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fen, und da« denn mchemal bei einer" schnelle» Uenderung seiner Lage mir Gttöse her abfiel und ihn ailfschreckte; ihn selbst bleich, durch Kerker- lust ermattet finster und beinahe verzweifelnd.

Durch langes düstre Gänge, neben hohen Ei­sen-Thüren, an festvergkttcrren Löchern vorbei, aus denen Kettcngeklirrc, oder Lechzen, oder Brüllen der Wuth scholl, folgte sie wankend und bleich ihrem Führer. Nun ging es noch eine enge Treppe hinab, der Schließer öffnete rasselnd eine knarrende Eisenkhür und ste waren zur Stelle.

Ein eiskalter Schauer wehte ans dem dum­pfen finstern Aufenthalt sie an. Der Geistliche ging voran. Er redete den Gefangenen, der, auf dem Gesicht liegend, sich auch nicht einmal nach den Lintretcnden umsah, freundlich an und sagte: Du hast es verlangt, Fritz , daß die be­wußte Person zu dir komme, wenn du dick von ihrer Unschuld überzeugen sollst; hier ist sie. Bei diesen Worten schlug er den Schleyer zu­rück, den Luitgarde vor Angst und Schmerz zu lüften vergessen hatte, und der Gefangene fuhr mit einem schrecklichen Fluche von seinem Lager «ruf, die schweren Ketten rasselten, das Schloß fiel mit fürchterlichem Gepolter zu Boden und riß durch sein Gewicht den Unglücklichen wieder gewaltsam, nieder.

O Kokt! o großer Gott k riefLuitgarde faar­mer nd, und hob die Hände gen Himmel.

Du bist"s ? rief der Gefangene, du kommst in diesen Aufenthalt des Elends und des Grau­ens ? Er betrachtete sic eine Weile haldgerüdr», halbzürnend. Nach und nach verdüsterten sich seine Züge wieder und mit ditterm Lachen sagte er: Sinnst du wieder auf neue Tücke? Willst du noch mehr von mir erlauschen, um mich mei­nen Peinigern zu verraihen? Es ist nicht nöihi's ich will ja sterben, ich will mich nicht retten.

Der Geistliche wollte antworten, da Luitgar» de, zu ergriffen von Allem, was fie sah und- hörte, schwieg-

Schweigt i rief der Gefangene. Ihr schweigt! Ich habe cs nun mit iht. lind nun ergoß er sich in bittere Vorwürfe und wüthcnden Zorn gegen ihre Falschheit, und eine ungeheure Lei­denschaft, bald wild und verzehrend, bald innig «nd zart, »erriech sich in diesem Klagen und Milchen, und ließ Luitgarden in die Tiefe eines Herzens sehen, das ihr ganz, ergeben und ihr längst schon kheuer war. Sie weinte sanft. Das tt»twasft>ete ihn nach und nach, und als er aus» -ctobt hatte, trat sie näher zu ihm und sagte: Ich hin doch unschuldig, Mctorin, so sehr der Schein wider mich ist. Hört mich an! Sie erzählte ihm nun den Vorfall mft den Räubern, das Aufsehen, welches d> ,'e Geschichte erregt und das ernste, unauswetchvaM,Begehren desi Kanz­lers an ße, um den Ring.

Er hörte ihr zweifelhaft zu; aber im Eifer des Gesprächs hatte fie fich neben ihn auf sei» hartes Lager gesetzt, und das schwere Schloß, das der jeder heftigen Bewegung von ihm, her­unter zu fallen drohte, aus ihre Knie gelegt, um es zu halten. Was macht Ihr ? rief er ver­wirrt, und wollte ihr die ungewohnte Last abr nehmen 5 aber so wie er die Hand ansstreckte, schrie Luitgarde auf: Mein G»tt, Ihr blutet! Die schweren Fesseln harten ihn wund gedrückt. Schnell zog sie ihr Schnupftuch hervor, zerriß es behende und legte mitleidig einen Verband um die wuirde Hand. Ihre Lhränen stoßen darauf. ,

. Ist's möglich, rief der Gefangene. Haßt Ihr mrch nichts Lebt noch eine Stimme in Eurem Herzen, die für mich spricht?

Sie erhob den Kopf und sah ihn durch ThrL- nen ernst u»rd liebreich an : Ich bin Luch von Herzen gut, ich war es im erstell Augenblick, wo ich Euch kennen lernte/ und so sag ich Euch: So wahr ich für mich und Luch die ewige Se­ligkeit wünsche, ich bin unschuldig!

Barmherziger Gott! rief er überwältigt und laut: Weh! Weh! Wae had ich gechan? Ich habe gelästert, mir kann Gott nicht barmherzig seyn! Er stürzte nieder auf das Gesicht und seine Brust arbeitete in schrecklicher Beklem­mung.

, Luitgar de legte ihre Hand auf seine Schulter, -Vieiorin! sagte si« mit tiefer Rührung: Glaubt anr, Gelt ist: «nenblich gut und langmütbig, tMd wenn Ihr, ein schwaches sterbliches Wesen, mir verzeihen könnt; v-on der Ihr Euch so schwer beleidigt glaubt, wie soll der barmherzige Vater nicht seinem gefallenen und reuigen Kinde ver­zeihen?

Beschluß folgt im nächsten Blatte.

Bekanntlich nennt man diejenigen, welche sich das erste Jahr auf der Uni­versität befinden, Füchse, Ein solcher sitzt neben einem alten Burschen in einem Collegio, und wirft durch Unvorsichtigkeit seinen Tintenstecher um , so, daß eine schwarze Fluth über die Papiere des Nachbars strömte. Höchst ärgerlich darüber fragt ihn dieser rasch «nd hitzig: ob das Tusch (Beleidigung) fepn solle ? Mer der Fuchs errviedert ganz klein­laut und zitternd:Ach nein! es war sa nur Tinte.