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Verdacht gegen Don Juan war, so schien er doch mit dem Schritt und der Freigebigkeit seines vermeintlichen Vaters im Widerspruch zu stehen. Die Richter glaubten also, bei dieser Lage der Sache, zur Tortur schreiten zu müssen!

Wahrend der Zubereitungen hiezu, er­klärte Don Juan, ohne beim Anbiick der matternden Werkzeuge in Schrecken zu gcrathen, feinen Richtern: sie möchten sich dieses Mittel ersparen, er würde ih­nen über wichtige Punkte selbst alle Auf­klärung geben, aber mehr würden sie mit allen Martern der Welt von ihm nicht erfahren.

Ich bin, sagte er, weder der Sohn des Kaufmanns, welcher mich erzogen, noch JosephenS Bruder, sondern ihr Ehe­gatte. Mein Vater war ein reicher Kauf­mann in Brasilien, und vertraute meine Erziehung, von Kindheit an, seinem Kor­respondenten. Leztcrcr legte mir aus Grün­den, die mir nicht unbekannt sind, seinen Namen bei. Er machte mich glauben, ich sey ein verwaiscter Sohn eines seiner Verwandten, welcher ihm Wohlthaten er­wiesen habe. Daher konnte ich Dona Jo- sepha nie für meine Schwester halten. Ich liebte Josephen; sie liebte mich. Un­ser täglicher, inniger Umgang verleitete uns zu dem bewußten Schritte. Joscpha wurde krank. Ihre Eltern nicht zu beun­ruhigen, bat sie mich, ich möchte die Arz- nei bei dem Apotheker für mich selbst ver­langen. Ich war gegenwärtig, als der­selbe solche verfertigte. Ich sah alles ein­zeln, was dazu genommen wurde. Die Richter fragten: ob er bejahen könnte, daß Josepha nicht vergiftet worden sey. Bei dieser Frage brach Don Juan in Thränen aus, und sagte: er könne zu feinem unauslöschlichen Schmerzen diese Frage nicht bejahen. War das Gift in der Arznei enthalten? fragten die Richter weiter. Don Juan bejahte diese Frage. Schreiben Sie dem Apotheker dieses Ver­

brechen zu, oder haben Sie eS sich selbst beizumessen? hieß rS hierauf. Der Apo- theker und ich sind unschuldig, versetzte er. Hat vielleicht Dona Josepha aus Scham, ohne Ihr Wissen, das Gift beigemischt, und sich selbst gemordet? fuhren die Rich­ter fort.

Don Juan schauderte vor dem Ge- danken zurück, und rief den Himmel zum Zeugen der Unschuld dieser Unglücklichen an.

Voll Verlegenheit ließen nun die Rich­ter den Angeklagten abtreten, um sich miteinander zu besprechen. Man ward einig: e» seh nur noch Eine, freilich em­pörende, aber unvermeidliche, Frage übrig.

Schreiben Sie also, sagte einer der Richter, als er wieder vorgerufcn ward, dem Vater oder der Mutter diese schreck­liche That zu?

Nein! erwiederte der Angeklagte mit dem festesten Tone. Ein solches abscheu­liches Vorhaben ist ihnen nicht in den Sinn gekommen. Ich wäre ein Unniensch, wenn ich cS diesen zuschreiben wollte.

Wer ist denn also der Verbrecher? Kennen Sic ihn nicht?"

Ja, ich kenne ihn; aber keine Mar­ter soll mir den Namen entreiffen. Mein Leben steht in ihren Händen. Machen Sie damit was Sie wollen. Ich kann unter keinen schrecklicheren Qualen ster­ben, als ich schon im Leben erduldet habe.

Bei diesen Worten ward der unglück­liche junge Mann ergriffen. Man rief einem Wundarzt, und gab das Zeichen zum Anfang der Tortur. Er wurde auf die Folter gespannt. Gesicht und Brust bedeckten sich augenblicklich mit großen Schweißtropfen; aber die schrecklichsten Schmerzen preßten ihm keinen Seufzer aus. Der Unmensch, welcher die Mar­ter dirigirte, erklärte, man könne sie noch erhöhen, denn der Puls des Jnquisitcn sep noch nicht verändert, oder geschwächt.

(Beschluß folgt.)