über ihre Berwendbarkcit zu geben.
Fugendherbergswesen im Kriege
Um die an die Jugendherbergen im Kriege gestellten Anforderungen erfüllen zu können, wurde eine Kriegsregelung erlassen. Anträge auf Erwerb der Mitgliedschaft im Reichsverband für deutsche Jugendherbergen von Ver-
ünd Ausweise verlieren mit Ablauf des Jahres 1942 ihre Gültigkeit. Zur Benutzung der Jugendherbergen berechtigen für alle Angehörigen der Hitler-Jugend in Zukunft der HJ.-Ausweis oder der Führer-Ausweis. Besondere Ausweise erhalten nur noch Jugendliche über 18 Jahre bis zum vollendeten 21. Lebensjahr, die nicht mehr Angehörige der HI. sind, ferner Studenten, nachweislich in der Berufsausbildung befindliche Erwachsene über 21 Jahre sowie Erzieher, wenn sie . Schulgruppcn leiten.
Berbrauchsregelung für M-Kleidung
Der Reichsbeauftragte für Kleidung und verwandte Gebiete hat mit Zustimmung des Sonderbeauftragten für die Spinnstoffwnst- schast und im Einvernehmen mit dem Reichsschatzmeister der NSDAP, den Warenverkehr mit Hitler-Jugend-Kleidung geordnet. Es ist vorgesehen, daß kleiderkartenpflichtige Hitler- Jugend-Kleidung auf die Reichskleiderkarte abgegeben wird, und zwar im allgemeinen zu etwa der halben Punktzahl der sonst für die entsprechenden Kleidungsstücke vorgeschriebenen Punktbewertung. Der Verkauf von HJ.-Kleidung darf auch in Verbindung mit der Reichskleiderkarte nur unter Vorlage des Ausweises der betr. Gliederung erfolgen.
Oer Rundfunk am Montag
Rrichsvroaramm. 18 bis 16 Ubr: Vokal- und Kam> mermusikmerke von C. M. von Weber. 16 bis 17 Ubr: Vertraute Melodien aus Opern. 17.18 bis 18.36 Uhr: „Dies und das sür Euch zum Spatz". 26.20 bis 2t Ubr: „Sür ieden etwas". — Dcutschlaudlendcr: 18.1k bis 15.88 Ubr: Musikalische Landschaftsbilder. 17.1k bis 18.30 Ubr: Konzert. 20.15 bis 21 Ubr: „Klassischei Humor und Tan," Musik von Mozart).
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Calmbach. Dem Haumeistcr Philipp Rittmann wurde vom Forstmeister für treue
e Dienste im Betrieb des Forstamts Lang'enörand eine vom Führer verliehene Auszeichnung in Gold mit den Glückwünschen des Führers, des Finanzministeriums und der Staatsforstverwaltung überreicht. Der Jubilar erfreut sich in feinem 65. Jahr bester Gesundheit und kann noch das ganze Jahr über seiner schweren Arbeit Nachkommen.
Horb. In einer von der Kreisleitung der NSDAP, gemeinsam mit dem NSLB. abgehaltenen Feierstunde wurde der neue Schulrat des Kreises Horb, Pg. Gehring, in sein Amt eingeführt. — Eine Arbeiterin, die täglich auf ihrem Kleinkraftrad zu ihrer Arbeitsstelle in Horb fuhr, kmn durch Anspringen eines ein Jahr alten Hundes schwer zu Fall. Zehn Tage war sie arbeitsunfähig. Der Besitzer des Hundes, der sich nicht um das Tier gekümmert hatte, wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung zu RM. 30.— Geldstrafe verurteilt.
Pforzheim. Zwei Einwohner aus Würm müssen für einen widerrechtlich „geangelten Fisch 200 Mark Geldstrafe und drei Wochen Gefängnis gegenleisten. Der mit Gefängnis Bedachte hatte mit der Hand den Fisch aus einem Tümpel der Würm herans- geholt, der andere, der die 200 Mark zahlen muß hatte den Fisch totgeschlagen.
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BDM. Wcrkgruppe 1/401. Heute Antreten der ganzen Gruppe 20 Uhr Salzkasten.
BDM. JM.-Gruppe 1/401. Montag: Die IM. - Führerinnen bringen um 18 Uhr ihre ausgefüllten Fragebogen mit zum Schardienst im Salzkasten. — Mittwoch: Antreten von FA.-Schar, Schar 1, 2, 3 um 15 Uhr am Salzkasten. Wer seine Heilkräuter noch nicht abgeliefert hat, bringt sie diese Woche in meine Wohnung. Schar 4 tritt zur JM.-Probe in tadelloser Uniform und mit Sport um 14.30 Uhr am Brühl an.
