Aus Stadl und Kreis Calw
Auf dem weg zum Brot
Ein jedes Aehrenfeld trägt soviel zeugende Kraft in sich wie ein ganzes Menschengeschlecht zusammen; deshalb «ordert das Brot immer wieder Achtung, Dankbarkeit und stete Erkenntnis seines unwandelbaren Wertes,
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Mit jeder schlichten und ehrlichen Nahrung nehmen wir auch die notwendigen Beziehungen zur Natur wieder aus, ganz nah verbunden den Kräften, die nicht nur ihre höchsten Ziele, sondern auch ihre größte Einheitlichkeit haben.
Nur die volle Aehre neigt sich tief; still, geschloffen und schwer wartet sie auf ihre Bestimmung. So bringt auch nur der wertvollste Mensch eine wirkliche Ehrfurcht auf. bleibt demütig und stolz zugleich innerhalb der- großen Gesetzmäßigkeiten.
Es war einmal eine Zeit, da stiegen immer wieder Menschen hohe Treppen hinaus, bettelnd um ein Stück Brot. Diese Zeiten sind vorbei. Nun bleibt ein jeder nah der Erde und schafft das Brot einfach mit. T. 8. ä.
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4ÜÜ00 RM. für das Deutsche Rote Kreuz
Die letzte Stragensammlung des 3. Kriegs- hilsswerks für das Deutsche Rote Kreuz hat im Kreis Calw mit einem hervorragenden Ergebnis abgeschlossen. Mit dem für eine Straßensammlung ungewöhnlich hohen Spendeertrag Von 40 053 RM. steht es weitaus an der Spitze aller seitherigen Spendeaufkommen und stellt dem Opferwillen der Heimat das schönste Zeugnis aus.
Sommerfest im Kindergarten
Ein Svmmerfest, aber im Kleinen, erfreute «m Mittwoch die Mütter und Kleinkinder Hirsaus. Die Leiterin der Kinderschule, „Fräulein Erika" hatte dazu in ihr im Kurpark hübsch gelegenes Anwesen eingeladen. Nachmittags markierten mit kindlicher Musik und Trommel- ylag die etwa 40 Kinder aus ihrem Saal ins freie, und dann kam Schlag auf Schlag: allerlei Kinderlieber, wozu der Takt mit den Händchen geschlagen wurde, kindliche Reigen, Aufsteigen und Abrutschen über ein 2 Meter hohes Gestell, bald Vorführungen der Aeltesten, dann der Kleinen. Daß die ganz kleinen Mitglieder der Spielschar von Zeit zu Zeit in den Umkreis der Mütter eilen mußten, uin sich der Anwesenheit der eigenen Mutter zu vergewissern, war begreiflich. Schließlich wurden als Preis und Andenken papierne Windfuchteln verteilt und dann, ja dann kam der Abschied für den ältesten Jahrgang, der nach den bevorstehenden Som- merfericn der Deutschen Volksschule zu dieser übertreten und damit die goldene Zeit der kindlichen Spiele hinter sich lassen,-also in den Ernst des Lebens eintretcn und damit wieder ganz Kleinen Platz machen muß. Eine schöne Zeit ist's gewesen und Dank sei der Führerin, die ihren Kindern ihre jugendlichen Jahre verschönerte und wertvoll machte.
„Die Nacht in Venedig"
Volkstheater Calw
Die bekannte Operette von Johann Strauß hat den Vorwand und vor allem die Musik zu dieser glänzend ausgestatteten Filmkomödie gegeben. Beschwingt und heiter verläuft die leicht- lefüate, durch Tanz und Revue reich ausge- chmuckte Spielhandlung. Auge und Ohr wer- >en gleicherweise mit Reizen bedacht. Spritzige Dialoge wechseln mit hübschen szenischen Einfällen und sorgen für eine beglückende Stimmung. Ein geschiedenes Sängerpaar kehrt zur alten Liebe zurück und eine Stenotypistin reist per Preisausschreiben in ihr Lebensglück. Es gibt ein Paar nette Mißverständnisse und die dazugehörigen noch netteren Entwirrungen. Die prächtige Lagunenstadt entfaltet ihren ganzen Zauber. Dazu Strauß'sche Musik und ein Wirbel leichten, lachenden Lebens. Paul Verhoe - den hat den Film inszeniert. Die Darsteller sind Heidemarie Hath eher, Lizzi Wald- müller, Erika von Thellmann, Hans Nielsen, Harald Paulsen, Erich Ponto, Paul Henckelsu. a. Im Beiprogramm läuft der wertvolle Kulturfilm „Des Weidmanns hohe Kunst" und die neue Deutsche Wochenschau mit Bildberichten von den Kämpfen im Kaukasus, zwischen Don und Wolga und an der Wolchowfront. IH. Koos Lobssts.
