583

Nun waren sie Im Thale. Das Hqus lag vor ihnen, der Fremde eilte voraus- bald er­schienen die Bewohner und beeifcrten sich, die Kutsche heranzudrrngen und Alkes vorjukchren, was zu ihrer Herstellung vonnöthen war-. ES schien/als habe der Fremde hier zu befehlen Und Luitgarde nahet« sich, da er nicht erschien, einem von den hecbeigekommenen Leuten. Jetzt sab sie sie erst genauer an. Es waren lauter wunderliche, abschreckende Gestalten, und nicht ohne Widerwillen redete sie einen Mann an und fragte nach dem Herrn.. Er war ei« Kaufmann aus Budweis und der Hof und Hammer hier ge­hörte sein. Luitgarde beruhigte sich. Die schwar­zen, wilden Vkänncr waren Eisenarbeiier, auch machte es ihr Vergnügen, zu sehen, wie ge­schickt sie die Arbeit angriffen, so, daß sie hof­fen konnte, ihre Reise bald fortsetzen zu kdnne». Aber noch immer blieb der Fremde aus. End­lich erschien er. Mit trübem Ausdruck in den Blicken bat er. sie um Verzeihung, daß er sic habe warte» lassen, und ersuchte sic ehrerbietig, tn's Haus cinzutreten. Er öffnete ein artiges Zeinmer im Erdgeschoß., eine kleine Collation Kand auf einem Tisch« bereit, eine alte Frau empfing sie mit vielen Bücklingen. Die Art, wir der Fremde ihr einen Stuhl brachte, ihr von den Früchten und Confiruren andvt, sie unterhielt, zeugte von feiner Lebensart, und ein schwermüthigcr Ausdruck in diesen kräftigen Zügen, verbunden mit dem weichen Ton seiner Stimme, regte ihr Herz in den seltsamsten Ge­fühlen auf, Nu» kamen ihre Leute und mel­deten ihr, daß alles bereit und der Wagen im Stande scy, sie weiter zu bringen. Der Fremde fuhr vom Stuhl empor, ein fürchterlicher Blick schoß auf den eintretcnden Bedienten, der sei­ner Gebieterinn diese unwillkommene Botschaft brachte. Luitgarde schrllck zusammen. Der Fremde bemerkt« es> und sogleich wieder milde bei er sie um Vergebung seiner raschen Bewe­gung und bot ihr den Arm, um sie zu demWa- gsn zu führen. Sie verneigte sich freundlich und legte ihre Hand auf seinen Arm. Da blieb er plsulich stehen , sah sie lange an und sagte nach einigem Kampfe mit sich selbst: Erlaubt, edles Fräulein, daß ich Euch ein Paar Worte allein sage!

Luitgarde winkte der Kammerfrau, voraus

gehen, und auch die Alle verlitß. bas Zim­mer

Ihr habt m'r von dem schwarzen Fritz gesagt, Ihr fürchtet ihn zwar nicht, «dir seine Leu... z-r ,akUrsache, sich vvr mit zu scheuen.

» ich bin, kommt er gewiß nicht hin. So >' i «übt, daß ich Euch diesen Ring gebe', und wenn ihr einst durch ein unglückliches ungefähr in- seine «der seiner Leute Hände gcrakhct, so

weißt diesen Ring vor, und Ihr seyd gerettth

Luitgarde ständ bestülzt. Ein Gedanke, der wie ein Blitz ihre Seele durchzuckte, machte sie- verstummen.. Der dunkle Fremdling am Molr daussrom erschien vor ihrem Geiste, sie glaubte einige Aebnlichkcit zwischen ihm und dem Hclm- merhcrrn zu finden ein Schauer-übcrlies sie, und ohne deden zu können, ohne den Ring zu zu nehmen, den er ihr darkielt, sah sie ihn for­schend und grausend an. Der Adel dieser Züge, der milde Ausdruck, seiner Augen straften eine kindische Furcht Lügen, sic faßte sich und er­griff den Ring. Es war ein schöner Carnjol in Gold reich gefaßt, und zu dccdcu Seiten mit drei kleinen Diamanten in Form eines Klee­blatts descßt.

Ich danke Euch recht sehr und erkenne den ganzen Umfang meiner Verpflichtung gegen Luch. Diesen Ring werde ich als ein theureS Kleinod aufbewahren, und ihn, wen» ich seiner nicht mehr bedarf, mit dem lebhaftesten Dank- feinem Ligenrhümer zurückstellen. Aber seyd nun auch so gütig, mir Euer» Namen und Wohnort zu sagen-, damit ich

Drückt Euch das arme Geschenk des wilden Fremdlings L rief der Mann mit ausbrechendcm Zorn. Der Ring ist mir sehr cheucr. Ich gab ihn Euch, er sollte Euch dienen, er sollte Euch vielleicht rette», er sollte dafür bei Luch blei­ben dürfen, und Ihr

Luitgarde erröthete bis unter die Locken, ihr Auge suchte de» Boden, und schnell ließ sie, ohne zu bedenke» was sie that, den Ring tn den Busen fallen, weit'Iemand ins Zimmer trat. Der Hammcrmcister bot ihr aufs Neue den Arm sie schritten hinaus, der Fremde hob sie in den Wagen, ein leichter Druck, den er ans ihre Hand wagte, wurde eben so flüchtig erwicdert« ihre Blicke begegneten sich sich noch einmal und die Pferde rissen den Wagen fort.

In tiefen Gedanken und streitenden Gefüh­len fuhr sie oahin. Sie konnte sichs nicht läng, neu,.daß die Erscheinung des Budweiser Ham- merhrrrn einen wunderbaren Eindruck auf sie gemacht hatte. So war ihr noch kein Mann vorgekommen, und das Unbegreiflichste war ihr die Gewalt, mit der sein Inneres auf das ihrige zu wirkend sie zur Lffciiheit und Wohl­wollen gegen ihn gleichsam zu zwingen schien, gegen ihn, den sie me sesrhn, ja- dessen Acus- serungcn und Umgebungen so manches seltsame und nicht fteündliche Räthsel zu enthalten schienen.

(Fortsetzung in der Beilage.)

Hiezu eine Beilage.