42 »

Abend kommen Sie dock nicht wieder; kan» icfi, ft schlepp' ich mich nach wo nicht, so finden Eie mich unten in der Lichtenhainer Mühle!

Die ganze Gutherzigkeit Rudolphs erwachte ; er wollte dem Unglücklichen Hülfe leisten, doch dieser stöhnte: Nur Ruhe hier im kühlen Schatten, es wird vorübergehcn : Besorgt und dang verließ ihn Rudolph und bat ihn, sein Ungestüm zu verzeihen.

Kaum war der tief betrübte Jüngling den laurcnden Augen Konrads entschwunden, als dieser stch wohlgemuth anfraffte und seine Schritte zurück in die Mühle lenkte; er trat singend Her­ein, grüßt Frau Marthe und bat um ein Glas frischer Buttermilch, weil der Lag so schwül sey. Die Müllerin ries nach Kcithchen, diese erschien und wurde blaß, da ffc Konrad sah. Wie geht es, Jungfer, grüßte der Unhold, warum ficht man sie gar nicht mehr? Sonst, wenn die Schandaucr tanzten, war Müllers Käthchen immer voran! Kälhchcn seufzte. Nu» auf der Hochzeit wird sie schon tanzen: fuhr Konrad fort, fie ist doch Brautjungfer? Zwar nein! es würde.steh nicht schicke»! Was, Hochzeit? fragte Mcijthe," macht er Hochzeit, Konrad? Warum nicht? hohnlächelie der Bbsewicht, ich bin noch immer bereit! Schweig er doch! rief Marthe unwillig, mein Mädchen kann ihn nicht leiden! Mich nicht? fiel er ei», Andere desto bester, aber wir müssen das Ende abwarten. Was für räkhselhafte Reden ! rief Martha un­geduldig, meß' er mir den Gift nicht trovfen- weis zu, ich merke cs, etwas ist vorgegangen. Nicht doch, fiel Konrad ein, Alles ist gut, Alles kann gut werden, reden Sie mir nur bei Käih- chcn das Wort, Frau Marthe, denn ohne das Mädchen kann ich nicht seyn, und wenn sie Alle eine ehrvergessene Dirne sic nennten: ich weiß, sie ist unschuldig, und mein junger Herr ist ein ehrloser Bosewicht!

Herr Gott! rief Kgthchcn mit gewundenen Händen, barmherziger Himmel, was ist dicß, und sie sank wie leblos in einen Sessel nieder. Konrad naht sich ihr mit anscheinend thcilneh- mendcr Sorge. Liebes Käthchen, rief er ihr. zu, sieh meine Liebe und Treue, Alles weiß man, Alle deute» mit Finger auf dich; aber ich weiß, du best ei» rechtschaffenes Mädchen, und ich nehme dich, schlage nur ein.

Marthe stand leichenblaß und bebend vor Wuth vor den Beiden. Jst's möglich, du ver­lornes Geschöpf, ries sie aus, daß man von dir Unrechtes weiß, daß du ein Gespött der Leute bist ? Rede jetzt, was hast Lu gelhan? Nichts, Frau Marthe, tröstete Konrad, in der Welt nichts, aber mein pinger Herr Rudolph hält heute Verlobung mit des Lichtenhainer Ober­försters Tochter, und er Hai seinem Vater ge­sagt, mit dem Käthchen wäre es nur Scherr-

gewesen, denn der Alte ist ein redlicher Manrr sehe» Sic wäre es anders, Rudolph hätte das Käthchen heirathc» müsse» , nun man gebt ja wohl im Mondschein spazieren , und ei­nen Kuß in Ehren kann Niemand wehren, -aber die böse Welt Käthchen, höre Sie mei­nen Rath, gebe Sie mir die Hand, und wer Sic schief ansieht ist ein Kind des Todes! Käth- cbcn hatte nun das Schreckcnswort von der Verlobung gehört, noch hoffte sie, es sey Lüge; schon wollte sie fragen, um Wahrheit flehen, als Konrad ihr zuflüsterte: Wenn du nicht ein- willigsc, den Oberförster durch diese Heirath mit mir berubigst, daß er überzeugt wird, du bist rechtschaffen und fromm, ft bist d» verloren, denn deine ganze Ehre ist in meiner Hand! Ru­dolphs freit längst im Sollen um Erdmuth, er hat dich ausgchöhnt, als er beute mit dem Va­ter sprach, du hättest ihn hören sollen. Räche dich an dem Buben!

Rasch faßte Käthchen den Heuchler bei der Hand, führte ihn vor die Bibel bin, die aufge- schlagcn ans dem Tisch lag, und rief mit furcht­baren Tönen: Kannst du mir schwöre» , daß Rudolph um Eldmuth freit, daß sie sich heute verluden? Konrad schwor. Kälbchen bebte, von Fieberschauer geschüttelt. Räche dich, Käthchen! rief der Elende. Ja, das will ich, Konrad, entgegnete sie, und er soll sehen wie? Nur nichts Tollkühnes, rief Konrad, der Alte wüthet und hält dich für eine, die aller Sitte vergessen! Gut, ries Käkhcbc» und wurde bleicher, und wer weiß noch von dieser Sache? Wer? die Jäger alle, die ganze Gegend, Rudolph hat sich genug gerühmt, nur beim Vater führt er eine andere Sprache, er weiß es. Der alle Man» hält auf Ehre und Sitte!

Bist du unschuldig, Käthchen? fragte Mar­the mit iliiteib-ückier Wuth. Ich bin cs, Mut­ter, sagte sic gefaßt. Rudolph gab vor, er liebte mich, er wollte günstige Umstände abwarten, mich heimführen; wir sahen uns Abends im Kirniischgrunde, alle «tcrne sahen freundlich auf uns nieder, o Gott! ich glaubte, er wäre gut und fromm! So hat crs nicht erzählt, äußerte Konrad, ich aber glaube dir; Käthchen, nur aus mich vertraut; bist du mein, so wird Alles gut: Kannst du ihn leide», so willige ein, sprach die Mutter, besser ein ehrlicher Mann, als ein unehrlicher Name; für ein verrufenes Mädchen hat dieß Haus keinen Platz! dein Va­ter würde wolle», wie ich, wenn er darum wüß­te: aber ich halte eS für besser, darum zu schwei­gen, wüßte er ein Wort, er brächte dich um. Hüte dich vor ihm.

(.Beschluß folgt.)