Zur Aufhebung der Gebüude- entschuldungssteuer
Die Erhebung der Gebäudeentschuldungssteuer hängt mit der Geldentwertung zusammen. Die Hausbesitzer hatten in der Inflationszeit ihren Sachbesitz erhalten. Die dinglichen Lasten mußten regelmäßig nur mit 25^ des Goldmarkbetrags aufgewertet werden. Durch diese Vermögenserhaltung und Abwertung der Hypotheken hatten die Hausbesitzer einen Vorteil erlangt. Ihr Besitz wurde daher zum Ausgleich mit der Gebäudeentschuldungsstener belastet. Durch Gesetz vom 26. Juni 1926 wurde in Württemberg die Gebäudeentschuldungsstener ab 1. April 1926 fü> Gebäude eingeführt, die vor dem 1. Juli AR bezugsfertig geworden Waren. Der Steuers^ betrug für 'den Staat 26,4^ und für die Gemeinde 5,4H, zusammen 81,8A aus der 3^igen Rente des Gebäude-, steueranschlags (Fricdenswert). Tie Steuer war nach dem Stand der dinglichen Belastung am 31. Dezember 1917 gestaffelt. Tic Steuerermä
ßigung betrug bei unbelasteten Gebäuden fünf Siebtel und ermäßigte sich bei einer Belastung von 30 des Gebäudesteucranschlags auf zwei Siebtel. Bon der Besteuerung waren frei Gebäude von Kleingewerbetreibenden mit einem gesamten steuerbaren Gcbäudeertrag bis zu 150 RM. und Gcbäude, die dauernd landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen, oder gärtnerischen Zwecken zu dienen bestimmt waren, ferner Neubauten oder durch Ilm- oder Einbauten dein 1. Juli 1918 bezugsfertig geworden sind, ncugeschaffenc Gebäudeteile, welche erst nach Eine Ermäßigung der Steuer konnten erhalten Eigentümer von Gebäuden, die deutsche Kleinrentner oder ihnen Gleichgestellte sind, oder wegen großen Aufwands außerordentlicher Verbesserungen und Reparaturen, oder wegen erheblich geringere! Ausnützung gewerblicher Räume; außerdem bei erhöhter Hypothckcnauf- wertung.
Durch die Verordnung des Ministerrats für die Reichsvertcidigung vom 31. Juli 1942 wird der Plan der Rcichsregierung, die Gcbändeent- schuldungssteuer aufzuhebew verwirklicht. Es konnte allerdings nicht daran gedacht werden, ans laufende Einnahmen ohne jede Gegenleistung zu verzichten. Tie Verordnung sicht deshalb die Leistung eines einmaligen Abgeltungsbetrags zu Gunsten des Reichs vor. Der Abgeltungsbetrag beträgt das Zehnfache des Jahresbetrags der Gebäudeentschuldnngssteuer, der sich nach den Verhältnissen am 1. Dezember 1942 ergibt. Der Abgeltungsbctrag wird auf ' volle Hundert Reichsmark nach unten abgerundet. Bei der Ermittlung des Jahresbetrags der Gebäudeentschuldungssteuer sind die Ermäßigungen zu berücksichtigen, die in den Verhältnissen des Grundstücks begründet sind und nach den bisherigen Vorschriften im Veranlagungs- Verfahren oder im Billigkeitswege gewährt wurden. Die Hausbesitzer haben nach einem Erlaß des Innenministers und des Finanzministers vom 19. August 1942 noch Gelegenheit, Anträge auf Nachlaß von Gebäudeentschuldungssteuer 1942 spätestens bis zum 30. September 1942 bei der Gemeindebehörde einzureichen. Diese berechnet den Abgeltungsbetrag, während die Erteilung des Abgeltungsbescheids und die Erhe- hebung des Abgeltungsbetrags^Aufgabe des Finanzamts ist. Der Abgeltungsbctrag ist spätestens am 31. Dezember 1942 zu entrichten. Soweit er nicht rechtzeitig entrichtet wird, ist er ab
1. Januar 1943 mit 4,5zu verzinsen Der Abgeltungsbctrag ist bei der Ermittlung der Einkünfte für die Einkommensteuer zur Hälfte abzugsfähig, soweit der Schuldner ein Äbgel- tungsdarlehen nicht aufnimmt. Abgeltungsdarlehen werden in erster Linie von dem Institut gewährt, welches bereits auf dem Gebäude- grundstück eine Hypothek inne hat; wenn das Institut die bestrangige Hypothek inne hat, so hat es auf die Gewährung des Darlehens einen Anspruch.
