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Tage vor seiner Abreise gab er vielen von sei­nen Freunden und Bekannten in London ein prächtiges Traktament. Als die Tafel bald auf­gehoben werden sollte, brachte ihm ein Bedien­ter ein Billet folgenden Inhalts:Ich kann nicht unterlassen, Mylord *** Ihnen meine Hochachtung zu bezeugen; niemals haben Ihre Verdienste Sie dessen würdiger gemacht, und da ich Ihnen gerne überzeugende Beweise von mei­ner Hochachtung geben möchte, so ersuche ich sie hiedurch sich heute Abend um 8 Uhr in der *** Gasse cinzufinden. Sie werden daselbst eine dunkele Allee gewahr werden. Gehen Sic in die­ser Alice bis an das Haus zum *** torr, und klopfen Sic gerade gegen über an die Thür, die Ihnen sogleich eröffnet werden wird. Kommen Sie aber allein und ohne alle Begleitung; man erwartet Sic um die bestimmte Stunde."

Der Lord lachte bei Durchlcsung dieses Bil- lets, und sagte zu einem seiner Freunde:Se­hen Sic, wie mir das Glück so günstig ist. Ver- muthlich kommt diese Einladung von einer mü­ßigen Schönen her, die gerne auf die künftige Nacht einen Gesellschafter haben möchte. Ich denke aber, ich werde mich nicht cinlasscn; ein Mann, der in Ungnade gefallen ist, muß ein Philosoph scyn."

Des ander» Tags erhielt der Lord ein neues Hand-Bricfiein, worin er folgendes las:Ich habe mich mit der Hoffnung geschmeichelt, My­lord, daß Tie des Ruhms, den Ihnen das Pub­likum beileget, würdig seyen. Sollte ich mich etwa i» meiner Meinung betrogen haben i ich will Ihnen indessen durch diese zweite Einladung Gelegenheit geben, den begangenen'Fehler zu verbessern. Man erwartet Sie heute noch ein­mal um diesclbige Stunde als gestern, und zwar an dem nämlichen Ort. Machen Sie die gute Meinung, die man von Ihnen gefaßt hat, nicht selbst zu Schanden. Wen» Sic diesen Lag wie­der vorbei gehen lassen, so wird es Ihre eigene Schuld ieyn, wenn Sie nicht glücklich sind."

Der Lord ward über diese trotzige Einladung gewißermaßen entrüstet, und beschloß steh an den bestimmten Ort einzufinden, wenn es auch nur blvs wäre, um diejenigen Personen zu sehen, die sich unterstanden, mit so vieler Dreistigkeit an ihn zu schreiben. Als er des Abends um die gesetzte Zeit ohne Bedienten dort ankam, fand er an dem bezeichncten Platz einen schmalen Gang, der ihn zu einer Treppe führte. Er stieg bis in das fünfte Stockwerk hinauf, wo er end­lich eine Thürc fand. Der Ort, der einer Woh­nung eines Bettlers ähnlich sahe^schien zu einer Licbes-Begebenheit, für einen Mann von seinem Range gar nicht bequem zu ftyn, und es entstand endlich einige Furcht in ihm, man möchte an­dere Anschläge auf seine Person gemacht haben.

Er faßte indessen ein Herz und klopfte an dke Thür. Wer ist da, ries ihm eine unbekannte Stimme zu'sEs ist der Lord *** antwortete er. Nun gut, erwiedcrte die Stimme, er kann herein kommen. Als der Lord die Thür geöff­net hatte, besand er sich in einer dunkeln Kam­mer, die durch eine Lampe nur ein wenig er­leuchtet wurde. Er gicng weiter vorwärts und griff zu gleicher Zeit an seinen Degen. Sie fürchten sich Mylord, rief man ihm aus einem Bette, das an dem andern Ende der Kammer stand, zu. Im geringsten nicht, »ersetzte der Lord, und näherte sich dem Bette, worin er ei­ne» ehrwürdigen Greis liegen sähe, dessen schnee­weißer Bart ihm über die Brust herab hieng, und der kaum noch eine menschliche Gestalt hatte. Mylord, redete ihn der Greis an, cs ist mir ein wahres Vcranügen, Sic zu sehen. Ich bin ge­gen den Ruhm, den Sie sich erworben, nicht gleichgültig. Setzen Sie sich, und fürchten Tre nichts von einem hundert und fünf und zwanzig jährigen Man».

Der Lord saß voller Verwunderung da, und wußte nicht, was er von diesem Auftritt denken sollte, bis endlich der Greis wieder auf folgende Art das Wort nahm- Ihre Standhaftigkeit, Mylord, Ihre Klugheit, der gute Rath, den Sie aus aufrichtigem Herzen dem König ihrem Herrn gegeben, und die schlechte Belohnung, welche sie dafür erhalten, dieß alles ist mir erzählt wor­den. Ich erkenne in ihrer Person einen würdi­gen Sohn des Lords ***, und einen Mann, der dieser ganzen Familie Ehre macht. Aber sage» Sie mir, fehlen Ihnen nicht in ihrer Fa­milie einige Papiere und alte Dokumente, die Ihnen zum Beweiß gewisser Gerechtsame und Ihres Adels höchst nvthwendig wären l Aller» dings, antwortete der Lord; die Papiere sind, ich weiß nicht durch was für einen fatalen Um­stand, verloren gegangen. Ich habe alle mög­liche Nachforschung deshalb thun lassen; meine Mühe ist aber vergebens gewesen, und ich sehe mich in Ermanglung derselben genöthigct, we­nigstens den vierten Theil meines Vermögens zur Erhaltung meiner Gerechtsame daran zu wen­den. Gut, versetzte der Alte, dort steht ein Käst­chen ; nehmen Sic hier diesen Schlüssel, und bff- nen Sie dasselbe. Der Lord öffnete selbiges mit der größten Begierde, und erstaunte nicht we­nig, als er alle diese Papiere darin fand, wo­durch ihm und seiner ganzen Familie so wichtige Dienste geleistet werden konnten. Großmülhiger Greis, rief er voller Entzückung aus, ich finde mein Glück und den Beweis von den Gerecht­samen meiner Voreltern wieder! Wem bin ich aber dieses Glück schuldig t Entdecken Sie sich mir; ich bitte Sie. O mein Sohn! versetzte der Alte, indem er die Arme nach ihm ausstrecktk/