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aufzustellen uiid bewundern zu lassen. Einen mit Wasser angefütlten Krug hatte man auch dabei gefunden, und eine Commission von Acrzten, Apothekern und Chemikern nicdergesetzt, um die Qualität und die besondere Eigenschaft dieses Wassers gehörig zu untersuchen, und siche da, nach Wochcn-Ianger genauer Prüfung, Analisi- rung u. s. m. siel der Spruch der hochgelehrten , wohlweisen und hohen Herren einstimmig dahin überein, daß es wegen seiner seltenen Bcstandtheile kein anderes Wasser, als Wasser aus dem Jordan sepn könne. Groß war die Freude und der Jubel über die glückliche Entdeckung, und Das Wasser wurde als das kostbarste D'Uuäniu im Raritäten - Cabinet des reichen Herrn deponirt. Aber ach! nur von sehr kurzer Dauer war die große Freude, die auf eine sehr empfindliche Art selbst zu Wasser wurde. Ein Maurer-Geselle hatte nämlich, als er das Monument an seinem neuen Bestimmungsorte aufrichten wellte, an einem Stein desselben eine Jahrszahl entdeckt, die aus einer Zeit herrührte, zu -der kein Mensch mehr an Kreuzzüge, dachte, sondern sehr modern war. Ließ war freilich ein unerwarteter Schlag für die Herren Chemiker, die sich aber dennoch nicht nehmen ließen, daß das Wasser auf jeden Fall' aus dem Jordan ftp. Noch waren sie im Disputiren begriffen, als ein Schreiben anlangte, in dem zu lesen war: „Einer, der bei der Ausgrabung des Monuments beschäftigten Arbeiter habe öffentlich im Wirthshaus erzählt, daß in dem gefundenen Kruge köstlicher Wein gewesen sey, den er ausgetrunken und sich köstlich habe schmecken lassen, dann ihn aber mit Wasser aus dem Stadtbrunnen gefüllt und so übergeben habe. — Was soll man nun mit dem Kerl ansangen?" schloß sich fragend der Brief.
Dieser Schlag kam zu unerwartet, und brachte die ganze chemische Gesellschaft sammt dem Herrn Käufer und alle
seine Umgebungen so außer Fassung, daß sie bis jezt noch keinen Beschluß über das was dabei anzufangen sey, haben fassen können, und so blieb Alles in ststu guo; nichts Klügeres hatten die Herren wohl nach allen Bcrathschlagungen herausbrin- gen können. Indessen hat man dasMo- nument zur Zierde eines andern Kirchhofs verwandt.
Die Universität Göttingen besaß unter andern kostbaren Naturselicnheite» eine in der rasigen Bibliothek anfbewahrte, vom Könige von England dahin geschenkte Silberstufc. Sie ward, man weiß nicht genau wie? durch diebische Hände entwendet- Einige Tage darauf, nachdem dieser für die Akademie beträchtliche Diebstahl entdeckt worden war, traf der Hofrath Kästner in der Bibliothek den Bedienten des Hotraths Heyne, des Aufsehers der Bibliothek, der davon redete, daß man dem Kasten, in welchem die Silberstufe gelegen hatte, einen andern Plag werde anweisen mäßen. „Laß er den Kasten immer stehen, sagte Kästner, wir brauchen ihn noch." — „Und wozu wollen wir ihn brauchen'i" fragte der Bediente. — „Die Nase hineinzulegcn, die sein Herr wegen seiner Nachläßigkeit von der K. Regierung in Hannover erhalten wird," antwortete Kästner.
Eben dieser launige und originelle Mann machte einst, da während des Winters einige der dasigen Studirenden durch ihr Knalle» mit langen Peitschen ihn oft in seinen mathematischen Arbeiten störten, folgendes Epigramm:
Klatscht!, Pursche, klatscht, laßt schwere Peitschen knallen,
Laßt Hieb auf Hieb auf müde Pferde fallen. Der Bürger hört cs mit Erstaunen an,
Und denkt, daß jeder noch —j ein Schweinhirt werden kann.
Dein Witz, sagte ein Stichler zum andern, ist wie Pfeffer; er beißt nicht, aber er brennt. Der Andere sagte: „Das thut er nur auf Lästerzungen." — „Ich wüßte nicht, gab der erste zurück, daß wir die Unsrigen umgetauscht hätten."—„Das braucht ihr auch nicht, sagte ein Dritter, denn es wäre ein Tausch, wobei keiner von euch etwas neues bekäme."