lustig prasselten die Tannenzweige und hochju­belnd tanzte das junge Volk um die Feuer her, in deren Schein die Kirnitsch hell gcrdthet, die Feldmassen und das Wiesengrün herrlich prang­ten; weithin verbreitete sich das köstliche Schau­spiel und allerliebst saken beim Flammenglanz die weißgekleideten Mädchen aus, selbst wie hüpfende Flammen.

Eben da Konrad sich dem Tanzplake nahte, ersah er Käthchcn an Rudolphs, des schlanken, hohen Jünglings Hand, bei dessen Vater, dem Oberförster Konrad Jäger war. Lin schönes Paar! flüsterten die Umstehenden, Äonrad knircte mit den Zähnen und brückte in unbewußtem Jngrimme den silbernen Becher platt, den er trug. Audvlvh und Käthche» sahen und hörten nichrS um sich her, sie tanzten beim lodernden Flammcnspiel, bei den Tönen des Waldhorns, das eben ein Jäger von einer Felsenhöhle herab erschalle» ließ; sie wußte» nicht, daß Alles aus- gehört hatte zu tanzen, um ihnen zuzusehen.

Näher den jungen Leuten stand Vater Jo­hannes und Mutter Marrhc, ÄäkhchenS Elter», und'zu ihnen gesellte sich der Oberförster, der mit den Augen wohlgefällig auf den Beiden verweilend, sich zu Marthen wendete und sprach: Ein feines-Bild, euer Mädchen, fürwahr! Ja, sie ist brav und wohlgetkan, erwicderte Markhr, geschmeichelt von des Oberförsters Lobe, und setzte hinzu: heut ist'S ihr erster Tanz, wir möchten sie gern noch nach der alte» Weise ge­wöhnen, wo sittliche Jungfrauen nur an hohen Ehrentagen zum Tanze giengcn. Freilich wohl, mcynie der Oberförster, meine Selige hatte nur mit mir erst getanzt, da ich sie heimführte; doch jetzt ist'S anders I Mag es! Zucht im Herzen macht dieß Alles unschuldig, -und wahrlich euer Kächchcn ist ein frommes Kind, ich habe es neulich mit angesehen, wie sie zum Tische des Herr» gieng, wars mir doch, als stünde ein Engeiskind am Altar. Konrad hörte dieß AlleS mit innerem Gnmm, der Tanz war beendet, ungestüm eilte der Jäger auf Käthchcn zu, die Rudolph eben verlassen, und bat sie um den nächste» Tanz.Heut tanz ich nicht mehr" und wendete sich zu ihren Ellern rasch und kurz. Freilich, höhnte der Jäger, ich habe das seine 2.uch und die ächie» Tressen nicht, die Rudolph trägt, und auch das schöne Vermögen nicht p aber die Jungfer wird sich gewaltig verrechnet haben. Käthche» erröcheke hoch vor Zorn und Schmerz und rief: Konrad, Ihr habt getrun­ken, geht heim, schlaft den Rausch aus! Alle lachten laut und der Muihwill« ergoß sich so allgcmein, daß sich der Jäger schleunig den Blicken und dem Gelächter entzog und rache- dürstend seinen Weg nach Hause »ahm.

Noch dlicb die fröhliche Schaar beisammen;

Rudolph, der Käthche» mit den Augen »eicht los ließ, eilt ihr nach zum Rande der Kirnitsch, wo sie dem Spiel der Fluch beim Flammenschnn rusah, denn KonradS Reden hatten sie tief ver­wundet und seltsam beängstigt. Als sie mir Ru­dolph tanzte, dachte sie nur des süßen Augen­blicks, ihre Seele wußte von Vergangenheit und Zukunft nichts; ihr war, als könne diese Lust Hand in Hand Blick in Blick nie enden; d«S Eifersüchtige» Reden hattpn ihr Herz ans dem Taumel geweckt. Ganz unwtllküh'rlich weinte sie heiß und bang, iudeß sie in dieFlmhen starrte, eingedenk ihrer Nidrigkeit »nd aller Verhältnisse, die einer Verbindung mit dem rei­chen, auö stolzer Familie abstammenden Rudolph im Wege standen. <Lv fand sie der Jüngling, der ihr nachgeschlichcn war. Kächchcn, süßes Kächchcn, rief er ihr zu, du weinst und suchst Vic Einsamkeit? O Liede, ich habe dir so viel zu sagen! ttebcrrascht von dieser Anrede »vm vertrauliche» Du, wußte sich Käthchcn kaum zu fassen, -zweifelhaft, doch mit einem Himmel von Schmerz und heißer Liebe im Blick, sah sie den schönen Rudolph an. Liebes Mädchen, sagte er, die Augenblicke sind kostbar, ich mnß dir mein Herz sagen, ich liebe dich, wie meine Seele, ich denke Tag und Nacht an dich seit vielen Jahren schon.

Du bist eS, die ich im Traume umfieng,

Um die- meine Sehnsucht gefleht.

Nach der mein liebend Verlangen gieng,

Und immer und immer geht.

Das schöne alte Lied liegt mir immer im Sinn, seil ich dich gesehen, o Küthchen! Bist du mir gut? Rudolph, sagte sie bebend; wenn ich dir werth di», so schone meines guten Na­mens; sprich nicht heimlich mit mir und geh wir nirgends nach, du kennst unsere Weiber und Mädchen und weißt, was meiner wartet. Sey unbesorgt, liebes Geschöpf, sprach Rudolph, wenn du mich liebst, ist Alles gut, denn ich meyn' es redlich und du sollst mein Weib wer­den! Sag mir Las eine Wort nur, häs ist mir aus lange Zeit genug; schnell Geliebte, sprich, Venn ich höre, daß Jemand naht! Kächchcn, hö­her glühend als Flamme, Gegend und Himmel rings umher flüsterte ein I a; im Wonncrausch zog sie der Jüngling an seine' Brust, ein'heißer Kuss und er entfloh; betäubt sah sie ihm nach. Kaum war er ihre» Augen entschwunden, als ein gräßlicher Mißlaut fie durchzuckte, wie ein schneidendes Schwerd»; sie vernahm dicht neben sich ein lautes Hohngelächter, aber sic konnte Niemand entdecken, und scheu, wie eilt aufgc» jagtes Reh, flog sie von dannen.

(.Fortsetzung folgt.)