Erntedankfeier in Liebeisberg
^u 82 eicknunZ verdienter ksuern unä 63uerinnen äureti äen Krei8leiter
Das dörfliche Erntefest in Liebelsberg erfuhr durch die Auszeichnung von tapferen Kämpfern in der Erzeugungsschlacht aus dem heimatlichen Landvolk durch den Kreisleiter eine besonders eindrucksvolle Gestaltung^
Um den festlich geschmückten Schulplatz hatten sich an dem sonnigen Festtag die Einwohnerschaft und zahlreiche Gäste aus der Umgebung versammelt. Vor der Freitreppe, auf welcher der Kreisleiter und der Kreisbauernführer mit den Ehrengästen Aufstellung nahmen, waren um das Brünnlein die schönsten Früchte ans Garten und Feld gruppiert.
Nach der Begrüßung durch den örtlichen Hoheitsträger Pg. Neuweiler gestalteten die dörfliche Jugend und. die Mädel des Landdienstlagers mit Spruch und Lied eine würdige Feier. Zn deren Abschluß übergab Ortsbanern- mhrer Pg. Jak. Nothacker den schmucken Erntekranz dem Hoheitsträgcr und brachte dabei den Dank an den Schöpfer für den diesjährigen Erntesegen zuin Ausdruck. Er sprach von der Härte der bäuerlichen Arbeit während des Krieges und gelobte, den Kameraden an der Front nicht nachzustehen und weiter zu kämpfen bis zum Endsieg.
Der Hoheitsträger dankte dem Ortsbauernführer und allen Bariern, Bäuerinnen und ihren vielen Helfern für die Sicherstellung, und Einbringung der Ernte. Er würdigte die treue, soldatische Pflichterfüllung des deutschen Bauern in den kriegsentscheidenden Erzeugnngs- schlachten vor und während unseres Lebenskampfes und gedachte besonders der unübertrefflichen Leistungen unserer Bäuerinnen.
In einer kurzen Ansprache führte Krsislei- ter Wurster folgendes aus: Die Totalität des Krieges fordert nicht nur den Frontsoldaten, sondern ebenso alle Kräfte der Heimat zum Kampf. Das gesamte deutsche Volk ringt um den Sieg. Aber nach dem Krieg wird man nach dem Frontsoldaten der deutschen Frau höchste Anerkennung für ihre Tapferkeit zollen. Die Gefahr der von unseren Feinden ausgeheckten, gemeinen Hungerblockade ist vorüber. Der deut
sche Bauer kann stolz darauf sein, daß durch seine zähe, harte Arbeit die Sicherstellung der Ernährung unseres Volkes gewährleistet ist. Die ganze Nation ist ihm für diesen Einsatz dankbar und er wird als Soldat der Heimat am heutigen Erntefest besonders geehrt.
Der Kreisleiter brachte seine Freude zum Ausdruck, im Auftrag des Führers auch Män- nell und Frauen aus dem Landvolk unseres Kreises als Dank für ihre vorbildliche Pflichterfüllung auszeichnen zu dürfen. Er überreichte die Kriegsverdienstmedaille an Ludwig Fauth, Landwirt in Feldrennach, Joh. Gg. Pfrommcr, Landwirt und Ortsbauernführer in Beinberg, Friedrich Renz, Landwirt und Ortsbauernsührer in Pfrondorf, Anna Waidelich, Bäuerin in Simmersseld, Anna Wel k e r, Landwirtin in Egenhausen.
Eine Ehrengabe erhielten als Belobung: die Frauen Dorothea Bai er in Schwarzenberg, Marie Blaich in Stammheim, Marie Kel-. lerin Rotensol, Anna Kaupp Witwe in Hai- terbach, Martha Kömpfin Althengstett, Martha Kühnle in Simmozhcim, Luise Raufe r in Nagold-Jselshausen, Christine Schnai- b l e Witwe in Wildberg, Anna Strinz Wwe. in Emmingen, Käthe Weil in Altburg.
Ehrenurkunden mit Gabe für langjährige Dienstzeit erhielten: Marie Rühm sür 5jäh- rige Dienstzeit bei Fr. Rohm, Landwirt in Sulz a. E., Georg Theurer sür 10jährige Dienstzeit bei G. Großhans, Landwirt in Gaugenwald, Ernst Binde; für 5jährige Dienstzeit bei W. Dingler, Bauer in Calw.
Kreisbauernführer Kalmbach beglückwünschte die geehrten Männer und Frauen seiner Bauernschaft mit herzlichen Worten, dankte ihnen für ihren vorbildlichen Einsatz und forderte sie auf, in Treue weiter zu kämpfen für Volk und Vaterland. Mit einem Sieg Heil auf den Führer und den Nationalliedern wurde die Erntefeicr beschlossen. Die Landdienstmädel gaben mit BDM. und HI. durch Volkstänze, Reigen, Volkslieder und heitere Spiele dem festlichen Tag einen fröhlichen Ausklang.
