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Wo sich'S friedlich ruht!"
Der Knabe kann nicht widersteh'».
Er reißt ihn zun, Sccsräulein hin.
Aus der Tiefe noch
Sicht er die Schäften, am Himmel hoch.
Sieht er des Ufers freundlich Grün.
Die Töne de« Liedes verschwebtcn mit dem Herbstgesäuscl in den Blättern der Eichen, aber in der Seele des jungen Ritters klangen sie noch fort, als das Schifflcin schon wieder stromabwärts gleitete, und das liebe Bild wie ein Traum» gesicht zu entschwinde» drohte.
Er trat hervor ans U^er, um sie noch mit der ganzen Sehkratt seiner Blicke festzuhalten. doch sie erreichte, bei der starte» Strömung, schneit das Land, sprang aus dem Fahrzeug, und verlor sich in den, Eescrauche.
Die erste Liebe gleicht oft eine«, Feuer, welches tcr Vl>tz anzündet. So war auch die Brust des Iüngluigs plötzlich getroffen worden vom versengenden Strahl. Roch lange stand er, wie betäubt, am Waldbach, und schaute bald nach den, Kahn, bald n«ch der Burg. Schon sank die Sonne hinter die Berge, als er sich erinne-te, daß er doch nicht bleiben könne, und seine Schritte, langsam, zurück nach dem Kloster richtete. Er sah sich rechts und links nach einem menschlichen Wesen um. das ihm Austunft über die Burg geben könnte, in welcher die schöne Unbekannte, ohne Zweitel, zu Hause war, allein es ließ sich niemand blicken. Bei seiner Ankunft im Kloster wendete er sich mit seiner Frage a.r einige Knechte. „DaS ist das weiße Schloß;" sagte einer; „es heißt so, weil e« weiß angestrichen ist, und in dem Schlosse wohnt die stumme Edclfrau. Auö Schreck über den plötzlichen Tod ihres Eheherrn hat sie die Sprache verloren."
- Mehr wußten die Knechte nicht zu sagen, und der Ritter scheute sich auch.
da« zu berühren, was er am liebsten hat. te wissen mögen. Daß die holde Schis, fcrin die Tochter der stummen Burgfrau sey, schien ihm jetzt zweifellos, und den Namen hoffte er bald zu erfahren.
(Fortsetzung folgt.)
Strafe der Verläumdung.
Verläumdung ist unstreitig das böseste Laster in der Welt, weil auch das Höchste nicht davor sicher ist Und doch giebt cS für dieß Verbrechen keine eigentliche Strafe; nur die Wilden Amerika's haben Stra» fcn dafür. Bei ihnen wird der Verläum» der mehrere Stunden in den Rauch Von grünem Holz aufgehängt. — In Pohlen waren ehedem die Vcrlaumder verdammt, auf Vieren zu gehen, und eine Viertelstunde lang wie ein Hund zu bellen. — Unter Kar, V. waro diese Strafe festgesetzt, aber bald nachher wieder abgcschafft, weil sie die jüruliche Ruhe störte (sie muß also oft vorgckommcn sehn); ein Schriftsteller damaliger Zeit sagt: man habe fast immer den ganzen Morgen bcl- len hören.
R ä t h s e l.
Bcsitzst du mich, Dcrgcßst du mich; Doch flieh' ich dich. So suchft du mich; Dem, welches Glück Du auch erreicht. Weich ich zurück.
So ist's erbleicht. Drum bist du klug, Jsi'S dir genug.
Will ich allein Dir gnädig scpn.
Hiezu eine Beilage,