Wenn nach Abzug der Minderungen und Nachlässe die Gebäudeentschuldungsstener jährlich weniger als 20 RM. beträgt, so ist kein Abgeltungsbetrag zu leisten.
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Nagold. Ter Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Oberleutnant Heinz Hogrebe, Kompaniechef in einem Infanterie-Regiment. Oberleutnant der Ress Heinz Hogrebe ist 1913 zu Bochum geboren und hat sich als Führer eines Jnf.-Bataillons in den harten Kämpfen am Wolchow besonders ausgezeichnet. Oberleutnant Hogrebe weilt zurzeit als Verwundeter im Tcillazarett Krciskrankcn-
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Haus Nagold, wo er Heilung und Genesung findet.
Pforzheim. Weil er sich an einer Ehefrau vergriffen hatte, deren Mann im Felde steht, verurteilte die hiesige Strafkammer einen 53- jährigen Einwohner wegen Beleidigung zu zehn Monaten Gefängnis. Der Angeklagte war wegen Notzuchtversuch vorbestraft. Das Urteil zeigt, daß die deutsche Justiz die Hausehre der deutschen Soldaten zu wahren weiß.
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BDM.-Mädrlgruppe 1/401 und BDM.- Werkgruppe 1/401. Die ganze Gruppe einschl. BDM.-Werk, F.- und FA.-Schar sowie die Spiclschar treten pünktlich am Sonntag 9 Uhr in tadelloser Dienstkleidung am Salzkasten an. Sämtliche Beurlaubungen sind für diesen Dienst aufgehoben. Pflichtdienst!
IM. - Gruvpe 1/401. Am Sonntag treten sämtliche JM.-Führerinnen, FA.-Schar und Schar 1 pünktlich und vollzählig um 9 Uhr am Salzkasten an. Erscheinen Pflicht! Tadellose Dienstkleidung!
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Am Wochenende zur Erntehilfe
Lin Out bekommt Hille - ckuüeuckZruppeo cker NL-kreueusobakt beim Usuckeiusntr
jentgen aber, die von ver ungewohnten rZclv- arbeit recht müde geworden sind, bereiten sich
Jeden Samstagmittag ziehen viele junge Mädel und Frauen hinaus zum Gut vor den Toren der Stadt. Jeden Sonntagabend kehren sie wieder heim, nicht mehr vereinzelt, zu zweit oder zu driit wie aus dem Hinweg, sondern in fröhlichen großen Gruppen, denen das Abschiednehmen voneinander sichtlich schwer fällt. Das Wochenende, das dazwischenlag, hat diese Gemeinschaft bewirkt, es hat die junge Hausfrau und Mutter mit dem in der Berufsausbildung stehenden Mädel, die Arbeiterin mit der Stenotypistin, die Studentin mit der Verkäuferin in tätiger Arbeit zusammengeführt.
Das Gut kann die Hilfe jungen, arbeitseifrigen Kräfte für die verschiedensten Arbeiten. je nach Jahreszeit und Witterung, gut
schon auf die Schlafenszeit vor. Morgen aber wird es frühzeitig wieder hinaus an die Arbeit gehen.
Was am Samstag begonnen ist, wird am Sonntag beendet. Mag auch der Rücken von der ungewohnten Arbeit ein wenig schmerzen, mag es die Sonne zu gut meinen oder der Wind die Locken zerzausen, mögen die Hände schmutzig fein und der Schweiß von der Stirn rinnen —iedes Mädel hat seinen Stolz, durch- Uhalten und das gesteckte Ziel zu erreichen. Es gibt eine Kaffee- und eine Mittagspause im Schatten am Feldrain. Wieviel Freude macht es, einmal etwas anderes zu tun, körperlich zu arbeiten und dabei die Gewißheit
Hab' mein Wagen vollgelaben. Samstag und Sonntag ziehen diese Nadel der stugendgruppe der NS.-§rauenschaft hinaus aufs Feld, um den Bauern in ihrer Umgebung zu helfen (Scherl-Bilderdienst)
gebrauchen. Schmunzelnd betrachtet der Verwalter d,e herbeiströmenden jungen Mädel und Frauen, die schnell ihre städtische Kleidung ablegen und schon nach wenigen Minuten aus der Scheune ganz verwandelt, in Turnzeug oder praktischen Arüeitskleidern und Kopftüchern, wieder zum Vorschein kommen. Die nötigen Geräte sind bald verteilt, jeder Gruppe wird ein erfahrener Mann zur Anleitung beigegeben, und dann geht es zur . Arbeit hinaus aus die nahen Felder. Bis zum Einbruch der Dunkelheit kann man noch viel schaffen, und ivas.heute noch nicht fertig wird, wird morgen bestimmt erledigt.
