Aus dem Leben des Kalifen Harun al Raschid.
Schreckliche Folgen verliebter Verblendung.
Unter den Fürsten, die auf M a h o- meds Throne saßen, war der Kalife Harun al Raschid einer der berühme testen; ein weiser gefürchteter Regent, ein tapferer Krieger, und ein solcher Freund der Wissenschaften, daß er ohne Gelehrte gar nicht leben konnte. Künste und Wissenschaften erlangten, durch seine Aufmunterung und sein Beispiel, in Arabien eine nie gesehene Blüthe, das Reich der Araber selbst aber bekam eine Ausdehnung, die es nie zuvor gehabt hatte. Glücklich als Regent, wäre es Harun auch in seinen nähern Umgebungen gewesen, wenn ihn nicht Jähzorn und — unreine Liebe zu seiner eben so schönen als gefühlvollen Schwester Abbassa beherrscht, und zu schrecklichen Ungerechtigkeiten verleitet hätte.
Gewöhnlich ist schon das Geschick einer europäischen Fürstentochter keineswegs zu beneiden. Sklavin des Ranges und der Etikette, darf sie nie den Neigungen ihres Herzens folgen, sondern muß gedultig harren, ob und von wem ihre Hand begehrt wird. Sie darf nicht fragen wie der Mann gebildet, wie sein Herz, sein Geist beschaffen ist, der um sie wirbt. Das ganze Glück oder Unglück ihres Lebens kommt bei ihrer Vermählung gewöhnlich am wenigsten in Betracht. Noch schlimmer ist es in dieser Beziehung im Morgenlande. Dort ist die Fürstentochter, wie in Europa, ein Ball des blinden Schicksals , der unbeschränkten Willkühr ihres Vaters, und außer Stande, nur das Geringste zu sehen, was ihre Einsamkeit erheitern könnte. In einem engen Harem eingeschloffen, wird sie von eifersüchtigen Augen häßlicher, abscheulicher Eunuchen bewacht, die um so tprannischer ihre Gewalt üben, jemehr sie mit ihrem Kopfe
für ihre Wachsamkeit bürgen mäßen. Jeder ihrer Blicke, ihrer Seufzer wird bewacht, gedeutet. Eine blinde Wahl bestimmt sie einem Günstling des Sultans, wo ihr Geschick keineswegs besser wird, wenn nicht das Glück ihr einen Gatten zuführt, der sie mehr liebt, als es unter solchen Umstanden kaum möglich ist.
Die Prinzessin Abbassa glaubte in dem ersten Vezier ihres Bruders, dem Barmeciden Gia ffar, denjenigen gefunden zu haben, der ihre Tage begücken könnte. Die Familie der Barmeciden war eine der ältesten in Asien, und leitet? ihren Ursprung von der Familie der persischen Könige her. Dem Kalifen hatte sie die ausgezeichnetsten Dienste erwiesen, und dadurch das Vertrauen und die Achtung'des ganzen Volks, wie des Herrschers sich erworben. G i a ffa r galt für ein Muster der Tugend und Gerechtigkeit, daher bat die Prinzessin ihren Bruder eines Tages, daß er sie mit dessen Hand beglücken möchte.
(Fortsetzung folgt)
«Ich habe mein Lebtage schon viele Lebtage erlebt, aber so ein Lebtage, wie dieses Lebtage, Hab' ich noch all mein Lebtage nicht erlebt." — So rief ein Schuhmacher bei einer ihn sehr befremdenden Marktbegebcnheit aus. Seitdem hieß der gute Mann: Meister Lebtage.
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Eine Ehefrau lag hart darnieder und begehrte von ihrem Ehemann das Versprechen, daß er nach ihrem Hinschciden ihre Freundin ehelichen sollte. „Ach, sagte der Gatte schluchzend, stirb du nur erst, das Uebrige wird sich dann schon finden.
Auflösung der Charade in Nro. 52. Stammbaum.