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Lächerlich, thoricht und unkonsequent ist es, wenn sich der Jüngling wie eine Micdcrpuppe bei seiner Ballage einfindet, gekräuselt und gesalbt, sie mit faden Schmeicheleien bethört, ihre körperliche Schönheit als seinen einzigen Götzen be­trachtet, sie mit Plattitüden und Fanfa- ronaden unterhält, ihre Neigung durch Geschenke Spatzicrfahrten, Bonbons rc. zu erhalten sucht und hintendrein verlangt, sie sollte auf Alles das verzichten, und blos für sein ausgehülstcsIch" wel­ches sie doch früher gar nicht zu Gesichte bekam leben und da seyn!

Aus was besieht das Auxiliär-Korps unserer Jünglinge, wenn sie im Sturm­schritt gegen ein weibliches Herz marschi- ren? Englischen Fracks goldenen Uhr­ketten weißen Strohhüten Schnurr- und Backenbärten Nachtmusiken Bal­len Cavalkaden Walzern Radman- telnsteifen Halsbinden u. s. w. Wer kann es dann Mädchen verdenken, wenn sie ihrerseits ein eben so bedeutendes Hülfs- korps entgegen stellen, als z. B. ächte ShwalS lange Leiber Schottische MäntelLau äö colo^neSchmacht­locken Lorgnetten Gruppirungen, DrappirungcnEcossaisen rc.

Die immer mehr überhand nehmende Bildung und Genialität, oder eigentlich die edle Unverschämtheit und Zudringlich­keit unserer Jünglinge, ist das erste Prin­zip der Zerstörung aller Frauenwürde. Diese pestartige, alle Sittlichkeit zermal­mende und vergiftende Rohheit und Nicht­achtung gegen das schöne Geschlecht, die jetzt unter den Zierbengeln, Tagsrittern und Modepostillons Ton ist, muß und wird das Uebel noch ärger machen, und allen Sinn für Weiblichkeit verflichtigen. Bei dem es Mode ist ein Weib verächt­lich zu behandeln, bei dem herrscht Un­sittlichkeit, und unzüchtige Laster hegen verderbliche Brut in seinem entarteten In­nern, und wo es schon Ton ist, selbst die

äußeren Ehren- und Achtungs-Bezeugnifse außer Acht zu setzen, da hat die Verderbt­heit den höchsten Gipfel erreicht.

Nach allem diesen kommen wir wieder auf den ersten Punkt zurück, daß das Ha- gestolziat nichts ist, als eine verdammli- che Selbstsucht, eine der Gesellschaft, der Menschheit und dem Staate gleich schäd­liche Untugend. Und wie verkümmert lebt nicht ein Hagestolz an und für sich, und wie lächerlich wird er zuletzt seinen Mitmenschen! Denkt euch einen gvjahri- gcn jungen Jüngling, der aussicht wie das Geschlechts-Register der Familie Lan­geweile, der täglich um 7 Uhr, zo Minu­ten und 2 Sekunden die lieben Aeuglein aufschließt, mit den lieben Pantöffelchen bis 10 Uhr herumklappert, dann sein Süppchen schlürft, dann ein Stündchen ausschleicht, Nachmittags ein Schläfchen hält, Abends ein Spielchen macht, Nachts ein Schälchen Thec trinkt und dann an der Seite eines Möpschens einschnarcht.' Ist das nicht ein reizendes Bild? Aber so wie die gütige und weise Vorsicht jeder Untugend ihre Strafe beifügt, so wird feder Hagestolz von einem HauSübel ge­peinigt, und dieses Uebel trägt den Na­menH a u s h a l t e r i n!" Es ist ein wahrer Triumph für alle Frauen, einen solchen verknöcherten und verkümmerten Jüngling unter dem hochnothpeinlichen Halsgericht einer solchen Haus- und Ta- schen-Tyrannin zappeln zu sehen!

R ä t h s e l.

Mein Wunsch ist, nicht gekannt zu seyn: Drum hüll' ich mich in Schleper ein: Kennst du mich nicht, so ärgert's dich. Und kennst du mich, sogleich verschmäh'st du mich.