Der abendliche Weg zum Gutshaus ist für viele Mädel, die sonst ihr Tagewerk in Fabrik- salen und Büros ableisten, ein wirkliches E r- iebnis. Manche machen noch einen Gang öurch die Ställe, andere wandern mit ihren Abendbrotschnitten durch den Garten, der das Gutshaus umgibt, oder sitzen unter der grauen Linde. und sinaen ein Abendlied. Die-
zu haben, eine wirklich brauchbare Hilfe zu sein.
Wenn die freiwilligen Arbeitskräfte dann wieder als gutangezogene Städterinnen den Gutshof verlassen, sind sie sich einig, daß dieses Wochenende viel erlebnisreicher und fröhlicher war, als wenn es nur mit „Faulenzen" angefüllt gewesen wäre. Ebenso gesund war cs bestimmt! — das sehen die Mädel, wenn sie sich gegenseitig in die braungebrannten Gesichter schauen, lind jede von ihnen, die einen ihr nahestehenden Menschen an der Front weiß, glaubt, ihm nun freier und stolzer in die Augen schauen zu können.
So ist es nicht verwunderlich, daß die Zahl der freiwilligen Erntehelferinneü von Wochenende zu Wochenende zunimmt, und daß die Jugendgrnppen der NS.-Frauen- schaft, die diesen Einsatz ins Leben gerufen haben, nach immer neuen Betatigungsmög- lichkeiten Ausschau halten. De. ll. ki.
Nach kurzer Pause fuhr der Staatsanwalt fort: Als Beweis dafür brauche ich nur auf folgende Feststellungen hinzuweisen: Der Zeuge Lunday sagt aus, daß der Angeklagte Ulla Ramin geliebt habe. Ein Bild steht zur Verfügung, das diese Aussage bekräftigt. Die Zeugin Ulla Ramin bekennt sich selbst zu der Fotoaufnahme. Es ist erwiesen, daß der Angeklagte den Flug nach Afrika nicht antrat, als er von der Verlobung der Zeugin Ramin mit Harald Boysen Kenntnis erhielt. Der Brief des Toten an die Zeugin Ramin beweist, daß der Ermordete absichtlich den Angeklagten mit dieser Bekanntgabe überraschen wollte. Es war damit auch Harald Boysen bekannt, daß sich der Angeklagte Hoffnungen auf die Zeugin Ramin gemacht hatte. Dieser Fall liegt klar wie selten einer. Ich fasse meine Anklage wie folgt zusammen: Der Angeklagte Sasso Folkening ist schuldig des Totschlages an Harald Boysen. Er hat die Tat im Affekt begangen. Ich beantrage eine Strafe von zehn Jahren Zuchthaus unter gleichzeitiger Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit!" -
Doktor Woldsen erhob sich. Der Verteidiger faßte sich kurz. Er zerpflückte die spärlichen Beweismittel und erklärte, daß die vorliegenden Indizien bei weitem nicht ausreichten, um einen bisher unbescholtenen Menschen, der das Wort von der treuen Kameradschaft stets wahrgemacht habe, zu einer schweren Strafe zu verurteilen. Sasso Folkening sei unschuldig. Er habe alles getan, um seinen Kameraden dem Tod der Wüste zu entreißen. Das Schicksal sei mächtiger gewesen.
„Ich stelle daher den Antrag, Sasso Folkening von der gegen ihn erhobenenen Anklage freizusprechen."
Der Vorsitzende des Gerichts erteilte dem Angeklagten das Wort.
Sasso Folkening erhob sich. Sein Blick ging durch alle hindurch, die er traf.
,Äch habe das Beste gewollt. Harald Boysen verübte Selbstmord. Ich trage keinerlei Schuld an seinem selbstgewählten Ende."
Nun zog sich das Gericht zur Beratung zurück.
Die Zuhörer raunten einander ihre Vermutungen darüber zu, wie die Verhandlung ausgehen und das Urteil lauten könne.