Päckchen besser verpacken!
Viele Päckchen und Feldpostpäckchen sind jetzt so mangelhaft verpackt, daß bei größeren Postämtern täglich Lei Hunderten von Päckchen die Verpackung vor der Weitersendung erneuert oder ausgebessert werden müßte. Der Reichspost stehen aber dafür weder die erforderlichen Arbeitskräfte noch Verpak- kungsstoffe zur Verfügung. Wenn Päckchen, besonders solche nach dem Felde mit weiten Beförderungsstrecken nicht sorgfältig und widerstandsfähig verpackt sind, werden sie künftig von den Postämtern nicht mehr angenommen werden oder, wenn sie durch den Briefkasten eingeliefert sind, dem Absender zurückgegeben.
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Das Oberkommando der Wehrmacht hat Anordnungen über die Werbung für die Offiziers- und Beamtenlaufbahn der Wehrmacht sowie für die Freiwilligen mit langer Dienstverpflichtuna in den Schulen getroffen; es sind Vorträge über die einzelnen Wehrmachtteile vor den Schülern vorgesehen, ferner Truppcnbesnche, Einschiffungen und Flugplatzbesichtigungen.
, Im Rahmen der Hinterbliebenenbetreuung hat das OKW. auch den Volksbund deutscher Krregsgräberfürsorge herangezogen, bor allem zur Erfüllung der Wünsche von Angehörigen Gefallener in bezug auf Kranz- niederlegung, Ausschmückung und Beschaffung von Lichtbildern des Grabes, dann
zur Wiederinstandsetzung der Ehrenstätten der ini ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten.
Für Personenkraftwagen, die zu Hilfs- schleppern nmgebaut worden sind, ist die Fahrerlaubnis der Klasse 2 erforderlich. Bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf. 20 Kilometerstunden kann — bis 31. Dezember 1942 — die Fahrerlaubnis der Klasse 3 als ausreichend angesehen werden.
Mit Wirkung vom 1. Oktober wird angeordnet, daß alle Rechnungen für Liese- rungen und Leistungen in ihrem Vordruck dem deutschen Einheitsblatt Dill L 4991 entsprechen. (Zu beziehen durch Beuth-Vertrieb, Berlin-SW 68.) Vorhandene Bestände von Rechnungsvordrucken, die von VIkl 12 4991 abweichen, dürfen nur bis zum 31. März 1948 weiterverwendet werden.
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Arbeitgeberleistungen anläßlich der Verschickungsaktionen erholungsbedürftiger Ge- solgschaftsmitglieder sind steuerfrei, soweit der Wert der Leistirngen im Einzelfall 150 Mark nicht übersteigt. Eine Erstattung bereits entrichteter Lohnstenerbeträge kommt nicht in Betracht.
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Anerkannte Freikorpskämpfer, die nicht im Besitz ausreichender amtlicher Unter-
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Leulnsnts AergkoLf
Roman von Gustel Medenbach.
- 5. Fortsetzung >
Die Kameraden erörterten alle Möglichkeiten. In der Einsamkeit des Lagers verschoben sich die Werte. Ein Vogel, der sich über der, Stacheldraht schwingt, eine Lerche, die in der Luft hängt, alles ist ein Ereignis uird wird besprochen. Eine Frau, die, wie Maria Pau- lowna, sich für zehn Minuten, vielleicht aus irgendeiner Laune heraus, zwischen die Stacheldrähte zu den Plennys verirrte, das war eine Abwechslung voller Rätsel, voller Hoffnung und leisen, uneingestandenen Wünschen.
Eine Stunde später brüllte eine heisere Kosakenstimme nach Nummer 285.
„Packe deine Sachen zusammen. Du kommst fort", sagte man ihm.
Berghöff trug alles am Leibe, was ihm gehörte. Er rife den Kameraden einen Abschied zu und folgte dann dem Soldaten über den Lagerplatz, an dem Doppelposten vorbei nach der Kommandantur.
Im Zimmer des Kommandanten saß eine Frau. Jetzt wandte sie sich langsam nach ihm um.
Maria Paulowna.
„Ich habe es mir doch noch einmal überlegt. Sie gehen ;etzt mit mir aus mein Gut. Ich sagte ja schon, daß ich dringend einen Schreiber brauche. Ich basse alles, was mit Papier und Feder znsammenhängt."
Er verbeugte sich. „Wie Sie befehlen."
