„Seit zehnmal zehn Jahren ward Keiner gehangen,

„D'rum ist ganz zu Bruche der Dreifuß gegangen;

„ES treibt ihn zum Spiele der Wind hin und Her,

„Als ob er am Sumpfe nur Nohrge- schilf war'.

„Wie kann ich des Rathes hochpreisli- chen Willen,

„Der ehrsamen Bürgerschaft Sehnen er­füllen ?

„Der Kerl da, ich schwöre, ich bleib nicht gesund,

„Wiegt der Nicht auf's .Härchen zwei­hundert zwölf Pfund.

„Ja, sollt nur den kleinen und dürren gestrengen

„Rathsschreiber an unseren Galgen ich Hangen,

„Beim Nagel! das ganze zerbrechliche Zeug

„Fiel mit dem Gestrengen zu Boden sogleich.

„Und sollt d'rum der Urtheilsspruch heute ergehen,

„War'S ganz um die Ehre des Städt­chens geschehen;

„Wik würden, — verhütet's, Hochweise, mit Gott! —

„Den Alten und Jungen zum höhnen­den Spott." —

D'rob saßen die Vater mit offenem Munde,

Und saßen noch starr bis zur heutigen Stunde,

War' ihnen erstanden kein pfiffiger Mann,

Der hob sich, und mahnte: „Hört, Vater, mich an!

„Wahr ist es, wir haben den Schelmen gefangen,

„Und ohne Gnad' wird er zum Lohne gehangen;

.„Nur taugt, wie der ehrliche Hammer­ling spricht,

„Zum Hangen der Vaterstadt Galgen mehr nicht.

„Doch wißt, daß gar füglich man schier in zwei Meilen

„Gemächlichen Schrittes die Grenz mag ereilen;

„Da rauchet-nachbarlich der Schornstein der Stadt,

.„Die stattlich und neu erst ihr Hoch­gericht hat.

„Da laßt uns den ärmsten der Sünder hinsendcn;

„Doch muß er zuvor uns mit Handschlag verpfänden,

„And geben uns ehrlich Das eidliche Wort,

„Zu fügen sich hin nach bezeichnetem Ort.

^,Es wird ihm dom Rathe «in Schreiben

, gestellet,

„Strick, Nagel, fünf Gulden Gebühr bei­gesellet;

„Das Alles nun liefert -er treulich an Drt.

„Das Schreiben soll lauten vom Wört­chen zum Wortr

„„Wirwünschen gar herzlich den theuern Collegen

„ „Gesundheit, Verdauung, Schlaf, Heil und viel Legen,

„„Und schicken Strick. Nagel, nebst Henkersgebühr:

„„Den, der es Euch bringet, hangt .eilend dafür.

„ „Es ist da» der Gauner großmächtigster . König,

„„Wir wollten die Kehle ihm schnüren nicht wenig;

„ „Des festlichen Schauspiels freut'-man- niglich -sich, —

„ „Da ward uns gemacht durch die Rech­nung ein Strich.