In der hintersten Ecke saßen die beiden Monteure Sasso Folkenings beieinander und drückten die Daumen für ihren Chefpiloten.
„Paß auf. Gerd, unser Sasso wird's schaffen."
„Klar, Mensch! Der Staatsanwalt fällt mit Pauken und Trompeten durch!" lautete die Zustimmung des anderen.
Nach verhältnismäßig kurzer Zeit kehrte der Gerichtshof in den Saal zurück und perkündete das Urteil, Das Gericht war zu dem Beschluß gekommen, daß die vorliegenden Indizienbeweise für ein „Schuldig" nicht ausreichten, zudem sei der Zeuge Lunday als befangen abzulehnen. Das Gericht habe deshalb beschlossen, Sasso Folkening wegen Mangel an Beweisen von der Anklage des Totschlages freizusprechen.
Kaum hatte der Vorsitzende geendet, kaum war der Beifall der Zuhörer verrauscht, als sich der Staatsanwalt erhob und Einspruch gegen das Urteil einlegte.
„— ich stelle deshalb den Antrag, daß Folkening bis zur Berufungsoerhandlung das deutsche Reichsgebiet nicht verlassen darf. Die Untcr- suchungsbehörden werden weitere Beweise erbringen. Ueber das, was in den Dünen von Eldeyen geschah, schweigt die Wüste. Noch schweigt siel Aber es gibt Möglichkeiten,- ihr das Geheimnis um den Tod Harald Boysens abzuringen!"
15.
Sasso Folkening kehrte in fein einsames Heidehaus zurück. Aus Tischen und Fensterbänken standen Blumen über Blumen. Eine große Silber- schale — Flugpreis eines ausländischen Wettbewerbes — war mit Glückwunschkarten und Telegrammen angehäuft.
Frau Meinten, die alte Wirtschafterin, hatte ihm seine Lieblingsspeise bereitet. Mit sorgsamen Händen trug sie ihm das Mahl auf, während ihre Augen feucht schimmerten. Dankbar strich Sasso Folkening über die abgearbeitete, runenreiche Hand.
In den folgenden Tagen vergrub er sich in seine Arbeit. Er versuchte das Leid der vergangenen Wochen zu vergessen.
Einmal stand Ulla Ramin vor ihm.
„Ich mußte es dir sagen, Sasso", begann sie mit bebender Stimme, „daß ich nach wie vor an dich glaube, was auch kommen mag!"
Er nickte ihr zu.
„Das weiß ich, Ulla", sagte er.
Wie sie da vor ihm saß, von stolzem Wuchs und doch so feingliedrig, mit einem Haar, das unter den Strahlen der Sonne wie Goldgespinst funkelte —, da drängte es ihn, sie an sich zu reißen und wie einst ihren feinen, roten Mund mit Küssen zu bedecken. Wie gern hätte er mit seinen Lippen das zarte Geflimmer der winzigen Härchen berührt, die ihren Nacken zierten. Tausend Bande drängten ihn zu ihr, tausend heiße Wünsche trug er in seinem Herzen zu ihr — und mußte cs dennoch verschließen.
Wie warm und liebevoll ihr Blick ihn umfang! Sasso Folkening sah es wohl, aber er deutete es anders. Das Mitleid allein mochte aus ihm spre- chen, das Mitleid mit ihm, der um eines Käme- raden willen schweres Leid erdulden muhte. Auch jetzt noch, da er wie ein Gefangener in seinem Hause weilte. Man hatte es ihm verboten, seine Heimat zu verlassen, ehe nicht die Berufungsoer- Handlung angebrochen war. Cr vermochte nicht mit dem Gefühl der Freiheit den Menschen gegen- überzutreten, weil man ihn nur wegen Mangel an Beweisen freigesprochen hatte. Der Verdacht einer verbrecherischen Tat lastete nach wie vo! auf ihm.
Die Finger des Mädchens, das dicht neben ihm saß, glitten sacht über seine Hand.
Es war ganz still im Raum.
Der Mann schloß die Augen. Für Sekunden brach ein grenzenloses Glücksgesühl in ihm auf. Er spürte das Kosen der weichen Mädchenhand. Ein beseligtes Erschauern durchrann ihn. Ach. wenn doch dieser Augenblick ewig währen könntßs Wenn alle Uhren der Welt still stehe» wollten fit dieser köstlichen Stunde. Wenn all das Bitte— nur ein Traum, ein flüchtiger Traum gewe i wnre — — — «.iehimfl tolgl.)