„Küsse ihr die Hand und sei froh, daß du hier weg kommst", le'abl der Kommandant und bekam es gleichzeitig aus irgendeinem Grund mit der Wut zu tun.
In der Bretterbude war es unerträglich warm. Der Kommandant riß den llniformrock aus und warf ihn auf einen Stuhl. „Ich halte es einfach nicht mehr aus, Maria Paulowna", sagte er dann entschuldigend.
Berghoff stand in streng dienstlicher Haltung vor Maria Paulowna. Abwartend — Kühl
— Unbewegt.
„Fällt es Ihnen wirklich so schwer?" Ihre schmale Hand kam aus einer Falte ihres Kleides auf ihn zu. „Können Sie sich nicht mehr freuen?"
Er sah ihr ins Gesicht. Fragend — forschend
— voll innerlicher Abwehr. Dann beugte er sich doch über ihre schmalen Finger.
„Ich wohne weit draußen in der grünen Taiga."
„In einigen Wochen ist das Grün verbrannt, Maria Paulowna." Der Kommandant ging an einen Schrank, nahm eine Flasche heraus, und goß sich ein großes Glas Schnaps ein/ „Ich wollte, ich hätte diese herrlich« Gegend nie gesehen."
„Ist das nicht zu viel, Wladimir Rostjenko?" Maria Paulowna zeigte auf das Glas, das bis auf den Rand mit dem Fusel gefüllt war.
„Nein, Maria-Paulowna, das ist nicht zu viel", versicherte der Kommandant und goß das scharfe Zeug hinunter. „Wenn er nicht so elend wäre, würde ich jetzt noch eine ganze Flasche voll trinken."
„Morgen schicke ich Ihnen einige Flaschen Wein, Wladimir Rostjenko", versprach Maria Paulowna. „Sie sollen sich nicht so sehr an- strengen."
Das Gesicht des Kommandanten verklärte sich. „Tun Sie das, Maria Paulowna." Er lachte vergnügt, und sah die Welt wieder in einer schonen satten Farbe.
Darm besann der Kommandant sich auf seine Pflicht Er baute sich vor Verghoff auf und stellte ihm alle nur denkbaren Strafen tn Aussicht, sofern er es sich einfallen ließe, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Außerdem sei das reichlich zwecklos, auch wenn er hundert Werst weit käme, würden ihn -die Kosaken trotzdem noch erwischen.
Dann suchte er nach einem Register, um einen entsprechenden Vermerk für 285 zu machen. Er fand das Blich nicht, und außerdem war es auch nicht so wichtig. Das konnte man immer noch nachholen.
Aber schon nach einer weiteren Stunde hatt» Wladimir Rostjenko alles vergessen und der Eintrag unterblieb. Er Sachte nur noch an den versprochenen Wein. —
„Warum sind Sie so schweigsam?"
Maria Paulowna ließ die Peitsche über den Rücken des Stcppenpferdchens zwirbeln. „Sie sollten ein anderes Gesicht machen. Aber Si^ sitzen wie ein stummer Gott neben wir."
„Es ist die Weite. Der Himmel. Das Land. Ich weiß nicht, was es noch alles ist." Berg- hoff sah starr in die endlose Steppe hinein. „Nirgends ein Mensch."
„Das stimmt schon nicht", meinte Maria Paulowna und lachte.
„Kein Tier. Nichts, was etwas Starres belebt. Lein Lied —Plötzlich sprang ein kleines Lächeln in sein hartes Gesicht. Ein klein wenig grausam, entschlossen und belebt durch -irgendeine Hoffnung.
Maria Paulowna sah es. „Wladimir Rostjenko ist ein Dummkopf", sagte sie dann langsam und betont.
„Warum? Wie kommen Sie zu dieser Ansicht?"
„Er hätte Ihnen Ihr Wort abnehmen müssen. Das wäre auf alle Fälle das Sicherste gewesen." ^
„Glauben Sie? Sie mögen recht haben. Aber ich habe ein solches Wort nicht gegeben. Bin nicht gebunden." Das war das tl-ine grausame Lächeln wieder. Nur vielleicht noch etwas grausamer als vorher.
Maria betrachtete ihn nachdenklich von der Seite. „Wenn ich nun darum bitte — daß Sie mir Ihr Wort geben. Würden Sie —?"
„Nein." Das klang sehr entschlossen und ablehnend. ^Auch Ihnen würde ich mich nicht auf diese Weise verpflichten. Keinem."
Cie schwieg.
In weiter Ferne brannte die Steppe in einem leicht bläulichen und zitternden Licht. Das kam vdn der Mittagshitze, die der Boden verströmte.
„Fahren Sie zurück", sagte Berghoff plötzlich. „Es ist vielleicht besser so. Nicht, daß Sie nächster endlose Scherereien staben "