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Brob-Taxe.

Kernenbrod .... 4 Pfund 14fr. Roggenbrot» .... 4 i2kr. 1 Kreuzerweck schwer 7 Loth 1 Lucntle.

Anekdoten und Erzählungen.

Ein Wort zu seiner Zeit über das Hagestolziat.

(Beschluß.)

DieScheingründe und Deckmäntel, mit denen ein Hagestolz gewöhnlich seine Grundsätze beschönigt, laufen immer ent­weder aus den Druck der Zeit, aus Ver­armung rc. oder auf die Verderbtheit der jetzigen weiblichen Jugend, in moralischer und geistiger Hinsicht hinaus. Beide Ent­schuldigungen näher zu beleuchten und ihre Unzulaßlichkeit darzuthun, dürste nicht ganz schwer setin.

Wenn wir uns Umsehen im Reiche der Hagestolze, so werden wir gewahr, daß der größte Thcil dieser Ehelosen aus wohlhabenden, sorg - und kummerlosen Menschen besteht, die blos aus lieber Be­quemlichkeit in Cölibatur leben, um durch die süße Sorge für Gattin und Familie nicht zu einer, ihnen lästigen Ativitat ge­zwungen zu werden. Wie wenig Hage­stolze finden wir unter den wahrhaft ar­men und Bedrängten, überhaupt in der nieder» und arbeitsamen Klasse! Der po- tenzirte bedarf potenzirt auch ihre rastlose Thatigkeit, spornt sie zur Arbeit und würzt ihre ehelichen Freuden. Nur in den Woh­nungen des Reichthums, dieses Vaters al­ler Egoisten, finden wir jene behaglichen Faullenzcr, die voll Selbstheit sagen: Nun habe ich genug für mich, ich will die Last meiner Sorgen nicht vermehren, um nicht noch für ein fremdes oder für meh­rere fremde Geschöpfe arbeiten zu mäßen ! Schon daß sie durch den Besitz ihres Mam­mons alle Genußkelche des Lebens vollauf leeren können, daß sie ihre Sinnlichkeit zu

jeder Minute betäuben und sich im Schlarn- me verkühlter Besitzungen Herumwalzen können, stumpft sie für edlere Bedürfnisse, für bas Bedürfniß der Ehe, für das Be­dürfniß züchtiger und keuscher Umarmun­gen, für das Bedürfniß herzlicher Mitthei- lung und häuslicher Wonne ab. Mangel und Armuth sind also sehr selten die Be­weggründe des Hagestolzismus. Eben so unbefriedigend ist der andere Grund, Ver­bildung, schiefe Erziehung und übertrie­bene Luxuriosität der jetzigen weiblichen Jugend.

Ich wälze einen großen Theil dieser Schuld auf das männliche Geschlecht zu­rück ; die in unserem Zeitalter vorherrschen­de Arroganz, Selbstheit, Frivolität und Verflachung der männlichen Jugend, ja so zu sagen, ihre geistige Entmannung ist die Urquelle der weiblichen Untugenden und Fehler.

Es giebt Männer, die sich beifallen lassen zu sagen: das weibliche Geschlecht bedürf? keiner weitern Erziehung und Ausbildung, als die jn der Küche u. Spei­sekammer, am Waschtroge und Nahtische. Zu dieser Ansicht kann nur Mangel an Verstand verleiten. Unwissenheit, Seelen­roheit, Blödsinn rc. sind meistens die Ur­sachen , warum blos Eitelkeit, Modesucht und Koketterie dem schönen Geschlechts mehr sind, als HerzenSgüte, Frömmigkeit und Bescheidenheit. Dieß fällt auch blos auf die männliche Jugend zurück, die in der Art, wie sie sich an Toiletten und Nähtischen benimmt, wie sie uni die Gunst, um die Hand und um das Herz eines Mädchens wirbt, es deutlich genug zu er­kennen giebt, daß sie selbst weder Achtung noch Sinn für den Werth höherer Weib­lichkeit, für den Reiz stiller Tugend, für den Zauber geistiger Anmuth und für die süßen Vorzüge häuslicher Zurückgezogen­heit besitzt, noch dasselbe von dem Ideale ihrer augenblicklichen Anbetung fordern könne oder wolle.