dermal hieran zu erinnern, was nach ih­ren Handlungen zu urlhcilen sie nur gar zu ost zu vergessen scheinen. Man könnte Anrede und Schluß allenfalls so setzen: Ihnen einen sanften Tod wünschend, habe ich die Ehre rc. Indessen liegt in dem bloßen geboren doch noch eine Wahrheit, da hingegen die Zusätze meistens die lä­cherlichsten Ungereimtheiten und offen­bare Lügen enthalten. Den nennt man Wohlgeboren, der oft ganz schief, krumm verwachsen das Tageslicht erblickt hat, den Hochgeboren, der auf sehr niedrigem Boden zur Welt gekommen ist u. s. w. Edclgeboren, welches noch die ehrenvollste Benennung ist, und die man, wahrscheinlich aus triftigen Gründen: nur den sogenann­ten nieder» Standen erlheilt, ist Niemand, nur seinc'Thaten können ihn edel machen, folglich ist Hochedelgeboren ein Galima- thias. Wohlgeboren sind alle Crcaturen, weiche die Natur mit einem regelmäßigen Körperbau und geraden Gliedmaßen be­schenkt hat, folglich ausser dem gebrechli­chen Ebenbilde Gottes auch schönes Rind­vieh, Esel, Pferde, Hunde, Katzen und Mause rc. Hochgeboren könnte man alle diejenigen nennen, welche auf Bergen, Thürmen, in der ersten Etage, wenn man Vom Himmel kommt, d. h. unter dem Dach rc. auf die Welt kommen ; so sind z. B. die meisten Bewohner der Schweiz hochgeborene Leute; ich besaß vor einigen Jahren einen amerikanischen Hund, der war gewiß sehr hochgeboren, denn er war zufälligerweise auf dem Cimboraffo zur Welt gekommen. Wer Anspruch auf Hochwohlgcboren machen will, muß die unter beiden Rubriken angeführten Qua­litäten nothwendig vereinigen. Man sieht aus dieser kurzen Analyse, wie lächerlich es ist, daß wir Anfang, Ende und Con- cept unserer Briefe mit solchem Schwulst füllen und verlängern, den man in keine andere Sprache übersetzen kann, ohne für verrückt gehalten zu werden. Nicht viel

besser wendet man die kauderwelschen Wortgewirre: Hochwohlehrwürden, Hoch- chrwürdcn. Hochwürden, Hochgelahrt u- s. w. an. die oft an sehr unwürdige und krasse Ignoranten verschwendet werden.

Wir wollen hoffen, daß uns Niemand für so thöricht halten werde, als glaub­ten wir durch das Gesagte eine Äende- rung oder auch nur eine richtige Ansicht über diese Hanswurstiaden bewirken zu wollen. Gott bewahre, so etwas fallt uns im Traum nicht ein, dazu kennen wir unsere lieben deutschen Mitbürger zu gut; im Gegentheil sind wir überzeugt, daß Die meisten den armen Verfasser dieses Aufsatzes für einen unsoliden» leichtsinni­gen Menschen, vielleicht gar für einen gefährlichen Neuerer und Demagogen hal­ten werden. Warum wurde er also ge­schrieben, da man diese traurige Gewiß­heit hatte? Je nun, um auch einmal etwas zu schreiben.

Artikel scliiionel.

Der Verfasser des obigen Aufsatzes macht wohl den Vorschlag, das Hoch-, Wohl-, Edel-, rc. geboren aus den Briefen zu verbannen, durch was will er es aber er­setzen ? durch die An- und Schlußrede: Ihnen einen sanften Tod wünschend?" Wer aber zum Guckuck möchte wohl täg­lich an seinen Tod erinnert werden? Ich mache daher den Antrag an ein sämmt- lichbrieffchrcibendes Publikum, künftig Je­dem die besondere Eigenschaft bcizulegen, mit der er das Licht der Welt erblickt hat, und durch die er sich besonders auszeich- net; auch kann man im Fall eines hohen Grades dieser Eigenschaft noch das Wört- chcn sehr hinzufügen. Beispiele mögen die Sacke erläutern. Den Klugen gebe man klug-und sehr kluggeborcn, den Schö­nen schön-und sehr schöngeboren (so lan­ge sie cS bleiben); so gäbe es denn ver­ständig-geboren, pfiffig - geboren, gerade- geboren, krumm-geboren, musikalisch-ge-