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getreten, zwei Tagereisen glücklich zurückgelegt, und schon glaubten sich die Reisenden aller Fähr- lichkeit überhobcn, als plötzlich in cl»em Gehölz, wo der schlechten Straße wegen der Wagen langsam zu fahren bemüßigt war, berittene Räuber von zwei Seiten hervorsprengten, de» Postillon mit vorgehaltcncm Pistol zum Stehen zwangen, die Bedienten, welche sich zur Wehre setzen wollte», vom Kutschbock rissen, steh dem Wagen näherten und mit wilder Stimme Geld und Kostbarkeiten, die der Graf mit sich führte, fo.derten. Dieser antwortete ihnen unerschrocken, aber einer der Räuber zog ein Tcrzerol und schlug auf den Grafen an. Erschrocken fuhr Luitgarde empor, riß den Ring aus der Brust, hielt ihn dem Räuber vor und rief: Laßt ab von unsEhrt de» Befehl Eures Hauptmanns! Der Räuber wich zurück, betrachtete den Ring, zog die Mütze, rief seine Kameraden mit einem Pfiffe zusammen und Alle sprengten mit verhängtem Zügel in's Dickicht hinein.
Nach einer langen Pause des stummen Erstaunens sagte endlich der Graf: Was war dass und Luitgarde, von Purpurgluth bedeckt, mußte bekennen und erzählen, wie ste zu dem Ringe gekommen war. Indessen hatten die Bedienten sich aufgcrafft, der Wagen wurde in Bewegung gebracht und man setzte noch erschrocken, betäubt von dem schnellen Wechsel der Ereignisse, den Weg fort. Mit düsterem Unmuth hörte Graf Marlinitz den Bericht seiner Nichte an. Die Liebe eines Räubers für sic, der sichtbare An- Ibeil, den ihr der wilde Iünglin'g einzusiößen - gewußt hatte, der Rückblick auf das Schicksal seines Sohnes — Alles regle sein Innerstes in Peinliche Gefühle auf; doch schwieg er finster und verlangte nur den Ring zu sehen.
Luitgarde reichte ibn hin. Mein Gott, rief «r, das ist das Lanöky'sche Wappen I Das ist ein Siegelring, den ich, nur ohne die Diamanten, die ihn ,cyk zieren oft an meines Freundes Finger gesehen habe i Wie kommt der Mensch zu dem Rnig s — Und er ist ihm «Heuer, hat er dir gesagt - Und doch hat er ihn dir geschenkt?
Cr schüttelte das greise Haupt.
Lansky ? — Lansky s — wiederholte Luitgarde langsam und nachdenkend, und das von Flammen verzehrte Kind und der Ruf des Papagry's fielen ihr auf einmal schwer aufs Herz. — Me» torin von Lansky war ihr von ihrer Mutter und seinem Vater bestimmt gewesen, und wer hatte ihr den Papagey gebracht, und wer ihn den Namen ihres verlornen Verlobten gelehrt? Sie schauderte, denn mitten aus her Tiefe verworrener Gefühle und Gedanken hob sich eineVermu- thung auf, die zugleich Grauen, Wehmnth und schmerzliche Luft in ihr erweckte.
Wie komme der Straßcnräuber zu dem Rin
ge? Weißt du davon? fragte der Graf.
Nichts lieber Oheim, als was ich Euch schon gesagt habe. Der Ring ist ihm sehr theuer, bat er mich versichert. Ich wollte ihm denselben zu- rücksenden, wenn ich seiner nicht mehr bedürfte; aber er verweigerte es mit sichtlicher Empfindlichkeit.
Der Mensch ist in dich verliebt, das ist klar- Nun, nun lassen sich auch manche andere Dinge und das Geschenk des gestohlenen Papagey's begreifen. Eine lächerliche und doch grausenhaftc, schändliche Liebschaft fürwahr zwischen meiner Nichte und einem Svitzbnbenhaiiptmaun.
Dieß Wort schnitt tief und fchmerrlkch in Luitgardens Brust, und sie vermochte nicht, ihre Lhiänen zurückzuhaltcn; aber ans der offnen Wunde hob sich der Stolz und der Entschluß, de» Unglücklichen, der mttten in seiner Verwilderung noch besserer Gefühle fähig war, nicht zu verläugne» und seiner Sache muthig treu zu bleiben.
Meist schweigend, in tiefen Gedanken kamen sie nach Prag. GrafMartinitz betrieb seine Geschäfte und mitunter geheime Nachforschungen wegen des Ringes. Lttirgarde fühlte sich beobachtet und nicht mehr fo zwanglos, wie auf dem Lande. Das krankte sic, den» sie wußte sich keines Vergehens, nicht einmal einer tadclhaften Nachgiebigkeit schuldig. Sie hatte gegen verführerische Erinnerungen ernstlich gekämpft, sie wollte Friedrich ihre Hand geben, sei» liebevolles treues Ehegcmahl sepn. Mehr forderte er selbst nicht, denn er gab auch nicht mehr, und den Platz, den vielleicht, in Schatten und Nebel gehüllt, ein gewisses Bild in Luitgardens Herzen cinnahm, besetzten ja in ihres Vetters Brust ganz offen und hell seine Sammlungen und Kunstfertigkeiten; sie sah nicht ein, worin« sie gefehlt hatte.
(Fortsetzung folgt,)
Stahl und Stein.
Mein Herz ist Stahl, spricht Adelherde, Und mein's — fiel Kleon hurtig ein. Und meines, schönes Kind, ist Stein. WaS meinst du, wenn wir sie nun beide Ausammenschiugen? wie? bei meinem
Leben
Das sollte Fester geben!